Leitzinsen

So haben die Zentralbanken weltweit gehandelt

GoldGeldWelt Redaktion - 13.06.2022

Die Inflation ist das dominierende Thema an den Märkten – und auch bei den Zentralbanken. Mehr als 50 Notenbanken weltweit haben bereits die Zinsen erhöht. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Entscheidungen.

USA

Die US-Notenbank Federal Reserve wird angesichts steigender Inflationsraten zunehmend nervös. Im Mai hatte die Zentralbank den Leitzins auf eine Spanne von 0,75-1,0 % festgelegt. Die Erhöhung um 0,5 % war die erste Erhöhung in dieser Größenordnung seit dem Jahr 2000.

Fed Chef Jerome Powell ließ durchblicken, dass es bei diesem Tempo bleiben könnte. Die Märkte erwarten einen Zinsschritt um jeweils 0,5 % im Juni und Juli. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist am Freitagnachmittag deutlich gestiegen: Die US Inflation lag mit 8,6 % noch ein Stück höher als im Vormonat  und von den meisten Ökonomen erwartet. Neben Zinserhöhungen setzt die Notenbank auch auf einen Abbau ihrer Bilanz im Umfang von 95 Milliarden USD pro Monat.

Eurozone

Die Europäische Zentralbank (EZB) gilt als ausgesprochen zögerlich bei der Einleitung der Zinswende. Dieser Woche wurde nun die erste Zinserhöhung für Juli in Aussicht gestellt. Mit allen drei Zinssätzen – Einlagenzins, Haupt- und Spitzenrefinanzierungsfazilität – soll es um jeweils 0,25 % nach oben gehen. Banken zahlen somit weiterhin 0,25 % Zinsen für Einlagen bei der EZB.

Für September ist ein weiterer Zinsschritt angekündigt – dann möglicherweise im Umfang von 0,5 %. Außerdem hat die EZB die Einstellung der Nettoanleihekäufe für Ende Juni angekündigt. Viele Ökonomen kritisieren die Maßnahmen als zu zögerlich und zu geringfügig – angesichts einer Inflationsrate im Bereich von 8 %.

Japan

Die japanische Notenbank ist noch weitaus zögerlich als die EZB. Der Leitzins liegt weiterhin bei -0,1 % – und ist seit Februar 2016 unverändert. Dabei steigen auch in Japan die Preise an – und zwar in einem für das Land ungewohnt großen Umfang. Im April lag die Inflationsrate bei 2,5 %. Die Bank of Japan steuert die Anleiherenditen durch Käufe – und verursacht damit einen deutlichen Rückgang des Yen. Wurden Anfang März noch 115 JPY pro US-Dollar gezahlt, sind es aktuell rund 135. Carry Trades kommen wieder in Mode.

Großbritannien

Die Inflationsrate im Vereinigten Königreich überschreitet die Marke von 9 % – und die Bank of England reagiert. Anfang Mai wurde der Leitzins ein weiteres Mal um 0,25 % auf 1,0 % angehoben. Es ist der vierte Zinsschritt in diese Richtung. Das Zinsniveau liegt damit so hoch wie zuletzt 2009. Weitere Zinserhöhungen gelten als sicher.

Australien

Australiens Notenbank hat den Leitzins in dieser Woche erneut und für viele Beobachter überraschend stark angehoben. Die Reserve Bank of Australia (RBA) hob den Leitzins am Dienstag um 0,5 % auf fortan 0,85 % an. Es war die stärkste Zinserhöhung seit 22 Jahren. Das Gros der Volkswirte hatte eine Zinserhöhung um 25-40 Basispunkte erwartet. Im Mai hatte die RBA den Leitzins erstmals seit 2010 um 0,25 % angehoben.

Neuseeland

Die Zentralbank Neuseelands hat den Leitzins Ende Mai um 0,5 % auf 2,0 % angehoben. Dies war im Wesentlichen so erwartet worden. Die Notenbank hat bereits weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt. Noch im laufenden Jahr dürfte der neuseeländische Leitzins auf 3,25 %, im kommenden Jahr sogar bis in den Bereich von 4 % steigen. Innerhalb von nur sechs Wochen hatte die Notenbank den Leitzins zweimal um jeweils 0,5 % erhöht – ein Novum. Seit Oktober 2021 ging es um insgesamt 175 Basispunkte nach oben.

Kanada

Die kanadische Zentralbank kämpft ebenfalls entschieden gegen die Inflation. Am 1. Juni wurde der Leitzins um 0,5 % auf fortan 1,5 % angehoben. Um das Inflationsziel von 2,0 % zu erreichen, hat die Notenbank weitere Anhebungen in Aussicht gestellt.

Brasilien

Die brasilianische Notenbank hat den Leitzins – die Selic Rate – 2022 bereits dreimal angehoben. Lag der Zins zum Jahreswechsel noch bei 9,25 %, sind es aktuell 12,75 %. Die Inflation lag im Mai bei knapp 12 %. Bereits 2021 hatte die Zentralbank schon an der Zinsschraube gedreht. Im Juni 2021 lag die Selic Rate noch bei 3,5 %.

Russland

Die russische Notenbank hatte den Leitzins nach dem Kriegsausbruch zunächst angehoben, um der Abwertung des Rubel entgegenzuwirken. Am 10. Juni wurde der Leitzins um 1,5 % auf 9,5 % und damit auf das Vorkriegsniveau gesenkt. Ende Februar hatte Notenbankchefin Elwira Nabiullina den russischen Leitzins zeitweise um 10,5 % auf 20 % erhöht. Im Jahresdurchschnitt rechnet die Notenbank mit einer Inflation im Bereich von 14-17 %.

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