Ab Herbst 2023 Realität?

Digitaler Euro: Fortschritt oder Überwachung und Enteignung?

GoldGeldWelt Redaktion - 20.12.2022

Der digitale Euro erhitzt die Gemüter. Befürworter sehen darin eine neue, sichere und fortschrittliche Option. Gegner fürchten Überwachung und Enteignung. Ein südamerikanisches Land zeigt derweil, wie schnell Bargeld nach der Einführung digitaler Währungen den Rückzug antreten kann.

Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet an der Einführung eines digitalen Euro. Bereits im Oktober 2021 wurde mit einer Vorbereitungsphase begonnen, die bis Oktober 2023 abgeschlossen sein soll. Im Rahmen der Vorbereitung prüft EZB, wie ein digitaler Euro aussehen und ausgegeben werden könnte.

Außerdem sollen mögliche Auswirkungen auf den Markt untersucht werden. Danach erst, so heißt es offiziell auf der Homepage der EZB, werde über die tatsächliche Entwicklung eines digitalen Euro entschieden.

EZB: Digitaler Euro bereits in Vorbereitung

Der digitale Euro ist ein elektronisches Zahlungsmittel, das nach den Vorstellungen der EZB künftig im gesamten Euroraum genutzt werden könnte. Laut der Zentralbank wäre der digitaler Euro „so sicher und benutzerfreundlich wie Bargeld heute“.

Verbraucher könnten die Digitalwährung z.B. im Rahmen des kartengestützten Zahlungsverkehrs, mit Apps etc. nutzen. Der digitale Euro würde von der EZB als Zentralbankgeld ausgegeben und sich damit von „privatem“ Geld unterscheiden.

Die EZB will mit digitalem Zentralbankgeld auf die „steigende Nachfrage nach sicheren und zuverlässigen elektronischen Zahlungsmitteln“ reagieren. Der durch die Zentralbank selbst auszugebenden digitalen Euro betrachtet die Notenbank als „Stabilitätsanker für das Zahlungs- und Währungssystem“, der gleichzeitig die geldpolitische Souveränität des Euroraumes stärken und die Effizienz im europäischen Zahlungsverkehr fördern soll.

Soll digitaler Euro Bargeld und Kryptowährungen ersetzen?

Laut EZB würde der digitale Euro das Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen. Im Unterschied zu anderen Crypto Assets inklusive Stablecoins steht hinter einer Digitalwährung  die Zentralbank. Damit, so argumentiert EZB, wäre ein digitaler Euro risikofrei. Privatsphäre und Datenschutz könnten gewahrt werden.

Die Stabilität von Stablecoins hänge dagegen letzten Endes von der Stabilität eines Emittenten ab. Auch sei hier der Schutz persönlicher Daten nicht zwingend gewährleistet.

Wie der digitale Euro am Ende aussehen soll, ist nicht entschieden. Die EZB testet verschiedene Ansätze, darunter auch dezentrale Lösungen wie die Blockchain. Die Notenbank hält außerdem die „Nutzung einer Form von digitaler Identität“ für denkbar.

Viele Fragen sind noch offen. Etwa die nach der Verwahrung von digitalem Bargeld. Werden Banken oder andere (mutmaßlich beaufsichtigte) Akteure mit der Entwicklung und Führung von Konten betraut? Bietet die Zentralbank am Ende ein Konto an, auf dem jeder Bürger seinen digitalen Euro verwahren kann?

Gerade letzteres Szenario scheint Banken Angst zu machen. Die Commerzbank etwa führt in  ihrem Blog an, dass die Einführung einer Digitalwährung Geschäftsbanken instabiler machen könnte, da Bankkunden ihr Geld von herkömmlichen Konten abheben und es auf Digitalkonten bei der Notenbank parken könnten. Dem daraus entstehenden Risiko einer Liquiditätskrise lässt sich nach Ansicht der Commerzbank jedoch durch Maßnahmen wie Grenzbeträge oder mehrstufige Verzinsungssysteme entgegenwirken.

China nutzt digitale Währungen: Experten fürchten Überwachung

Befürworter eines virtuellen Euro behaupten häufiger, die Privatsphäre wäre ähnlich geschützte wie beim Bezahlen mit Bargeld. Dazu muss jedoch ein vollständig anonymer Zugriff auf Guthaben möglich sein. Ob dies letztlich der Fall sein wird, ist wie so viele andere Fragen noch offen.

Ein ganz neues Thema sind Central Bank Digital Currencies (CBDCs) nicht. In China hat die Zentralbank bereits im April 2020 eine neue Digitalwährung herausgebracht. Diese wird bereits durch hunderte Millionen Verbraucher benutzt.

Mu Changchun, Leiter des Forschungsinstituts für digitale Währungen bei der chinesischen Zentralbank, wurde unter anderem im Tagesspiegel mit der Einschätzung zitiert, die Währung biete den Benutzern „ein gewisses Maß an Anonymität“ – was immer das bedeuten mag. Zudem sei die Digitalwährung nicht für Spekulationszwecke geeignet, was sie von Bitcoin und anderen Crypto Assets unterscheide.

Horst Gischer von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg jedenfalls fürchtet staatliche Überwachung. Die Einführung elektronischer Währungen sei aus Sicht von Regierungen ein passables Instrument um herauszufinden, was die Bürger mit ihrem Geld anfingen. Befürworter eines digitalen Euro führen häufig an, dass damit Drogenhandel, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung vorgebeugt werden soll. Wie dies bei anonymen Abläufen funktionieren könnte, bleibt jedoch offen.

Kritiker befürchten auch, dass ein digitaler Euro Enteignungen erleichtern würde. Ohne Bargeld könnten Restrukturierungen im Bankensystem – wie etwa in Zypern geschehen – demnach sehr viel umfassender ausfallen und keinerlei Ausweichmöglichkeiten mehr zulassen.

Brasilien: Pix wird zum Kassenschlager

Auch viele andere Länder setzen bereits Digitalwährungen ein – Tests laufen etwa in Japan und Schweden sowie in Großbritannien. Sehr weit fortgeschritten ist die Entwicklung in Brasilien. Hier hat die Notenbank Ende 2020 mit „Pix“ ein Direktüberweisungen System gestartet.

Bereits Anfang 2020 wurde das System durch mehr als 100 Millionen Kunden genutzt. Bezahlen lässt sich damit im Taxi ebenso wie in Bars oder am Strand. Transaktionen werden in (nahezu) Echtzeit und 24/7 an 365 Tagen im Jahr ermöglicht. Zur Abwicklung von Transaktionen werden QR Codes oder Pix Zeichenfolgen eingesetzt. Bezahlt wird mittels Banking Apps oder klassischem Onlinebanking. Der Erfolg ist laut verschiedenen Medienberichten durchschlagend – Bargeld wird offenbar zurückgedrängt.

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