Der Goldpreis fiel in der vergangenen Handelswoche unter seine wichtige langjährige Unterstützung bei 1.680 US-Dollar, was Anschlussverkäufe nach sich zog. Die Sorge der Goldanleger vor einem weiteren Einbruch des Goldpreises ist nun groß. Bereits am Dienstag waren die Inflationszahlen in den USA mit 8,3 % zum Vorjahr höher ausgefallen als vom Markt erwartet wurde (8,1 %), worauf ein erster Preisrutsch um 30 US-Dollar auf 1.700 US-Dollar folgte. Die Kerninflationsrate, die im Vormonat noch bei 5,9 % lag, kam mit 6,3 % ebenfalls heißer rein als der Marktkonsens von 6,1 %. Aufgrund der persistent hohen Inflation erwarten aktuell 20 % der Marktteilnehmer eine Zinsanhebung um 100 Basispunkte, also einem vollen Prozentpunkt, zur nächsten Notenbanksitzung an diesem Mittwochabend. Nicht nur der Goldpreis, sondern auch die Aktien- und Anleihenmärkte beendeten mit der Aussicht auf einen starken Zinsschritt ihre Erholung und brachen weiter ein.
Die Inflation in den USA liegt auf dem höchsten Stand seit 1982.
Die Angst des Marktes vor weiteren Zinsanhebungen ist gerechtfertigt, denn der Leitzins müsste längst viel höher liegen, nämlich 4 Prozentpunkte über der Teuerung, wie die Geschichte zeigt. Damit ist ein Zinsschritt von einem vollen Prozentpunkt mehr als gerechtfertigt, da der Leitzins mit -4,8 % real negativ ist und etwa 8,8 Prozentpunkte höher liegen müsste. Alles unter einem Leitzins von aktuell 12 % ist als lockere Geldpolitik zu sehen.
Der Leitzins sollte eigentlich 4 Prozentpunkte oberhalb der Inflationsrate liegen und nicht fast 8 Prozentpunkte darunter. Bis dahin ist diese Geldpolitik weiterhin ultralocker.
Die US-Notenbank läuft dem Markt, an dem der Zins für zehnjährige US-Staatsanleihen bereits bei 3,4 % und für 2-jährige bei 3,87 % liegt, jedoch nur hinterher. Je länger die Inflation auf diesem hohen Niveau verharrt, desto weiter werden die Zinsen in Richtung ihrem fairen Marktniveau ansteigen, das etwa 4 Prozentpunkte oberhalb der Inflationsrate liegt für kurzlaufende Staatsanleihen. Nach dem längsten, liquiditätsgetriebenen Konjunkturaufschwung der Geschichte mit historisch einmalig großen Fehlallokationen durch historisch niedrige Zinsen über eine Dekade hinweg, ist eine historisch tiefe Rezession unausweichlich und sicher wie das Amen in der Kirche. Es ist amüsant, wie Medien und Marktteilnehmer seit über einem Jahr rätseln, ob es eine Rezession oder eine sanfte Landung der Wirtschaft geben wird, obwohl es seit spätestens 2019 für jedermann offen sichtbar ist, dass der Zusammenbruch bevorsteht.
In Italien stiegen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen mittlerweile wieder auf über 4 % an, obwohl die EZB mit dem TPI-Programm eingreift und diese Zinsen drückt, um so eine neue Euro-Schuldenkrise zu verhindern. Die Zinsen in den USA werden ebenso weiter ansteigen, da nur der starke US-Dollar eine bisher noch höhere Teuerung verhindert hat. Mit einer Trendwende in der Geldpolitik der US-Notenbank und einer folgenden Schwäche des Dollars, wird die Teuerung in den USA zunehmen und lange auf diesem hohen Niveau verbleiben oder sogar zunehmen, wodurch die Zinsen immer weiter ansteigen werden.
Die Zinsen steigen weltweit an und folgen der Inflationsrate.
Sobald die westlichen Volkswirtschaften ihren unausweichlichen Weg in die Rezession im kommenden Jahr gehen werden, geraten die Notenbanken unter Zugzwang und versuchen den weiteren schnellen Anstieg der Zinsen auszubremsen, was nur durch das neuerliche Drucken von Geld möglich sein wird. Dies wird die Inflation weiter anheizen, weshalb die hohe Teuerung noch sehr lange bleiben wird.
Die aktuelle Dollarstärke beruht damit auf der Fehleinschätzung des Marktes, die US-Notenbank wollte und könnte durch Zinsanhebungen die Inflation bekämpfen. Den steigenden Zinsen folgt unausweichlich eine tiefe Rezession und schon bald werden die Märkte erkennen, dass die Inflation bleiben wird, die Notenbanker geblufft haben und stattdessen wieder Geld drucken werden, um die Zinsen zu stabilisieren. Dann werden die Menschen das Vertrauen in die Geldpolitik verlieren und Gold schnell auf neue Allzeithochs ansteigen.
Untypisch und interessant ist die Divergenz von Gold zu Silber und Platin in den letzten Wochen. Während der Goldpreis in der letzten Woche um 2,5 % fiel, konnte der Silberpreis um 4,4 % auf 19,62 US-Dollar ansteigen und auch der Platinpreis verbuchte ein Plus von 3,7 % auf 903 US-Dollar. Beide Weißmetalle zeigen eine deutliche Stärke gegenüber dem Goldpreis, was sehr untypisch ist, da beide normalerweise mit und stärker als der Goldpreis fallen.
Stattdessen konnten sich beide Weißmetalle von ihren Tiefs entfernen und diese Niveaus verteidigen, während der Goldpreis eine wichtige langjährige Unterstützung durchbrach und abverkaufte. Hier zeigt sich, wie stark überverkauft beide Edelmetalle bereits sind. Vor einer Woche hielten die Produzenten am Terminmarkt für Silber und Platin eine Netto-Longposition, was zuvor erst einmal in der Geschichte geschah. Dies zeigt, dass alle Spekulanten bereits verkauft haben und niemand mehr da ist, um noch short zu gehen, selbst dann, wenn der Goldpreis einbricht. Diese Stärke von Silber und Platin zeigt, wie pessimistisch das Sentiment ist am Edelmetallmarkt.
Silber und Platin waren die Gewinner in der letzten Handelswoche, während der Goldpreis einbrach.
Es gibt weiterhin Licht und Schatten am Edelmetallmarkt. Die Stimmung ist denkbar schlecht, wie die Daten der US-Terminmarktaufsicht zeigen, was jedoch zu einer Stärke bei Silber und Platin führte. In einem normalen Marktumfeld wäre das aktuell das perfekte Setup für Käufe. Aufgrund der bevorstehenden historisch starken Rezession bei gleichzeitigen Zinsanhebungen muss man dennoch so lange vorsichtig bleiben, bis die US-Notenbank aufgrund eines exogenen Faktors zurückrudern und mit neuer Liquidität die Märkte stützen muss. Erst dann kann man unbesorgt auf die Käuferseite wechseln. Bis dahin sollte man sich kurzfristig an wichtigen technischen Marken orientieren. Sollte die US-Notenbank am Mittwoch ihren Leitzins nur um 75 Basispunkte anheben, so könnte dies bereits zu einer Rückeroberung der wichtigen Marke bei 1.680 US-Dollar beim Goldpreis führen, worauf eine Rallye durch einen Short-Squeeze folgen könnte. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass es bei einem Zinsschritt von 100 Basispunkten zu einem nochmaligen Rücksetzer kommt. Die Augen des Marktes richten sich nun auf Mittwochabend und die US-Notenbank. Es wird spannend!
Technische Analyse zu Gold: Günstiger Preis bietet Einstiegschancen
Terminmarkt: CoT-Report vom 16.09.2022
Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die CoT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhielten noch vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
Zur Vorwoche zeigten sich die Daten neutral. Die großen vier Händler an der COMEX (BIG4) sind nur noch mit 9 Tagen der Weltproduktion short, was etwas Hoffnung gibt, dass die ehemalige Unterstützung bei 1.680 US-Dollar schnell wieder zurückerobert werden kann. Insgesamt sind die CoT-Daten für Gold mit einem CoT-Index bei 98 Punkten und 93 Punkten zum OI im Kaufbereich. Die Positionierung der Spekulanten absolut ist hingegen noch nicht wieder auf einem Rekordniveau angekommen, wie bei Silber und Platin, was grundsätzlich noch etwas Luft für den Preis ließe, wenn es weitere Zinsanhebungen gibt seitens der US-Notenbank. Die Positionierung der BIG4 ist auch gut. Unter normalen Umständen wäre das ein super Setup auf sichere Gewinne. Alles ist mittelfristig für das Swing-Trading unverändert bullisch.
Die Terminmarktdaten sind gut und zeigen, dass das Sentiment bereits sehr pessimistisch ist.
Die mutmaßliche Manipulation am Goldmarkt ist typisch niedrig für ein Tief am Goldmarkt, was Hoffnung gibt.
Nach dem Preisrückgang auf 1.680 US-Dollar im Juli, erwartete ich eine trendlose Phase am Goldmarkt in der Handelsspanne zwischen 1.680 US-Dollar auf der Unterseite und 1.800 US-Dollar auf der Oberseite in den nächsten Wochen und Monaten, solange die US-Notenbank ihren Leitzins weiter dem Markt anpasst. Erst mit einer klaren Trendwende in der Geldpolitik der US-Notenbank gegen Ende des Jahres oder im ersten Quartal des nächsten Jahres, sollte der Goldpreis wieder durchstarten und zu seinem Allzeithoch zurückkehren können.
In den letzten beiden Handelswochen zeigte sich relative Schwäche am Goldmarkt und ein bärischer Keil wurde nach unten durchbrochen, nachdem heiße CPI-Daten die Wahrscheinlichkeit für eine weitere starke Zinsanhebung der US-Notenbank erhöht hatte. Daraufhin folgte vergangene Woche ein Einbruch unter die wichtige langjährige Unterstützung bei 1.680 US-Dollar.
Das der Terminmarkt für Silber und Platin ausgebombt ist und bei diesem Inflationsumfeld nicht mit einer ähnlich totalen Bereinigung des Terminmarktes für Gold zu rechnen ist, könnte es nun durchaus sein, dass sich der Einbruch unter 1.680 US-Dollar als Bärenfalle herausstellen wird. Womöglich werden die letzten Stopps unter diesem Preisniveau gerade abgefischt, worauf der Goldpreis wieder ansteigen und in seine Handelsspanne zurückkehren könnte.
Ein Einbruch unter eine signifikante Unterstützung, der sich bei einem überverkauften Terminmarkt als Finte herausstellt und keinen weiteren Einbruch nach sich zieht, wäre extrem bullisch. Kann die ehemalige Unterstützung bei 1.680 US-Dollar in dieser Woche, trotz einer weiteren Zinsanhebung in den USA am Mittwoch, wieder zurückerobert werden, dann dürfte ein schneller Anstieg auf 1.800 US-Dollar folgen.
Wir blicken jetzt mit Argusaugen auf die Marke bei 1.680 US-Dollar, denn darüber ist der Goldpreis wieder long, wobei man darunter lediglich abseits stehen sollte, da das Chance-Risiko-Verhältnis für einen Short-Trade bei diesen guten CoT-Daten eher schlecht ist.
Nach dem Einbruch erfolgte ein Rücksetzer (Pull Back) an die vorherige Unterstützung bei 1.680 US-Dollar.
Im Tageschart sieht man den Bruch der langfristigen Unterstützung bei 1.680 US-Dollar deutlich. Die klassische Charttechnik lehrt, dass es bei einem Bruch einer solch signifikanten Unterstützung wahrscheinlich zu einem weiteren deutlichen Preiseinbruch kommen sollte. Diesen Umstand machen sich womöglich einige große Spieler zunutze, um günstig in den Markt einsteigen zu können, während die letzten zittrigen Hände unter den Fondsmanagern ihre Bestände auf den Markt werfen.
Es gibt jedoch auch noch ein Restwahrscheinlichkeit dafür, dass der Goldpreis bei einer überraschenden Zinsanhebung um 100 Basispunkte weiter unter Verkaufsdruck gerät. Für diesen Fall kann man sich einfach an die Marke bei 1.680 US-Dollar halten. Darüber geht man long und darunter steht man auf der Seitenlinie. Ist man mit einer Longposition im Plus, schützt ein Stop-Loss vor einem Verlust bei einem erneuten Einbruch im Falle einer starken Zinsanhebung um 100 Basispunkte.
Die wichtige mehrjährige Unterstützung bei 1.680 US-Dollar wurde in der letzten Handelswoche unterschritten.
Der Goldpreis in Euro fiel wieder auf die Unterstützung bei 1.660 Euro und zurück in den Abwärtstrend, wobei auch die 200-Tagelinie wieder durchbrochen wurde. Dies sieht auf den ersten Blick charttechnisch nicht schön aus. Wir hatten bereits mit unseren Premium-Abonnenten bei 1.760 Euro die Gewinne mitgenommen, als es bei Gold in USD bei 1.800 US-Dollar das erneute Signal für einen Take Profit gab. Wir waren sogar zeitweise wieder auf einen fallenden Goldpreis positioniert. Der neuerliche Preisrückgang auf 1.660 Euro trifft uns daher nicht unvorbereitet und im Worst Case stehen wir auf der Seitenlinie, sollte diese Unterstützung fallen.
Auf der anderen Seite sollte der Euro zum US-Dollar weiter abwerten, wenn die US-Notenbank ihren Leitzins weiter anheben wird. Ein finaler Einbruch des Euros auf 0,95 US-Dollar oder gar 0,90 US-Dollar wäre denkbar, bevor eine Trendwende einsetzt, womit der Goldpreis in Euro nicht mehr so stark oder gar nicht mehr fallen könnte. In diesem Szenario wäre ein begrenzter Preisrückgang auf 1.620 Euro denkbar.
Erst dann, wenn auch der Goldpreis in US-Dollar die wichtige Marke bei 1.680 US-Dollar zurückerobern kann, sollte man kurzfristig erst auch bei Gold in Euro wieder auf der Käuferseite aktiv werden, sofern der Goldpreis in Euro oberhalb von 1.660 Euro handelt. Mittelfristig ist gerade in Euro mit keinem starken Einbruch mehr zu rechnen und das Schlimmste dürfte der Goldpreis in Euro hinter sich haben.
Der Goldpreis in Euro testet erneut die Unterstützung bei 1.660 Euro.
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..
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