Big Tech, Big Oil und Big Bank investieren bereits

Direct Air Capture: CO2-Staubsauger in den USA auf dem Vormarsch

GoldGeldWelt Redaktion - 13.12.2022

Mit der Direct Air Capture Technologie (DAC) wird CO2 aus der Luft gesaugt. DAC ist deshalb sogar für Investmentlegenden wie Warren Buffett interessant.

Direct Air Capture ist nicht neu. Entwickelt wurde das Verfahren 1999 durch den Physiker Klaus Stephan Lackner, der Kohlendioxid mittels Aminwäsche aus der Umgebungsluft extrahierte.

Leicht vereinfacht dargestellt benötigt Direct Air Capture große Gebläse, die Umgebungsluft durch einen Abscheideapparat leiten. Innerhalb des Apparates können verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen, mit denen das CO2 gebunden und absorbiert wird. Danach kann es zum Beispiel unterhalb der Erde verpresst und so dauerhaft der Atmosphäre entnommen werden – eine möglicherweise bahnbrechende Strategie im Kampf gegen steigende CO2 Konzentrationen.

Direct Air Capture Pilotanlage wandelt CO2 aus der Luft in synthetische Kraftstoffe um

Das Unternehmen Carbon Engineering – ansässig im kanadischen Bundesstaat British Columbia – betreibt seit 2015 eine Pilotanlage für Direct Air Capture. Seit 2017 wandelt diese Anlage das gewonnene CO2 teilweise auch in synthetische Kraftstoffe wie Benzin und Diesel um.

Zu den Investoren gehören unter anderem Bill Gates, Norman Murray Edwards, die US Ölunternehmen Chevron (WKN: 852552, ISIN: US1667641005) und Occidental Petroleum (WKN: 851921, ISIN: US6745991058) sowie der Rohstoffgigant BHP (WKN: 850524, ISIN: AU000000BHP4). Die Pilotanlage ist mit einem Extraktionsvolumen von 1 t CO2 pro Tag allerdings rein experimentellen Charakters.

Climeworks betreibt seit 2017 im schweizerischen Hinwil im Kanton Zürich eine Direct Air Capture Anlage. Pro Jahr können hier 900 t CO2 extrahiert und gebunden werden. Das CO2 wird in ein Gewächshaus eingebracht. Um den Energiebedarf des Direct Air Capture Verfahrens zu senken, wird die Prozesswärme einer ortsansässigen MVA genutzt.

Buffett Portfoliostar: Occidental Petroleum investiert in Direct Air Capture

Doch die Entwicklung von Direct Air Capture ist sehr viel weiter fortgeschritten als die beiden Pilotprojekte in Kanada und der Schweiz vermuten lassen. 2024 soll mit 1PointFive eine Anlage im US-amerikanischen Permian Basin in Betrieb gehen. Diese soll nach Fertigstellung 1 Million t CO2 pro Jahr extrahieren.

1PointFive ist eine Tochtergesellschaft von Occidental Petroleum. Occidental gab Ende Oktober den Abschluss eines Pachtvertrags in Texas bekannt. Gepachtet wurde Land, in dem pro Jahr bis zu 30 Millionen t CO2 eingelagert werden können.

In dem Gebiet sollen irgendwann 30 Anlagen mit einer Kapazität von jeweils 1 Million t aktiv sein. Occidental stockte damit seine Investitionen in das Direct Air Capture Projekt um rund 22 % auf und will in Zukunft noch weitaus mehr investieren. Das Unternehmen will mit DCA einen profitablen Geschäftszweig aufbauen und hält die von Regierungen und Unternehmen postulieren Klimaziele nur mit Technologien dieser Art für erreichbar.

Occidental  ist seit geraumer Zeit ein Liebling von US Investorenlegende Warren Buffett. Dieser hat sein Engagement in der Ölgesellschaft mehrfach aufgestockt. Die Aktie ist jetzt der siebtgrößte Wert im Warren Buffett Portfolio.

Big Tech, Big Oil, Big Bank: Alle investieren in Direct Air Capture

Das Interesse von Investoren an DCA wächst. Das Wall Street Journal etwa berichtete im Sommer, dass Investoren rund 2 Milliarden USD Investitionen in die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre zugesagt hätten. Damit habe sich das Engagement von Investoren im Bereich Direct Air Capture rund verdreißigfacht. Demnach wuchs das Finanzierungsvolumen im Bereich DCA stärker als in jedem anderen mit dem Klimasektor verbundenen Bereich.

Der Grund: Viele Unternehmen müssen Klimaziele erfüllen und versprechen sich von der Entnahme von CO2 aus der Luft eine alternative Möglichkeit dazu. Bislang müssen zum Beispiel Kraftwerksbetreiber Emissionsgutschriften kaufen – mittlerweile scheint DCA aus Sicht vieler Unternehmen der effektivere Weg zu sein.

So beschlossen im April die Google-Muttergesellschaft Alphabet, der Facebook-Betreiber Meta Platforms, die Beratungsgesellschaft McKinsey, der Zahlungsabwickler Stripe  und das kanadische E-Commerce-Unternehmen Shopify Investitionen in ein Joint Venture namens Frontier im Umfang von 1 Mrd. USD bis 2030.

Eine Investorengruppe um UBS Group und Boston Consulting Group plant Investitionen im dreistelligen Millionenbereich. Microsoft und Salesforce wollen insgesamt 300 Millionen USD in Direct Air Capture Technologien investieren. Auch die Schweizer Pioniere von Climateworks konnten sich zuletzt über 650 Millionen USD privates Kapital freuen.

Investitionen könnten einen technologischen Wettlauf unter Startups auslösen, mit dem neue Methoden zur CO2 Entfernung aus der Luft entwickelt werden könnten. Der Knackpunkt ist die Effizienz und damit die Kostenbelastung pro Tonne. Auch Technologien, die mit DCA verwandt, aber nicht deckungsgleich sind, könnten in Zukunft an Bedeutung gewinnen – etwa Verfahren, mit denen CO2 schneller als bei natürlichen Prozessen in Gesteinen oder Ozeanen gebunden wird.

Direct Air Capture Kosten: Studienlage uneinheitlich

Bei dem Direct Air Capture Prozess fallen Kosten an – unter anderem durch die für die CO2 Extraktion notwendige Energie. Wie hoch die Kosten pro gebundener Tonne CO2 ausfallen, ist laut Studienlage ausgesprochen unklar.

Carbon Engineering kam einer Studie zur Pilotanlage auf eine Spanne von 94-232 USD. Manche Studien gehen von 250-300 USD pro Tonne aus, andere sehen eine Spanne von 500-600 USD pro Tonne, wieder andere zitieren beide Spannen und nennen 250-600 USD. Die Investoren hoffen, die Kosten unter anderem durch Skalierung, aber auch durch den Zugang zu besonders niedrigen Energiekosten senken zu können.

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