Der Goldpreis handelt noch immer über der Marke von 2.000$ und damit nahe seinem Allzeithoch bei 2.075$ je Feinunze. Am Freitag erhielten die Goldbugs jedoch einen Tiefschlag, worauf der Goldpreis um 50$ in die Knie ging und auf 1.992$ fiel. Die 1-Jahres-Inflationserwartung der Universität von Michigan stieg überraschend an von noch 3,6% im März auf 4,6% im April, dem höchsten Wert seit 22. November. Dies war der stärkste Anstieg der 1-Jahres-Inflationserwartungen seit Mai 2021. Zuvor gab es bereits einen hawkishen Schlag von FED-Gouverneur Waller, der sagte, er bevorzuge eine weitere geldpolitische Straffung, um die anhaltend hohe Inflation zu verringern. Der Verbraucherpreisbericht, der am Mittwoch einen Rückgang der Inflation auf 5% zeigte, würde ihn nicht trösten, da er sich auf die Kerninflation (ohne Lebensmittel und Energie) konzentriere, die mit 5,6% kaum Fortschritte gemacht habe. Die Markterwartung für eine erneute Leitzinsanhebung der US-Notenbank am 3. Mai anhand der FED-Funds-Futures stieg daraufhin auf eine Wahrscheinlichkeit von 86% an, was womöglich die vorerst letzte Zinsanhebung sein dürfte.
Der Goldpreis in US-Dollar handelt aufgrund des schwachen US-Dollars noch immer nahe seinem Allzeithoch.
Die Kerninflationsrate für März stieg zum Vormonat sogar leicht an von 5,5% im Vormonat auf 5,6%. Die Veröffentlichung der Produzentenpreise für März fielen vergangenen Donnerstag mit 2,7% zum Vorjahr dafür deutlich kühler aus als die Markterwartung von 3%. Zum Vormonat gingen die Produzentenpreise um 0,5% zurück, wovon der Goldpreis jedoch nicht mehr deutlich profitieren konnte, was bereits eine gewisse Erschöpfung der Bullen zeigte.
Der Produzentenpreisindex fiel auf 2,7%, während die Konsumentenpreise im März noch um 5% zum Vorjahr zulegten.
FED-Gouverneur Waller sagte weiterhin, er „würde Anzeichen für eine mäßige Nachfrage begrüßen, aber solange sie nicht auftauchen und er nicht sehe, dass sich die Inflation bedeutsam und anhaltend in Richtung des 2%-Ziels bewegt, glaube er, dass es noch viel zu tun gäbe.“
Der Goldpreis in Euro fiel nach diesen Aussagen und dem Anstieg der Inflationserwartung am Freitag auf 1.813 € je Feinunze und handelt damit deutlich unter dem Panikhoch bei 1.885 € von Mitte März nach der Pleite der SVB und Credit Suisse, die eine kurzweilige Vertrauenskrise in das Bankensystem nach sich zog. Diese Vertrauenskrise brachte eine Dollarschwäche mit sich, worauf der Euro zum US-Dollar noch am Donnerstag auf ein neues 12-Monatshoch bei 1,1075$ ansteigen konnte, bevor er aufgrund des Anstiegs beim US-Dollar am Freitag nach den hawkishen Meldungen wieder zurück unter die 1,10$ auf 1,097$ gedrückt wurde.
Die Commitments of Traders Daten der US-Terminmarktaufsicht CFTC zeigen in diesen letzten vier Wochen der Panik eine überragende Schwäche beim Dollar und diametral gegensätzliche Stärke beim Euro. Dies zeigt, dass der starke Anstieg des Goldpreises in US-Dollar zu einem großen Teil auf dieser Dollarschwäche basierte. Da die Sorgen vor einer Bankenkrise zerstreut wurden, wäre ein erneuter Anstieg des US-Dollars in der Lage eine Korrektur am Goldmarkt einzuleiten.
Interessant ist, dass wir aktuell am Terminmarkt für Gold eine rekordhohe Shortposition der großen vier Händler an der COMEX sehen, die über 2.000$ mit aller Kraft gegenhalten. In der Vergangenheit war dies oftmals ein gutes zusätzliches Indiz für ein zyklisches Hoch am Goldmarkt.
Die großen vier Händler an der COMEX halten aktuell eine rekordhohe Shortposition
Das Protokoll der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FED-Minutes) vom Mittwoch zeigte, dass die FED-Mitglieder mit einer leichten Rezession rechnen, während die neuesten Wirtschaftsdaten eine weitere Abkühlung der Wirtschaftstätigkeit signalisieren und somit die erwartete Rezession bereits ankündigen.
Weitere Katalysatoren, die den Goldpreis neuen Schub verleihen könnten, gibt es auf Sicht der nächsten Monate noch nicht. Es ist daher möglich, dass der Goldpreis den starken Anstieg weiter konsolidiert oder gar korrigiert über die nächsten Monate. Danach sollte eine Rezession die US-Notenbank zunehmen unter Druck setzen, worauf eine erneute Lockerung der Geldpolitik folgen dürfte. Dies wird der Katalysator, der den Goldpreis weit über sein bisheriges Allzeithoch hieven wird. Sehen wir in diesem Sommer eine mögliche Korrektur des Goldpreises, so sollte man diese für erneute Käufe in diesem Markt nutzen.
Technische Analyse zu Silber: Silberpreis steigt auf über 26$ - Aufwärtstrend noch intakt
Terminmarkt: COT-Report
Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Daten für Silber vom 14. April:
Ebenso wie bei Gold, zeigte sich am Terminmarkt für Silber in der Handelswoche bis zum Stichtag der Datenerhebung am Dienstag eine Schwäche. Der Preis blieb unverändert zur Vorwoche, doch gingen die Spekulanten mit 5 Tsd. Kontrakten Long. Der COT-Index zum Open Interest fiel von 43 auf 40 Punkte. Insgesamt sind die Daten immer noch neutral und es wäre noch Luft nach oben vorhanden, doch wird sich der Silberpreis einer Korrektur am Goldmarkt nicht entziehen können.
Bei einem COT-Index von 40 haben Short-Trades immer noch kein gutes CRV und man sollte sehr vorsichtig sein, solange der Goldpreis oberhalb des Dreiecks handelt, denn es wäre noch Luft bis 28$ bei Silber vorhanden bei diesen COT-Daten.
Mit einem COT-Index von 40 Punkten hätten die Bullen am Terminmarkt noch immer etwas Pulver trocken.
In der letzten Analyse vor sechs Wochen hatten wir nach dem Erreichen unseres Short-Ziels im Bereich von 20$ bis 21$ und den Gewinnmitnahmen aus diesem Trade eine begrenzte Erholung des Silberpreises erwartet:
„Daytrader sind über 20,9$ Long und spielen die Preiserholung, doch haben sie einen Stop-Loss im Markt, denn die Korrektur könnte sich weiter fortsetzen. Der Goldpreis konnte sich bisher stärker erholen und seit dem Test der Unterstützung bei 1.800$ wieder um 50$ je Feinunze nach oben kämpfen. Doch auch hier scheint das makroökonomische Umfeld für eine weitere Rallye zu diesem Zeitpunkt nicht zu passen, was auch die geringe Investmentnachfrage widerspiegelt.“
Dass nur vier Tage später die Pleite der SVB und folgend der Credit Suisse den Goldpreis in Angst vor einer neuen Bankenkrise nahe an sein Allzeithoch treiben sollte, wussten wir natürlich nicht und wir hatten Glück, dass unsere Short-Trades beim Silber bereits geschlossen waren und wir auf eine kurzzeitige Erholung gewettet hatten.
Der Silberpreis konnte jedoch erst nicht mit der Entwicklung des Goldpreises gleichziehen. Investoren suchten als sicheren Hafen Gold und nicht Silber. Selbst Spekulanten waren scheinbar nicht sonderlich an Silber interessiert, wie die COT-Daten belegten.
Da die COT-Daten mit einem COT-Index von 70 jedoch relativ gut waren und der Goldpreis das hohe Niveau halten und dank eines schwachen US-Dollars sogar noch einmal etwas ansteigen konnte, gingen die Spekulanten ebenfalls Long am Silbermarkt. So holte der Silberpreis in einem kurzfristigen schönen Aufwärtstrend zum Goldpreis sukzessive auf in den letzten drei Wochen.
Dies führte den Silberpreis sogar über seinen mittelfristigen Abwärtstrend, was ein technisches Kaufsignal mit dem Ziel bei 27-28$ erzeugte.
Insgesamt haben wir diesmal eine Sondersituation wegen der Vertrauenskrise in das Bankensystem, die eine Einschätzung erschwert. Wir halten uns an den Goldpreis und bei Silber an den kurzfristigen Aufwärtstrend. Wenn dieser bricht, sollte man spätestens ein paar Chips vom Tisch nehmen. Da die COT-Daten noch nicht stark überkauft sind, ist ein Short-Trade risikoreich.
Erst wenn der Goldpreis deutlich einbrechen sollte und eine Trendumkehr eingeleitet hat, ist auch eine Korrektur am Silbermarkt wahrscheinlich. Spätestens im Bereich zwischen 27$ und 28$ an dem langfristigen Widerstand, sollte man alle Long-Positionen schließen und eine Korrektur des Preisanstiegs abwarten.
Der Silberpreis holte in den letzten der Wochen zum Gold auf und stieg deutlich an.
Vor sechs Wochen schrieb ich: „Wird der Abwärtstrend bei 20,45$ übersprungen, so wird kurzfristig Potenzial bis 22$ frei.“
Da der Goldpreis nicht korrigierte, stieg der Silberpreis weiter an. Aktuell läuft dieser noch in einem schönen Aufwärtstrend. Solange dieser intakt ist, ist das Signal weiterhin Long.
Die Luft ist jedoch mittlerweile dünn und spätestens bei 28$ sollte man erst einmal Gewinne einstreichen, wenn nicht neue exogene Faktoren aus dem Nichts auftauchen, die den Goldpreis weiter nach oben schieben. Sollte der Aufwärtstrend brechen, wäre es Zeit einige Chips einzustreichen und ein paar Teilgewinne mitzunehmen. Sollte der Goldpreis weiter korrigieren und zurück in das alte Dreieck fallen, dann sollte man bei Silber alle Gewinne aus Long-Positionen einstreichen. Da die COT-Daten nicht deutlich überkauft sind, hat ein Short-Trade auf Silber kein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, weshalb ich diesmal davon abraten würde, wenn man kein professioneller Daytrader mit einem sehr guten Money-Risk-Management ist.
Bricht der kurzfristige Aufwärtstrend, so sollte man beginnen Gewinne einzustreichen.
Langfristige Analyse
Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14$ auf der Unterseite und 19$ auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild grundsätzlich sehr bullisch.
Charttechnisch war der Preisrückgang auf 18$ im letzten Sommer im Langfristchart ein idealtypischer Rücksetzer an den vorherigen langjährigen Abwärtstrend, von dem der Silberpreis nun abgeprallt ist. Silber konnte bereits aufgrund der Hoffnung neuer quantitativer Lockerungen in 2023 wieder ansteigen und in die Handelsspanne zwischen 22$ und 28$ zurückkehren. In diesem oder spätestens nächsten Jahr ist ein Ausbruch über 28$ wahrscheinlich, worauf ein Anstieg auf 36$ folgen sollte, sobald die Notenbanken wieder mit neuen QE-Programmen auf eine wirtschaftliche Kontraktion reagieren.
Noch spielen die Notenbanker den Falken, doch beginnen die Märkte diesen offensichtlichen Bluff nicht mehr zu glauben. Sobald die Rezession offen zutage tritt und die Notenbanken diese Chance nutzen, um mehr Geld zu drucken, werden erst Gold und danach Silber neue Allzeithochs in den nächsten Jahren erreichen. Dann wird die Nachfrage nach Gold und auch Silber zum Schutz vor Inflation stark ansteigen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, das den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird.
Das langfristige Chartbild ist immer noch bullisch.
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..
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