Wohin geht die Reise beim USD/JPY?

Japans Notenbank bleibt stur: Kommt der ganz große Carry Trade?

GoldGeldWelt Redaktion - 20.01.2023

Die japanische Notenbank hat in dieser Woche zwar ihre Inflationsprognose, nicht aber die Zinsen angehoben. Angesichts einer Teuerungsrate von 3 % und einem wieder stärkeren Yen ist ihr Handlungsdruck begrenzt. Öffnet sich nach dem Abflauen der Dollar-Korrektur ein historisches Zeitfenster für Carry Trades?

Der Japanische Yen schoss in dieser Woche nur kurz von 128 auf über 131 in die Höhe. Dies geschah am Donnerstag, als die Bank of Japan einstimmig ihre jüngste geldpolitische Entscheidung kundtat. Der Leitzins bleibt bei 0,1 %, die Obergrenze für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen bei 0,5 %.

Die Inflationsprognose der BoJ: Für das im März endende Fiskaljahr erwarten die Notenbanker eine Teuerung von 3,0 %. Im Oktober waren die Zentralbanken von 2,9 % ausgegangen – eine allzu große Inflationsdynamik ist also nicht zu erkennen. Für das Geschäftsjahr 2024 wurde die Inflationsprognose von 1,6 % auf 1,8 % angehoben.

BoE hält Zinsen einstimmig stabil: Startschuss für Carry Trades?

Ausgehend von diesen Prognosen ist es denkbar, dass die Notenbank des astronomisch verschuldeten Landes weitere Zinserhöhungen und geldpolitische Straffungen gänzlich unterlässt. Das Inflationsziel liegt bei 2 % und wird nach Auffassung der Währungshüter schon bald wieder erreicht. Warum also noch höhere Zinsen in Kauf nehmen, die die Konjunktur gefährden könnten?

Bleiben die Zinsen für kurzfristige Geldleihen in Japan auf ihrem aktuellen Niveau, können Anleger durch Carry Trades Geld verdienen. Dabei wird Geld in einer Währung mit niedrigem Zinsniveau ausgeliehen und in einer Währung mit höherem Zinsniveau angelegt.

Carry Trades mit Geldleihen im Japan und Anlagen in  US-Dollar waren in den 1990er Jahren äußerst populär. Die Rendite für US-Staatsanleihen mit sechs Monaten Laufzeit liegt derzeit bei über 4,8 %. Wer sich in Japan billig Geld besorgt wird es in US-Dollar anlegt, kann also eine hohe Zinsmarge realisieren.

USD gibt deutlich nach: Bald weniger Risiko für Carry Trades?

Das Risiko von Carry Trades: Wird die Anlage in US-Dollar fällig, muss sie wieder in Yen zurück getauscht werden, um den aufgenommenen Kredit zurückzuzahlen. Hat sich der zwischenzeitlich verteuert, können daraus herbe Verluste entstehen (oder die Position durch den involvierten Broker mittels Margin Call glattgestellt werden).

Deshalb ist ein Blick auf den USD/JPY Chart in dieser Woche so interessant. Kurzzeitig kam es zu einer heftigen Abwertung des Yen, die sich jedoch sehr schnell wieder vollständig korrigierte. Der mittelfristige Aufwärtstrend des Yen bleibt intakt. Dieser Trend läuft seit Oktober. Damals wurden 150 JPY pro US-Dollar gezahlt – ein Allzeithoch und sogar noch etwas mehr als Ende der Neunzigerjahre.

Solange dieser Trend intakt bleibt, verteuert sich ein bereits laufender Carry Trade, weil bei dessen Auflösung für jeden Yen mehr US-Dollar gezahlt werden müssen. Schon bald aber könnte die Dynamik nachlassen – schließlich hat der US-Dollar schon deutlich an Wert verloren. Dies gilt nicht nur gegenüber dem JPY, sondern auch gegenüber anderen Währungen.

Zinsdifferenz bleibt, FX Volatilität sinkt: Gut für Carry Trades

Carry Trades rückten bereits 2022 wieder spürbar ins Interesse der Anleger. Möglicherweise resultiert die jüngste Aufwertung des Yen auch aus damals eröffneten Positionen, die nun geschlossen werden. Carry Trades können jedoch wieder attraktiv werden: Bleibt die Zinsdifferenz bestehen – wofür im Moment einiges spricht – und verhält sich der USD/JPY Wechselkurs nach der Korrektur wieder ruhiger, ist diese Konstruktion einen Blick wert.

Vorerst könnte der Dollar noch etwas unter Druck geraten. Damit rechnet jedenfalls der Vermögensverwalter Amundi. Amundi zufolge waren höhere Realzinsen in den USA und die straffe Geldpolitik der Fed im letzten Jahr die wesentlichen Stützen für den Greenback. Der Dollar sei 2022 mit einem Aufschlag gegenüber der Fundamentaldaten gehandelt worden.

Amundi erwartet deshalb wie auch viele andere Marktteilnehmer eine weitere Abwertung des Dollar in Richtung zweites Halbjahr 2023. Doch auch dann dürfte nach derzeitigem Stand noch eine erhebliche Zinsdifferenz zwischen den USA und Japan bestehen.

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