Goldpreis stark trotz hawkisher Fed und starkem Arbeitsmarkt

- 07.02.2024

Der Goldpreis konnte sich in der letzten Handelswoche erneut oberhalb der sehr wichtigen Unterstützung von 2.000 US-Dollar behaupten, obwohl es für den Goldpreis mehrere belastende Ereignisse gab. Vergangenen Mittwoch zeigte sich US-Notenbankchef Jerome Powell in seiner Rede nach dem US-Zinsentscheid überraschend hawkish und signalisierte, dass man im März den Leitzins voraussichtlich nicht senken wird, um sicherzustellen, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg zum gesetzten Ziel von 2 % sei. Die Märkte hatten bis dahin fest mit einer ersten Zinssenkung im März gerechnet und diese bereits eingepreist. Powell soll sogar eine erste Zinssenkung Mitte des Jahres vorgeschlagen haben, während Fed-Gouverneur Bowman bereit sei, die Zinsen bei Bedarf weiter anzuheben und gleichzeitig vor zu frühen Zinssenkungen warnte.

Mittlerweile erwartet der Markt nach den Fed-Funds-Futures eine Zinssenkung im März nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 16,5 % und auch Powell bestätigte in einem weiteren Interview, dass eine Zinssenkung unwahrscheinlich sei. Der US-Dollar profitierte davon und stieg mittlerweile wieder auf über 104 Punkte im USD-Index an, was meine Erwartung für den Start in das neue Jahr war. Das Sentiment für den US-Dollar ist extrem bärisch, was weitere Luft nach oben gibt. Insbesondere die deflationären Tendenzen sollten dem US-Dollar weiteren Auftrieb verleihen in den nächsten Monaten. Dies wird den Goldpreis erst einmal weiter belasten und die Bären dürften erneut die Unterstützung bei 2.000 US-Dollar angreifen.

Der US-Dollar startete stark in das neue Jahr und verhinderte so eine Fortsetzung des Preisanstiegs am Goldmarkt im neuen Jahr. 

Sehr gute Arbeitsmarktdaten schockieren Goldbullen

Die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag sorgte für erneuten Verkaufsdruck am Goldmarkt und eine weitere Rallye des US-Dollars. Die Markterwartung von 180 Tsd. neuer Stellen außerhalb der Landwirtschaft wurde mit 353 Tsd. weit übertroffen. Zudem gab es einen überraschenden Anstieg der Stundenlöhne, während die Arbeitslosenquote auf einem sehr niedrigen Niveau stabil blieb. Schnelle Zinssenkungen wurden damit unwahrscheinlicher, was viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt hatte.

Während in den USA angeblich 353 Tsd. Arbeitsplätze hinzukamen und die Beschäftigung um 31 Tsd.  zurückging, gingen die Vollzeitarbeitsplätze tatsächlich um 63 Tsd. zurück und die Teilzeitarbeitsplätze stiegen um 96 Tsd. an. Dazu kommt, dass während die Betriebsbefragung einen Anstieg von 353 Tsd. Personen anzeigte, die Haushaltsbefragung jedoch einen Rückgang der Beschäftigung um 31 Tsd. meldete! Dem Bureau of Labor Statistics (BLS) wird seit langer Zeit unterstellt, die Arbeitsmarktzahlen zugunsten der aktuellen Regierung zu manipulieren.

Als Reaktion auf die hawkishen Äußerungen von Powell und die starken Arbeitsmarktdaten stiegen die Renditen der US-Staatsanleihen am Montag weiter an, was dem Goldpreis tendenziell weiter belastete.

Aktuell handelt der Goldpreis noch immer in der engen Handelsspanne zwischen 2.000 US-Dollar auf der Unterseite und 2.080 US-Dollar auf der Oberseite. Die Unterstützung bei 2.000 US-Dollar ist seit Wochen von Bullen und Bären stark umkämpft und der starke Dollar dürfte den Goldpreis zunehmend unter diese Marke drücken. Sollte diese Unterstützung fallen, wäre eine Korrektur bis 1.900 US-Dollar wahrscheinlich und bis 1.800 US-Dollar denkbar. Der Silberpreis würde in diesem Fall mit nach unten gerissen, insbesondere in einem deflationären und rezessiven Umfeld. Auch die Goldminenaktien dürften dabei noch einmal einen Sell Off erleben, was eine sehr gute antizyklische Kaufgelegenheit in einigen Monaten bieten dürfte.

Der Goldpreis könnte in Bälde unter die Unterstützung bei 2.000 US-Dollar fallen.

Technische Analyse zu Platin: Nächste Unterstützung bei 800 US-Dollar

Terminmarkt: CoT-Report

Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die CoT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

CoT-Daten für Platin vom 2. Februar

Platin zeigte sich im neuesten CoT-Report neutral zur Vorwoche. Interessant ist jedoch, dass wir im Vergleich zum 9. Januar eine Stärke ausmachen können in den letzten drei Wochen. Der CoT-Index ist mit 58 Punkten noch neutral aber die Stärke in den letzten drei Wochen sollte man im Hinterkopf behalten. Es gibt jedoch noch genügend Luft nach unten, wenn der Goldpreis die 2.000 US-Dollar Marke durchbrechen sollte.

Auch wenn der Terminmarkt aktuell neutral ist, zeigte sich in den vergangenen Monaten eine Schwäche, die auf ein Überangebot am physischen Markt hindeutete. Eine Rezession könnte schnell zu einem Überangebot führen, wenn die industrielle Nachfrage kurzzeitig einbricht und so den Preis stark unter Druck bringen. Da das deflationäre Umfeld aktuell anhält, besteht diese Gefahr unverändert fort.

Mit einem CoT-Index von 58 Punkten ist Platin neutral und man sollte abwarten. 

Technische Chartanalyse – kurzfristiger Ausblick

Seit der Mitte letzten Jahres bot der Platinmarkt keine Chancen für Trader und handelte trendlos seitwärts in einer Handelsspanne von zumeist 100 US-Dollar. Die CoT-Daten warnten bereits vor einer trendlosen Phase im Vorfeld einer Rezession, weshalb ich seit Mitte des letzten Jahres dazu riet an der Seitenlinie zu stehen.

Da wir ein leichtes Überangebot in dieser Zeit sahen, könnte eine Rezession einen starken Abverkauf nach sich ziehen, wie in jeder vorherigen Rezession. Solange die Notenbanken nicht mit dem Drucken von neuem Geld aufwarten, gibt es kurz- bis mittelfristig mehr Risiken als Chancen am Platinmarkt.

Sollte der Goldpreis die Unterstützung bei 2.000 US-Dollar durchbrechen und Richtung 1.900 US-Dollar fallen, so dürfte auch der Platinpreis zurück auf seine Unterstützung bei 800 US-Dollar fallen. Dort dürfte sich der Preis erst einmal kurzfristig stabilisieren. Eine Rezession ist ein Risikofaktor, der den Platinpreis kurzfristig noch einmal bis auf 500 US-Dollar drücken könnte. Ein grünes Signal für mittel- bis langfristige Käufe gibt es erst nach einem Abverkauf und neuen QE-Programmen als Reaktion auf eine deflationäre Entwicklung in einer Rezession.

800 US-Dollar scheinen kurzfristig wieder möglich zu sein.

Langfristige Analyse

Mittel- bis langfristig hat Platin weiterhin ein Problem, da mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren Verwendung findet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen an Fahrt aufnehmen, sowie die hohen Zinsen die Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen. Dazu kommt, dass mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge der Bedarf an Katalysatoren abnimmt, was ein langfristig belastender Faktor sein dürfte.

Dennoch dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 500 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.

Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stop-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500 US-Dollar wäre in einer Rezession oder einer neuen Krise mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar.

Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund einer zunehmenden Stromknappheit in Südafrika, sowie einer politischen Krise in dem zunehmend instabilen Land. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.

Sollte sich der Konflikt im Nahen Osten auf Nachbarländer ausweiten, dann wären neue QE-Programme vorzeitig denkbar, wovon der gesamte Edelmetallsektor und somit auch der Platinpreis profitieren würden.

Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor hin reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out von SVB und der Credit Suisse vor einem Jahr hindeuten, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen. Bis dahin sollte man sehr vorsichtig sein im Vorfeld der aufkommenden Rezession.

Wie in der Vergangenheit ist bei einer Rezession ein nochmaliger starker Preiseinbruch möglich, es sei denn, es gibt davor schon ein neues QE-Programm.

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GoldGeldWelt Gastautor

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..

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