Geldpolitik global

Notenbanken: Kommt jetzt die Zinssenkungswelle?

GoldGeldWelt Redaktion - 02.08.2024

Die Bank of England folgt auf die EZB und senkt die Zinsen. In den USA scheint eine Zinssenkung im September nun fast nahezu sicher. Nur Japan geht einen anderen Weg.

Die Zeichen in den USA deuten in Richtung Zinssenkung – zumindest in moderatem Umfang. Bei der Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve in dieser Woche blieb es zwar bei der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Diese Entscheidung war im Vorfeld so erwartet worden.

Der Fed-Vorsitzemde Jermome Powell stieß jedoch die Tür zu einer Zinssenkung im Spätsommer weit auf. Powell kommentierte, die Notenbanker könnten bei ihrer Tagung im September die Zinsen senken und damit einer neuen Phase näher kommen, in der angesichts der Anzeichen einer sinkenden Inflation eine Schwäche des Arbeitsmarktes vermieden werden solle.

Der Notenbankchef im Wortlaut: „Der Ausschuss ist der Ansicht, dass sich die Wirtschaft dem Punkt nähert, an dem eine Senkung unseres Leitzinses angebracht ist. Eine Senkung des Leitzinses könnte bereits bei der nächsten Sitzung im September zur Debatte stehen.“

Die Märkte erwarten gemessen am Fed-Watch-Tool der CME nun zunächst eine Senkung um 25 Basispunkte, gefolgt von zwei weiteren auf den verbleibenden Sitzungen dieses Jahres im November und Dezember.

Für Zinssenkungen sprechen insbesondere die jüngsten Entwicklungen auf dem US-Arbeitsmarkt. Im Juni gab es 1,2 offene Stellen pro Arbeitslosen. Das war ein Rückgang gegenüber dem Höchststand von 2, als die Fed im März 2022 mit Zinserhöhungen begann. Die Arbeitslosenquote stieg im Juni von 3,7% zu Jahresbeginn auf 4,1%. Zwar ist die Zahl der Entlassungen niedrig, die Zahl der Einstellungen aber auch. Es dauert länger, bis entlassene Arbeitnehmer wieder eine neue Anstellung finden. Die Löhne und Gehälter im privaten Sektor stiegen im zweiten Quartal um 0,8 %, teilte das Arbeitsministerium am Mittwoch mit. Dies ist der geringste Anstieg seit 2020.

Abgesehen von diesen Indikatoren des Arbeitsmarktes fällt das makroökonomische Argumentationspotenzial für Zinssenkungen allerdings begrenzt aus. Die Wirtschaft hat höhere Zinsen besser überstanden als von den meisten Ökonomen erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt, der breiteste Maßstab für die US-Wirtschaftsleistung, stieg im ersten Halbjahr um 2,1%. Vor allem im zweiten Quartal war die US-Konjunktur stark: Das BIP-Wachstum lag bei 2,8 % und damit doppelt so hoch wie das 1,4%-Wachstum im ersten Quartal und deutlich mehr als die von Ökonomen erwarteten 2,1%.

Bank of England mit erster Zinssenkung

Im Vereinigten Königreich hat die Zinswende am Donnerstag begonnen. Die britische Notenbank hat ihren Leitzins erstmals seit der großen Inflationswelle gesenkt 0,25 Prozentpunkte auf 5,00 %. Der Schritt war von den Märkten so erwartet worden.

Einen Freibrief hin zu einer neuen Phase lockerer Geldpolitik will sich die BoE damit jedoch nicht erteilen: "Wir müssen sicherstellen, dass die Inflation niedrig bleibt, und darauf achten, die Zinssätze nicht zu schnell oder zu stark zu senken", kommentierte Zentralbankchef Andrew Bailey.

Damit folgt London der EZB. Diese hatte den Leitzins für die Eurozone im Juni ebenfalls um 25 Basispunkte gesenkt - als erste große westliche Zentralbank. Die EZB geht davon aus, ihr Inflationsziel dennoch zu erreichen. Im Juli war die Inflation in der Eurozone allerdings wieder leicht angestiegen, was den geplante Zinssenkungskurs im Herbst etwas bremsen könnte.

Bank of Japan: Normalisierung der Geldpolitik

Japan nimmt bei der Geldpolitik seit geraumer Zeit eine Sonderrolle ein. Dies gilt auch im aktuellen Umfeld. Die Bank of Japan hob ihren Leitzins am Mittwoch von 0 bis 0,1 % auf etwa 0,25 % an. Außerdem kündigte die Notenbank an, ihre monatlichen Anleihekäufe bis zum ersten Quartal 2026 auf etwa 3 Billionen Yen (19,6 Milliarden US-Dollar) zu reduzieren, was in etwa einer Halbierung entspricht.

Die BoJ priorisiert damit die Inflation im Land gegenüber der konjunkturellen Entwicklung stärker. Darauf hatte nicht zuletzt die Politik gedrängt. Die Teuerungsraten in Japan steigen, weil der Yen am Devisenmarkt seit langer Zeit unter Druck steht. Die Nachteile einer schwachen Währung – wie importiere Inflation – überwiegen zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung die Vorteile einer Abwertung (z.B. bessere Exportchancen).

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