Schwache Daten aus Industrie und Handel

Konjunktur: Deutschland steckt längst in technischer Rezession

GoldGeldWelt Redaktion - 08.05.2023

Konjunkturaufschwung? Pustekuchen! Die jüngsten Konjunkturdaten zeigen: Deutschland steuert nicht nur geradewegs auf eine Rezession zu, sondern steckt längst drin. Schlechte Nachrichten kommen aus fast allen Bereichen – und auch Frühindikatoren schlagen Alarm.

Vor kaum zwei Wochen sprach Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von erfreulichen Nachrichten. "Die deutsche Wirtschaft erweist sich nach der Corona-Krise auch in der Energiekrise als anpassungs- und widerstandsfähig".

Die Bundesregierung erwartet in ihrer aktuellen Frühjahrsprognose für 2023 nun ein Wachstum von 0,4 % - nach 0,2 % im Januar. Auf eine konkrete Wiederbelebung deuteten Industrieproduktion, Auftragseingänge und Geschäftsklima gleichermaßen hin. 2024 soll die Wirtschaft demnach um 1,6 % wachsen.

Technische Rezession mit revidierten Daten wahrscheinlich

Laut der ersten Schätzung des statistischen Bundesamtes von Ende April stagnierte die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal. Damit ist Deutschland haarscharf an einer technischen Rezession vorbeigeschrammt. Eine solche technische Rezession liegt vor, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpft. Im vierten Quartal 2022 gab es bereits ein Minuswachstum von 0,5 %.

Doch die Prognose des statistischen Bundesamtes für das erste Quartal konnte rasch revidiert werden müssen. So vermeldete die Behörde selbst in der vergangenen Woche, dass sich die Einzelhandelsumsätze im März schlechter als erwartet entwickelt hätten. Demnach sanken die realen Einzelhandelsumsätze im März um 2,4 % gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergab sich sogar ein reales Umsatzminus von 8,6 %.

Schon allein das könnte ausreichen, um die revidierten Daten für das zweite Quartal unter die Nulllinie und Deutschland damit in eine technische Rezession zu drücken. Doch es gibt noch sehr viel mehr schlechte Nachrichten.

Die deutsche Industrie vermeldete für März einen überraschend starken Produktionsrückgang. Demnach sank die Gesamtproduktion gegenüber dem Vormonat um 3,4 %. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Minus von 1,5 % gerechnet.

Kein gutes Omen für die Zukunft ist die jüngste Entwicklung der Auftragseingänge. Diese brachen im März um 10,7 % im Vergleich zum Februar ein. Dies ist der stärkste Rückgang seit April 2020. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel das Minus mit 11 % sehr deutlich aus. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Minus von 2,2 % gerechnet. Weniger bestellt wurde sowohl durch inländische als auch durch ausländische Kunden.

Export bleibt hinter den Erwartungen zurück

Schlecht läuft auch der Export. Im März sanken die kalender- und saisonbereinigten Warenausfuhren um 5,2 % gegenüber dem Vormonat. Zum Vorjahresmonat ergab sich allerdings noch ein Plus von 5 %. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Rückgang um 2,4 % gerechnet, nachdem es im Januar (2,7 %) und im Februar (4,0 %) deutliche Zuwächse gegeben hatte. Die Exporte in andere EU-Mitgliedstaaten sanken um 6,2 %, die Ausfuhren in die USA um 10,9 % und die Verkäufe nach China um 9,3 %.

Einzelhandel, Exporte, Industrieproduktion, Auftragseingänge: Fast alle wichtigen Konjunkturdaten zeigen nach unten. Demensprechend schlecht ist die Stimmung. Jupp Zenzen, Konjunkturexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), verweist zwar einerseits auf abnehmende Materialengpässe und gesunkene Energiepreise. Doch selbst diese könnten „die getrübte Weltkonjunktur und die schleppende Nachfrage im Inland nicht ausgleichen”.

Commerzbank Chefvolkswirt Jörg Krämer erwartet „für die zweite Jahreshälfte keine Konjunkturerholung, sondern eher ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts.” Das klingt ganz anders als noch vor wenigen Wochen bei Robert Habeck.

Für eine schlechte Entwicklung spricht auch der sentix Konjunkturindex. Dieser ging zuletzt auf 7,6 Punkte zurück. Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy sieht die „auf tönernen Füßen gebaut“ konjunkturelle Erholung damit infrage gestellt.

Dem sentix Index zufolge hat sich im Euroraum die Stimmung wieder verschlechtert, nachdem die Lage im Vormonat noch besser beurteilt worden war. Dasselbe gilt für die USA: Hier fiel der sentix im Mai zum dritten Mal in Folge auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr.

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