Der Goldpreis fiel in der vergangenen Handelswoche um mehr als ein Prozent auf 1.932$ und verzeichnete damit den zweiten wöchentlichen Rückgang in Folge. Zum einen sorgten hawkishe Äußerungen von FED-Chef Jerome Powell für Verkaufsdruck und zum anderen die nachlassenden Sorgen um eine Ausweitung des Konflikts im Mittleren Osten auf weitere Länder.
In seinen Äußerungen auf einer Podiumsdiskussion des Internationalen Währungsfonds am Donnerstag sagte Powell, dass die FOMC-Mitglieder der US-Notenbank noch nicht zuversichtlich seien, dass die Zinssätze bereits hoch genug wären, um die Inflation im Laufe der Zeit auf das Ziel von 2% zu senken und man „nicht zögern wird“ die Zinsen erneut anzuheben. Dies überraschte die Märkte und der Goldpreis kam erneut unter Verkaufsdruck. Heute wurden die neuesten US-Inflationszahlen veröffentlicht, auf die die Märkte nach den jüngsten Äußerungen von Powell besonders geachtet haben.
Die Verbraucherpreise lagen sowohl bei den Gesamt- als auch bei den Kerndaten unter den Erwartungen. Der CPI stieg zum Vorjahr um 3,2% an, während die Erwartung bei 3,3% lag. Zum Vormonat waren dieser sogar unverändert, während ein Anstieg von 0,1% erwartet wurde. Im September waren die Preise noch um 0,4% angestiegen.
Ein ähnliches Bild ergab sich bei der Kernrate ex Energie und Lebensmittel, die im Oktober mit 0,2% unter dem Marktkonsens von 0,3% lag und unter dem Anstieg von 0,3% im September. Die Jahresrate fiel von 4,1% auf 4,0% auf den niedrigsten Stand seit September 2021. Da die niedrigeren Inflationszahlen eine erneute Zinsanhebung unwahrscheinlicher machen, fiel der US-Dollar um 1,4%, worauf der Goldpreis in US-Dollar um 30$ ansteigen konnte. Der Goldpreis in Euro fiel jedoch um 10€ als Reaktion auf den Anstieg des Euro auf 1,7 US-Cent auf 1,088$.
Die deflationären Tendenzen nehmen unterdessen weiter zu, während die Volkswirtschaften in eine Rezession abgleiten, weshalb ein weiterer Rückgang der Inflationsrate zu erwarten ist. Der Rückgang der Kreditgeldmenge wird letztlich auch den Goldpreis negativ beeinflussen, bis die Notenbanken zur Rettung eilen und erneut Geld aus dem Nichts drucken werden.
Angesichts der deflationären Tendenzen dürfte sich der Goldpreis in nächster Zeit bestenfalls weiter seitwärts in einer Handelsspanne zwischen 1.800$ und 2.000$ bewegen, es sei denn, es kommt zu einer Eskalation der geopolitischen Krisenherde oder zu einem Eingreifen der US-Notenbank als Reaktion auf eine Rezession in den nächsten Quartalen. Es bleibt die Befürchtung, dass die Notenbanken diesmal erst spät in einer Rezession reagieren werden und die Deflation für anhaltenden Verkaufsdruck an den Märkten sorgen wird.
Der Goldpreis fiel die zweite Woche, seitdem die Furcht vor einer Ausweitung des Konflikts im Mittleren Osten abnimmt.
Die Fed hat jedoch längst keine Kaninchen mehr, die sie aus dem Hut zaubern könnte, um in der kommenden Rezession noch stimulierend auf die Wirtschaft bzw. den Konjunkturzyklus einwirken zu können. Jeglicher Versuch mit dem erneuten Drucken von Geld aus dem Nichts das Kreditgeldsystem erneut zu retten, muss letztlich mit einem Anstieg der Inflation und noch höheren Zinsen bezahlt werden. Am Ende des Tages wird es deshalb eine breite Flucht in den sicheren Hafen des Goldes geben, wenn Investoren verstehen, dass weder Anleihen noch Aktien in einer Stagflation Schutz vor realen Verlusten bieten werden.
Draghi warnt vor Rezession und Zerfall der Währungsunion
Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, sagte laut Financial Times, auf einer von der Zeitung organisierten Konferenz in Brüssel, dass die Eurozone bis Ende 2023 mit ziemlicher Sicherheit in eine Rezession geraten werde. "Es ist so gut wie sicher, dass wir bis zum Jahresende eine Rezession haben werden", zitiert die FT den ehemaligen Zentralbanker und ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens. "Es ist ziemlich klar, dass die ersten beiden Quartale des nächsten Jahres dies zeigen werden.“
Der belgische Gouverneur Pierre Wunsch, der zuvor in Brüssel gesprochen hatte, räumte die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik ein und sagte, dass die Wachstumsrisiken "nach unten tendieren". Die Eurozone befinde sich " in einer schwachen Form der Stagflation", fügte er hinzu.
Weiterhin zweifelte Draghi das Fortbestehen der EU in ihrer aktuellen Form an und forderte indirekt eine Fiskalunion, auch wenn er diesen Begriff vermied: "Entweder handelt Europa gemeinsam und wird zu einer vertieften Union, einer Union, die in der Lage ist, neben der Wirtschaftspolitik auch eine Außen- und Verteidigungspolitik zu betreiben... oder ich fürchte, die Europäische Union wird nicht überleben, wenn sie nicht nur ein gemeinsamer Markt ist.“ Weiterhin forderte Draghi eine "Union, die in der Lage ist, neben der Wirtschaftspolitik auch eine Außen- und Verteidigungspolitik zu betreiben".
Draghi beklagte weiterhin: "In vielen, vielen technologischen Bereichen, technologischen Feldern, haben wir an Präsenz verloren, wir haben an Fußabdruck verloren."
Dass die Europäische Union seit zwei Jahrzehnten vom Rest der Welt abgehängt wird, sind hausgemachte Probleme wie die zu hohen Steuern und zu viel Regulierung, was sich nicht mit noch mehr Zentralisierung lösen lässt. Stattdessen braucht Europa viel niedrigere Steuern und mehr Freiheit, sodass Unternehmen und Zukunftstechnologien auch hier wieder eine Chance haben im internationalen Wettbewerb zu bestehen.
Ich erwarte eine weitere Abwertung des Euro im kommenden Jahr auf die Parität zum US-Dollar. Der Euro wird jedoch womöglich noch weitaus tiefer fallen, da keine Lösungen für die hausgemachten Probleme in Europa auch nur in Sicht sind. Deshalb müssen Anleger im Euroraum ihr Vermögen vor einer weiteren Abwertung der gemeinsamen Schwachwährung schützen. Dies ist am besten mit einem Investment in Gold möglich. Eine Stagflation ist dabei das beste Umfeld für den Goldpreis, da in dieser alle anderen Anlageklassen unattraktiv werden und der sichere Hafen des Goldes vor Inflation von jedermann gesucht wird.
Palladiumpreis unter 1.000$ weiterhin im freien Fall
Erstmals seit 2018 fiel der Palladiumpreis in der letzten Handelswoche wieder unter die Marke von 1.000$ je Feinunze. Noch im ersten Quartal 2022 kam es zu einer bemerkenswerten Preissteigerung um 81% auf ein neues Allzeithoch bei 3.400$, als Reaktion auf die Invasion Russlands in der Ukraine. Russland ist der zweitgrößte Palladiumproduzent der Welt und fördert 40% des weltweit abgebauten Palladiums. Deshalb sorgten diese Unsicherheiten des Krieges zu Lieferbedenken und so zu einer verstärkten Nachfrage, die den Preis auf ein neues Allzeithoch trieb. Dieser Effekt war jedoch hauptsächlich auf Marktspekulationen und nicht auf eine Schwächung der regionalen Versorgung zurückzuführen.
Palladium fiel erstmals seit 2018 auf unter 1.000$.
Der Palladiummarkt zeigte in diesem Jahr ein komplexes Bild, beeinflusst durch verschiedene Faktoren. Palladium wird für seine Haltbarkeit, Korrosionsbeständigkeit und katalytischen Eigenschaften geschätzt, weshalb es eine entscheidende Rolle in Katalysatoren für Fahrzeuge spielt. In 2022 verzeichnete der Markt eine Nachfrage von 10,04 Millionen Unzen, angetrieben durch den Automobilsektor.
Die Angebotsseite des Marktes teilt sich in Primär- und Sekundärversorgung. Die Primärversorgung, also die direkte Gewinnung von Palladium aus Erzvorkommen, war 2022 das größte Segment. Herausforderungen wie Stromabschaltungen in Südafrika, Überschwemmungen in Nordamerika und geopolitische Unsicherheiten in Russland beeinträchtigten das Angebot. Das Sekundärangebot speist sich primär durch das Recycling von Katalysatoren, das ständig wächst.
Der Markt ist zusätzlich belastet durch hohe Lagerbestände bei Herstellern und Verarbeitern. Die Beratungsfirma Metals Focus prognostizierte für das Jahr 2023 Palladiumvorräte von etwa 11,64 Millionen Unzen, verglichen mit 12,35 Millionen Unzen im Jahr 2022 und 12,89 Millionen Unzen im Jahr 2021, was auf ein reichliches Angebot hindeutet.
Rund dreiviertel der Nachfrage kommt aus dem Automobilsektor. Strenge globale Emissionsvorschriften hatten die Nachfrage nach Palladium in Katalysatoren lange vorangetrieben. Mit dem Übergang zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen, sowie der Substitution durch das über lange Zeit günstigere Platin, entstand jedoch ein Überangebot am Palladiummarkt, das in den letzten anderthalb Jahren sukzessive auf dessen Preis drückte. Laut dem im April veröffentlichten Jahresausblick der Internationalen Energieagentur wird der weltweite Absatz von Elektroautos in diesem Jahr voraussichtlich um 35% auf 14 Millionen ansteigen.
Der russische Spitzenproduzent Nornickel geht deshalb davon aus, dass der Palladiummarkt von einem Defizit von 200 Tsd. Unzen im Jahr 2023 auf einen Überschuss von 300 Tsd. Unzen im Jahr 2024 umschwenken wird, da das durch Recycling geschaffene Angebot die Nachfrage deutlich übersteigen wird. Dies verheißt nichts Gutes für den Palladiumpreis im kommenden Jahr und Schnäppchenjäger greifen womöglich in ein fallendes Messer.
Trotz des bisher starken Preisrückgangs um über 70% gibt es weitere Risiken für den Palladiumpreis. Ein Nachfrage-Schock inmitten einer großen Rezession im nächsten Jahr könnte kurzfristig zu einem starken Überangebot und somit den Preiseinbruch noch beschleunigen. In jeder Rezession der Vergangenheit sorgten diese Nachfrageschocks für starke und schnelle Preisrückgänge am Palladiummarkt. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass es gerade in einem Jahr des Überangebots an diesem Markt auch diesmal nicht anders sein wird.
Nachfrageschocks in allen Rezessionen sorgten für teilweise starke Preiseinbrüche.
Trotz des aktuellen Überangebots gibt es Hoffnung für den Palladiummarkt in der Forschung und Entwicklung transformativer Anwendungen in verschiedenen Branchen. Es wird an neuen palladiumbasierten Legierungen mit verbesserten Eigenschaften für die Luft- und Raumfahrt sowie die Elektronik geforscht. Weitere Trends umfassen Fortschritte in KI und maschinellem Lernen, Sensortechnologie, Nanotechnologieanwendungen und die Entstehung der Quanteninformatik. Der Palladiummarkt befindet sich inmitten eines Wandels, angetrieben durch technologische Fortschritte, Umweltpolitik und sich ändernde Marktdynamiken. Nachdem der Palladiumpreis das Tal einer Rezession durchschritten hat und die Notenbanken erneut mit dem Drucken von Geld aus dem Nichts begonnen haben, dürfte sich eine sehr gute langfristige Einstiegschance am Palladiummarkt ergeben.
Technische Analyse zu Palladium: Erstmals seit 2018 wieder unter 1.000$
Terminmarkt: COT-Report
Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Daten für Palladium vom 6. Oktober:
Der neueste Terminmarktreport zeigte wieder Schwäche zur Vorwoche und deutliche Schwäche zum Vormonat. Das Überangebot am physischen Markt hält noch immer an, trotz des bereits niedrigen Preises. Da Palladium primär nur industrielle Verwendung findet, können die niedrigen Preise die Nachfrage nicht derart stark anfachen, um das Überangebot zu kompensieren. Auch wenn der Markt historisch überverkauft ist, so zeugt die Schwäche in den Terminmarktdaten von einem persistenten Überangebot, was zur Vorsicht mahnt.
Mit einem COT-Index von 92 Punkten ist Palladium zwar überverkauft, doch zeigt sich Schwäche in den Daten.
Technische Chartanalyse
Der langfristige Abwärtstrend am Palladiummarkt ist noch immer intakt. Nach dem Test der Unterstützung bei 1.000$ wäre eine Stabilisierung auf diesem Preisniveau denkbar, doch dürfte diese nur kurzfristiger Natur sein. Erst dann, wenn der gesamte Edelmetallsektor inklusive des Goldpreises überverkauft wäre nach einer Rezession, gäbe es ein gutes Setup, um auf eine temporäre Erholung des Palladiumpreises zu wetten. Solange der Abwärtstrend noch intakt ist, sollte man eine Long-Position kurzfristig meiden.
Da sich das wirtschaftliche Umfeld eintrübt, sollte man erst eine Bereinigung am gesamten Edelmetallmarkt abwarten, bevor man im Swing-Trading auf Sicht mehrerer Wochen oder Monate mit einem guten CRV erneut auf einen Anstieg des Palladiumpreises wetten kann. Im Falle einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten, wäre es möglich, dass der Palladiumpreis nochmals stark einbricht, weshalb man mindestens eine Änderung in der Geldpolitik als Reaktion auf eine Rezession abwarten sollte, bevor man in Palladium investiert.
Erstmals seit 2018 ist der Palladiumpreis wieder unter 1.000$ gefallen.
Langfristige Analyse
Die sinkende Nachfrage durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge, sowie das wachsende Angebot durch den Anstieg des Sekundärangebots aus dem Recycling von Katalysatoren, könnte zu einem Überschuss von 300 Tsd. Unzen im Jahr 2024 sorgen, weshalb der Verkaufsdruck am Palladiummarkt anhalten könnte.
Der Markt wird zusätzlich durch hohe Lagerbestände bei Herstellern und Verarbeitern belastet. Die Beratungsfirma Metals Focus prognostizierte für das Jahr 2023 Palladiumvorräte von etwa 11,64 Millionen Unzen, verglichen mit 12,35 Millionen Unzen im Jahr 2022 und 12,89 Millionen Unzen im Jahr 2021, was auf ein reichliches Angebot hindeutet.
Sollten sich Angebot und Nachfrage über einige Wochen oder Monate hinweg stabilisieren, dann wäre nach dem Bruch des Abwärtstrends mit einer technischen Erholung zu rechnen, da der Terminmarkt heillos überverkauft ist und die Spekulanten noch nie zuvor eine so große Short-Position hielten. Bis dahin gibt es jedoch keinen Grund in das fallende Messer zugreifen. Die nächsten technischen Unterstützungsmarken liegen bei 850$ und bei 570$, die in einer Rezession im Rahmen eines Nachfrageschocks durchaus erreicht werden könnten.
Der Abwärtstrend ist intakt und die nächsten Unterstützungen liegen erst bei 850$ und bei 570$.
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..
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