Sind klassische ETFs bald out?

Aktive ETFs: JP Morgan, Templeton und Co. wittern Potenzial

GoldGeldWelt Redaktion - 04.05.2023

Mit aktiven ETFs sollen Anleger die Benchmark outperformen können. Dies behaupten jedenfalls Investmentbanken und Fondsgesellschaften. Läuft das Zeitalter der klassischen ETFs damit aus?

Was sind aktive ETFs?

Aktive ETFs sind eine Mischung aus einem passiv verwalteten börsengehandelten Indexfonds (ETF) und einem aktiv verwalteten Investmentfonds. Ein ETF bildet einen Index wie zum Beispiel den S&P 500 oder den DAX ab. Bei aktiv verwalteten Fonds entscheidet das Management über die Zusammensetzung des Portfolios.

Bei einem aktiven ETF dient ein bestimmter Index als Basis, kann jedoch durch das Management in seiner Gewichtung und Zusammensetzung verändert werden. Das Resultat dieser Änderung ist dann ein neuer Index.

Im Unterschied zu Smart Beta ETFs werden Entscheidungen über die Abweichung von der Benchmark durch ein menschliches Management getroffen. Bei Smart Beta ETFs entscheidet eine regelbasierte Anlagestrategie über die jeweilige Zusammensetzung des Portfolios. Smart Beta ETFs können etwa versuchen, unterbewertete Aktien aufzuspüren oder in Unternehmen mit einer besonders hohen Eigenkapitalquote zu investieren. Auch das Momentum kann Gegenstand von Smart Beta ETFs sein.

Aktive ETFs sind somit ein Stück weit eine Rückkehr zur alten Fondswelt - mit dem Versprechen, eine Outperformance gegenüber der Benchmark zu erzielen.

JP Morgan will mehr aktive ETFs verkaufen

Banken und Fondsgesellschaften wollen ihren Kunden aktive ETFs näherbringen. J.P. Morgan etwa will dem Branchendienst AssCompact zufolge in diesem Segment wachsen. Christian Preussner, Leiter Investmentspezialisten für US-Aktien bei J.P. Morgan AM etwa konstatierte, dass Anleger bei passiven ETFs Transparenz und Flexibilität schätzten. Diese Vorzüge gebe es jedoch auch bei aktiven ETFs mit Titelselektion.

J.P. Morgan hofft laut Preussner zu wissen, welche Aktien und Unternehmen sich besser und welche sich schwächer entwickeln. In aktiven ETFs sollten die Unternehmen mit besserer Prognose dann stärker und die Aktien mit schwächer Prognose schwächer gewichtet werden.

J.P. Morgan bezeichnet diesen Ansatz als „Research Enhanced Index“ und bietet aktuell acht solcher ETFs an. Die ETFs beziehen sich auf Indices wie MSCI World, S&P 500 oder auch MSCI Emerging Markets. Der JREC für den MSCI China A kam zuletzt auf ein Fondsvolumen von knapp 13 Millionen USD und strebt langfristige Erträge über jenen des MSCI China A Index an. Der Fonds investiert dazu aktiv hauptsächlich in ein Portfolio von chinesischen Unternehmen, heißt es einleitend im Factsheet.

Wie viel mehr Rendite bringen aktive ETFs?

Ob aktive ETFs tatsächlich mehr Rendite bringen, bleibt abzuwarten. J.P. Morgan taxiert das Renditepotenzial für US-Aktien auf etwa 40 Basispunkte nach Gebührenabzug. So viel mehr soll ein aktiver ETFs also im Vergleich zu einem klassischen US Aktien ETF bringen. Im globalen bzw. Schwellenländerbereich sieht die Investmentbank dagegen eine zusätzliche Rendite von 90-100 Basispunkten. Aktive ETFs brächten insbesondere in Ländern mit weniger Transparenz Vorteile.

Der Ansatz nutzt J.P. Morgan zufolge die Erkenntnisse von Portfoliomanagern. Es geht laut der Beschreibung auf der Website der Bank darum, „Ineffizienzen in Aktien- oder Anleiheindizes auszunutzen, um die risikobereinigten Renditen zu steigern“. Ein aktiver ETF solle eine über der Benchmark liegende Performance (auch als Alpha bezeichnet) erreichen und nicht nur die Marktrendite (Beta) erwirtschaften. Gleichzeitig sollen die Eigenschaften der ETF-Struktur beibehalten werden.

Eine langfristige Story für die Vermarktung hat sich J.P. Morgan auch schon einfallen lassen: Künftig gibt es mit herkömmlichen ETFs weniger zu verdienen, so die Prognose. „Da langfristig die Renditen des Marktes niedriger sein werden, gewinnt die Gewinnung von Mehrertrag (Alpha) an Bedeutung, um langfristige Wertentwicklungsziele zu erreichen.“

In einer Welt mit niedrigeren Renditen müssten Investoren „Geld härter arbeiten lassen“. Eine Mischung aus aktiven und passiven ETFs könne dazu beitragen. JP Morgan betont jedoch auch, dass aktive ETFs ein höheres Indexrisiko mit sich bringen.

Der aktive ETF von J.P. Morgan mit Bezug auf den MSCI World konnte seinen Referenzindex tatsächlich schlagen - und zwar in jedem einzelnen Jahr seit 2019. Die laufende Gebühr beträgt 0,25 %.

Aktive ETFs für den Anleihemarkt und ESG

Insbesondere für den Bereich des Bondmarktes sieht J.P. Morgan Chancen. So hätten aktive Anleihen ETFs die Möglichkeit, die Bonität des Emittenten zu bewerten. Bei traditionellen ETFs dagegen führe die Gewichtung der Anleihen Benchmarks dazu, dass Emittenten mit höherer Verschuldung automatisch stärker gewichtet werden.

Auch eine Übergewichtung von ESG-Kriterien sieht die Investmentbank als Verkaufsargument. Schließlich könnten aktive Strategien ein effizientes Engagement in bestimmten Kriterien bieten. „Anstatt umstrittene Sektoren einfach auszuschließen, können aktive Manager die Nachhaltigkeit bei allen Anlageentscheidungen berücksichtigen. In diesem Zusammenhang führen Sie einen engen Dialog mit den Unternehmen, in die sie investieren und führen strenge Aktienanalysen durch.“

Auch Templeton sieht „Potenzial für bessere Ergebnisse“

Die Verkaufsargumentation von J.P. Morgan klingt jener bei anderen Banken und Fondsgesellschaften recht ähnlich. Templeton etwa argumentiert, mit aktiven ETFs könnten Portfoliomanager Anlagechancen nutzen, anstatt einfach nur einen Referenzwert nachzubilden. Die Manager hätten zudem die Möglichkeit, das Konzentrationsrisiko auf Emittentenebene zu berücksichtigen. Templeton bietet bislang einige aktive ETFs auf Anleihen an.

Weitere relevante Beiträge zu diesen Themen finden Sie unter  IndizesETFsS&P 500JP MorganDAXFonds  und  USA .

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