Der plötzliche Zusammenbruch der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) hatte seit Donnerstag die Furcht vor einer neuen Finanzkrise geweckt und hohe Wellen an den Märkten geschlagen. Starke Kapitalabflüsse hatten die Bank zum vorzeitigen Verkauf ihres Anleihen-Portfolios gezwungen, wodurch man Buchverluste realisierten musste, was zum Bankrott binnen Tagen führte. Schnell wurden Erinnerungen an die Bankenkrise von 2008 wach und die Märkte preisten mögliche Eingriffe der US-Notenbank (FED) ein. Die Zinsen zweijähriger US-Staatsanleihen fielen von 5,07% am Mittwoch auf mittlerweile 4,07% am Montag, während der Goldpreis in dieser Zeit von 1.810$ auf 1.913$ gesprungen war.
Staatseingriff – Volle Entschädigung für SVB-Kunden und Liquiditätshilfen der FED
In der Nacht von Sonntag auf Montag verkündeten das US-Finanzministerium und andere Regulierer Garantien für alle Kundeneinlagen in den USA, da man „eine Panik an den Märkten verhindern wolle“. Bis dahin waren Bankeinlagen nur bis 250.000 US-Dollar versichert, was bei der SVB gerade einmal 12% aller Einlagen entsprach und für den Rest der Einlagen einen Haircut bedeutet hätte. Dank der Garantien haben die Kunden der SVB seit Montagmorgen wieder vollen Zugriff auf Ihre Gelder und die Sorgen um Dominoeffekte im Bankensystem sollten damit vom Tisch sein. Letztlich behielten jene Marktteilnehmer, die früh auf ein Eingreifen des Staates gewettet hatten, recht und machten damit einen schnellen guten Profit.
Anstatt einer marktwirtschaftlichen Abwicklung der SVB, hat man nun planwirtschaftlich zumindest die Kundengelder garantiert. Man vermeidet dabei es eine Bankenrettung zu nennen. Stattdessen verkauft man es als eine „Hilfe für die Einleger“, wobei der Steuerzahler vermeintlich „keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müsse“, hieß es in der Stellungnahme. Diese Aussage ist falsch, denn am Ende des Tages bürgt für eine Staatsgarantie immer der Steuerzahler. Wenigstens sollen Aktionäre der Bank, sowie Halter von Anleihen dieser, nicht entschädigt werden, während weiterhin nach einem willigen Käufer gesucht wird.
Ein elementarer Baustein dieser Rettung, um Ansteckungseffekte von vorherein zu verhindern, ist ein neues Programm der US-Notenbank (FED), über das Banken ihre Anleihen bei der FED als Sicherheit hinterlegen können, um Liquidität zu erhalten. Dabei erhalten die Banken nicht den aktuellen Marktwert, sondern den Nominalwert der Anleihen zum Zeitpunkt der Fälligkeit. Hätte es diese Möglichkeit schon einen Monat früher gegeben, hätte die SNB ihre Anleihen nicht mit Verlust verkaufen müssen, sondern diese bis zur Fälligkeit halten können und nicht Bankrott gehen müssen. Die Kombination aus Garantien und der Möglichkeit Liquidität zu erhalten, sollte die kleinen und mittleren Banken vor einem ähnlichen Schicksal erst einmal bewahren. Gleichzeitig stützt man damit den Anleihenmarkt, ohne dass die FED direkt als Käufer auftreten muss, womit man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.
Boom und Bust – ein ewiger Kreislauf
Am Ende eines jeden Konjunkturaufschwungs stehen Kreditausfälle, Bankrotte und folglich immer eine Rezession, in der sich die Wirtschaft von den Auswüchsen und Fehlallokationen des vorherigen Booms bereinigt und wieder gesundet. Boom- und Bust-Zyklen gibt es seit vielen Jahrhunderten und nach dem längsten Konjunkturaufschwung der Geschichte, der bis 2020 andauerte, sowie dem typischen Anstieg der Zinsen, ist es nun folgend logisch, dass auch diesmal Unternehmen und folgend Banken insolvent werden, was eine typische Rezession kennzeichnet. Neu ist seit 2008, entgegen den vorherigen Jahrhunderten, dass Notenbanken und Regierungen in Rezessionen Geld aus dem Nichts drucken, um zumindest das Bankensystem und den Sozialstaat auf Kosten der Ersparnisse der Bürger zu schützen.
Die keynesianische Lehre sieht in Rezessionen fälschlicherweise ein dem Kapitalismus innewohnendes Phänomen und ein Problem, dem man durch staatliche Eingriffe Herr zu werden versucht. Diese Sichtweise der Interventionisten ist jedoch falsch, denn die wahre Ursache konjunktureller Auf- und Abschwünge liegt in der zyklischen Expansion und Kontraktion der Geldmenge im Bankensystem. Grundsätzlich gibt es keinen Grund, warum Volkswirtschaften nicht kontinuierlich wachsen sollten, frei von Rezessionen oder Wirtschaftskrisen, würde die Geldmenge nicht einer zyklischen Expansion und Kontraktion unterliegen.
Die Ursache der unmittelbar bevorstehenden Rezession, sowie des Bankrotts der Silicon Valley Bank, findet man in der Expansion der Geldmenge und den planwirtschaftlich künstlich niedrigen Nullzinsen, die über ein Jahrzehnt vorherrschten und Fehlallokationen nie dagewesenen Ausmaßes erzeugt haben. Jetzt, da die Zinsen wieder zu einem natürlichen Marktniveau streben, brechen die Kartenhäuser, die im künstlichen Boom über ein Jahrzehnt hinweg auf Sand gebaut wurden, in sich zusammen.
Bankenrettung bullisch für Gold
Als Reaktion auf die Finanzkrise von 2007/2008 hat man die Eigenkapitalvorschriften für das Bankwesen verschärft, was auch als Basel III bekannt ist. Das Bankensystem ist nach vier QE-Programmen der US-Notenbank (FED) heute viel besser kapitalisiert und somit deutlich robuster als noch vor 15 Jahren. Jedoch ist es scheinbar noch immer nicht robust genug, um den Bankrott einer einzelnen Bank zu verkraften, ohne dass man Dominoeffekte im Kreditgeldsystem befürchten muss.
Die Märkte wissen nun, dass die FED und das Finanzministerium künftig nicht lange fackeln und früh in eine Rezession eingreifen werden, um Banken und Wirtschaft zu stützen, was einen sehr bullischen Ausblick für den Goldpreis liefert. Zinssenkungen werden keinen Effekt mehr auf den Konjunkturzyklus haben, weshalb den Notenbanken nur das Drucken von neuem Geld aus dem Nichts bleiben wird, um Banken und Staat vor der Insolvenz zu retten. Die Rezession lässt sich durch das Drucken von Geld nicht verhindern, doch lässt sich diese inflationär anstatt deflationär gestalten.
Weniger die Pleite der SVB, als vielmehr das schnelle Eingreifen von Staat und Notenbank entlarven, dass das Spiel bald aus ist und man längst mit dem Rücken an der Wand steht. Daher ist die Wahrscheinlichkeit für einen Einbruch des Goldpreises deutlich unter 1.800$ drastisch gesunken, ebenso wie ein Zinsschritt um 50 Basispunkte beim nächsten US-Zinsentscheid am 22. März. Angesichts der jüngsten Ereignisse wäre es nun sogar denkbar, dass es nächste Woche keinen Zinsschritt geben wird.
Die Entscheidung, für alle Kundenguthaben einer Regionalbank geradezustehen, sendet ein fatales Signal und wirkt inflationär. Das Finanzministerium hat nicht das Geld, um für die Kontoguthaben aller Amerikaner geradestehen zu können. Dies erinnert an den 5. Oktober 2008, als Bundeskanzlerin Merkel für die Kundeneinlagen im Bankensystem eine Garantie aussprach, wohl wissend, dass man diese in Wahrheit nicht geben konnte, was man Jahre später konstatierte. Ähnlich trat US-Präsident Joe Biden heute vor die Kamera und versicherte den amerikanischen Bürgern, dass deren Einlagen sicher wären, was ebenso nicht der Wahrheit entspricht.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Märkte die Bankenrettung als den Anbeginn einer neuen Krise erkennen und vorausschauend in Edelmetalle und Goldminenaktien investieren oder ob man diesen Bankrott schnell als isoliertes Ereignis abhakt. Die Einschläge in Wirtschaft und Finanzsystem aufgrund des starken Zinsanstiegs kommen näher, weshalb in Bälde etwas passieren muss, das ein neues QE-Programm rechtfertigt, bevor die Kreditausfälle in der bevorstehenden Rezession ein Problem für die Banken werden können. Wir stehen wieder an dem Punkt, wie Ende 2019 und spätestens mit neuen QE-Programmen wird der Goldpreis folgend auf ein neues Allzeithoch ansteigen.
Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Zinsschritt drastisch gesunken
Die Preise für Gold und Silber fielen noch am Dienstag deutlich, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell bei seinem Rechenschaftsbericht vor dem US-Senat äußerte, dass die US-Notenbank ihren Leitzins wahrscheinlich höher und schneller anheben wird, wenn die Wirtschaftsdaten weiterhin gut ausfallen. Am Folgetag seiner Anhörung vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses relativierte er seine Aussage vom Vortag jedoch und fügte hinzu, dass "noch keine Entscheidung" getroffen worden sei, worauf die Märkte jedoch nicht mehr reagierten.
"Wenn - und ich betone, dass noch keine Entscheidung getroffen wurde - aber wenn die Gesamtheit der Daten darauf hinweisen würde, dass eine schnellere Straffung gerechtfertigt ist, wären wir bereit, das Tempo der Zinserhöhungen zu erhöhen."
Zeitweise rechnete der Markt zur Wochenmitte mit einer Wahrscheinlichkeit von 76%, dass die FED am 22. März ihren Leitzins um 50 Basispunkte anhebend würde, was die Fed Funds Futures signalisierten. Seit den neuerlichen Rettungsmaßnahmen zum Schutze des Bankensystems ist die Wahrscheinlichkeit dafür auf 0% gesunken und man erwartet stattdessen mit einer Wahrscheinlichkeit von 77% nur noch einen Zinsschritt um 25 Basispunkte, während man nun sogar eine 23%-Chance sieht, dass man den Leitzins unverändert belassen wird.
Der Gegenwind für den Goldpreis lässt nach und durch die neuerliche „Bankenrettung“ erfährt dieser stattdessen Rückenwind, weshalb Gold und die Goldminenaktien bei jedem Investor nun wieder ihren Weg ins Portfolio finden sollten!
Technische Analyse zu Platin: Wichtige Unterstützung bei 900$ - COT-Daten mit Stärke
Terminmarkt: COT-Report
Die US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht jeden Freitagabend um 21:30 Uhr deutscher Zeit ihren COT-Report, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten noch vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
Nach einem Hackerangriff auf einen Datenzulieferer der CFTC konnte man über einen Monat hinweg keinen aktuellen COT-Report veröffentlichen. Mittlerweile erhebt die CFTC die Daten händisch und veröffentlicht wieder wöchentlich ihren Report und man ist nur noch zwei Wochen im Rückstand. Je älter der COT-Report, desto weniger ist dessen Aussagekraft kurzfristig für unser Trading.
Zum Stichtag des letzten Reports vom 10. März mit dem Stichtag der Datenerhebung des 21. Februar sehen wir eine Stärke zur Vorwoche am Platinmarkt. Der Preis stieg um 8$, doch waren die Spekulanten mit 3,8 Tsd. Kontrakten Short gegangen. Diese Stärke geht mit einem Anstieg des COT-Index zum Open Interest auf 77 Punkte einher, was gut ist. Scheinbar gab es im Bereich um die 900$ starke Nachfrage und zumindest in den letzten beiden Wochen ein leichtes Defizit am physischen Markt, während wir in den Vorwochen ein Überangebot sahen. Während wir davor noch von einem weiteren Abrutschen auf unter 900$ ausgehen mussten, zeigen die neuesten COT-Daten, dass diese Unterstützung womöglich halten und ein Kauf-Setup darstellen könnte.
Der COT-Index war zuletzt mit 77 Punkten wieder relativ bullisch.
Rückblick
Zum Jahresbeginn riet ich zur Gewinnmitnahme bei rund 1.100$ je Feinunze, da der Platinmarkt Schwäche zum Goldmarkt zeigte und die COT-Daten überkauft waren, sowie eine Erholung des US-Dollars bevorstand. Ich prognostizierte eine Korrektur in den Bereich zwischen 900$ und 950$. Der Preis fiel folgend ohne nennenswerte Gegenbewegung um 200$ und das Korrekturziel wurde mit einem Test der Unterstützung bei 900$ abgearbeitet, wo ich erneut zur Gewinnmitnahme riet.
Aktuelle Analyse
Ob die 900$ schon ein Preislevel für einen antizyklischen Kauf auf kurzfristige Sicht sind, ist aufgrund der veralteten COT-Daten nur schwer einzuschätzen. Seit dem Bail Out der Kunden der Silicon Valley Bank hat sich das Risiko, dass Gold und Silber noch tiefer fallen, deutlich reduziert, womit auch die Gefahr für Platin abgenommen hat, mit dem gesamten Edelmetallsektor zu fallen. Seit Freitag gelang dem Platinpreis ein Sprung von 80$ auf mittlerweile 1.010$, da sich Risiken einer Rezession auf den Platinpreis verringert haben und sich gleichzeitig die Bären am Terminmarkt eindecken mussten. Kurzfristig agierende Trader finden im Bereich um die 900$ ein besseres Setup für Käufe wogegen man auf dem aktuellen Preisniveau besser abwarten sollte.
Mittel- bis langfristig hat Platin ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Schon jetzt können weniger Amerikaner ihre Auto-Leasing- und Finanzierungsraten zahlen als zum Hoch der Finanzkrise von 2008. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen! Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen.
Käufer mit langfristigem Horizont finden bei einem Preis um die 800$ je Feinunze eine gute Investmentchance auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Mittelfristig dürften nur Trader Freude an diesem hochvolatilen Markt haben, was jedoch aufgrund der hohen positiven Korrelation zum Goldpreis jedoch gut zu handhaben ist.
Chartanalyse
In der letzten Woche zeigte sich Platin stärker und die Unterstützung bei ca. 900$ konnte vorerst verteidigt werden. Es gelang den Bullen den Platinpreis kurzzeitig sogar über einen Abwärtstrend zu schieben, doch nach den Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell zu weiteren Zinsschritten, fiel der Preis schnell wieder zurück auf 930$ zur Wochenmitte.
Fällt die Unterstützung bei 900$, so wäre die Türe für eine vorerst finale Korrektur auf 800$ offen, was ein besseres Setup für einen antizyklischen Long-Trade liefern würde, sofern sich der Terminmarkt bis dahin bereinigt hat. Je später die Rezession offen zutage tritt, desto länger bestehet die Chance für eine technische Erholung. Sobald die Rezession jedoch in aller Munde ist und die Unternehmen beginnen Kosten zu senken, wird das Überangebot zunehmen und Platin womöglich kurzzeitig noch einmal stark einbrechen. Wer dann auf der Seitenlinie mit genügend Pulver steht, der findet in diesem Einbruch eine sehr gute kurz- bis mittelfristige Kaufchance.