Inflationsbekämpfung

Geldpolitischer Overkill: Makro-Experte warnt vor Deflation

GoldGeldWelt Redaktion - 24.05.2023

Der Tenor ist laut und deutlich: Die Inflationsraten sind weiterhin viel zu hoch. Ein US-Ökonom vertritt eine andere Sicht und sieht in den Maßnahmen der Federal Reserve Bank einen geldpolitischen Overkill, der schon bald zur Deflation führen könnte.

Donald L. Luskin ist CEO des auf makroökonomische Zusammenhänge spezialisierten Dienstes TrendMacro. In einem Kommentar im Wall Street Journal warnt er vor einer heraufziehenden Deflation.

Er mache sich „keine Sorgen, dass die Inflationsrate von 4,9 % immer noch zu hoch ist“. Vielmehr werde die Teuerungsrate unter das Inflationsziel der Notenbank fallen. In etwa einem Jahr werde Deflation herrschen.

Ökonom: US-Notenbank hat Inflation nicht verursacht und auch nicht gesenkt

Die Federal Reserve Bank habe den aktuellen Inflationsschub nicht verursacht. Auch früher habe es schon Nullzinsen gegeben – und zwar im Zeitraum von 2008-2015, ohne dass es zu Inflation gekommen sei. Ebenso habe es schon früher eine quantitative Lockerung in großem Umfang gegeben. Diese habe von 2009-2017 Bestand gehabt, ohne dass die Preise über den gewünschten Zielkorridor hinaus angestiegen seien.

Die gegenwärtige Teuerungswelle sei vielmehr durch den Rekordanstieg der Geldmenge durch die Pandemie-Hilfszahlungen im Umfang von 6 Bio. USD im Jahr 2020 und 2021 verursacht worden.

Das „aggressive Straffungsregime der Fed“, mit vier aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen um jeweils 75 Basispunkte, verdient Luskin zufolge „wenig Anerkennung für den jüngsten Rückgang der Inflation“. Der Rückgang der Teuerungsrate sei in erster Linie auf das verlangsamte Geldmengenwachstum nach dem Ende der pandemiebedingten Hilfszahlungen zurückzuführen.

Geldmengenwachstum als entscheidende Größe?

Luskin zitiert Milton Friedman, dessen Theorien zufolge sich geldpolitischen Maßnahmen erst nach einer langen und variablen Verzögerung auf die Wirtschaft auswirken. Auch Fed Chef Jérôme Powell habe Friedmann mehrfach zitiert.

Das durch die pandemiebedingten Hilfszahlungen angetriebene Geldmengenwachstum hat demnach im Februar 2021 mit einem Zuwachs um 27 % zum Vorjahr seinen Höhepunkt erreicht – und zugleich den höchsten Wert seit Beginn der Datenrate im Jahr 1959.

Im dritten Quartal 2020 wurden die Zahlungen deutlich gekürzt, im vierten Quartal liefen sie aus. „Die anderthalbjährige Verzögerung zwischen dem Höhepunkt des Geldmengenwachstums und dem Höhepunkt der Inflation im Juni 2022 steht im Einklang mit historischen Erfahrungen“, so der Ökonom.

Erst im Juni 2022 sei die Notenbank mit der ersten Zinserhöhung um 75 Basispunkte „wirklich in den Inflationsbekämpfungsmodus“ eingestiegen. In jenem Monat erreichte die Inflation mit 9,1 % ihren Höhepunkt. Wenn als historische Norm eine rund 18-monatige Verzögerung zwischen Geldpolitik und realwirtschaftlichen Auswirkungen angenommen werde, könnten sich diese Maßnahmen noch nicht ausgewirkt haben. Der Rückgang der Inflation müsse deshalb andere Ursachen haben – eben jene angeführten Veränderungen beim Geldmengenwachstum.

Erster Rückgang der Geldmenge in der Geschichte der USA

Luskin spekuliert, schon bald könnte die Fed dafür gescholten werden, zu weit zu gehen. Die hohen Zinsen hätten zu einem Rückgang der Geldmenge M2 um 4,63 % im vergangenen Jahr geführt. Dies sei der einzige Rückgang der Geldmenge der Geschichte der USA. Dem TrendMacro-CEO zufolge wäre es „außergewöhnlich, wenn ein solcher Rückgang nicht zu einer Deflation führen würde“.

Der Ökonom warnt vor dem im Zusammenhang mit Deflation immer wieder beschworenen „Teufelskreis“. Verbraucher würden mit sinkenden Preisen rechnen und deshalb ihre Ausgaben drosseln, was zu einer Rezession führe. „Wenn es so weit ist, wird es für die Fed zu spät sein, zu handeln“.

Inflation in Europa und UK bleibt hartnäckig: Weitere Zinserhöhungen gefordert

Die meisten Ökonomen vertreten diese Ansichten zum Deflationsrisiko nicht - und zwar auch diesseits des Atlantiks. Bundesbankchef Joachim Nagel etwa forderte auf dem Wirtschaftstag des Wirtschaftsrates der CDU in Berlin am Dienstag weitere Zinserhöhungen. Dabei müsse die EZB auch einen Konjunkturabschwung in Kauf nehmen.

Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sprach sich für weitere Zinserhöhungen aus. Das „Gift der Inflation“ müsse erfolgreich bekämpft werden. Mindestens 30 % der Bankkunden müssen Sewing zufolge ihre Ersparnisse einsetzen, um ihre Ausgaben abdecken zu können.

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