Russische Aktien fliegen aus ETFs – was Anleger jetzt wissen sollten
GoldGeldWelt Redaktion
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09.03.2022
Der amerikanische Indexanbieter MSCI hat russische Aktien aus ihren Indizes geworfen. Die Aktien von russischen Unternehmen werden künftig nicht mehr in den globalen und regionalen Indizes von MSCI enthalten sein.
Die Folge: Alle Anbieter von ETFs, die MSCI-Indizes abbilden, müssen ihre russischen Titel verkaufen. Welche Bedeutung hat das für Anleger? Und wie sollten sie sich jetzt verhalten?
Russischer Aktienmarkt aktuell nicht investierbar – MSCI, FTSE und Co. reagieren
Nach Angaben von MSCI erhielt der Finanzdienstleister Rückmeldungen vieler Investoren, dass der russische Aktienmarkt zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht investierbar sei. Russische Wertpapiere sollten daher aus den Indizes entfernt werden.
Ebenso wird FTSE Rusell, ein Tochterunternehmen der Londoner Börse, russische Titel aus allen FTSE Rusell Equity Indizes streichen, wie das Unternehmen mitteilte.
Auch die großen deutschen Fondsgesellschaften, wie etwa die DWS und die Union Investment, werden nicht mehr in russische Titel investieren.
Welche ETFs sind betroffen?
Russische Aktien können in vielen bekannten Indizes nicht mehr aufgenommen werden oder enthalten sein. Anleger, die beispielsweise in den MSCI All Country World Index (MSCI ACWI), mit rund 3.000 Aktien aus aller Welt, investiert haben, fragen sich, was jetzt mit den russischen Aktien passiert.
Keine großen Auswirkungen für Privatanleger, die ETFs nutzen, um in weltweite Aktien zu investieren
Die breit diversifizierten ETFs spüren keine nennenswerten Veränderungen, da Russland ohnehin nicht in dem Industrieländerindex MSCI World vertreten ist. Auch bei dem noch breiter gefassten MSCI All Country World, bei dem etwa 4.000 Aktien aus 48 Ländern enthalten sind, machte Russland bereits vor dem Ukraine-Krieg nur etwa 0,4 Prozent des gesamten Index aus. Exakt 17 russische Aktien waren zuletzt im Index.
Wie entfernen ETF-Anbieter russische Aktien aus ihren Produkten?
Bei der praktischen Umsetzung unterscheiden sich die Anbieter von ETFs. Es ist davon abhängig, welche Art der Replikation sie nutzen. ETFs können voll replizierend, teil replizierend oder synthetisch repliziert werden.
Bei einer voll replizierenden Methode werden alle im Index enthaltenen Werte im ETF-Portfolio entsprechend gekauft und verkauft.
Teil replizierend bedeutet, dass der ETF nur einen Teil des Index, eine repräsentative Auswahl, abbildet.
Bei einem synthetisch replizierenden ETF wird nicht direkt in die entsprechenden Aktien investiert, sondern über Derivate (beispielsweise Futures) der Index nachgebildet.
Einige Beispiele für die praktische Umsetzung
Der Anbieter Lyxor hat seinen ETF auf den MSCI All Country World (WKN: LYX00C) synthetisch repliziert. Daher befinden sich in dem Fonds ohnehin keine direkten russischen Aktien. Der Ausschluss von russischen Aktien kann also problemlos erfolgen.
Die Anbieter iShares und SPDR kaufen eine repräsentative Auswahl, um den MSCI All Country World (WKN: A1JMDF und A1JJTC) abzubilden. So hielt der ETF auf den MSCI All Country World des Anbieters SPDR zur letzten Offenlegung Ende September etwa 15 russische Aktien.
DWS, die Investmentgesellschaft der Deutschen Bank Gruppe, bildet mit dem MSCI RUSSIA CAPPED INDEX (WKN: DBX1RCETF) den russischen Leitindex MSCI RUSSIA CAPPED nach. Die Gesellschaft hat ihre Anleger darüber informiert, dass die Ermittlung des Nettoinventarwerts vorläufig ausgesetzt worden ist. Eine Rücknahme der Anteile ist aktuell ausgeschlossen.
Fazit
Bei synthetisch replizierenden ETFs dürfte der Rausschmiss russischer Aktien problemlos vollzogen werden können. Bei teil replizierenden und voll replizierenden ETFs werden die russischen Titel überwiegend nur noch sehr geringfügig oder wertlos innerhalb des ETFs dargestellt. Die Anbieter werden voraussichtlich später versuchen, auch auf inoffiziellen Märkten, einen Preis dafür zu erzielen. Am Gesamtmarkt ist der Anteil von physisch gehaltenen russischen Aktien ohnehin eher gering.
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