Was Sparer nie vergessen sollten

Arm durch Zinsen?

- 02.09.2023

Reich ist, wer allein von seinen Zinsen leben kann. So sieht es der Volksmund. Genau genommen ist das systembedingt jedoch kaum erreichbar. Daran ändert auch die aktuelle Zinswende mit ihren auf den ersten Blick wieder attraktiven Zinsen von bis zu 4% nichts. Grund: Der Zins steht nicht allein im Raum, sondern muss stets in Zusammenhang mit der Inflation gesehen werden.

Beide bedingen sich gegenseitig. Und auch, wenn es temporär zu Abweichungen zwischen Zins und Inflation kommen kann, langfristig gehen beide Hand in Hand. Anfang der 80er Jahre beispielsweise ließen hohe 8% Zinsen die Anlegerherzen höherschlagen und ihre Vermögen entsprechend schnell wachsen.

Allerdings nur auf den ersten Blick, denn den hohen Zinsen stand eine ebenso hohe Inflation gegenüber. Diese ließ den realen Wert des Vermögens in gleichem Tempo schmelzen, wie es die Zinsen wachsen ließen.

Kapitalanleger wurden also nur auf den ersten Blick dank hoher Zinsen schnell reicher. Real, sprich unter Berücksichtig der Inflation wurden sie sogar ärmer, da der Zinsertrag in der Regel zu versteuern ist und somit netto nicht mehr ausreichte, um den Wertverlust durch Inflation zu kompensieren.

Anders während der Nullzins-Phase der letzten Jahre: Zwar mussten Anleger auf Zinsen verzichten, jedoch gab es auch kaum Inflation. Nach der Zinswende gibt es nun zwar wieder bis zu 4% Zinsen, allerdings bei rund 6% Inflation. Die Folge: Wer sich im Sinne der Eingangsdefinition für reich hält, weil er mit einem Vermögen von 1 Millionen Euro bei 4% Zinsen von den 40.000 Euro Zinsertrag pro Jahr seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, hat die Rechnung ohne die Inflation gemacht.

Diese hat den realen Wert einer Million in den letzten 12 Monaten um rund 60.000 Euro sinken lassen, so dass der Zinsertrag von 40.000 Euro vor Steuern nicht mal ausgereicht hat, um den Inflationsverlust zu kompensieren – vom Zinsüberschuss, von dem man seinen Lebensunterhalt hätte bestreiten können, ganz zu schweigen. Ergo: Zinsen sind nur die Rückseite der Medaille, die wir Geldsystem nennen, und deren Vorderseite die Inflation ist.

Da beide in unterschiedliche Richtungen auf den realen Wert eines Vermögens wirken, lässt sich mit Zinsanlagen langfristig weder Vermögen aufbauen noch, wenn man anders zu einem Vermögen gekommen ist, von den Zinsen ohne realen Kapitalverzehr leben. Das gilt selbst über sehr lange Zeiträume.

Laut einer US-Studie haben Zinsanlagen am Geldmarkt seit 1926 eine steuer- und inflationsbereinigte Rendite von rund -0,8% pro Jahr gebracht. 1.000 US-Dollar 1926 angelegt hätten sich demzufolge bis heute real mehr als halbiert. Von einem realen Zinsertrag, von dem man hätte leben können, keine Spur.

Super-Investor und einer der reichsten Menschen der Welt, Warren Buffett, sieht Zinsanlagen daher als Bekenntnis zu andauernder Armut. Der von linker Politik vorgebrachte Schimpf gegen leistungsloses Einkommen der Reichen aus Zins- und Zinseszins ist also eine Mär. Sie fußt darauf, nur eine Seite der Medaille, den Zins, zu betrachten und die Inflation unter den Tisch fallen zu lassen.

Realer Wohlstand lässt sich für Kapitalanleger vor allem mit Aktien aufbauen. Sie verbriefen Beteiligungen an Unternehmen und damit an der Wirtschaft, die durch Produktion von Waren und Dienstleistungen Quelle des Wohlstands ist.

Die 1.000 obigen US-Dollar aus 1926 angelegt in US-Aktien hätten sich bis heute denn auch bei über 5% Rendite nach Steuern und Inflation auf über 100.000 US-Dollar mehr als verhundertfacht. Anders als von Zinsen, lässt sich von Aktienerträgen, sprich Dividenden, also sehr wohl nachhaltig leben.

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GoldGeldWelt Gastautor

ist Geschäftsführer der TOP Vermögensverwaltung und des Itzehoer Aktien Clubs (IAC). Sein Spezialgebiet sind internationale Qualitätsaktien. Durch jahrzehntelange Erfahrung als institutioneller und privater Investor hat Jörg Wiechmann eine herausragende Kapitalmarktexpertise aufgebaut, die er in seinem IAC Monatsbericht und auf GoldGeldWelt regelmäßig teilt.

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