Vor einer Woche sprang der Goldpreis auf ein neues Allzeithoch bei 2.145 US-Dollar (1.967 Euro), womit dieser kurzzeitig ein Jahresplus von 22,6 % verbuchen konnte, im Vergleich zum Jahresanfang bei 1.749 US-Dollar. Mitte 2018 handelte die Feinunze Gold noch für 1.200 US-Dollar (1.020 Euro), was eindrücklich die reale Abwertung des staatlichen Fiat-Geldes im Vergleich zur Weltwährung Gold vor Augen führt. Wer in 2018 auf Gold setzte, konnte mittlerweile einen nominalen Vermögenszuwachs von 78 % verbuchen – nicht schlecht für ein Anlagegut, dass weder Zinsen noch Dividenden abwirft. Zum Vergleich konnte der Deutsche Aktienindex (DAX) im gleichen Zeitraum gerade einmal ein Plus von 35 % verbuchen. Nimmt das von mir bereits Ende 2019 prognostizierte Stagflationsjahrzehnt weiter seinen Lauf und greifen die Notenbanken in der bevorstehenden Rezession wieder einmal in die Märkte ein, indem sie Geld aus dem Nichts drucken, so wird der Goldpreis auch in den nächsten Jahren besser performen als der Aktienmarkt.
Die Goldbullen konnten das neue Allzeithoch nicht verteidigen.
Das neue Allzeithoch des Goldpreises konnten die Bullen jedoch nicht verteidigen und Spekulanten, die zum neuen Hoch kauften, wurden abgefischt. Seither wurde auch noch ein kurzfristiger Aufwärtstrend gebrochen, der seit Anfang Oktober intakt war, womit es kurzfristig unwahrscheinlich geworden ist, dass der Goldpreis den Widerstand bei 2.080 US-Dollar in Bälde wieder überschreiten wird. Eine ausgedehnte Korrektur über die nächsten Wochen ist nun das Szenario mit der höchsten Wahrscheinlichkeit.
Arbeitsmarktdaten nehmen den Bullen den Wind aus den Segeln
Mit der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichtes für November, der die Markterwartungen übertraf, kam der Goldpreis am Freitag erneut unter Verkaufsdruck. Außerhalb der Landwirtschaft wurden im November 199 Tsd. neue Stellen geschaffen, während das Lohnwachstum zum Vormonat mit 0,4 % höher war als die Erwartung von 0,3 %. Die Kombination aus einem starken Arbeitsmarktbericht und steigenden Löhnen ist ein Hinweis darauf, dass die US-Notenbank bei ihrem Zinsentscheid am Mittwochabend hawkisher sein könnte, als man bisher hoffte, worauf der US-Dollar wieder anstieg, während der Goldpreis unter Verkaufsdruck geriet und auf die wichtige Unterstützung bei 2.000 US-Dollar fiel. Zunehmend sorgen sich Investoren, dass die bereits eingepreisten Zinssenkungsfantasien für das nächste Jahr zu hoch gesteckt sein könnten.
US-Inflationszahlen am Dienstagnachmittag wichtig für den Goldpreis
Erwartet wird eine Preissteigerung im November zum Vorjahr von 3,1 %, während es im Vormonat noch 3,2 % waren. Es wird ein Anstieg der Kerninflationsrate von 0,3 % zum Vormonat erwartet, die im Oktober noch bei 0,2 % lag. Sollte die Inflation heißer ausfallen als die Markterwartung, so würde dies den Goldpreis belasten, da eine restriktivere Geldpolitik wahrscheinlicher würde. Diametral gegensätzlich würde eine unter den Erwartungen liegende Inflationsrate der US-Notenbank weiteren Spielraum für Zinssenkungen im nächsten Jahr geben, was den Goldpreis tendenziell stützen sollte. Der in den letzten zwei Monaten im Vorfeld einer Rezession bereits von 95 US-Dollar auf 69 US-Dollar stark gefallene Rohölpreis entspannt die Lage bei den Verbraucherpreisen.
Letztlich wird es am Mittwochabend zum Zinsentscheid um 20 Uhr spannend werden, sowie auf der eine halbe Stunde später stattfindenden Pressekonferenz mit US-Notenbankchef Jerome Powell. Je nachdem wie hawkish oder dovish er sein wird, wird dies den Goldpreis entweder belasten oder stützen. Meine Erwartung ist, dass die Fed hawkisher sein wird, was den US-Dollar stützen und den Goldpreis kurzfristig belasten würde.
Silberpreis fällt zurück in seinen Abwärtstrend
Der Silberpreis fiel am gestrigen Tag auf 22,72 US-Dollar, nachdem dieser zurück in seinen vorherigen Abwärtstrend gefallen war. Nachdem die Bullen am Goldmarkt das neue Allzeithoch nicht verteidigen konnten, übernahmen auch die Bären am Silbermarkt wieder das Ruder.
Silber fiel zurück in den Abwärtstrend.
Die neuesten Terminmarktdaten für Silber zeigen, dass die Marktstimmung für Silber zuletzt bereits extrem bullisch war, was ein Kontraindikator ist. Mit einem CoT-Index von nur noch 16 Punkten ist das Risiko für einen weiterhin schwachen Silberpreis deutlich höher als die Chance für einen neuerlichen kurzfristigen Anstieg. Gerade im Vorfeld einer Rezession, gibt es zusätzliche Risiken für den Silberpreis, da die industrielle Nachfrage schnell stark einbrechen kann, wenn die Rezession offen zutage tritt und medial heiß gekocht wird. Ich hatte daher bereits beim letzten Anstieg auf 26 US-Dollar in der vorletzten Woche gemahnt, dass dieser Anstieg auf tönernen Füßen steht und man unbedingt Stop-Loss-Orders platzieren muss, um bei einem Rückfall in den ehemaligen Abwärtstrend keinen Verlust zu erleiden. Bei diesen schlechten CoT-Daten besteht eine große Gefahr für den Silberpreis, sollte im ersten Quartal des nächsten Jahres eine Rezession offen zutage treten.
Der Terminmarkt zeigt: Silber ist kurzfristig überkauft.
Der Palladiummarkt zeigt unterdessen unvermindert Schwäche und handelt weiter dreistellig bei 980 US-Dollar je Feinunze. Das persistente Überangebot in diesem Markt lässt nicht viel Hoffnung im Vorfeld einer Rezession, in der die industrielle Nachfrage zusätzlich stark einbrechen könnte. Der Terminmarkt ist zwar weiterhin überverkauft, doch solange der Abwärtstrend intakt ist, gibt es selbst für kurzfristig agierende Trader keinen Grund hier auf eine kurzfristige Erholung zu wetten.
Der Abwärtstrend am Palladiummarkt ist weiterhin intakt.
Technische Analyse zu Platin: Platin konnte nicht vom neuen Allzeithoch am Goldmarkt profitieren
Terminmarkt: CoT-Report
Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die CoT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
CoT-Daten für Platin vom 8. Dezember:
Zur Vorwoche und zum Vormonat zeigen die Terminmarktdaten, dass das Angebot und die Nachfrage am physischen Markt vermutlich ausgeglichen waren. Der CoT-Index verbesserte sich zum Vormonat von 68 auf 75 Punkte. Insgesamt ist der Terminmarkt mit einem CoT-Index von 75 im leicht bullischen Bereich, doch bedeutet dies nicht, dass man technische Kaufsignale sorgenlos annehmen sollte. In den letzten Monaten zeigten die Terminmarktdaten Schwäche und eine Rezession könnte schnell zu einem Überangebot führen, wenn die industrielle Nachfrage kurzzeitig einbricht und so den Preis stark unter Druck bringt. Da das deflationäre Umfeld aktuell anhält, besteht diese Gefahr unverändert fort. Da der Terminmarkt überverkauft ist, könnten sich zwar Chancen auf der Long-Seite für kurzfristige Preisanstiege nach technischen Kaufsignalen ergeben, die Daytrader nutzen können, doch von einem Kauf auf Sicht von Wochen rate ich ab.
Mit einem CoT-Index von 75 Punkten ist Platin noch immer überverkauft, doch zeigte sich zuletzt ein Überangebot am Markt.
Technische Chartanalyse – kurzfristiger Ausblick
Zuletzt hatten wir erwartet, dass Platin wieder auf 900 US-Dollar und darunter gen 800 US-Dollar fallen würde, was eintraf.
In der Analyse vom 10. Oktober schrieb ich:
Die kurzfristige Entwicklung des Platinpreises hängt weiterhin von der Entwicklung des Goldpreises ab. Die Erholung des Goldpreises hat eine Fortsetzung des Preiseinbruchs am Platinmarkt bis auf 800 US-Dollar vorerst verhindert. Womöglich springen die Spekulanten nun wieder auf und treiben den Preis am Platinmarkt wieder nach oben. Bei 915 US_Dollar verläuft ein Abwärtstrend und sollte dieser überwunden werden, wäre ein Preisanstieg auf 1.000 US-Dollar denkbar. Dort würde die Luft kurzfristig wieder dünn werden und der Platinpreis könnte mit einer erneuten Schwäche am Goldmarkt dann die 800 US-Dollar letztlich noch anlaufen.
Da der Terminmarkt deutlich überverkauft war, gab es die Chance für den Platinpreis an den Widerstand bei 1.000 US-Dollar zu steigen, wenn der Goldpreis sich weiterhin um die Marke von 2.000 US-Dollar halten kann oder gar darüber ansteigt. Diese kleine Hoffnung für einen kurzfristigen Preisanstieg um 70 US-Dollar wurde enttäuscht und Platin handelt weiterhin unverändert auf dem gleichen Niveau. Während der Silberpreis wenigstens kurzzeitig von der Stärke bei Gold profitieren konnte, blieb der Platinpreis zurück. Dies ist ein Zeichen von Schwäche im Vorfeld einer Rezession und einer möglichen Fortsetzung der Korrektur am Goldmarkt über die Amplitude oder die Zeitachse.
Da sich das wirtschaftliche Umfeld eintrübt, sollte man erst eine Bereinigung am gesamten Edelmetallmarkt abwarten, bevor man bedenkenlos im Swing-Trading auf Sicht mehrerer Wochen oder Monate mit einem guten CRV (Chance-Risiko-Verhältnis) erneut auf einen Anstieg des Platinpreises wetten kann. Der Goldmarkt ist jedoch noch nicht bereinigt, was ein Risikofaktor für den Platinmarkt ist, ebenso wie die aufziehende Rezession.
Das fundamentale Umfeld lässt wenig Fantasie für einen nachhaltigen Preisanstieg und es gibt mehr Risiken als Chancen. Wer kein kurzfristig agierender Trader ist, sollte diesem Markt vorerst meidenbis eine Rezession komplett eingepreist ist und die Notenbanken mit dem Drucken von Geld aus dem Nichts eine Kreditkrise bekämpfen.
Im Falle einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten, wäre es möglich, dass die Tiefs aus dem Crash in 2020 noch einmal angelaufen oder deutlich unterschritten würden, was man als perfekte Kaufchance sehen sollte.
Der Platinpreis zeigt im Vorfeld einer Rezession Schwäche und konnte nicht von der Manie am Goldmarkt profitieren.
Langfristige Analyse
Mittel- bis langfristig hat Platin weiterhin ein Problem, da mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren Verwendung findet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen an Fahrt aufnehmen, sowie die hohen Zinsen die Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen. Dazu kommt, dass mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge der Bedarf an Katalysatoren abnimmt, was ein langfristig belastender Faktor sein dürfte.
Dennoch dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.
Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stop-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500 US-Dollar wäre in einer Rezession oder einer neuen Krise mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar.
Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund einer zunehmenden Stromknappheit in Südafrika, sowie einer politischen Krise in dem zunehmend instabilen Land. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.
Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor hin reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out von SVB und der Credit Suisse zu Jahresbeginn hindeuten, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen. Andererseits sollte man vorsichtig sein im Vorfeld der aufkommenden Rezession.
Wie in der Vergangenheit ist bei einer Rezession ein nochmaliger starker Preiseinbruch möglich, es sei denn, es gibt davor schon ein neues QE-Programm.
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..
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