Der Goldpreis stieg in der letzten Handelswoche auf 1.809 Euro je Feinunze an, obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins erneut um 25 Basispunkte auf 4,5% angehoben hatte und die US-Inflationszahlen heißer als der Marktkonsens ausgefallen waren.
Nach zehn Zinserhöhung in Folge seit Juli 2022 signalisierte die EZB vergangene Woche das vorläufige Ende des aktuellen Zinsanhebungszyklus. Die EZB ist der Auffassung, dass das Leitzinsniveau nun ausreichend sei, um „einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert“ zu leisten, wenn die Zinsen lange genug auf diesem Niveau verharren. Die EZB hat damit bereits früh eine Pause angekündigt, was den Märkten nicht gefiel und der Euro infolgedessen rund einen US-Cent auf 1,063$ zum US-Dollar verlor.
Die EZB strebt vermeintlich eine Geldentwertung von zwei Prozent an, wobei die aktuelle Inflationsrate in der Eurozone noch bei 5,3 Prozent liegt. Die Konjunktur in der Eurozone hat in der ersten Jahreshälfte weitgehend stagniert und auch für das dritte Quartal wird eine schwache Wirtschaftsentwicklung erwartet. Für Unternehmen bedeuteten die gestiegenen Zinsen höhere Finanzierungskosten, was sich negativ auf ihre Investitionstätigkeit und damit auch auf die konjunkturelle Entwicklung auswirkt. Eine Rezession scheint nach diesem historischen Zinsanstieg unausweichlich zu sein.
Spannung am Goldmarkt vor Zinsentscheid der US-Notenbank
Der Zinsentscheid der US-Notenbank am Mittwochabend dürfte diesmal einen starken Einfluss auf den Goldpreis haben. Gold hat sich in den letzten Wochen zwischen einem Abwärtstrend und einer wichtigen Unterstützung bei 1.900$ eingekeilt. Je nachdem, ob der Dot-Plot der US-Notenbank eine künftig hawkishe oder dovishe Geldpolitik signalisiert, wird dies einen entsprechenden Anstieg oder Einbruch des Goldpreises nach sich ziehen und einen Ausbruch aus der charttechnisch eingekeilten Situation herbeiführen. Dies wiederum dürfte die Richtung des Goldpreises für die nächsten Wochen vorgeben.
Noch immer ist eine Zinswende im aktuell hohen Goldpreis eskomptiert. Sollten die Notenbanker höhere Zinsen für längere Zeit signalisieren, dann bietet dies Raum für Enttäuschungen und eine entsprechende Korrektur der Erwartungen. Die Goldhändler blicken daher gespannt auf Mittwochabend.
Die EZB pausiert diesen Zinsanhebungszyklus nach einem vorerst letzten Zinsschritt um 25 Basispunkte.
Inflation in den USA steigt wieder an
Die Verbraucherpreise in den USA stiegen stärker an, als es der Markt erwartet hatte, was dem US-Dollar in der letzten Woche weiteren Auftrieb gab. Mit einem Anstieg von 0,6% zum Vormonat stieg die Jahresrate wieder auf 3,7% (Vormonat 3,2%) und übertraf damit die Markterwartung von 3,6%. Verantwortlich für den Sprung der Konsumentenpreise war der stark gestiegene Rohölpreis.
Die Kerninflationsrate ex Energie und Lebensmittel stieg zum Vormonat um 0,3%, wogegen der Markt nur 0,2% erwartete. Die am Donnerstag veröffentlichten Erzeugerpreise in den USA fielen ebenfalls heißer aus mit einem Anstieg von 0,7% anstatt den erwarteten 0,4%. Die Kernrate traf hingegen den Marktkonsens von 2,2%.
Die Inflation stieg in den USA zuletzt wieder an. Besonders betroffen von der Inflation waren diesmal die Energiepreise.
Nach den Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit bei 99%, dass die US-Notenbank am kommenden Mittwochabend nicht den Leitzinsanheben wird. Zur übernächsten Sitzung am 1. November sieht man hingegen einen weiteren Zinsschritt um 25 Basispunkte mit einer Wahrscheinlichkeit von aktuell 29%. Der Leitzins steht aktuell einen halben Prozentpunkt über der Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen, was den Notenbankern erlaubt eine Zinspause einzulegen.
Eine Zinswende nach dem Muster der letzten 40 Jahren erwarte ich künftig jedoch nicht. Dieser Zyklus hat nach vier Jahrzehnten sein Ende gefunden und der US-Notenbank sind die Hände gebunden. Sie hat keine Kaninchen mehr, die sie aus dem Hut zaubern könnte. Ab jetzt muss jeder Versuch einer Lockerung der Geldpolitik mit einem Anstieg der Teuerung und folgend mit einem stärkeren Anstieg der Zinsen bezahlt werden. Man sollte sich daher an das aktuelle Zinsniveau gewöhnen.
Sollten exogene Faktoren, wie neue Krisen oder neue Kriege die Staaten und Notenbanken zu einer Wiederaufnahme der lockeren Geldpolitik zwingen, so würden die Zinsen in einer neuen Inflationswelle weiter deutlich ansteigen. In diesem Fall würde auch der Goldpreis seine bisherigen Allzeithochs weit hinter sich lassen.
Der US-Leitzins liegt aktuell einen halben Prozentpunkt über der Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen.
Gold behauptet sich trotz Dollarstärke
Vor zwei Monaten brach der USD-Index eine wichtige langfristige Unterstützung und fiel auf 99,3 Punkte. Daraufhin überboten sich Analysten und Spekulanten mit pessimistischen Kursprognosen für den US-Dollar, während zeitgleich Gerüchte zu einer neuen Goldwährung verbreitet wurden. Entgegen dem extrem pessimistischen Sentiment stieg der US-Dollar in den letzten beiden Monaten jedoch wie eine Rakete nonstop um 6% an, anstatt weiter einzubrechen.
Das wilde Gerücht um eine neue Goldwährung der BRICS-Staaten, die den Dollar obsolet machen sollte, sowie der gleichzeitige Bruch einer wichtigen Unterstützung im USD-Index, verleitete Spekulanten auf einen fallenden Dollar zu wetten, just als dieser sein Tief ausbildete. Ganz so, als hätte man dieses Gerücht absichtlich gestreut, um den Markt für großes Geld liquide zu machen. Womöglich handelt es sich nicht um einen Zufall, dass unerfahrene Investoren und Anleger gerade dort in den Markt getrieben und letztlich abgefischt wurden.
Die Positionierung der Spekulanten am Terminmarkt hatte im Vorfeld bereits historische Extremwerte für den USDX, den Euro und das britische Pfund erreicht. Deshalb und weil die Fundamentaldaten klar für eine Dollarstärke sprachen, war ich bereits im Vorfeld sehr bullisch für den US-Dollar.
Als die Märkte durchdrehten und ein irrationaler Abverkauf einsetzte, ließen wir uns nicht beirren, schenkten der Zeitungsente um eine Goldwährung keinen Glauben und ich nutze mit meinen Abonnenten bei www.blaschzokresearch.de den Abverkauf für einen LONG-Einstieg beim USD-Index bei 99,6 Punkten. Ich sah hier eine große mittelfristige Trendwende auf den Euro, den USDX und das britische Pfund zukommen.
Entgegen der Markterwartung stieg der US-Dollar um 6% an.
Interessanterweise hielt sich der Goldpreis während der jüngsten Dollarrallye bemerkenswert stabil und handelt aktuell unterhalb des Abwärtstrends, der bei ca. 1.935$ verläuft, während die Unterstützung bei 1.900$ liegt. Es ist unwahrscheinlich, dass Spekulanten vor der Notenbanksitzung am Mittwochabend noch einen Ausbruch in die ein oder andere Richtung forcieren werden, doch wäre auch ein Abfischen mit einem Fehlausbruch denkbar.
Der Zinsentscheid und insbesondere die Zinserwartungen der FED-Mitglieder sollten eine Entscheidung am Goldmarkt herbeiführen. Ist die FED sehr hawkish, würde dies einen Bruch der Unterstützung am Goldmarkt und einen folgenden Abverkauf gen 1.800$ nach sich ziehen. Ist die Fed hingegen dovish, so wird der Goldpreis über seinen Abwärtstrend ausbrechen und so die Handelsspanne zwischen 1.900$ auf der Unterseite und 1.980$ auf der Oberseite nochmals einige Wochen oder Monate intakt bleiben.
Für ein neues Allzeithoch benötigt der Goldpreis jedoch neue exogene Faktoren, wie eine neue Krise oder neue geldpolitische Lockerungen in Form neuer QE-Programme als Reaktion auf eine schwere Rezession.
Auch der Silberpreis hat sich eingekeilt und konnte sich in der letzten Handelswoche nach einem kurzzeitigen Bruch des Aufwärtstrends wieder über diesen retten. Es hängt jetzt ganz von der Entwicklung des Goldpreises ab, ob der Silberpreis in den nächsten Tagen und Wochen weiter ansteigen kann oder ob der Aufwärtstrend bricht und infolgedessen eine Korrektur gen 20$ erfolgen wird.
Der HUI-Goldminenindex hat einen Abwärtstrend bei 230 Punkten erreicht und auch hier ist die weitere kurzfristige Entwicklung nun abhängig von dem Zinsentscheid der US-Notenbank am Mittwochabend. Meine Abonnenten und ich hatten bereits ein Drittel der Minen bei 220 Punkten zurückgekauft, die wir zuvor bei 280 Punkten im HUI-Goldminenindex verkauft hatten. Wir hoffen auf eine hawkische Fed am Mittwoch, sodass wir den Rest der Minenaktien des HUI-Goldminenindex nochmal bei 180-200 Punkten im HUI-Goldminenindex einsammeln können. Sollte die FED dovish sein, müssten wir prozyklisch mit weiteren Käufen Schritt für Schritt folgen.
Trotz Dollarstärke konnte sich der Goldpreis stark halten.
Technische Analyse zu Platin: 1.000$ möglich bei dovishen Zinsentscheid
Terminmarkt: COT-Report
Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Daten für Platin vom 15. September:
Platin zeigte sich neutral zur Vorwoche und ebenso zum Vormonat. Mit einem COT-Index von 72 Punkten ist die Positionierung am Terminmarkt relativ neutral bis leicht bullisch. Sollte Gold nach oben über seinen Abwärtstrend ausbrechen, so würde Platin bei diesen COT-Daten schnell wieder auf 1.000$ laufen. Bricht Gold hingegen seine Unterstützung bei 1.900$ nach unten, dann wäre zumindest noch ein Test der 800$ wahrscheinlich, bevor der Markt KURZFRISTIG extrem überverkauft und reif für eine technische Erholung mit einem sehr guten CRV wäre.
Mit einem COT-Index von 72 Punkten ist Platin nun neutral bis leicht bullisch.
Technische Chartanalyse
Die COT-Daten haben sich in den letzten drei Wochen wieder verschlechtert und die Unterstützung bei 900$ wurde abermals angelaufen. Die COT-Daten sind neutral bis leicht bullisch, doch ein Setup für einen Trade mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis findet man aktuell noch nicht. Zuletzt hatten wir erwartet, dass Platin wieder auf 900$ fallen würde, was eintraf.
Nun hängt die kurzfristige Entwicklung des Platinpreises von der Entwicklung des Goldpreises ab. Der Goldpreis hat sich eingekeilt zwischen einem Abwärtstrend, der bei ca. 1.930$ verläuft und einer Unterstützung bei 1.900$. Der US-Zinsentscheid am Mittwochabend wird einen Ausbruch des Goldpreises nach oben oder unten herbeiführen.
Fällt Gold jedoch unter die wichtige Unterstützung bei 1.900$ gen 1.800$, dann dürfte auch der Platinpreis auf 800$ mit nach unten gezogen werden. Da sich das wirtschaftliche Umfeld eintrübt, sollte man erst eine Bereinigung am gesamten Edelmetallmarkt abwarten, bevor man bedenkenlos im Swing-Trading auf Sicht mehrerer Wochen oder Monate mit einem guten CRV erneut auf einen Anstieg des Platinpreises wetten kann. Der Goldmarkt ist jedoch noch nicht bereinigt, was ein Risikofaktor für den Platinmarkt ist, ebenso wie die aufziehende Rezession. Aktuell ist der Platinmarkt eher was für charttechnisch orientierte Daytrader. Ein Kaufsignal für Swing-Trader gibt es noch nicht.
Wahrscheinlich dürfte sich im Bereich um die 800$ ein sehr gutes Kaufsetup für Daytrader und Swing-Trader auftun, wenn sich der Terminmarkt bis dahin weiter bereinigt und das Sentiment dann extrem bärisch ist. Im Falle einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten, wäre es jedoch möglich, dass die Tiefs aus dem Crash in 2020 noch einmal angelaufen würden, was man auf dem Radar haben sollte. In diesem Fall ist ein Stop-Loss der beste Freund eines Traders.
Sollte die Fed am Mittwoch dovish sein und der Goldpreis nach oben ausbrechen, so würde Platin wieder an den Widerstand bei 1.000$ laufen. Nachdem die Trades im letzten halben Jahr perfekt liefen, sehe ich aktuell kein gutes Setup für einen Trade mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.
Aktuell sollte man abwarten – Chancen und Risiken halten sich noch die Waage.
Langfristige Analyse
Mittel- bis langfristig hat Platin weiterhin ein Problem, da mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren Verwendung findet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen an Fahrt aufnehmen, sowie die hohen Zinsen die Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen. Dazu kommt, dass mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge der Bedarf an Katalysatoren abnimmt, was ein langfristig belastender Faktor sein dürfte.
Dennoch dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.
Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500$ wäre in einer Rezession oder einer neuen Krise mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar in diesem Jahr.
Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund einer zunehmenden Stromknappheit in Südafrika, sowie einer politischen Krise in dem zunehmend instabilen Land. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.
Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor hin reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out von SVB und der Credit Suisse zu Jahresbeginn hindeuten, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen.
Wie in der Vergangenheit ist bei einer Rezession ein nochmaliger starker Preiseinbruch möglich, es sei denn, es kommt davor schon ein neues QE-Programm.
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..
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