Sorgen wegen XXL-Defizit

Goldpreis steigt, Bondkurse fallen: Die Inflation ist noch nicht vorbei

GoldGeldWelt Redaktion - 31.10.2024

Die US-Renditen steigen trotz der Fed-Zinssenkungen deutlich, Gold erreicht erstmals 2.800 USD. Die Inflationsfrage ist noch nicht abschließend beantwortet, weil die Defizitfrage es nicht ist.

Die US-Anleiherenditen sind zuletzt wieder deutlich gestiegen. Bei zehn Jahren Laufzeit lag die Rendite am Mittwoch bei 4,265 %. Dies entspricht fast einem halben Prozentpunkt mehr als noch Anfang Oktober.

Gleichzeitig setzt der Goldpreis seinen Höhenflug fort. Am Mittwoch wurden erstmals 2.800 USD für eine Feinunze gezahlt. Der Ökonom Peter Schiff gibt sich davon nicht überrascht. „Wenn die Fed die kurzfristigen Zinsen senkt, wird das den Tiefpunkt für die langfristigen Zinsen markieren und sie werden steigen“, kommentiert Schiff die jüngsten Entwicklungen. „Die langfristigen Zinsen und der Goldpreis steigen im Gleichschritt, was das Gegenteil von dem ist, was die meisten Leute denken“.

Schiff hält den eingeschlagenen Weg der geldpolitischen Lockerung durch die US-Notenbank Federal Reserve für falsch bzw. verfrüht. „Die Zinsen steigen aus demselben Grund, aus dem der Goldpreis steigt. Es liegt daran, dass die Zinssenkungen der Fed ein Fehler sind. Der Geist der Inflation ist noch nicht wieder in der Flasche“.

Er prognostiziert deshalb steigende Teuerungsraten, steigende Haushaltsdefizite und ein größeres Angebot an neuen Staatsanleihen. Der Kern des Problems liegt laut Schiff damit bei der hohen Staatsverschuldung. Das sehen offenbar auch die Märkte zunehmend so.

1,8 Billionen USD Neuverschuldung: Weder Harris noch Trump interessiert es

Das Haushaltsdefizit der USA hat im letzten Haushaltsjahr die Marke von 1,8 Billionen USD überschritten. Die entspricht 6,4 % des BIP. Insgesamt nahm die Regierung 4,92 Billionen USD ein und gab 6,75 Billionen USD aus. Zurückgeführt wird dies vor allem auf höhere Ausgaben für Zinsen und Programme für ältere Amerikaner wie z.B. Medicare.

Das Defizit im vorangegangenen Jahr lag bei 1,7 Billionen USD. Tatsächlich war die Neuverschuldung im vergangenen Jahr sogar noch höher: Das liegt daran, dass die Regierung im Jahr 2022 mehr als 300 Milliarden Dollar für den Erlass von Studentendarlehen aus Ausgaben einplante und diesen Posten nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofes streichen musste.

Auch wenn das Defizit sich damit nicht schnell nach oben bewegt, sondern zumindest zuletzt eher stagnierte: Die Sorgen vor weiter steigenden Staatsschulden sind berechtigt. Ein ausgeglichener Haushalt benötigt zunächst eine Regierung, die diesen auch anstrebt. Tatsächlich aber hegen sowohl Donald Trump als auch Kamala Harris Wünsche für Mehrausgaben und Steuersenkungen.

Demokraten und Republikaner thematisieren die Reduzierung der Haushaltsdefizite zwar häufig. Uneinigkeit besteht jedoch weitgehend über den Weg dorthin. In den letzten Jahren liefen parteiübergreifende Einigungen darauf hinaus, die Ausgaben der Bundesbehörden zu begrenzen. Diese Vereinbarungen haben die Sozialversicherung und Medicare jedoch nicht berührt.

Trump verspricht Steuersenkungen, Harris Mehrausgaben

Beide Kandidaten haben im Wahlkampf versprochen, Leistungskürzungen bei der Sozialversicherung und Medicare zu vermeiden. Harris will sogar die langfristige häusliche Pflege in Medicare einbeziehen, was die Kosten weiter erhöhen dürfte.

Trump hat zwar Haushaltskürzungen und höhere Zölle gefordert – aber auch Steuersenkungen, deren Volumen größer ist. Neben der Verlängerung auslaufender Steuersenkungen hat Trump vorgeschlagen, die Steuern auf Trinkgelder, Überstunden und Sozialleistungen abzuschaffen. Kosten könnten zudem für Trumps Pläne in den Bereichen Raketenabwehr und Migration anfallen.

Eine Analyse des Committee for a Responsible Federal Budget (CRFB) geht – unter erheblichen Unsicherheiten – davon aus, dass Trumps Haushaltsvorschläge die Haushaltsdefizite um 7,5 Billionen Dollar über das Niveau hinaus erhöhen würden, das zu erwarten wäre, sollte der Kongress keine neuen Gesetze verabschieden. Für Harris gehen die Schätzungen von 3,5 Billionen USD aus.

Zweifel an der Schuldentragfähigkeit wachsen

Es gibt zwei Gründe, die – bislang auf niedrigem Niveau - Zweifel an der langfristigen Schuldentragfähigkeit aufkommen lassen. Erstens:  Die steigenden Zinsen erschweren die Schuldenlast. Die USA gaben 950 Mrd. USD für Zinsen aus, 34 % mehr als im Vorjahr. Die Zinskosten übertrafen damit die Militärausgaben. 

Zweitens: Zwar hatten die USA in der Vergangenheit bereits größere Haushaltsdefizite aufgehäuft (sowohl in Dollar als auch als Anteil des BIP). Dies geschah jedoch infolge von  Kriegen, Wirtschaftskrisen und der Coronavirus-Pandemie. Die derzeitige Lage dagegen ist gemessen am robusten Wirtschaftswachstum und der niedrigen Arbeitslosigkeit vergleichsweise komfortabel. Für das dritte Quartal etwa wurde in dieser Woche ein Wachstum von 2,8 % vermeldet. Die Frage drängt sich auf: Wie hoch steigt das Defizit im Fall einer neuen, großen Krise?

Solange die Defizitfrage nicht geklärt ist, ist auch die Inflationsfrage nicht geklärt – und so lange könnte die Wirkung der Zinspolitik der Fed auf die langfristigen Zinsen gering ausfallen. Im Hinblick auf die Haushaltsdisziplin dürfte ein Wahlergebnis mit dem Ergebnis einer „Lame Duck“ aufgrund der gegenseitigen Blockade beider Parteien das günstigste Ergebnis sein.

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