Rohstoffe sind der Megatrend des 21. Jahrhunderts, für den es keine technologische Hintertür gibt. Die Nachfrage steigt unaufhörlich, das Angebot ist begrenzt. Anleger können in Rohstoffaktien investieren, sind dann aber mit betriebsindividuellen Risiken wie z.B. Minenschließungen und Umweltklagen konfrontiert. Eine Alternative dazu ist der Einstieg über ETFs bzw. ETCs. Die vielleicht besten Rohstoff-ETFs 2023 stellen wir in diesem Beitrag vor.
Megatrend Rohstoffe: Die Knappheit wird akut
Viele Rohstoffe werden knapp. Dazu gehört etwa Kupfer, das bereits seit Jahrtausenden durch Menschen verwendet wird. Goldman Sachs, Trafigura, Glencore: Wichtige Akteure auf dem Markt rechnen mit deutlich steigenden Preisen, weil die Nachfrage wächst und das Angebot stagniert. Der Grund: Es gibt zu wenige neue Projekte – und die wenigen neu eröffnenden Minen müssen mit niedrigen Erzgehalten operieren. Dabei gilt Kupfer mittlerweile auch als Energiewendemetall, da es in Elektroautos, Stromleitungen und Windrädern verwendet wird.
Lithium ist ein weiterer Rohstoff der Stunde. Die maßgeblichen Akteure erwarten, dass die weltweite Nachfrage nach dem Batteriemetall das Angebot im Jahr 2030 um 500.000 t übertreffen wird. Ähnlich verhält es sich mit Mangan, Kobalt, Graphit und Seltenen Erden.
Auch bei den Edelmetallen deuten sich Engpässe an. So wird etwa Silber bei Fertigung von Solarzellen bald eine größere Rolle spielen, wodurch die Nachfrage steigen dürfte. Das Angebot dagegen verläuft flach wie das sprichwörtliche Brett. Auch hier wirken hohe Umweltanlagen, sinkenden Erzgehalte und über lange Zeiträume zu geringe Explorationstätigkeit wie ein Bremsklotz. Um Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen, müssen die Preise steigen.
Ganz ähnlich verhält es sich bei Gold: Die Gesamtkosten der Förderung einer Feinunze ist in den vergangenen Jahrzehnten drastisch gestiegen. Im Jahr 2000 lagen die sogenannten "All-in Sustaining Costs" (AISC) noch bei rund 300 USD pro Feinunze. In den ersten drei Quartalen 2023 stieg diese für Goldproduzenten entscheidende Kennzahl auf 1289 USD – Tendenz dynamisch steigend.
Rohstoffe im Portfolio: Diese Vor- und Nachteile gibt es
Ein gewisser Anteil an Rohstoffen im Portfolio bietet Anlegern Vorteile. Zu diesen Vorteilen gehört unzweifelhaft die geringe Korrelation der Rohstoffpreise mit den Kursen Aktien- und Anleihemarkt. Das Gesamtrisiko des Portfolios lässt sich dadurch verringern. Außerdem gelten Rohstoffe als inflationssicher: Insbesondere Edelmetallen wird ein langfristiger Inflationsschutz nachgesagt.
Es gibt allerdings auch einige Risiken. Generell können die Preise von Rohstoffen sehr stark schwanken. Viele Akteure auf dem Rohstoffmarkt müssen konkrete Verpflichtungen erfüllen. Kommt es zu Engpässen, kann dies die Preise drastisch in die Höhe treiben. Die Preise können jedoch ebenso schnell wieder abstürzen. Ein prominentes Beispiel für solche Entwicklungen ist der Handel mit Nickel an der London Metal Exchange (LME). Hier mussten aufgrund drastischer Preisentwicklungen sogar Geschäfte annulliert werden.
Generell sind Rohstoffinvestments mit vergleichsweise hohen laufenden Kosten verbunden. Dies liegt auch an Rollvorgängen, die bei den typischerweise auf Terminkontrakten basierenden Produkten notwendig sind. Läuft ein Terminkontrakt aus, muss er durch einen neuen Kontrakt mit späterer Fälligkeit ersetzt werden. Der neue Kontrakt ist typischerweise teurer als der alte Kontrakt, wodurch pro investiertem Euro etwas weniger Rohstoffe erworben werden.
Nicht zuletzt gibt es Währungsrisiken. Die meisten Rohstoffe werden am Weltmarkt in US-Dollar gehandelt. Es besteht bei vielen ETFs und ETCs allerdings die Möglichkeit, auf währungsgesicherte Varianten auszuweichen.
Die besten Rohstoff ETFs und ETCs 2023
Wer in Rohstoffe investiert, kann sich zwischen einem Portfolio unterschiedlicher Rohstoffe und einem einzelnen Markt entscheiden. Portfolios können über einen ETF umgesetzt werden und bilden häufig bekannte Rohstoffindizes wie den Bloomberg Commodity Index ab. Einzelne Rohstoffe können aus regulatorischen Gründen nur über ETCs nachgebildet werden. Wichtig sind in beiden Fällen niedrige Verwaltungsgebühren. Außerdem sind ETFs und ETCs mit einem großen Asset Under Management (AUM) tendenziell vorteilhaft.
Viele Anleger setzen auf Gold und Silber (und mit Abstrichen auf Platin), um ihr Vermögen gegen Inflation, Währungsreform und andere Krisen abzusichern. Diese Vorgehensweise ist grundsätzlich erfolgversprechend, aber kostenträchtig: Wer physisches Gold kauft, zahlt leicht einen Aufschlag von 5 % pro Feinunze. Bei der Lagerung zu Hause bestehen unkalkulierbare Risiken, die Lagerung im Bankschließfach ist mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Abhilfe versprechen ETCs, die den Preis von Edelmetallen abbilden – und im Idealfall auch physisch mit dem jeweiligen Edelmetall unterlegt sind. Zu den bekanntesten Produkten in Deutschland zählt hier Xetra-Gold (WKN: A0S9GB, ISIN: DE000A0S9GB0): Eine goldbesicherte Anleihe, die über die elektronische Handelsplattform Xetra wie eine Aktie gehandelt werden kann.
Es fällt kein Ausgabeaufschlag an, die Spreads sind deutlich enger als bei physischem Gold. Es gibt keine Management- oder Verwaltungsgebühren – viele Banken erheben allerdings eine geringe zusätzliche Gebühr für Xetra-Gold.
Emittentin der Anleihe ist die Deutsche Börse Commodities GmbH. Diese erwirbt mit dem Erlös aus der Emission von Xetra-Gold Anteilen Gold in physischer Form (und in gewissem Umfang auch in Form von Buchgold).
Das physische Gold wird durch die Clearstream Banking AG, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Deutsche Börse AG, in hauseigenen Tresoren in Frankfurt verwahrt. Die begrenzten Buchgoldansprüche bestehen gegen die Umicore AG & Co. KG. Jeder Anteil bezieht sich auf 1 g Gold. Ein Vorteil für Anleger aus Europa: Die Notierung erfolgte nicht wie sonst am Weltmarkt üblich in US-Dollar, sondern in Euro.
Eine wichtige Besonderheit im vielleicht mit anderen ETCs auf Edelmetalle: Es besteht ein Anspruch auf die physische Auslieferung des Goldes.
Anfang August lagerten rund 230 t Gold im Bestand. Seit 2007 gab es nach Angaben der Deutsche Börse Commodities mehr als 1000 Auslieferungen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 5 t.
Industriemetalle sind unverzichtbare Rohstoffe und kommen in zahlreichen Produkten zum Einsatz. Der Bloomberg Industrial Metal Subindex bildet einen Korb aus Futures auf Aluminium, Kupfer, Nickel und Zink ab und fällt deshalb etwas zu schmal aus.
Eine Alternative ist der Rogers International Commodity Index (RICI). Hier gibt es mit dem RICE Enhanced Industriemetalle Index einen Subindex, der sich auf das begehrte Segment spezialisiert. Enthalten sind Kupfer, Aluminium, Zink, Blei, Nickel und Zinn in unterschiedlicher Gewichtung. Die BNP Paribas hat einen besicherten ETC auf den Index aufgelegt (WKN: PB8R1M, ISIN: DE000PB8R1M6). Die Managementgebühr beträgt 1 % pro Jahr.
Agrarrohstoffe: Wisdom Tree Agriculture ETC
Wie eng die Märkte für Agrarrohstoffe jederzeit werden können, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die heikle Bedeutung des Getreideabkommens zwischen der Ukraine und Russland.
Störungen der Märkte für Grundnahrungsmittel können globale Verwerfungen nach sich ziehen – und zu drastischen Preissteigerungen führen. Produkte, die einen Korb mehrerer Agrarrohstoffe abdecken, können sich deshalb zum Beispiel zur Absicherung dieses Risikos eignen.
Der Bloomberg Agriculture Index ist ein Subindex des Bloomberg Commodity Index. Der Subindex bildet den Markt für Agrarrohstoffe über Kontrakte auf Kaffee, Mais, Baumwolle, Sojabohnen, Sojaöl, Zucker, Weizen und Sojabohnenmehl ab.
Der Wisdom Tree Agriculture ETC (ISIN: GB00B15KYH63) ist eine voll besicherte Schuldverschreibung, mit der Anleger auf diesen Index setzen können. Das Produkt wurde bereits 2006 aufgelegt. Es fällt eine jährliche Managementgebühr in Höhe von 0,49 % sowie eine tägliches Swapgebühr in Höhe von 0,001233 % an.
Rohstoff-ETF: iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETF
Rohstoffportfolios bilden Indizes ab, die eine ganze Reihe von Rohstoffen enthalten. Zu den prominentesten Beispielen gehört hier der Bloomberg Commodity Index. Dieser Wert basiert auf 23 Futures auf Energierohstoffe (zum Beispiel WTI und Brent Öl, Erdgas), Getreide (zum Beispiel Mais, Weizen, Sojaöl), Industriemetalle (Kupfer und Aluminium), Edelmetalle (Gold und Silber), Agrarrohstoffe (Zucker, Kaffee, Baumwolle) und Lebendvieh.
Der Der iShares Diversified Commodity Swap UCITS ETF (WKN: A2DK6R, ISIN: IE00BDFL4P12) bildet den Bloomberg Commodity Index nach. Dieser ETF gehört zu den größeren Rohstoff ETFs. Das verwaltete Volumen lag im August 2023 bei mehr als 1,8 Milliarden USD. Der ETF bildet seine Basis synthetisch nach und ist in US-Dollar notiert. Die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER) beträgt 0,19 % und zählt damit zu den günstigsten am Markt.
Die Gewichtung im Bloomberg Commodity Index orientiert sich an der weltweiten Produktion und der Liquidität der Rohstoffe. Pro Rohstoff ist ein Maximalgewicht von 15 %, pro Sektor von 33 % vorgesehen.
Es gibt durchaus Alternativen zum Bloomberg Commodity Index wie etwa den UBS CMCI Index, in dem 48 Rohstoffe enthalten sind. Dennoch ist die Diversifizierung her nicht notwendigerweise breiter, da auf die beiden größten Rohstoffe theoretisch ein Indexanteil von 55 % entfallen kann.
Weitere durch ETFs abbildbare Rohstoffindizes sind der Rogers International Commodity Index (RICI) und der Optimised Roll Commodity. Im Rogers International Commodity sind 38, im Optimised Roll Commodity – der sich Hinblick auf die Indexmethodik stark am Bloomberg Commodity Index orientiert – 23 Rohstoffe enthalten.
Batterie- und Energiewendemetalle wie Lithium, Kobalt, Mangan, Seltene Erden oder Graphit lassen sich nicht ganz so einfach und direkt ins Portfolio aufnehmen wie andere Rohstoffe. Dies liegt am Mangel an hinreichend entwickelten Terminmärkten auf diese Rohstoffe.
Anleger können sich hier jedoch durch ETFs behelfen, die in Aktien von Unternehmen investieren, die an der Wertschöpfungskette rund um Batterien beteiligt sind.
Eine Möglichkeit ist der L&G Battery Value-Chain UCITS ETF (WKN: A2H5GK, ISIN: IE00BF0M2Z96). Dieser ETF bildet den Solactive Battery Value-Chain Index nach. Im Index sind Bergbauunternehmen sowie Unternehmen, die bestimmte Batterietechnologien entwickeln und verkaufen enthalten. Prominente Indexmitglieder sind zum Beispiel Tesla, Pilbara Minerals, Renault, Allkem, Livent und Enersys. Die TER liegt bei 0,49 %, dass Fondsvolumen bei gut 900 Millionen EUR.