Schaut man sich die Entstehungsgeschichte des Geldes an, ist es wenig verwunderlich, dass Gold und Silber dabei eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die beiden Edelmetalle erfüllten die Eigenschaften eines perfekten Tauschmittels schlichtweg besser als alles, was sonst zur Verfügung stand. Ich möchte Ihnen heute erläutern, warum ich, trotz oder gerade wegen der fortschreitenden Entkopplung des Geldes von Gold und Silber im letzten Jahrhundert, mit einem bedeutsamen Comeback von Edelmetall als Zahlungsmittel innerhalb der nächsten Jahre rechne. Ursächlich hierfür ist die (hinter dem Bitcoin stehende) Blockchain-Technologie, welche die Schwächen der Edelmetalle im Zahlungsverkehr vollständig ausgleichen könnte.
Doch zum besseren Verständnis der Zukunft bedarf es zunächst eines kurzen Blickes in die Vergangenheit. Schon weit vor der standardisierten Verwendung als Geld wurden Gold und Silber in fast allen Teilen der Welt wertgeschätzt, verarbeitet und getauscht. Ihr einzigartiger Glanz in Verbindung mit der einfachen Verarbeitung und natürlichen Knappheit machte die beiden Metalle zum begehrten Rohstoff für Schmuck und andere Waren. Auf diese Weise wurden sie zum Statussymbol der Reichen und Mächtigen und damit zum Inbegriff für Werthaltigkeit.
Durch die Erfindung und Verbreitung von Münzen – Alexander der Große spielte hierbei eine wesentliche Rolle – erlangten die Edelmetalle zusätzlich noch die Wertmess- und Recheneinheitsfunktion, was sie zum überlegenen Tauschmittel aufsteigen ließ. Überall dort, wo das Metallgeld Einzug hielt, setzte es sich auf kurz oder lang gegenüber den zuvor verwendeten Waren wie beispielsweise Vieh, Salz oder Fellen durch. Ich möchte damit verdeutlichen, dass gutes Geld immer schlechtes Geld verdrängt, sofern keine Obrigkeit sich negativ einmischt.
Genauso ist es aber leider beim Papiergeld geschehen. Zunächst verdrängte das Papiergeld Gold und Silber nicht wirklich als Zahlungsmittel, sondern ergänzte, verbesserte es lediglich. Papiergeld stellte bis in das zwanzigste Jahrhundert immer einen Anspruch auf echtes Gold oder Silber dar, welches beispielsweise beim Goldschmied (oder später der Bank) eingelagert wurde. Mit diesen Anspruchsscheinen ließen sich umfangreiche Geschäfte für die reichen Kaufleute in London oder Venedig wesentlich bequemer abwickeln, als mit den schweren Metallen.
Die Macht, ein bestimmtes Geld als gesetzliches Zahlungsmittel zu deklarieren, verleitete die lokalen Fürsten, Banken oder Staatsführungen jedoch immer wieder zu der Herausgabe von schlechtem Geld, seien es Münzen mit niedrigerem Metallgehalt oder unzureichend bzw. gar nicht gedecktem Papiergeld. Immer mit den gleichen Folgen: Zunehmendem Wertverlust der Währung, sprich Inflation und letztendlich dem Verlust des Vertrauens der Bürger und der Akzeptanz der Währung.
Erst die Etablierung von Zentralbanken und die immer fester werdenden staatlichen Strukturen konnten (nach vielen katastrophalen Misserfolgen) nach und nach beim Bürger die Akzeptanz des nicht gedeckten Papiergeldes erreichen. Unfreiwillig haben wir uns so an das schlechte Geld gewöhnt und müssen seit nunmehr fast fünfzig Jahren (seit dem Ende des Goldstandards) mit der mehr oder weniger kontrollierten, kontinuierlichen Inflation und Krisenanfälligkeit vom Edelmetall entkoppelter staatlicher Währungen leben.
Auf Konten geführtes Buchgeld stellt im Übrigen bis heute lediglich einen Anspruch auf die Herausgabe von Papiergeld dar. Ihr Kontoguthaben ist damit rechtlich gesehen kein offizielles Zahlungsmittel, sondern eine Forderung gegenüber der Bank. Diese erzeugt das Buchgeld auf dem Wege der Kreditvergabe aus dem Nichts und schreibt sich im Gegenzug dafür reale Werte (wie beispielsweise ihre Immobilie) als Sicherheit in die Bücher. Wie viel schlechter dieses Buchgeld als Papiergeld sein kann, zeigen die unzähligen Bankpleiten der Vergangenheit, bei denen die Kontoinhaber ihre gesamten Ersparnisse verloren.
Dennoch verdrängt das Buchgeld, insbesondere im digitalen Zeitalter, zunehmend das Bargeld. EC-Karten und Überweisung sind dem Bargeld vor allem in der Funktion als Zahlungsmittel weit überlegen und staatliche Garantien (Einlagensicherung) sowie Bankenrettungen haben das systemische Risiko so weit gemindert (indem es auf die Steuerzahler verlagert wurde), bis es fast in Vergessenheit geraten ist. Zwischenfazit: Wir verwenden heute aus Bequemlichkeit, Unwissenheit und Alternativlosigkeit Geld welches die Zahlungsmittelfunktion zwar besser erfüllt, aber dafür bei der Werterhaltung und Sicherheit weitaus schlechter abschneidet als Gold oder Silber.
Was wäre aber, wenn die Edelmetalle ihren Nachteil in der Anwendung plötzlich nicht mehr hätten? Also wenn es möglich wird, mit Gold und Silber im Laden per Karte zu bezahlen oder Edelmetall von einem Konto zum anderen in sekundenschnelle sicher zu überweisen. Würden Sie dieses „bessere“ Geld dann vorziehen? Genau das ist nämlich jetzt möglich geworden. An dieser Stelle kommt der Bitcoin, bzw. vielmehr die dahinter stehende Technologie, die Blockchain ins Spiel. Die Funktionsweise habe ich bereits detaillierter in einem früheren Artikel („Bitcoin, Ethereum und die Blockchain – die stille Revolution“) beleuchtet und fasse daher an dieser Stelle nur noch einmal das „Revolutionäre“ daran für Sie zusammen.
Das Internet hat uns in ein neues Zeitalter katapultiert, in dem wir Informationen nahezu in Echtzeit quer über den gesamten Globus miteinander tauschen können. Die Blockchain wiederum wird uns in ein neues Zeitalter heben, in dem wir sicher und digital Werte miteinander tauschen und Verträge miteinander schließen können. Jeder Tausch, jede Transaktionen wird von der Blockchain unveränderlich in einem dezentralen Kontensystem abgelegt. Sofern richtig umgesetzt, kann darin nichts mehr verändert oder manipuliert werden. Getauscht wird direkt zwischen den Beteiligten (Peer-to-Peer), ohne eine zentrale Institution, die alles kontrollieren und abwickeln muss. Die Blockchain schafft Vertrauen in Dezentralität und beraubt damit die alten Vermittler wie Banken und Versicherungen ihrer ursprünglichen Geschäftsmodelle.
Der Bitcoin, welcher mittlerweile in aller Munde ist, war nur der erste erfolgreiche Versuch, diese Technologie für ein rein digitales Geld und Bezahlsystem außerhalb des etablierten Bankensystems einzusetzen. Mittlerweile sind ihm unzählige Nachahmer gefolgt, welche alle die gleiche dezentrale Grundidee teilen, sich aber in ihrer Funktion und Umsetzung teils deutlich unterscheiden. So vielversprechend einige dieser Ansätze auch sein mögen, sie haben alle auf ihrem Weg zum weithin akzeptierten Geld unüberwindbar scheinende Hürden und Gefahren zu überwinden. Zu den Kritischsten gehören die drohende Regulierung seitens der Staaten (bis hin zum vollständigen Verbot), die extrem hohen Wertschwankungen (teils in Folge ausufernder Spekulation), die Anfälligkeit für Diebstahl durch Hacker, die Gefahr technischer Überalterung und Fehlerhaftigkeit sowie die zumeist fehlende Wertdeckung.
Schon anders sieht es da mit dem ebenfalls in der Blockchain möglichen Tausch von „tokenisierten“ Anlagegütern wie Immobilien oder eben auch Gold und Silber aus. Ein „Token“ oder auch „Coin“ dieser „Kryptowährungen“ repräsentiert dabei immer einen Anspruch auf ein real existierendes Anlagegut oder einen festgelegten Bruchteil davon. Für diese Deckungs-Werte gibt es bereits einen verhältnismäßig stabilen Marktpreis und sie sind weitestgehend reguliert. Diverse Unternehmen stürzen sich aktuell auf diesen Markt und versuchen die ersten Lösungen für den dezentralen makler- und notarlosen Bruchteilshandel von Renditeobjekten anzubieten. Gleiches gilt für den digitalen Tauschhandel mit Edelmetallen.
Ich behaupte, wir erleben in der Verbindung aus den traditionellen Geldmetallen mit der Blockchain die Geburt nahezu perfekten Geldes. Ein Token repräsentiert beispielsweise immer ein Gramm Gold, welches versichert und regelmäßig von unabhängiger Stelle überprüft im Hochsicherheitstresor lagert. Der Token kann niemals weniger wert werden als das ihm zugrundeliegende Gold und profitiert damit von der historisch bewiesenen Wertstabilität und inflationsschützenden Knappheit des Edelmetalls. Im Gegensatz zu den Münzen von damals kann dieses digitale Gold jedoch unabhängig von Ort und Zeit sicher und nahezu kostenfrei von einem Besitzer zum anderen wechseln.
Verglichen mit unserem fehlerbehafteten Kreditgeldsystem werden die Geldfunktionen durch diese Token ungleich besser erfüllt. Den einzigen verbliebenen - zugegeben schwer einholbaren - Vorsprung eines offiziellen, gesetzlichen Zahlungsmittels, könnten einfache Umgehungslösungen relativ schnell wettmachen. Kartenbenutzer zahlen dann beispielsweise im Laden immer noch mit dem staatlichen Geld, im Hintergrund wird aber im Moment der Zahlung jeweils der exakte Gegenwert in digitalem Gold aus dem Lager des Kunden verkauft. Der Preis eines Gutes in Euro könnte also in Folge von Inflation steigen, während der Preis für den Benutzer der „Goldkarte“ stabil bleiben oder sogar fallen würde.
In fast allen anderen Bereichen ist das digitale Gold dem gesetzlichen Geld bereits jetzt weit überlegen: Es kann nicht in Folge einer Bankpleite oder Währungsumstellung verloren gehen. Es kann im Gegenzug zum ungedeckten Papier und Buchgeld auch nicht beliebig vermehrt werden und unterliegt damit keiner Inflation (Ganz im Gegenteil dürfte es mit zunehmender Verwendung sogar kontinuierlich an Wert gewinnen). Zu guter Letzt nimmt es die Banken als Mittler aus dem Spiel und ist damit wesentlich kosteneffizienter.
Natürlich bleibt auch hier noch die nicht zu unterschätzende Gefahr staatlicher Intervention als Hürde. Es hat einen Grund, warum der Staat bis heute, trotz aller Krisen und Fehler, das Geld der (Zentral-)Banken verwendet und es ist nicht zu erwarten, dass sich an diesen Umständen nur durch eine neue Technologie etwas ändert. Die Frage ist, ob ein einzelner Staat bei einem weltweiten digitalen Geld überhaupt noch genug Einfluss und Mittel zur Verfügung hat, um den längst überfälligen Fortschritt in diesen Bereichen aufzuhalten.
Es ist nicht auszuschließen, dass sich einige goldaffine Staaten wie Russland, China oder Dubai in naher Zukunft dafür entscheiden werden, eine vergleichbare goldgedeckte Währung einzuführen. Eine solche Währung wäre auch im internationalen Handel verfügbar und würde im Wettbewerb zu den etablierten Währungen stehen. Auch eine erfolgreiche Anonymisierung der Benutzer, an der bereits diverse Kryptowährungs-Anbieter arbeiten, könnte einen staatlichen Eingriff schwer bis unmöglich machen.
Die große Schlussfrage lautet also: Wie lange kann sich das in Effizienz und Werterhalt unterlegene staatliche Geld gegenüber dem besseren (Gold) Geld der Zukunft noch behaupten? Eine Antwort kann ich Ihnen aufgrund der vielen unkalkulierbaren Größen seitens der Regulierung leider nicht mitgeben, aber klar ist, dass die beschriebene Funktionserweiterung der alten Geldmetalle für Edelmetallinvestoren nur positiv zu sehen ist, da sie die Nachfrage von mehreren Seiten aus deutlich ansteigen lassen dürfte.