Schwache Konjunktur

Rutscht China in die Deflation?

GoldGeldWelt Redaktion - 11.07.2023

China meldet stagnierende Verbraucherpreise und sinkende Erzeugerpreise. Die Talsohle der Preisentwicklung könnte noch nicht erreicht sein, dem Wachstumsmotor der Welt droht Deflation.

Die Erzeugerpreise in China sind im Juni so schnell gefallen wie seit Dezember 2015 nicht mehr. Dies berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf das National Bureau of Statistics (NBS).

Demnach fiel der Erzeugerpreisindex im Juni zum neunten Mal in Folge. Die Preise lagen 5,4 % niedriger als ein Jahr zuvor. Der Rückgang fiel damit stärker aus als im Vormonat (4,6 %) und laut einer Analystenumfrage (5,0 %) erwartet.

Erzeugerpreise sinken, Verbraucherpreise stagnieren

Auch die Verbraucherpreise der Volksrepublik kommen zum Stillstand. Im Juni blieb der Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahr unverändert. Zuletzt hatten die Preise im Februar 2020 stagniert. Im Mai lag die Verbraucherpreisinflation in China noch bei 0,2 %, im April bei 0,1 %. Die Kerninflationsrate sank im Juni von 0,6 % im Mai auf nur noch 0,4 %.

Das japanische Finanzunternehmen Nomura rechnet trotz der sommerferienbedingt ansteigenden Dienstleistungspreise für Juli mit einem Rückgang der Verbraucherpreise um 0,5 % gegenüber dem Vorjahr.

Ökonomen von Capital Economics glauben allerdings nicht, dass die chinesische Notenbank den Leitzins von aktuell 2,65 % noch drastisch senken wird. Vielmehr sehen die Analysten für dieses Jahr weitere Leitzinssenkungen im Bereich von lediglich zehn Basispunkten. Die aktuellen Inflationsprognosen für das Gesamtjahr liegen im Bereich von 0,3-1,0 %. Das Inflationsziel liegt bei 3 %.

Dennoch dürfte vor allem die Fiskalpolitik unterstützend eingreifen, um die schwache Konjunktur zu beleben und die gefürchtete Deflationsspirale abzuwenden. Der Grund: Die chinesische Währung steht auf dem Devisenmarkt zunehmend unter Druck. Aktuell werden für einen US-Dollar mehr als 7,2 Yuan gezahlt – rund 7,5 % mehr als zum Jahreswechsel. Nur einmal – Anfang 2022 – lag der Wechselkurs seit 2006 niedriger.

Sorgen um Chinas Konjunktur

Pekings Konjunktur leidet unter einem schwachen Immobilien- und Bausektor. Diese Sektoren sind auch der Hauptgrund für die schwache Kreditnachfrage. Viele Unternehmen und Privathaushalte sind zudem noch mit den Nachwirkungen der Pandemie beschäftigt und müssen Schulden tilgen.

Bislang hatten die meisten Analysten gerechnet, dass die Talsohle der Verbraucherpreise bereits im Frühjahr durchschritten sein würde und Konjunktur und Preisentwicklung im zweiten Halbjahr wieder anziehen. Die neuesten Daten schüren allerdings Sorgen um eine Deflation, die für die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft - und damit der Weltwirtschaft - zu einem längerfristigen Problem werden könnte.

Zwar hatte die Industrie zeitweise wieder angezogen. Jüngste Einkaufsmanagerdaten aus dem Sektor nährten jedoch die Sorge, dass ein dauerhafter Industrieaufschwung ausbleiben könnte.

In der kommenden Woche werden Daten zum Wirtschaftswachstum für das zweite Quartal veröffentlicht. Erwartet wird ein deutlicher Anstieg des BIP um rund 7 %. Dieses Wachstum beruht allerdings auf einem Basiseffekt, im Vorjahresquartal war das BIP nahezu gar nicht gewachsen.

Im Juli findet die wirtschaftspolitische Klausursitzung des chinesischen Politbüros statt. Hier werden Entscheidungen im Hinblick auf fiskalpolitische Maßnahmen erwartet. Allerdings gibt es neue Schwierigkeiten: Die Verschuldung des Landes ist insbesondere auf kommunaler Ebene ausgesprochen hoch.

Im Westen bleibt die Inflation hartnäckig

Das westliche Inflationsproblem existiert in China offensichtlich nicht. In den USA und Europa könnte es noch länger dauern, bis die Inflation sich wieder im Zielbereich bewegt.

Das Wall Street Journal etwa berichtet, dass die Gesamtinflation in den USA im Juni auf 3 % gesunken sein dürfte, die Kerninflation mit 5,0 aber hartnäckig bleibe. Ökonomen gingen zwar davon aus, dass die Kerninflation in den kommenden Monaten auf 3,5 % bis 4 % sinken könnte.

Dazu tragen offenbar insbesondere Immobilien- und Gebrauchtwagenpreise bei. Es werde sich aber „als schwierig erweisen, die Inflation von dort weiter auf das 2-Prozent-Ziel der Federal Reserve zu senken“, ohne eine Schwächung des Arbeitsmarktes abzuwarten.

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