Korrektur am Gold- und Silbermarkt nach starker Rallye

- 08.02.2023

In der letzten Handelswoche gab es drei marktbewegende Zinsentscheide mit anschließenden Pressekonferenzen der US-Notenbank (FED), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BOE), sowie am Freitag den neusten US-Arbeitsmarktbericht. Der Silberpreis, der seit fast zwei Monaten in einer engen Spanne von nur 1,2$ handelte, fiel um zwei US-Dollar, nachdem schockierend starke US-Arbeitsmarktdaten die Wahrscheinlichkeit für weitere Leitzinsanhebungen der FED erhöhten. Der Goldpreis brach am Freitag um 100$ ein, nachdem bereits am Vortag an dem wichtigen technischen Widerstand bei 1.960$ Gewinnmitnahmen einsetzten.

Der US-Index erreichte am Mittwoch noch ein 10-Monatstief bei 100,7 Punkten und stieg von dort aus um 2 Punkte an, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell auf der Pressekonferenz der FED unerwartet dovish war. Diametral gegensätzlich kletterte der Euro kurzzeitig auf über 1,10$, worauf ein Einbruch nach der EZB-Pressekonferenz am Donnerstag und den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag auf 1,078$ folgte.

Die Korrektur des Goldpreises zog die Goldminenaktien mit nach unten, die zur Vorwoche um 5,7% gefallen waren. Vom Wochenhoch bei 270 Punkten korrigierte der HUI-Goldminenindex auf 244 Punkte. In den drei Monaten davor war dieser mit dem Goldpreis um 50% angestiegen, weshalb eine Korrektur des Kursanstiegs überfällig war.

Nach Wochen der Rallye setzte eine Korrektur an den Märkten ein. 

FED-Zinsentscheid – Powell überraschend dovish

Ein überraschend dovisher US-Notenbankchef schickte am vergangenen Mittwochabend den US-Dollar in den vermutlich vorerst finalen Abverkauf, wodurch der Goldpreis kurzzeitig auf ein 10-Monatshoch bis an den Widerstand bei 1.960$ sprang. Der Leitzins wurde wie erwartet um 0,25% Prozent auf die neue Spanne von 4,5% - 4,75% angehoben, doch bereits die Pressemitteilung war – wenn auch unspektakulär – dovisher, als der Markt erwartete. Trader und Investoren hielten sich zurück und warteten auf die anschließende Pressekonferenz, die im letzten Jahr zumeist immer deutlich hawkisher ausfiel.

Diesmal war Powell jedoch überraschend dovish in seiner Rede und der anschließenden Fragerunde. Einzig hawkish war die Formulierung "anhaltender Zinsanhebungen" im Plural, was keine Pause im März signalisiert. Auch in der späteren Fragerunde betonte Powell mehrmals, dass der Job der Inflationsbekämpfung noch nicht abgeschlossen sei.

Dovish war hingegen die Feststellung, dass die Inflation „etwas nachgelassen hat“, jedoch "weiterhin erhöht ist". Dovish war auch, dass man sich beim FOMC nicht mehr auf die Höhe der Zinsschritte fokussiert, sondern wie weit diese noch gehen sollen, bevor man sie beendet. In der anschließenden Rede von Jerome Powell wurde klar, dass die FOMC-Mitglieder bereits über eine Pause gesprochen haben, was ebenso dovish interpretiert wurde. Dennoch sagte er, dass kontinuierliche Erhöhungen des Zielbandes weiterhin angemessen wären, um einen geldpolitischen Kurs zu erreichen, der restriktiv genug sei, um die Inflation im Laufe der Zeit auf zwei Prozent zurückzuführen.

Der Aktienmarkt stieg daraufhin in der Erwartung einer künftig wieder lockereren Geldpolitik an und die Märkte preisten bis Jahresende bereits zwei Zinssenkungen ein. Die Märkte glauben aus den falschen Gründen richtig an eine künftig wieder lockerere Geldpolitik. Man hofft auf eine Vermeidung der Rezession und künftig wieder sinkende Zinsen, weshalb der Risikoappetit der Investoren steigt und man wieder in den Aktienmarkt investiert.

Die FED wird letzten Endes ihre Zinsanhebungen beenden, doch nicht wegen einer starken Wirtschaft, sondern weil man sich vor einer starken Rezession mit schnell und stark steigender Arbeitslosigkeit fürchtet. Nach dem längsten Konjunkturaufschwung der US-Geschichte und einem Jahrzehnt planwirtschaftlicher Nullzinsen, ist eine Bereinigung von Fehlallokationen in einer starken Rezession unausweichlich. Um letztlich nicht die Kontrolle über den Zinsmarkt zu verlieren, was den Bankrott vieler Unternehmen und Staaten nach sich ziehen würde, wird man frühzeitig damit beginnen die Zinskurve durch neuerliche QE-Programme zu kontrollieren, so wie es die BOJ versucht.

Das Ziel wird sein, die Inflation hoch und die Zinsen für Staatsanleihen relativ niedrig zu halten, sodass reale Negativzinsen das Kreditgeldsystem und die Staaten sukzessive entschulden. Der Preis dafür wird die Kaufkraft der Währung und somit die Ersparnisse der Volkswirtschaft sein, was letztlich die Stagflation vertiefen wird. Die US-Notenbank, ebenso wie alle anderen Notenbanken, weiß dass eine Rezession unvermeidlich ist, weshalb man kein Interesse daran hat, die Inflation zu bekämpfen.

Nähmen Powell und die FED ihren Kampf gegen die Inflation ernst, würden sie die Geldmenge zurückführen, den Leitzins auf ein faires Marktniveau deutlich oberhalb der Inflationsrate anheben, die Regierung zur Haushaltsdisziplin ermahnen und vor der weiteren Aufnahme von Schulden warnen.

Wie schnell wird die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten gen Jahresende hin ansteigen? Wie schnell wird man neue Ankaufprogramme starten und den einbrechenden Anleihenmarkt stabilisieren? Welche exogenen Sündenböcke wird man den Menschen als Ursache für die Rezession und die nötigen QE-Programme verkaufen?

Die Aktienmärkte könnten in der Hoffnung auf eine bald wieder heile Welt durchaus weiter ansteigen, während die Rallye am Goldmarkt pausiert. Doch spätestens dann, wenn die Arbeitslosigkeit in den Himmel schießt und etwas an dem Märkten kurz vor dem Zusammenbruch steht, werden die Notenbanken neue Gelddruckprogramme umsetzen. Smarte Investoren werden frühzeitig diese Schritte antizipieren und die Edelmetalle, sowie die entsprechenden Minenaktien auf neue Allzeithochs ansteigen.

US-Arbeitsmarktdaten zogen Goldpreis den Boden unter den Füßen weg

Die neuen US-Arbeitsmarktdaten schickten den Goldpreis nach deren Veröffentlichung am Freitagnachmittag auf Talfahrt. Mit 517 Tsd. neu geschaffener Stellen außerhalb der Landwirtschaft im Januar wurde die Markterwartung von 188 Tsd. um Lichtjahre geschlagen. Die Märkte spielten völlig verrückt, da die Markterwartung in der Regel nie so deutlich verfehlt wird. Sofort begannen Investoren weitere Zinsanhebungen seitens der FED einzupreisen, sowie die aktuell relativ hohen Zinsen für längere Zeit. Zuvor hatten die Märkte bis Ende des Jahres bereits zwei Zinssenkungen eingepreist, was die starke Rallye des USD-Index infolgedessen erklärt.

Anstatt des erwarteten Anstiegs der Arbeitslosenquote von 3,5% auf 3,6%, fiel diese auf 3,4% und damit auf den niedrigsten Stand seit 1969. Neue Arbeitsstellen wurden in allen Bereichen der Wirtschaft geschaffen, was angesichts der unablässigen Nachrichten über Massenentlassungen unerwartet kam. Die Ursache des starken Arbeitsmarktberichts liegt in massiven statistischen saisonalen Anpassungen, was in Verbindung mit einer historischen Revision der Haushalts- und Betriebsumfragen zu einer massiven Übertreibung bei den neuesten Arbeitsmarktdaten führte. Es gab eine ganze Reihe an Datenkorrekturen, darunter eine Aktualisierung der Bevölkerungskontrollen, was die Zahl der Arbeitskräfte statistisch erhöhte. Darüber hinaus gab es eine Aktualisierung der saisonalen Faktoren, die die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im Januar weiter verzerrt haben. Zumindest stiegen die Stundenlöhne im Einklang mit den Erwartungen um 0,3% oder 10 Cent auf 33,03 $, was dem Marktkonsens entsprach.

Trotz breiter Massenentlassungen fiel die US-Arbeitslosenquote auf ein 54-Jahrestief.

Vor einer jeden Rezession boomt der Konjunkturaufschwung am stärksten, stets mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit. Man sollte sich daher nicht von diesem statistischen Ausreißer in der Arbeitsmarktstatistik an der Nase herumführen lassen. Die Rezession ist unlängst da und wird sich in diesem und im nächsten Jahr stark zuspitzen. Gold und Silber, sowie die Miners werden stark ansteigen, sobald sich nur andeutet, dass die Notenbanken planen wieder mit neuen QE-Programmen in die Märkte einzugreifen.

Technische Analyse zu Gold: Wie weit läuft die Korrektur am Goldmarkt?

Terminmarkt: COT-Report vom 27.01.2023

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Letzten Freitag (03.03.2023) hatte die CFTC unplanmäßig keinen COT-Report veröffentlicht, da ihr Daten fehlten, weshalb Sie hier den Report der Vorwoche sehen! Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhielten noch vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

Letzten Freitag (03.03.2023) hatte die CFTC unplanmäßig keinen COT-Report veröffentlicht, da ihr Daten fehlten, weshalb Sie hier den Report der Vorwoche sehen!

  • Es gab eine mutmaßlich starke Manipulation am Goldmarkt in der letzten Handelswoche. Die BIG4 haben ihre Netto-Shortposition um 5 Tage auf 31 Tage der Weltproduktion erhöht. Es dürften auch Hedger, die über das neue Jahr hinweg fehlten, sich nun dazu entschlossen haben, diesen hohen Preis zu fixieren.

  • Auch wenn das ein kleines Warnzeichen ist, so muss das nicht bedeuten, dass sich die Rallye nicht fortsetzen kann. In 2019 sahen wir den Goldpreis trotzdem haussieren, was an einem starken Defizit lag, aufgrund der Insiderkäufe im Vorfeld von Corona.

  • Dennoch hat die Ausweitung dieser Position die Wahrscheinlichkeit für eine kurzfristige Korrektur auf 1.800$ erhöht.

  • Abgesehen davon zeigte der COT-Report deutliche Stärke. Der Preis stieg um 27$ an, obwohl die Spekulanten nur 4,6 Tsd. Kontrakte Long gingen. Angesichts des Ausbaus der Shortposition bei den BIG4, ist diese Stärke umso erstaunlicher.

  • Unser Szenario einer Korrektur auf 1.800$ und danach einer Fortsetzung des Preisanstiegs hat mit dem heutigen COT-Report neue Unterstützung bekommen.

Obwohl der Goldpreis schon deutlich anstieg, ist der Markt noch nicht überkauft.

Über 1.900$ hatte man scheinbar den Goldpreisanstieg ausgebremst. 

Seit Anfang November crashte der US-Dollar-Index (USDX) von 114 auf 101 Punkte, worauf der Goldpreis in US-Dollar diametral gegensätzlich um 170$ bis an den Widerstand bei 1.800$ explodierte. In der ersten Handelswoche des neuen Jahres gelang dem Goldpreis der Sprung über diesen Widerstand, worauf sich die Rallye bis an den nächsten Widerstand bei 1.960$ in der letzten Woche fortgesetzt hatte.

Eine technische Korrektur nach einem Preisanstieg um 340$ war längst überfällig, sodass es am Donnerstag am Widerstand bei 1.960$ zu ersten Gewinnmitnahmen kam. Am Freitag sorgte ein sehr guter US-Arbeitsmarktbericht, der einmalig stark den Marktkonsens übertroffen hatte, für einen weiteren starken Abverkauf auf 1.860$, wo der langfristige Aufwärtstrend verläuft. Die Marktteilnehmer reagierten auf die starken Arbeitsmarktdaten, da sie nun mehr Zinsschritte seitens der US-Notenbank befürchten, als zuvor eingepreist waren.

Der USD-Index ist kurzfristig ebenso überverkauft und es ist nun möglich, dass dieser zu einer Gegenbewegung starten wird, die durchaus bis 108 Punkte im USDX führen kann. Solange der US-Dollar wieder an Stärke gewinnt, könnte der Goldpreis in US-Dollar seine Korrektur fortsetzen.

Eine gute technische Unterstützung, an der diese Korrektur ihr Ende finden könnte, wäre bei 1.800$. Dort werden wir die neuesten COT-Daten analysieren und abschätzen, ob man bereits wieder auf die Käuferseite wechseln kann. Insgesamt sind die COT-Daten jedoch noch immer neutral und es gibt weiteres Potenzial nach oben, weshalb man das Ende dieser Korrektur nutzen sollte, um wieder zu kaufen.

Nach einer Rallye von fast 340$ setzte eine Korrektur am Widerstand bei 1.960$ ein.

Im September hatte der Goldpreis die Unterseite seiner Handelsspanne zwischen 1.680$ und 1.960$ nach unten hin verlassen und war auf 1.616$ gefallen. Die klassische Charttechnik lehrt, dass es bei einem Bruch einer solch signifikanten Unterstützung zu einem weiteren deutlichen Preiseinbruch kommt, was sich einige große Spieler im September zunutze machten, um günstig in den Markt einsteigen zu können, während die letzten zittrigen Hände unter den Fondsmanagern ihre Bestände auf den Markt warfen.

Deshalb galt es für mittelfristig agierende Trader, dass man spätestens über 1.680$ wieder Long gehen musste. Kurzfristig agierende Trader haben bereits an der Unterstützung bei 1.616$ einen antizyklischen Long-Einstieg versucht. Ist man mit einer Long-Position im Plus, dann schützt eine Stop-Loss-Order vor einem Verlust bei einem erneuten Einbruch.

Nachdem der Goldpreis über 1.680$ ansteigen und in die alte Handelsspanne zurücksprang, dürften wir das Tief der zweijährigen Korrektur bei 1.616$ gesehen haben. Der nächste signifikante Widerstand lag bei 1.960$, wo ich empfahl „mindestens kurzzeitig Gewinne erst einmal einzustreichen und eine Korrektur abzuwarten“.

Der Korrektur läuft und dürfte noch einige Handelstage oder wenige Woche andauern. Im schlimmsten Fall wäre eine Korrektur bis auf das Ausbruchsniveau aus dem Abwärtstrend bei 1.720$ denkbar. Bei 1.800$ findet sich jedoch schon eine gute Unterstützung, die genügend Halt bieten könnte.

Sobald die Rezession offen kommuniziert wird und die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellt, werden die Märkte neue QE-Programme einpreisen und der Goldpreis früh diese künftigen QE-Programme eskomptieren und ansteigen.

Nach dem Erreichen des Preisziels bei 1.960$ setzten Gewinnmitnahmen ein.

Der Goldpreis in Euro konnte auch den Abwärtstrend überwinden in den letzten Wochen. Zuletzt hatte sich der Goldpreis in Euro zwischen diesem Abwärtstrend und der Unterstützung bei 1.655€ eingekeilt. Mit einem Ausbruch über den Abwärtstrend empfahl ich zu kaufen, insbesondere da die Eurostärke nicht nachhaltig sein würde, so meine Vermutung. Womöglich würde es sich um ein langfristiges Kaufsignal handeln. Nach dem Ausbruch konnte der Goldpreis um 60€ je Feinunze ansteigen. Zuletzt hatte der Goldpreis diesen Preisanstieg wieder negiert.

Ein Rücksetzer auf das Ausbruchsniveau ist eine typische Marktreaktion. Sollte der Goldpreis in Euro jedoch zurück in den Abwärtstrend fallen, so wäre die sehr bärisch, da damit ein mittelfristiges und prozyklisches Kaufsignal negiert würde.

Andererseits sorgt eine neuerliche Euroschwäche nun womöglich dafür, dass der Goldpreis in Euro das aktuelle Preisniveau halten oder sogar langsam weiter ansteigen kann.

Kurzfristig agierende Trader können diese Situation im Daytrading einfacher handhaben als mittelfristig agierende Investoren. Letztere sollten entweder an ihrer Longposition festhalten oder alternativ bei einem Rückfall in den Abwärtstrend diese reduzieren. Auf Sicht von 12 Monaten stimmt der Anstieg über den Abwärtstrend jedoch noch immer optimistisch.

Der Goldpreis in Euro konnte über den Abwärtstrend ansteigen.

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GoldGeldWelt Gastautor

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..

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