Warum Rüstungsausgaben den Goldpreis stützen

- 04.04.2017

Wenn ein frisch ins Amt gewählter amerikanischer Präsident auf seinem ersten Staatsbesuch in Deutschland nichts besseres im Gepäck hat, als eine völlig absurde Rechnung (Schätzungen zufolge 350 Milliarden US-Dollar) für unterlassene Nato-Militärausgaben, dann stehen uns wahrlich schwierige Zeiten ins Haus. Ich für meinen Teil habe es immer als menschlichen Fortschritt angesehen, je weniger Geld für die Erhaltung der Sicherheit und des Friedens aufgebracht werden muss und je mehr für Bildung, Umwelt und Soziales bleibt. Herr Trump scheint das leider genau anders herum zu sehen.

Vielleicht sollte Frau Merkel im Gegenzug einfach ebenso plump eine Beteiligung an den Erträgen aller amerikanischer Auslandsinterventionen einfordern, die ohne europäische Unterstützung und deutschen US-Stützpunkte möglicherweise nie statt gefunden hätten, sicher jedoch viel teurer geworden wären. Wenn wir uns schon an Feldzügen beteiligen, die - wie der Einmarsch im Irak - nachweislich unter falschem Vorwand und mit den offensichtlichen Zielen der Ressourcenkontrolle sowie der Verteidigung des Petro-Dollars geführt wurden, steht uns doch wenigstens ein angemessener Teil der wirtschaftlichen Beute zu, die sich das „US-Big Business“ zwischenzeitlich dort einverleiben konnte, oder was meinen Sie?

Von den europäischen Staaten eine Erhöhung ihrer Militärausgaben einzufordern, obwohl diese immer noch mit den Folgen der – übrigens wesentlich von den USA mitverursachten - Finanzkrise zu kämpfen haben, lässt Parallelen an die Tributforderungen des alten Roms gegenüber seinen ausgebeuteten Provinzen erkennen. Zu provokativ? Nun, wenn nicht einmal mehr Trumps „America First“ und teils „postfaktische Twitter-Rhetorik“ ausreicht, um uns unserer eigenen Interessen zu besinnen und diese ebenso rücksichtslos einzufordern, dann steht es wahrlich schlecht um unsere Souveränität. Wie wäre es beispielsweise mit einem sofortigen Ende der uns von den USA aufgezwungenen wirtschaftsschädigenden Russland-Sanktionen? Umfragen zu Folge hätte dieses Vorhaben sowohl in der Bevölkerung als auch in der Wirtschaft eine große Mehrheit und schließlich hat selbst Trump eine Entspannung der Russland-Beziehungen angekündigt.

Doch die gebotene Empörung bleibt aus und somit werden wohl nicht nur die USA in den kommenden Jahren ihren hoch roten Staatshaushalt mit irrsinnigen Rüstungsausgaben weiter überstrapazieren. In der Reaktion sehen sich natürlich auch die „Gegenparteien“ wie China und Russland genötigt, ihrerseits militärisch aufzurüsten. Die grenznahe Stationierung von großen Nato und US-Truppenverbänden in Osteuropa und im Südchinesischen Meer trägt ihr Übriges zu diesem völlig unproduktiven Wettlauf bei.

Erst jüngst, am 26.03. brachen 1.400 Soldaten mit schwerem Gerät aus einem Nato-Stützpunkt in der Pfalz nach Orzysz in Polen auf. Im besten Fall geht es dabei tatsächlich nur um Abschreckung und wirtschaftliche Schwächung, doch es ist auch nicht auszuschließen, dass dieses Säbelrasseln sich weiter zuspitzt und einige der politischen Entscheider dahinter sich ernsthafte Chancen im Falle einer direkten Konfrontation ausrechnen. Wir können jedenfalls festhalten, dass die Diplomatie an immer mehr Orten von Syrien über den Iran bis in die Ukraine scheitert und statt dessen wieder die altbekannte militärische Keule geschwungen wird.

Und was hat all das jetzt mit Gold zu tun? Mehr als Sie denken: Rüstungsausgaben sind der Inbegriff unproduktiver Investitionen und haben damit direkt eine hoch inflationäre Wirkung. Panzer, Gewehre und Munition produzieren weder nützliche Konsumgüter noch machen sie die Ernte oder sonst irgendeinen wirtschaftlichen Ablauf effizienter. Die in Rüstung investierten Ressourcen sichern bestenfalls bestehende Handelsrouten ab und zerstören schlechtestenfalls wertvolle Infrastruktur, Produktionskapazitäten und vor allem menschliches Potential auf beiden Seiten. Zwei benachbarte Länder, die sich aus Angst voreinander bis zur Belastungsgrenze aufrüsten, stehen zwangsweise am Ende schlechter da, als zwei friedlich miteinander Handel treibende - insbesondere dann, wenn es zum offenen Konflikt ohne eindeutigen Sieger kommt. Der Irak-Iran-Krieg in den Achtzigern ist eines der besten Beispiele für diese destruktive Wirkungsweise und hat beide Nationen postum extrem geschwächt.

Es gibt unzählige Beispiele in der Geschichte dafür, wie Aufrüstung und Kriegsführung zu starker Inflation geführt haben. Das Muster war dabei fast immer das gleiche: Die Regierung zog wichtige Ressourcen aus der produktiven Wirtschaft ab und leitete diese in die militärische Verwendung. Dies schwächte die reale Wirtschaft (mit einigen Ausnahmen wie z.B. der Waffenhersteller) und senkte somit die zu verteilenden Güter und Staatseinnahmen. Wenn Bauern und Arbeiter zu Soldaten gemacht wurden, gab es für alle im Lande weniger zu essen und konsumieren - Es sei denn natürlich, die Soldaten eroberten mehr, als Sie verbrauchten.

Gleichzeit mussten sich die Staaten zumeist hoch im In- und Ausland verschulden, um ihre stetig steigenden Haushaltsdefizite finanzieren zu können. Kaum ein Land ist dabei nicht der Versuchung unterlegen, seine finanzielle Lage mit Hilfe der Notenpresse aufzubessern. Es ist also keineswegs Zufall, dass während großer Kriege der stabile Goldstandard regelmäßig „ausgesetzt“ wurde, um die ausufernde Kriegsfinanzierung zu ermöglichen. Ob Napoleon, Lincoln, Hitler oder Nixon - sie alle haben ihre Gläuber oder Soldaten irgendwann mit unzureichend gedecktem Geld aus der Notenpresse bezahlt und als dieses dann nach den knappen Gütern nachfragte und der Wechselkurs immer weiter absank, schossen die Preise in die Höhe und die Ersparnisse wurden weniger wert.

Natürlich kann und sollte man die heute Zeit nicht leichtfertig mit der damaligen gleichsetzen, aber der Mechanismus und damit vermutlich auch die Folgen bleiben nach meinem Verständnis immer noch die gleichen. Je mehr der Staat für unproduktive Bereiche wie Rüstung ausgibt, desto mehr Geld kommt ohne realwirtschaftlichen Gegenwert in den Umlauf und desto höher wird die Inflation ausfallen. Wenn Mr. Trump also wie geplant das Militärbudget um zusätzliche 54 Milliarden US Dollar ausweitet (was übrigens fast dem gesamten russischen Militäretat entspricht) und auch den Rest der Welt zu diesem rückschrittlichen Rüstungswettlauf anstachelt, sollten wir die Geschichte besser ernst nehmen und mit einem zunehmenden Kaufkraftverlust unserer Ersparnisse rechnen. Da bekommt der Begriff Helikoptergeld doch gleich eine ganz neue Bedeutung...

GoldGeldWelt Gastautor

ist Diplom-Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Filialleiter eines Edelmetallhändlers in Hamburg. Seine Spezialgebiete sind physische Edelmetallinvestments, sowie Blockchain und Kryptowährungen. In seinen Marktanalysen beleuchtet er das wirtschaftspolitische Big Picture.

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