Heiße Inflationszahlen in der EU setzen EZB unter Druck

- 10.03.2023

Die Edelmetalle und die Minenaktien konnten sich in der letzten Handelswoche deutlich erholen, doch scheint es womöglich zu früh für eine Fortsetzung des Preisanstiegs vom letzten Quartal zu sein. Von November bis Januar war der Goldpreis aufgrund einer Dollarschwäche um 340 US-Dollar angestiegen, worauf ein Erstarken des US-Dollars nun eine Korrektur dieser Rallye einläutete. Der Goldpreis stieg um 2,5 % zur Vorwoche an, Silber um 3,1 % und der HUI-Goldminenindex legte um 5,8 % zur Vorwoche zu, während die Erholung des US-Dollars pausierte. Die Erholung des US-Dollars und diametral gegensätzlich die neuerliche Schwäche des Euro scheinen noch nicht ihr Ende gefunden zu haben, weshalb auch ein neuerlicher Anstieg der Edelmetallpreise kurzfristig eher unwahrscheinlich zu sein scheint.

Dies gilt jedoch nicht für Anleger im Euroraum, denn der Euro könnte das Tief des letzten Jahres bei 0,97 US-Dollar noch einmal anlaufen. Die Terminmarktdaten zeigen ein äußerst bullisches Sentiment beim Euro sowie eine Schwäche, was für einen fallenden Euro spricht. Angesichts des Kriegs in Europa, der fehlenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Volkswirtschaften und den laufenden Rettungsprogramm der EZB für die Südländer durch den Ankauf südeuropäischer Staatsanleihen ist eine Erholung des Euro zum US-Dollar schwer vorstellbar. Die Terminmarktdaten zeigen jedoch, dass der Markt dies nicht so sieht und extrem bullisch für den Euro ist, was antizyklisch ebenfalls gegen eine weitere Erholung des Euros spricht. Während die Edelmetallpreise in US-Dollar womöglich ihre Korrektur fortsetzen werden, könnte sich der Goldpreis in Euro deutlich stärker zeigen und kaum oder gar nicht mehr deutlich korrigieren.

In der letzten Woche stiegen die Edelmetallpreise deutlich an und insbesondere die Goldminenaktien legten deutlich zu.

Inflation verharrt weltweit auf hohem Niveau

In der letzten Handelswoche gab es einige Schnellschätzungen zu der Teuerung weltweit. So war die Inflation in der Bundesrepublik hartnäckiger als der Markt erwartet hatte. Die Inflationsrate lag im Februar mit 8,7 % deutlich über dem Marktkonsens von 8,5 %, was die Europäische Zentralbank (EZB) grundsätzlich zu weiteren Zinsschritten nötigt.

Auch der Verbraucherpreisindex für die Europäische Union (EU) stieg stärker an, als der Markt im Vorfeld erwartet hatte. Die Geschwindigkeit, mit der die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen im Februar gestiegen sind, deutet darauf hin, dass die Inflation länger als von der EZB erwartet hoch bleiben wird. Nachdem die Teuerung in der EU im Januar von 9,2 % im Dezember auf 8,6 % im Januar gefallen war, hatte man mit einem weiteren deutlichen Rückgang der Teuerungsrate gerechnet. Während der Markt einen Rückgang auf 8,3 % erwartete, hatte sich diese mit 8, 5% jedoch deutlich weniger stark abgeschwächt. Die Kerninflationsrate ex Energie und Lebensmittel stieg unterdessen auf ein neues Rekordhoch von 5,6 % an, während es im Vormonat noch 5,3 % waren. Italien war das einzige der vier größten Mitglieder der Eurozone, das einen Rückgang der Inflation verzeichnete, der groß genug war, um den leichten Anstieg in anderen Ländern auszugleichen.

Bis heute weigern sich die Notenbanker der EZB die eigens verursachte Inflation und folgend die Abwertung des Euro und den Anstieg der Verbraucherpreise zu bekämpfen. Ohne das unablässige Eingreifen der EZB am Anleihenmarkt, stark geschönter Wirtschaftsprognosen und künstlich niedrig ausgewiesener Inflationsraten und -prognosen, würden die Zinsen längst auf ein der Teuerung entsprechendes Marktniveau ansteigen. Angesichts eines Preisanstiegs zum Vorjahr in Höhe von 8,7 % sollten die kurzfristigen Marktzinsen, sowie der Leitzins, längst bei fast 13 % liegen. Dass der Leitzins der EZB aktuell noch immer bei künstlich niedrigen 3 % liegt, ist als lockere Geldpolitik zu bezeichnen mit dem Ziel die Teuerung so lange wie möglich hoch zu halten, um so eine Entschuldung der europäischen Staaten und Unternehmen herbeizuführen. Die EZB zeigt keinerlei Ambitionen, die hohe Teuerung in der Eurozone zu bekämpfen, womit Gold zum Schutz vor dieser Inflation eine der wichtigsten Investitionen in dieser Zeit bleibt.

Die Inflation in der Eurozone ist noch immer historisch hoch, während der Leitzins der EZB lächerlich niedrig ist.

Bleibt die Teuerung hoch, muss die EZB dem Markt folgen und den Leitzins weiter anheben, will sie nicht einen weiteren starken Einbruch des Euro riskieren. Der Markt erwartet aktuell, dass die EZB den Einlagensatz bis Juni weiter auf 3,5 % erhöhen wird.

Dank geschönter Statistiken erhofft sich die EZB ein Wirtschaftswachstum für die Eurozone, anstatt nach einer Vervielfachung der Kreditkosten für Unternehmen logisch mit einer Rezession zu rechnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Rezession offen zutage treten wird und die EZB, sowie die Fed einknicken müssen. Aufgrund einer persistent hohen Teuerung wird es keinen Spielraum für Zinssenkungen geben, die ohnehin keinen stimulierenden Einfluss auf die Konjunktur mehr haben würden, weshalb man auf das Drucken von Geld zur Stabilisierung der Marktzinsen ausweichen wird. Sobald der Markt dies realisiert, werden Gold, Silber und die Minenaktien eine neue Rallye starten, was bereits gegen Jahresende soweit sein könnte.

Technische Analyse zu Silber: Enttäuschung für Silberbugs – CoT-Report zeigt Schwäche

Terminmarkt: CoT-Report

Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die CoT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

Ein Datenzulieferer der CFTC wurde durch eine Ransom-Schadsoftware in Geiselhaft genommen, weshalb der aktuelle CoT-Report nicht vom 28. Februar ist. Leider gelingt es der CFTC bisher nicht die CoT-Daten wieder auf den aktuellen Stand zu bringen, weshalb man am Freitag stattdessen die Daten vom 7. Februar veröffentlichte. Auch wenn die Daten schon einen Monat alt sind, versuchen wir möglichst viele Informationen über die aktuelle Marktlage zu extrahieren.

CoT-Daten für Silber vom 07. Februar:

Die Netto-Shortposition der BIG 4 reduzierte sich von 44 auf 43 Tage der Weltproduktion und die der BIG 8 erhöhte sich von 60 auf 61 Tage. Entgegen den letzten zehn Jahren geben uns diese Daten zu der Positionierung der BIG4 am Silbermarkt aktuell nur wenige Informationen, da sich diese in den letzten Monaten kaum verändert haben, was sehr untypisch ist.

Der Silberpreis fiel zur Vorwoche zum Stichtag des 7. Februar um 1,64 US-Dollar, während die Spekulanten mit 10,7 Tsd. Kontrakten Short gingen. Diese Entwicklung zeigt eine Schwäche und ein fundamentales Überangebot. Der CoT-Index stieg von 32 auf 46 Punkte, was bestenfalls ein neutrales Niveau ist. Insgesamt fällt der neue CoT-Report für Silber in dieser Woche schwach aus.

Wäre er pünktlich erschienen, hätte er unseren Short-Trade mit einem Korrekturziel von mindestens 3 US-Dollar auf 21 US-Dollar, wenn Gold gen 1.800 US-Dollar korrigiert, bestätigt.

Nachdem der Silberpreis auf rund 22 US-Dollar gefallen war, hatte sich der Terminmarkt kaum von der Spekulation bereinigt, womit es zu diesem Zeitpunkt auch kein gutes Kauf-Setup gab. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich der Terminmarkt in dem weiteren Preisrückgang auf 21 US-Dollar, wo sich der Silberpreis aktuell befindet, weiter deutlich bereinigt hat. Damit gibt uns dieser Report, auch wenn er schon einen Monat alt ist, den Hinweis darauf, dass der Silberpreis sogar noch einmal auf 18 US-Dollar fallen könnte in den nächsten Wochen und Monaten. Käufer am Silbermarkt müssen aktuell noch sehr vorsichtig sein.

Mit einem CoT-Index von 47 Punkten war der Silbermarkt zuletzt weder überverkauft noch überkauft.

Die Erholung des US-Dollar leitete eine Korrektur des zuvor stark gestiegenen Gold- und Silberpreises ein. Silber fiel im Tief auf 20,40 US-Dollar, womit unser Korrekturziel zwischen 20 US-Dollar und 21 US-Dollar abgearbeitet wurde und wir Gewinne aus diesem Short-Trade mitnahmen.

Über der Marke von 20,90 US-Dollar gab es zwar ein kurzfristiges technisches Kaufsignal, doch nach dem neuesten CoT-Report ist es äußerst fraglich, ob sich der Preisanstieg bei Silber jetzt schon fortsetzen kann. Es scheint eher so, als würde der Preis in den nächsten Wochen und Monaten bestenfalls trendlos seitwärts handeln oder im schlimmsten Fall weiter korrigieren und womöglich noch einmal die Unterstützung bei 18 US-Dollar testen, wenn sich das makroökonomische Umfeld sukzessive eintrübt.

Daytrader sind über 20,90 US-Dollar long und spielen die Preiserholung, doch haben sie einen Stop-Loss im Markt, denn die Korrektur könnte sich weiter fortsetzen. Der Goldpreis konnte sich bisher stärker erholen und seit dem Test der Unterstützung bei 1.800 US-Dollar wieder um 50 US-Dollar je Feinunze nach oben kämpfen, doch auch hier scheint das makroökonomische Umfeld für eine weitere Rallye zu diesem Zeitpunkt nicht zu passen, was auch die geringe Investmentnachfrage widerspiegelt. 

Das Korrekturziel bei Silber wurde abgearbeitet.

 

Die erwartete Korrektur bis in den Bereich von 20 US-Dollar bis 21 US-Dollar und die typische Bärenflagge inmitten dieser Bewegung, sieht man noch besser im kurzfristigen Chart. Nachdem der Goldpreis an der Unterstützung bei 1.800 US-Dollar eine Erholung starten konnte, gelang es auch dem Silberpreis wieder etwas Boden gutzumachen.

Wird der Abwärtstrend bei 20,45 US-Dollar übersprungen, so wird kurzfristig Potenzial bis 22 US-Dollar frei. Hält dieser hingegen, wird Potenzial auf 20 US-Dollar und darunter frei.

Die Erholung des Silberpreises läuft bisher schleppend.

Langfristige Analyse

Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14 US-Dollar auf der Unterseite und 19 US-Dollar auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild grundsätzlich sehr bullisch.

Charttechnisch war der Preisrückgang auf 18 US-Dollar im letzten Sommer im Langfristchart ein idealtypischer Rücksetzer an den vorherigen langjährigen Abwärtstrend, von dem der Silberpreis nun abgeprallt ist. Silber konnte bereits aufgrund der Hoffnung neuer quantitativer Lockerungen in 2023 wieder ansteigen und in die Handelsspanne zwischen 22 US-Dollar und 28 US-Dollar zurückkehren. In diesem oder spätestens nächsten Jahr ist ein Ausbruch über 28 US-Dollar wahrscheinlich, worauf ein Anstieg auf 36 US-Dollar folgen sollte, sobald die Notenbanken wieder mit neuen QE-Programmen auf eine wirtschaftliche Kontraktion reagieren.

Noch spielen die Notenbanker den Falken, doch beginnen die Märkte diesen offensichtlichen Bluff nicht mehr zu glauben. Sobald die Rezession offen zutage tritt und die Notenbanken diese Chance nutzen, um mehr Geld zu drucken, werden erst Gold und danach Silber neue Allzeithochs in den nächsten Jahren erreichen. Dann wird die Nachfrage nach Gold und auch Silber zum Schutz vor Inflation stark ansteigen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, das den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird.

Das langfristige Chartbild ist immer noch bullisch.

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GoldGeldWelt Gastautor

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..

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