Schnäppchen oder Flop?

Birkenstock Aktie fällt beim IPO zweistellig

GoldGeldWelt Redaktion - 12.10.2023

Die Birkenstock Aktie ist am Tag des Börsengangs deutlich gefallen. Dafür ist nicht nur ein schwaches Marktumfeld verantwortlich: Zu viele Fragen zur angemessenen Bewertung wurden aus Sicht der Marktteilnehmer offenbar nicht zufriedenstellend beantwortet.

Die Birkenstock Aktie (WKN: BSTCK0, ISIN: JE00BS44BN30) hat ihr Börsendebüt verpatzt. Die Aktie des deutschen Schuhherstellers notierte am Mittwoch zum Handelsschluss in New York bei 40,20 USD und damit 13 % unter dem Angebotspreis. Der erste Kurs nach dem Handelsstart lag bei 41 USD. Am Donnerstag konnte sich die Aktie nur unwesentlich erholen. Vorbörslich notierte das Papier in New York gegen 15:20 Uhr bei 40,28 USD.

Die Kursentwicklung hat die Sorgen um den IPO-Markt befeuert. Dass IPOs von relativ großen Unternehmen – und zumal solchen mit einer starken Marke – derart ungünstig verlaufen, versuchen die am Börsengang beteiligten Akteure eigentlich zu vermeiden.

Chart im Fokus

Streit um angemessene Bewertung

Doch es wäre verkürzt, den schwachen Börsenstart allein auf das Marktumfeld zurückzuführen. Markteilnehmer sind sich uneins über die angemessene Bewertung von Birkenstock. Das Unternehmen und sein Private-Equity-Eigentümer L. Catterton sehen eine Bewertung auf Augenhöhe mit Premiummarken wie Nike als angemessen an.

Nicht wenige Analysten und Fondsmanager halten diese Bewertung aber für zu hoch. Schließlich kam es zu einem IPO-Preis in der Mitte der Vorstellungen, der Birkenstock mit rund 8,6 Milliarden USD bewertet. Die Eigentümer hatten eigentlich eine Bewertung von 11 Milliarden USD angestrebt.

Der seit 2012 amtierende CEO Oliver Reichert beschreib gegenüber dem Handelsblatt die Tage vor dem IPO als schwierig. Mit Verweis auf das Chaos in Washington erklärte er, es seien hektische Zeiten gewesen. „Keiner wusste, ob es einen Shutdown gibt und wie sich die Lage entwickeln würde“.

Der Ausgabepreis von 46 USD sei auch deshalb zustande gekommen, weil sich Birkenstock als „extrem bodenständiges Unternehmen mit wenig Energie für Höhenflüge“ wahrnehme. Dennoch: Der Markt bewertet die Aktie offenbar niedriger.

Birkenstock Aktie: Immer noch zu teuer?

Manches spricht dafür, dass die Aktie auch nach dem Kursrutsch zum Debüt noch zu teuer ist. Die aktuelle Bewertung liegt deutlich höher als bei anderen Schuhmarken wie etwa Skechers, Crocs und Steve Madden und eher auf dem Niveau von Luxusmarken wie LVMH und Kering. CEO Reichert sagt selbst: „Wir sind kein Luxusunternehmen. Wir sind eine reine Funktionsmarke, die sich der Qualität verschrieben hat“. Das Unternehmen sehe sich als Erfinder des Fußbetts und nicht als Schuh- oder Modemarke.

Die Eigentümerstruktur lässt jedoch etwas anderes vermuten. Die Mehrheit am Unternehmen hält weiterhin der Finanzinvesto L Catterton, der mit dem Luxuskonzern LVMH verbunden ist. Der Finanzinvestor hatte Birkenstock vor zwei Jahren für 4 Milliarden USD von der Eigentümerfamilie gekauft. Aktien für 325 Millionen wird laut IPO-Prospekt zudem der LVMH Großaktionär Bernhard Arnault erwerben.

David Trainer, der Vorstandsvorsitzende der Investment-Research-Firma New Constructs, hatte bereits im Vorfeld des Börsengangs auf die hohe Bewertung hingewiesen. Zwar sei Birkenstock profitabel – 8,7 Milliarden USD seien jedoch zu hoch angesetzt. Er zweifle zwar nicht daran, dass Birkenstock eine starke Marke sei und stilvolle Sandalen produziere. Es gebe aber wirklich kein Grund für einen Börsengang des Unternehmens. Deshalb hatte er im Vorfeld des IPOs von der Zeichnung abgeraten.

„Bedächtiges“ Wachstum angestrebt

Ein Blick auf die nüchternen Zahlen jedenfalls bestätigt eher die Skeptiker. Im vergangenen Geschäftsjahr wurde ein Umsatz von 1,2 Mrd. EUR erzielt – ein Drittel mehr als 2020, aber immer noch auf einem für börsennotierte Konsumgüterhersteller niedrigen Niveau. Der Gewinn lag bei 187 Millionen EUR. Zum aktuellen Kurs entspricht dies einem KGV im Bereich von 40.

CEO Reichert verspricht „bedächtig“ zu wachsen. Das Wachstum soll in den USA, Europa und Asien stattfinden. Ob bedächtiges Wachstum die aktuelle Bewertung rechtfertigen kann? Markenerweiterungen etwa über Parfüms oder Sonnenbrillen lehnt der CEO ab. Es bleibe bei bisherigen Extras wie Taschen, Betten und Naturkosmetik. Sonnenbrillen oder Parfums – das ist laut Reichert zum „schnellen Geldverdienen“. Das sei nicht Birkenstock. Vielleicht wäre es aber das, was eine höhere Bewertung rechtfertigen könnte?

Unser Fazit: Floppt eine Aktie schon beim IPO, ist dies insbesondere in einem unsicheren Marktumfeld ein schlechtes Zeichen. In Verbindung mit den sehr verschiedenen Standpunkten zur angemessenen Bewertung ergeben sich erhebliche Risiken, die durch das bedächtige Wachstum der näheren Zukunft zum aktuellen Kurs nicht gerechtfertigt sind. Deshalb: Abwarten und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt einsteigen.

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