Von seinem Hoch bei 1375 US Dollar pro Unze zur Jahresmitte hat der Goldpreis bis dato ca 9% wieder eingebüßt. Nach der fulminanten ersten Jahreshälfte mit Zugewinnen von in der Spitze an die 30% darf man weiterhin von einem intakten Aufwärtstrend sprechen, der sich aktuell in einer normalen Korrekturphase befindet. Zumal der jüngste Rückgang weder die kontinuierlich steigenden Risiken im Weltfinanzsystem, noch die hohen Inflationswahrscheinlichkeiten widerspiegelt, die mit jedem Tag ultra-lockerer Geldpolitik weiter zunehmen. Binnen nur weniger Stunden wurden am 04. Oktober über 1.000 Tonnen Papiergold (ca. 1/3 der Weltjahresproduktion) auf den Markt geworfen. Um diese Zahl in den richtigen Zusammenhang zu stellen, erinnern wir uns daran, dass die USA sich über 6 Jahre Zeit lassen, um nur knapp 600 Tonnen unseres dort gelagerten Bundesbankgoldes auszuliefern.
Die Spekulation und inzwischen auch gerichtlich aktenkundige Manipulation hat den Markt mittlerweile bis ins Unkenntliche verzerrt, wodurch er seine Preisfindungskraft für das physisch verfügbare Metall zusehends verliert. Wir Edelmetallhändler spüren das jedes Mal wieder deutlich, wenn vergleichbare Preisrücksetzer durch unsere Kunden fast ausschließlich und in Schaaren als Kaufgelegenheit wahrgenommen werden. Im aktuellen Niedrigzins- und Hochrisikoumfeld darf dieser Effekt mit Sicherheit als global wirksam betrachtet werden und wird damit zukünftigen Papiergold-Preisabstürzen einen verlässlich ansteigenden physischen Boden entgegensetzten.
Global wirksam ist auch einer der „Schwarzen Schwäne“ am Finanzhimmel, der mittlerweile fast zu fett zum Fliegen geworden ist: Die US-Wahl am 8. November hat bereits jetzt großen Schaden für die Demokratie und Reputation der Vereinigten Staaten angerichtet. Wären die USA nicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, würde man es nicht für möglich halten, was dort im Rahmen der heftigen Schlammschlacht zwischen dem Republikaner Donald Trump und der Demokratin Hillary Clinton alles zu Tage gefördert wird.
Nahezu wöchentlich kommen neue Skandale ans Licht, welche unter normalen Umständen jeder für sich das Potential hätten, einen Kandidaten zu stürzen und manchmal sogar vor Gericht zu bringen. Politische Inhalte bleiben Mangelware, persönliche Vorwürfe gibt es dafür im Überschuss. Lassen Sie mich daher vorab eines klarstellen: Beide sind in meinen Augen aus nachfolgenden Gründen eher ungeeignet als Staatsoberhaupt der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt – und das ist noch sehr diplomatisch ausgedrückt.
Wäre es nicht die ebenfalls höchst fragwürdige Hillary Clinton, die Trump gegenübersteht, müsste ein politischer Gegner einfach nur still abwarten und zusehen, wie Trump sich selber ins Abseits schießt. „The Donald“ poltert ungestüm von ungeschickten Beleidigungen über falsche Behauptungen zu untragbaren Pauschalisierungen („Niemand respektiert Frauen mehr als ich“) und belegt damit, welches Risiko er in diesem diplomatisch sensiblen Amt wäre.
Sei es die angekündigte Mauer an der Grenze zu Mexiko oder seine extreme Positionierung zu Islam und Immigration, Trump fischt viel zu tief in rechtspopulistischen Gewässern, um in der Weltpolitik des 21ten Jahrhunderts die dringend benötigte Akzeptanz zu finden. Hinzu kommt ein nicht enden wollender Schwall an Fehltritten. Das Tonband, welches ihn als frauenfeindlichen Sexisten entlarvt, dürfte dank der medialen Dauerschleife mittlerweile sogar jedem Deutschen ein Begriff sein - immerhin gab es einen 6 Minuten langen Beitrag in der Tagesschau. Und als wäre das nicht genug, kamen jüngst noch diverse Anschuldigungen von der sexuellen Belästigung bis zur Vergewaltigung hinzu, welche seinem Wahlkampf auch ohne Verurteilung schon den Rest gegeben haben könnten.
Das bringt mich zu den Medien, die vor allem in den USA Ihre gebotene Neutralität in diesem Wahlkampf vollständig über Board geworfen haben. Denn bei all der Angriffsfläche die Herr Trump bietet werden auf der anderen Seite die Verfehlungen von Hillary Clinton offenbar bewusst klein gehalten. Und das nicht nur augenscheinlich, sondern mittlerweile auch anhand der von WikiLeaks veröffentlichten Emails von Frau Clinton und ihrem Wahlkampfmanager John Podesta belegbar. Die teils sehr enge Zusammenarbeit einiger Journalisten mit der Demokratischen Partei ging sogar so weit, dass Clinton eine der geheimen TV-Duell-Fragen im Vorwege zugespielt wurde.
Hillary hat rechtswidrig einen privater Server für Ihre Amtsemails im State Department benutzt. Bei der anschließenden FBI-Untersuchung kam es nicht nur zu einer fragwürdigen Freisprechung von jeglichen strafrechtlichen Konsequenzen, es sind zudem wichtige Beweismittel „verschwunden“. Das Wall Street Journal legte in diesem Zusammenhang zuletzt die „Wahlkampfspenden“ eines Clinton-Verbündeten über eine halbe Millionen Dollar an die Frau eines der FBI-Agenten offen, der an der Untersuchung direkt beteiligt war.
Die Veröffentlichungen von WikiLeaks erlauben einen verstörenden Blick in einen ungeahnten „Sumpf“ rund um das Clinton-Netzwerk. In einem Interview der Washington Post bezeichnete ein renommierter Journalist dieses „Wechselspiel aus Vortragsvergütungen, der Clinton Foundation und “...“ dem State Department, unter ihrer Führung“ zuletzt offen als Skandal und Korruption. Er fügte jedoch gleich hinzu, dass all dies seiner Meinung nach in dem momentanen Umfeld ohne Konsequenzen bleiben würde, was in meinen Augen ein noch viel größerer Skandal ist. Hier wäre es an den Medien, den Finger in die Wunde zu legen, aber stattdessen lenken diese den Fokus auf die Herkunft der Emails um und richten das Fadenkreuz auf den neuen, alten Feind Russland.
Und das bringt mich zu einem weiteren wichtigen Punkt über Hillary Clinton. Nach deren Forderungen sollten nämlich auch diese (angeblich) russischen Cyberattacken als direkter Angriff auf die USA gewertet und mit entsprechender (militärischer) Härte beantwortet werden. In ihren politischen Ämtern unterstütze oder initialisierte sie sämtliche Auslandsinterventionen der USA vom Irak über Afghanistan bis nach Libyen - mit dem bekanntem Ergebnis einer nahhaltig völlig destabilisierten Region. Es ist ihr daher durchaus zuzutrauen, dass sie diese aggressiv-dominante Außenpolitik wie angekündigt fortführt und in Syrien eine direkte Auseinandersetzung mit Russland lostritt. Selbst wenn es sich hier, wie zu hoffen ist, nur um politisches Säbelrasseln handeln sollte, wäre diese Kriegs-Rethorik einer zukünftigen US-Präsidentin gegenüber einer Atommacht mehr als beunruhigend.
Wenigstens in diesem Punkt muss man Trump mehr Vernunft und Weitsicht zuordnen, da er eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland in Aussicht gestellt hat. Zudem legte er jüngst einen 100 Punkte Plan vor, in dem er unter anderem konkrete Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung und Bändigung des Lobbyismus in Washington aufführt. Auch die angekündigte größte Übernahme aller Zeiten von Time Warner durch AT&T würde Trump nach eigener Aussage stoppen, um eine zu einseitige Medienlandschaft zu verhindern. Gar nicht so schlechte Punkte für jemanden, der in den Debatten kaum inhaltlich auf die Fragen antworten konnte und stattdessen die ewig gleichen Parolen von „make everything great again“ abspulte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die amerikanische Demokratie seine Bürger sprichwörtlich vor eine Wahl zwischen „Pest und Cholera“ gestellt hat. Für den Goldpreis dürften daher beide Kandidaten eher Aufwärtspotential mit sich bringen. Unter Clinton ist eine Fortsetzung und Verschärfung der Anti-US-Dollar Strategie Chinas und Russlands zu erwarten, in der Gold offensichtlich ein wichtiges Element darstellt. Trump stellt ein politisches Risiko in sich dar und würde von der Clinton-unterstützenden Wallstreet möglicherweise mit einem Einbruch der Aktien und Finanzmärkte im Amt begrüßt werden.
Eines haben beide Kandidaten jedoch gemeinsam: Sie würden aller Voraussicht nach Ihren beiden Amtsvorgängen Bush und Obama nacheifern, die jeweils eine Verdopplung der Staatsverschuldung innerhalb von 8 Jahren verbuchten. Der Goldpreis hat sich in der gleichen Zeit übrigens fast verfünffacht...