Fed zündet Goldrallye auf Allzeithoch

- 02.04.2024

Fed-Gouverneur Christopher Waller ließ in einer Rede am späten Freitagnachmittag eine Bombe an den Märkten platzen, worauf der Goldpreis wie eine Rakete gen Himmel schoss. Er deutete ein Ende des QT-Programms und eine QE-Umkehr an, die die kurzfristigen Renditen senken und die Renditekurve steiler machen soll. Das QT-Programm (Quantitative Tightening) der Federal Reserve (Fed) hatte bisher die umlaufende Geldmenge verringert, was deflationär wirkte. Ein Ende dieser restriktiven Geldpolitik wird als Beginn einer neuen lockeren Geldpolitik interpretiert, was die Märkte sofort einzupreisen begannen.

Wallers Äußerungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Chefin der Fed von Dallas, Lorie Logan, bekräftigte, dass es wahrscheinlich angemessen sei, das Tempo der Bilanzverkürzung zu verlangsamen. Der Goldpreis übersprang daraufhin am Freitag den Abwärtstrend bei 2.055$ mit einem folgenden Anstieg auf das Allzeithoch und den Widerstand bei 2.080$.

Nach den Aussagen Wallers wurden wichtige Widerstände gebrochen, die einen Short-Squeeze nach sich zogen.

Im europäischen Handel am Montagmorgen konnten die Bären noch den Widerstand bei 2.080$ verteidigen, doch mit Handelseröffnung in den USA um 14:30 Uhr erfolgte ein Ausbruch über das Allzeithoch in einem Short-Squeeze. Shortseller mussten sich mit Überwinden des Allzeithochs eindecken, während neue Käufer aufsprangen und so der Goldpreis auf 2.120$ gequetscht wurde.

Als die Fed zuletzt im zweiten Quartal 2012 ähnlich dieser Ankündigung eine "Operation Twist" zum Verkauf kurzfristiger Staatsanleihen und stattdessen den Kauf langfristiger Staatsanleihen ankündigte, war dies das Ende eines QT-Programms und der Anfang eines neuen QE-Programms (QE3), das ein Jahr später folgte.

Während man offen über die Reduzierung des QT geredet wird, wird man die "Operation Reverse Twist" natürlich nicht als QE bezeichnen, denn dies würde die Stimmung weiter anheizen. All dies geschieht genau zu dem Zeitpunkt, an dem die BTFP-Fazilität der Fed, welche den Banken in Schieflage die Aufnahme von Liquidität ermöglichte, ausläuft.

Entgegen dem erratischen Anstieg des Goldpreises, reagierten der USD-Index, der Euro und das britische Pfund (Cable) nur kurz und gering auf diese Meldung. Wie nachhaltig diese Rallye am Goldmarkt sein wird, bleibt abzuwarten. Der Fed-Vorsitzende Powell wird bei seiner halbjährlichen Anhörung vor dem Repräsentantenhaus und einem Senatsausschuss am Mittwoch bzw. Donnerstag wahrscheinlich seine Botschaft bekräftigen, dass die Fed es nicht eilig hat, die Zinsen zu senken. Womöglich wird er die Aussagen Wallers relativieren oder negieren, worauf der Preisanstieg am Goldmarkt wieder in sich zusammenfallen könnte. Trader müssen deshalb konsequent Stop-Loss Orders platzieren, um nicht an einem Hoch abgefischt zu werden.

Noch steht der Ausbruch des Goldpreises aus seiner mehrmonatigen Handelsspanne über 2.080$ auf tönernen Füßen. Sollte der Goldpreis zurück in die alte Handelsspane zwischen 1.980$ und 2.080$ fallen, so würden Bullen abgefischt und ein erneuter Test der Unterstützung bei 1.980$ würde wahrscheinlich werden. Etabliert sich der Goldpreis hingegen über seinem Allzeithoch, ist mit einer Fortsetzung des Preisanstiegs zu rechnen, wovon insbesondere die ausgebombten Goldminenaktien profitieren sollten.

Der Goldpreis muss sich nun oberhalb von 2.080$ etablieren.

Goldminenaktien vor großer Rallye?

Die Goldminenaktien des HUI-Goldminenindex stiegen seit Freitagabend um rund 8 Prozent von einem Jahrestief aus an. Die zyklische Korrektur des Gold- und Goldminenmarktes war im Vorfeld einer Rezession eigentlich noch nicht beendet, doch könnte die Aussicht auf eine Änderung der Geldpolitik ein Game Changer für den Goldmarkt sein. Deshalb muss man die Möglichkeit des Beginns einer neuen Rallye der Goldminenaktien in Betracht ziehen, solange der Goldpreis oberhalb von 2.080$ handelt. Kann sich der Goldpreis auf neuen Hochs etablieren, so könnten sich die Notierungen der Goldminenaktien des HUI-Goldminenindex schnell verdoppeln. Solange der Goldpreis über seinem Allzeithoch handelt, sollte man am Goldminenmarkt gut investiert sein, denn sollte die Trendwende in der Geldpolitik kommen, geht der Preisanstieg weiter.

Die Goldminenaktien stiegen seit Freitagabend um rund 8% an.

Technische Analyse zu Silber: Silberpreis profitiert von Rallye am Goldmarkt

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Silber vom 1. März:

Die neuesten COT-Daten für Silber sind neutral zur Vorwoche und neutral zum 6 Februar. Der COT-Index OI ist weiterhin bei 44 Punkten und damit bestenfalls neutral bis leicht bärisch. Eigentlich sprechen die Terminmarktdaten nicht für das Ende einer Korrektur auf diesem Preisniveau. Es fällt schwer optimistisch zu werden bei diesen Daten. Die BIG4 haben sich um 6 Tage eingedeckt, was dann doch eher für eine Schwäche und Überangebot am physischen Markt spricht.

Der Terminmarkt ist bestenfalls neutral und die Luft nach oben und unten scheint begrenzt zu sein.

Die Positionierung der BIG4 wird abgebaut, doch ist sie noch immer zu hoch für ein zyklisches Tief.

Die Andeutung einer Trendwende in der Geldpolitik könnte ein Game Changer für den Gold- und Silbermarkt sein, auch wenn der Terminmarkt für Silber bis dato nicht bereinigt war. Es ist möglich, dass diese Aussagen in Bälde von einem anderen Notenbanker relativiert oder negiert werden und der Anstieg bei Gold und Silber wieder in sich zusammenfallen. Marktbewegungen aufgrund von geldpolitischen Aussagen sind schwer einzuschätzen, weshalb es wichtig ist einen Stop-Loss im Markt zu platzieren!

Bei diesen gemischten Daten über 2.080$ im Gold Long zu gehen ist kritisch, doch sollten die heutigen Aussagen das Sentiment am Markt völlig umwerfen, müssen Trader dem prozyklischen Ausbruch folgen. Die Minen waren immerhin historisch günstig. Diese Woche wird zeigen, ob sich der Goldpreis auf einem neuen Allzeithoch etablieren kann oder ob dieser wieder zurück unter die Unterstützung bei 2.080$ fallen wird.

Der Silberpreis handelt aktuell unverändert im Vergleich zum Jahresbeginn bei rund 24$ je Feinunze. Nach einem wiederholten Test der Unterstützung bei 22$ konnte sich der Silberpreis wieder auf 24$ erholen, nachdem der Goldpreis in den letzten beiden Handelstagen eine fulminante Rallye aufs Parkett legte.

Eine Rezession scheint dennoch unausweichlich zu sein. Irgendwann in diesem Jahr wird diese offen zutage treten und den Silberpreis womöglich unter Druck bringen, es sei denn, die Notenbanken kommen dem mit einer Lockerung in der Geldpolitik oder neuen QE-Programmen zuvor. In diesem Fall würde der Goldpreis durch die Decke gehen und auch die Investmentnachfrage nach Silber förmlich explodieren, worauf auch hier starke Preisanstiege vorprogrammiert wären.

Das bärische Szenario wäre eine Rückkehr des Goldpreises in die alte Handelsspanne unter 2.080$ im Rahmen einer Rezession und weiterhin deflationären Tendenzen. Der Terminmarkt für Silber ist bei weitem noch nicht bereinigt und wichtige Unterstützungen wurden noch nicht erreicht, was untypisch für eine neue Rallye am Silbermarkt ist. Dies war im Vorfeld nur vor großen Krisen zu sehen und bleibt eine Besonderheit in der historischen Betrachtung.

Verstärken sich die rezessiven Kräfte, so wäre bei einem Rückfall des Goldpreises auch ein erneuter Test der Unterstützung bei 18$ denkbar. Charttechnisch liegt die wichtigste Unterstützung aktuell bei 22$. Seit einem Jahr handelt der Silberpreis in einer relativ engen Spanne zwischen 22$ auf der Unterseite und 26 auf der Oberseite. Es wäre typisch für den Silbermarkt, würde der Silberpreis in diesem Jahr erst noch einmal inmitten einer Rezession kurzzeitig einbrechen, um folgend im Umfeld neuer QE-Programme durch die Decke zu schießen. Jetzt gibt es aber erste Äußerungen zu einer Änderung der Geldpolitik, was bereits ein früher Game Changer für den Silbermarkt sein könnte!

Der Silberpreis bleibt in einer wirtschaftlich schwierigen Lage abhängig von der Investmentnachfrage und somit vom Goldpreis. Kann der Goldpreis weiter ansteigen, so wird sich auch der Silberpreis stark halten et vice versa.

Erst dann, wenn die Notenbanken mit QE-Programmen auf eine Rezession oder auf einen exogenen Schock, wie beispielsweise einen Krieg, reagieren bzw. sich ein Eingreifen abzeichnet, hat der Silberpreis das Potenzial die Hochs der letzten beiden Jahre hinter sich zu lassen.

Kurzfristig muss man auf die Unterstützung bei 22$ achten, da es darunter zu einem schnellen Abverkauf kommen kann. Dies ist jedoch nur möglich, wenn der Goldpreis die Rallye der letzten beiden Tage negiert und zurück in die alte Handelsspanne fällt. Solange der Goldpreis stark bleibt, kann dieser den Silberpreis mit sich ziehen, abhängig davon wie weit der Goldpreis noch laufen wird. Solange sich die Rallye am Goldmarkt fortsetzt, darf man auch bullisch für den Silberpreis sein. Selbst im bullischen Fall geben die Terminmarktdaten aktuell nicht mehr Luft als bis zum Widerstand bei 28$, wo sich womöglich Gewinnmitnahmen anbieten.

Silber konnte den Abwärtstrend überwinden und die Unterstützung bei 22$ erneut verteidigen.

Langfristige Analyse

Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14$ auf der Unterseite und 19$ auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild grundsätzlich bullisch, solange der Silberpreis über 18$ handelt.

Charttechnisch war der Preisrückgang auf 18$ im Sommer 2022 ein idealtypischer Rücksetzer an den vorherigen langjährigen Abwärtstrend, von dem der Silberpreis wieder abgeprallt und folgend wieder angestiegen war. Silber konnte bereits aufgrund der Hoffnung auf neue quantitative Lockerungen und Zinssenkungen in 2023 wieder ansteigen und so in die Handelsspanne zwischen 22$ und 28$ zurückkehren.

Im Langfristchart sieht man noch deutlicher, wie wichtig der mittelfristige Aufwärtstrend war, der Ende 2023 gebrochen wurde. Dadurch drehte das charttechnische Bild von mittelfristig bullisch auf neutral und selbst ein erneuter Test des letztjährigen Tiefs bei 18$ wäre durchaus möglich.

Ein Ausbruch über 28$ ist in diesem Jahr wahrscheinlich, wenn die Notenbanken wieder neues Geld als Antwort auf eine Rezession drucken werden, worauf ein Anstieg auf 36$ folgen sollte.

Sobald die Notenbanken wieder Geld drucken und die Inflation erneut durch die Decke geht, dürfte die Nachfrage nach Gold und auch Silber als sicherer Hafen vor Inflation stark ansteigen. Auch die Andeutung neuer quantitativer Lockerungen dürfte die Investmentnachfrage anheizen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, welches den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird. Abhängig bleiben der Gold- und der Silberpreis also von einer wieder lockeren Geldpolitik, die durch einen Krieg oder eine Rezession wieder eingeführt werden könnte.

Die Unterstützung bei 22$ hat wieder einmal gehalten.

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GoldGeldWelt Gastautor

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..

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