Ultra lockere Geldpolitik

Ein Geniestreich der Staatsfinanz

- 04.09.2016

Während sich die politische Lage rund um die Region vom Schwarzen bis zum Arabischem Meer zusehends verschärft, stecken die Edelmetallmärkte seit Juli vorerst in einem kleinen Sommerloch fest. Nach den Rekordgewinnen im ersten Halbjahr darf man wohl getrost von einer normalen Korrektur durch Gewinnmitnahmen sprechen. Der Aufwärtstrend und die gute Stimmung bleiben in Takt, zumal die Argumente für den Gold- und Silberbesitz immer stärker in den Vordergrund treten.

In einem wesentlich tieferen Loch der ganz anderen Art hingegen befindet sich die amerikanische Zentralbank, wie das diesjährige Treffen der Führungsriege des Federal Reserve Systems im, vom Namen her so passenden, Jackson Hole wieder einmal offenbarte. Die nach der Finanzkrise selbst ausgehobene „Fallgrube“ trägt den Namen „ultra lockere Geldpolitik“ und es scheint vorerst - auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten - kein Entrinnen aus ihr zu geben. Zwar hält die Fed weiterhin an ihrer statistisch geschönten Geschichte des soliden Aufschwungs in den USA fest und stellt damit weitere Zinsschritte in Aussicht. An eine baldige Rückkehr zu einem normalen Zinsniveau scheint aber selbst in den eigenen Reihen kaum mehr jemand zu glauben.

Passend dazu wurde die Möglichkeit der Dauerhaftigkeit des Niedrigzinsumfeldes und die Umsetzbarkeit von Negativzinsen thematisiert. Damit sich die Bankkunden den dann anfallenden Strafzinsen nicht einfach durch Barabhebung entziehen können (wie aktuell in der Schweiz), wurden auch neue Wege erstmals offen diskutiert. Hierzu zählten unter anderem die Einführung einer rein digitalen Währung und die Abschaffung des Bargelds. Auch „kreativere“ Markteingriffe nach dem Vorbild der Unternehmensanleihekäufe der EZB wurden trotz rechtlicher Hürden für die USA in Betracht gezogen.

Verstehen Sie dies bitte als eine weitere, deutliche Warnung, dass wir es hier mit sehr konkreten Überlegungen der Zentralbanken im Kampf gegen die Deflation zu tun haben. Über sechs Jahre weltweiter, extrem lockerer Geldpolitik haben das System zwar am Laufen gehalten, aber die Wirtschaft steht weiterhin auf sehr wackeligen Füßen und kommt ohne die direkte Stützung durch die Geldpolitik kaum voran. Die Märkte sind daher zu recht besorgt, dass die Zentralbanken in der Falle sitzen und der nächsten Rezession oder Krise nichts mehr entgegen zu setzen haben.

Die in Jackson Hole aufgeführten Maßnahmen sollen diesen Ängsten beruhigend entgegenwirken und zeigen, dass die Fed (und andere Zentralbanken) ihre Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft haben. Unsere Leser wissen, dass ich persönlich keinerlei Zweifel daran hege und am Ende sogar Helikoptergeld für möglich halte. Meine Sorge gilt eher dem drohenden Kaufkraftverlust unserer Einkommen und Ersparnisse, den solche geldpolitischen Experimente mit hoher Sicherheit zur Folge haben.

Eines der offensichtlichsten Ziele der Niedrigzinsen und Anleihekäufe mit durchaus positiven Folgen ist die Absenkungen der Zinslasten der überschuldeten Wirtschaftsteilnehmer, allen voran der Nationalstaaten. Jüngstes Beispiel hierfür ist der Haushaltsüberschuss des Bundes im ersten Halbjahr 2016 in Höhe von stattlichen 18,5 Milliarden Euro, der vor allem auf die niedrigeren Zinszahlungen der öffentlichen Haushalte zurückzuführen ist. Da dieser finanzielle Spielraum mit hoch inflationärer Geldpolitik erkauft wurde, möchte ich der Politik an dieser Stelle mit einem „ernstgemeinten Augenzwinkern“ einen gewagten Vorschlag für die Verwendung dieses Geldsegens unterbreiten: Gold kaufen!

Bei dem aktuellen Kurs könnte die Bundesbank unsere Goldreserve so um fast 482 Tonnen erhöhen und so den gestiegenen Risiken im Weltfinanzsystem und im Euroraum vorrausschauend Rechnung tragen. Vermutlich wäre es in der Praxis jedoch spürbar weniger, da alleine die Ankündigung den Preis deutlich ansteigen lassen dürfte. Dieser Anstieg wäre jedoch nicht zu unserem Nachteil: Sowohl die aktuell knapp 3400 Tonnen im Staatsbesitz als auch die schätzungsweise über 8200 Tonnen im Privatbesitz würden dadurch eine deutliche Aufwertung erfahren.

Doch es kommt noch besser: Dieser Geniestreich der Staatsfinanz würde von den Finanzmärkten natürlich als Misstrauensvotum gegenüber dem Euro verstanden werden und sofort zu einer deutlichen Abwertung führen. Laut der gängigen Theorie käme dies einem gigantischen Konjunkturprogramm gleich, da der gesamte Euroraum mit seinen Exportprodukten wettbewerbsfähiger würde – allen voran natürlich die Exportnation BRD.

Vielleicht schlagen Sie Ihrem Abgeordneten einfach mal diese klassische Win-win-win-Strategie vor. Sollte er Zweifel an der Realitätsnähe meines Vorschlages haben, können Sie ihn auf einen unserer größten Konkurrenten im fernen Osten hinweisen, der - wenn auch im Stillen - seit Jahren erfolgreich eine recht ähnliche Strategie verfolgt.

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GoldGeldWelt Gastautor

ist Diplom-Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Filialleiter eines Edelmetallhändlers in Hamburg. Seine Spezialgebiete sind physische Edelmetallinvestments, sowie Blockchain und Kryptowährungen. In seinen Marktanalysen beleuchtet er das wirtschaftspolitische Big Picture.

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