Notenbanksitzungen bringen Entscheidung am Edelmetallmarkt

- 01.02.2023

Der Gold- und der Silberpreis handelten auch in der letzten Handelswoche weiter in luftigen Höhen an wichtigen Unterstützungen. Die Bullen und Bären am Silbermarkt kämpfen bereits seit Mitte Dezember in einer engen Handelsspanne von nur anderthalb US-Dollar. Ein Ausbruch aus dieser potenziell bullischen Formation zwischen 24,50$ auf der Oberseite und 23,25$ auf der Unterseite dürfte einen starken Impuls nach sich ziehen. Gewinnen die Bullen diese Schlacht, so dürfte der Silberpreis auf 28$ springen, bevor die Bären einen erneuten Angriff starten. Verlieren die Bullen hingegen und Silber bricht nach unten aus, dann fällt dessen Preis in den Bereich zwischen 20$ und 21$ zurück, wo sich die Bullen neu formieren und wieder zum Angriff übergehen dürften.

Die neuesten Terminmarktdaten vom Freitag fielen überraschend gut aus. Insgesamt ist das Sentiment am Goldmarkt noch neutral, weshalb sich der Preisanstieg nach dem Ende dieser Konsolidierung oder Korrektur grundsätzlich fortsetzen könnte. Silber und Platin zeigen hingegen erste Anzeichen einer spekulativen Übertreibung, weshalb bei diesen Edelmetallen eine Korrektur stärker ausfallen wird.

Gold und Silber halten sich trotz Rallye aufgrund eines schwachen US-Dollars noch immer in luftigen Höhen.

Die Gold- und Silberminenaktien halten sich ebenso stark wie die Edelmetalle selbst. Aktuell wird jeder Kursrücksetzer von Investoren gekauft. Der HUI-Goldminenindex ging mit 258 Punkten ins Wochenende, was einem Plus von 43% seit dem Novembertief bei 180 Punkten entspricht. Der Index hatte dort einen mehrjährigen, langfristigen Aufwärtstrend getestet, wo ich dazu riet „All In“ zu gehen.

Die Minenaktien befinden sich aktuell erst am Anfang einer neuen übergeordneten Hausse in den nächsten Jahren, ähnlich der Rallye in den Siebzigern. Darum sind die Gold- und Silberminenaktien auch nach dieser bisherigen Rallye noch ein Kauf und ich rate dazu jede Korrektur für weitere Käufe zu nutzen. Die Goldminenaktien sind zum Goldpreis noch immer historisch unterbewertet, weshalb es hier viel Aufholpotenzial gibt. Sie werden in den nächsten Jahren der Stagflation eines der besten Investments sein. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist so gut, dass wohl selbst Gordon Gekko diese kaufen würde.

Der Cartoon bezieht sich auf eine Filmszene aus dem Klassiker "Wall Street" von 1987. Wenn "Blaues Hufeisen" einen Investmenttipp hatte, konnte man sich sicher sein, dass das ein guter Trade ist.

Wichtige Termine in dieser Woche bringen die Entscheidung am Goldmarkt

Am Mittwochabend um 20 Uhr wird die US-Notenbank ihren Leitzins voraussichtlich um 25 Basispunkte auf 4,5%-4,75% anheben. Der Markt erwartet aktuell mit einer Wahrscheinlichkeit von 98% dieses Ergebnis. Wichtiger wird daher sein, was US-Notenbankchef Jerome Powell in der anschließenden Pressekonferenz zur Wirtschaft und Geldpolitik sagen wird. Sollte sich die Fed für eine Anhebung um 25 Basispunkte entscheiden, so dürfte Powell zumindest auf weitere Zinserhöhungen in der Zukunft hinweisen.

Der USD-Index war seit Anfang November stark eingebrochen, was der primäre Treiber dieser Goldrallye war. Diametral gegensätzlich stieg der Euro von 0,97$ auf aktuell 1,09$ an, was ein beachtlicher Sprung in dieser kurzen Zeit ist. Der Terminmarkt zeigt jedoch, dass dieser Trade schon gerammelt voll ist und sich deshalb die Frage stellt, ob die Dollarschwäche anhalten wird. Fundamental steht die Eurozone mit dem Krieg in der Ukraine und ihrer inneren Zerrissenheit nicht besser da als die USA. Für Goldtrader ist die Entwicklung des US-Dollar kurzfristig extrem wichtig. Eine weitere Dollarschwäche würde den Goldpreis bis zum nächsten Widerstand bei 1.980$ führen, wogegen eine technische Erholung des US-Dollar bis 108 Punkte im USD-Index eine Korrektur bis 1.800$ nach sich ziehen könnte.

Am Donnerstag um 13 Uhr gibt es den Zinsentscheidung der Bank of England (BOE). Nachdem diese im Dezember den Leitzins bereits um 50 Basispunkte auf 3,5% angehoben hat, um die zweistellige Inflation zu bekämpfen, scheint sie wie die FED hin- und hergerissen zu sein, ob eine Anhebung um einen Viertel oder halben Prozentpunkt angebracht ist.

Den USD-Index et vice versa den Euro wird auch der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank am Donnerstagnachmittag um 14:45 beeinflussen, mit einer Pressekonferenz von FED-Chefin Christine Lagarde im Anschluss. Wahrscheinlich wird der Leitzins um weitere 50 Basispunkte angehoben. Die Märkte glauben aktuell noch der Ankündigung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die Zinsen so lange anheben zu können, bis die Inflation wieder das zwei Prozentziel der EZB erreicht hat, wie die Stärke des Euro zeigt. Drei weitere Zinserhöhungen um einen halben Punkt seien vermeintlich noch geplant.

Wahrscheinlicher ist hingegen, die EZB wird ebenso wie die BOE bis zum Tag ihres Einknicken hawkish sein. Wie die BOE wird die EZB von der Realität eingeholt werden und gezwungen sein die Anleihenmärkte zu stützen, um ein Auseinanderbrechen der EU zu verhindern. Höhere Kreditkosten sind ein Risiko für die hoch verschuldeten Staaten der Eurozone wie Griechenland, Italien und Portugal, weshalb ähnlich hohe Leitzinsen wie in den USA ohne QE-Programme äußerst unwahrscheinlich sind. Entweder verlassen diese Staaten die Eurozone, wodurch der Euro gefährdet würde oder man wird die Zinsen durch weiteres Drucken von Geld aus dem Nichts versuchen zu kontrollieren. Dies wird am Ende des Tages extrem bullisch für den Goldpreis sein.

Die USA führen die Zinswende an, wodurch der Dollar zur Stärke neigte.

Die US-Arbeitsmarktdaten am Freitagnachmittag um 14:30 werden noch einmal den US-Dollar bewegen, sodass es in dieser Woche viele wichtige Termine gibt, die den Gold- und Silberpreis aus ihrer wochenlangen Lethargie befreien dürften. Wir werden in dieser Woche daher wahrscheinlich endlich eine Entscheidung am Edelmetallmarkt bekommen mit einem Ausbruch bei Gold und Silber aus ihren Konsolidierungsformationen. Die Rallye wird sich dann entweder fortsetzen oder eine mehrwöchige Korrektur beginnen. Es wird spannend!

Technische Analyse zu Platin: Die Rezession wird den Platinpreis belasten

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

Die neuesten Terminmarktdaten zeigen eine starke Wochenentwicklung. Der Preis stieg um 19,5$, obwohl die Spekulanten mit 3 Tsd. Kontrakten Short gingen. Der COT-Index zum OI stieg daraufhin von 41 auf 48 Punkte an. Es zeigte sie die zweite Woche nun Stärke beim Platin, was überrascht. Insgesamt ist der Platinmarkt noch immer deutlich überkauft. Sollte der Goldpreis eine Korrektur einleiten, dann wird der Platinpreis mit nach unten gezogen. Auf der anderen Seite ist keine große Rallye mehr zu erwarten, wenn der Goldpreis weiter ansteigen sollte.

Der zyklische COT-Index schon leicht überkauft. 

Während sich der Gold- und der Silberpreis noch stark hielten in den letzten Wochen, setze der Platinpreis bereits zur Korrektur an. Die Terminmarktdaten zeigten bereits im Vorfeld, dass sich Platin schwächer entwickeln würde.

Charttechnisch war Platin aus einer potenziell bullischen Wimpel-Formation erst nach oben ausgebrochen, doch dann zurück in diese gefallen, was sehr bärisch ist. Diesen Ausgang deuteten bereits die COT-Daten im Vorfeld an. Zuletzt wurde zum Ende der letzten Woche sogar noch der Aufwärtstrend gebrochen.

Platin ist kurzfristig nun abhängig vom Goldpreis. Geht der Goldpreis in die Korrektur über und fällt gen 1.800$, dann wird der Platinpreis aufgrund der Schwäche in den Daten stärker korrigieren um mindestens noch einmal 100$ bis 150$ je Feinunze. Erst mit einem Ende der Korrektur am Goldmarkt wäre Platin im Trading wieder ein Kauf.

Mittel- bis langfristig hat Platin jedoch ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Schon jetzt können weniger Amerikaner ihren Auto-Leasing und Finanzierungsraten zahlen, als zum Hoch der Finanzkrise von 2008. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch verschlechtern! Ein starker Rückgang der Neuwagenverkäufe mit entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller sind zu erwarten. Dennoch wird aus der Platinindustrie für 2022 ein Defizit von 627 Millionen Unzen erwartet, wobei hier die Rezession noch nicht berücksichtigt sein dürfte.

Käufer mit langfristigem Horizont finden bei einem Preis um die 800$ je Feinunze eine gute Investmentchance auf Sicht der nächsten fünf Jahre. Mittelfristig dürften nur Trader Freude an diesem hochvolatilen Markt haben, was jedoch aufgrund der hohen positiven Korrelation zum Goldpreis gut zu handhaben ist. Bricht der kurzfristige Aufwärtstrend und Platin fällt unter 1.000$, so dürfte der Preis schnell fallen.

Der kurzfristige Aufwärtstrend bei Platin wurde gebrochen.

Langfristige Analyse

Ende 2020 hatten wir mit einem Preisanstieg über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar ein Kaufsignal bis 1.350 US-Dollar gegeben und gingen von einer anschließenden Korrektur auf 1.000 US-Dollar und dann 830$ aus. Das war nur ein grobes Szenario, das wir aus der fundamentalen Schwäche am Platinmarkt abgeleitet hatten, doch exakt so eintraf.

Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass Platin und Palladium während Rezessionen kurzzeitig auch stark einbrechen können, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500$ wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar. Deshalb ist ein Stop-Loss der beste Freund eines Traders, damit man solche Chancen nutzen und bei einem Einbruch im Tief kaufen kann.

Langfristig zeigt der Chart eine Trendumkehr und ein Ende der langfristigen Abwärtstrends.

Das Platin-Palladium-Ratio zeigt, dass Platin in den vergangenen 50 Jahren immer teurer war als Palladium, mit Ausnahme der Jahrtausendwende und aktuell seit 2017.

Wir sehen in den letzten Jahren in der Industrie eine fortschreitende Substituierung von Palladium durch das günstigere Platin. Solange Palladium teurer ist, sollte auch die Substitution weiter voranschreiten und letztlich auch zu steigenden Platinpreisen führen. Diese Transformation ist ein langsamer Prozess und man schätzt, dass jährlich etwa 1,5 Millionen Unzen Palladium in der Industrie durch Platin ersetzt werden.

Langfristig ist es konsequent logisch und wahrscheinlich, dass die Substitution in der Zukunft zu einem Überangebot bei Palladium und einem Defizit bei Platin führen wird. Das Ratio würde dann wieder ansteigen, wobei Platin das Palladium massiv outperformen dürfte. Würde das Ratio nur zu seinem Durchschnitt der letzten 50 Jahre bei 3 zurückkehren, entspräche dies einer sechsmal besseren Performance von Platin zu Palladium in der Zukunft.

Will man ein langfristig ausgerichtetes Edelmetalldepot auf Sicht von mindestens einer Dekade aufpeppen, so wäre Platin eine Spekulation wert, da es nicht nur in Katalysatoren Anwendung findet, sondern in vielen weiteren Industrien und insbesondere in erneuerbaren Energien, wogegen Palladium nur in Katalysatoren für Benzinmotoren genutzt wird. Da Platin auch zu Gold und Silber historisch günstig ist, wäre es denkbar, dass Platin sogar die monetären Edelmetalle in den kommenden zehn Jahren outperformen könnte. Kurzfristig hat Platin noch mit einem Überangebot zu kämpfen, doch auf Sicht einer Dekade scheint das Risiko begrenzt und die Gewinnchance sehr hoch zu sein, weshalb wir Rücksetzer weiterhin zum Aufbau einer neuen langfristigen physischen Position auf Sicht von 10 Jahren nutzen werden.

Platin ist aktuell historisch günstig zu Palladium, doch wurde eine Trendwende mittlerweile eingeleitet.

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GoldGeldWelt Gastautor

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..

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