Der Goldpreis stieg am Freitagnachmittag um 15 US-Dollar auf 1.947 US-Dollar an, nachdem die US-Arbeitsmarktdaten für den Juli mit 187 Tsd. neuen Stellen die Flüsterschätzungen des Marktes von bis zu 222 Tsd. verfehlten. Noch am Mittwoch lag der ADP-Arbeitsmarktbericht mit 324 Tsd. über dem Marktkonsens von 189 Tsd., was auf bessere Arbeitsmarktdaten am Freitag hoffen ließ.
Die beiden Vormonate wurden um jeweils 49 Tsd. nach unten korrigiert, nachdem es im Vormonat bereits eine Korrektur um 110 Tsd. gab. Jeder Arbeitsmarktbericht in diesem Jahr wurde bisher zu hoch ausgewiesen und musste nachträglich nach unten korrigiert werden, was eine politische Motivation zur Darstellung einer starken Wirtschaft vermuten lässt. Das Geburts-/Sterbemodell trug hohe 280 Tsd. fiktive Excel-"Arbeitsplätze" bei, dem zweitgrößten monatlichen Anstieg in diesem Jahr. Aggregiert lässt sich zumindest nach den Daten des Bureau of Labor Statistics eine Abkühlung des Arbeitsmarktes erkennen, was den Beginn einer neuen Rezession markieren könnte. Nach dem starken Zinsanstieg stellt sich nur die Frage, wann die Rezession offen zutage treten wir im nächsten Jahr, da die QE-Programme von 2020 die Auswirkungen der Zinsanhebungen auf die Unternehmen verzögern.
Die BLS-Arbeitsmarktzahlen lagen unterhalb der Markterwartung, worauf der Goldpreis ansteigen konnte.
Der ADP-Arbeitsmarktbericht übertraf hingegen die Markterwartung, was den Goldpreis unter Verkaufsdruck brachte.
Der US-Dollar beendete nach den Arbeitsmarktdaten vom Freitag eine dreiwöchige Rallye von 3 % mit einem Tagesminus von 0,6 %. Zuvor wurden jedoch zwei wichtige Widerstände durchbrochen, was die Dollarbären in Angst versetzte. Sobald dem USD-Index der Sprung über 103,5 Punkte und somit der Ausbruch aus einem fast einjährigen Abwärtstrend gelingt, dürften Shorteindeckungen der Bären am Terminmarkt folgen. Wenn es in den nächsten Wochen dazu kommt, würde dieses Ereignis erneuten Verkaufsdruck am Goldmarkt nach sich ziehen.
Die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen in der letzten Woche auf 4,1 % und die der 2-Jährigen auf 4,85 % an. Sollten die Renditen in den nächsten beiden Monaten bis zum nächsten Fed-Zinsentscheid weiter nach oben klettern, so würde ein weiterer Zinsschritt am Vorabend einer neuen Rezession möglich werden. Nach den Fed Funds Futures liegt die Wahrscheinlichkeit dafür aktuell nur bei 15 %. Vor den Arbeitsmarktdaten vom Freitag lag diese noch bei 20 %.
Die Renditen der Staatsanleihen in Deutschland und den USA wollen aktuell noch weiter nach oben.
Obwohl der Goldpreis in der letzten Handelswoche rund ein Prozent ansteigen konnte, fiel der Silberpreis um 3 %, nachdem es den Bullen am Mittwoch nicht gelungen war den Widerstand bei 24,50 US-Dollar zurückzuerobern. Bereits zum Wochenschluss wurde die Unterseite der Handelsspanne bei 23,30 US-Dollar getestet. Darunter liegt die nächste wichtige Unterstützung erst bei 22 US-Dollar, die die Bullen jedoch verteidigen müssen, da sonst ein Abverkauf droht.
Der Palladiumpreis fiel seit Anfang 2022 um rund 60 %, während sich der Platinpreis relativ stark behaupten konnte. Die rückläufige Nachfrage nach Verbrennern zugunsten von Elektrofahrzeugen vermindert zunehmend die Nachfrage nach Platin und Palladium zum Einsatz in Katalysatoren. Silber, Platin und Palladium laufen zusätzlich Gefahr, in einer Rezession aufgrund kurzzeitig einbrechender industrieller Nachfrage noch einmal stark unter die Räder zu kommen. Diese Gefahr schwebt über deren Preise bis die Notenbanken mit einer erneuten Lockerung der Geldpolitik bzw. neuen QE-Programmen gegensteuern.
Der HUI-Goldminenindex fiel zurück auf 229 Punkte und bei einigen Minenaktien, die bereits stark korrigierten, ist das Chance-Risiko-Verhältnis für erste Käufe durchaus wieder interessant. Sollten Gold und Silber in einer Rezession im Umfeld eines Einbruchs am Aktienmarkt auch noch einmal Federn lassen müssen, wäre ein weiterer Rückgang des HUI bis in den Bereich von 180-200 Punkte durchaus wahrscheinlich, bevor das Smart Money die Hände aufhält und die Minen dort einen Boden ausbilden dürften.
Der Silberpreis fiel um 3 %, wogegen der Goldpreis um ein Prozent zulegen konnte.
Physische Goldnachfrage im zweiten Quartal 2023
Die Goldnachfrage sank um 2 % zum entsprechenden Vorjahresquartal auf 921 Tonnen, während die Minenproduktion um 5 % auf 933 Tonnen anstieg.
Die Investitionen in Barren und Münzen nahmen um 6 % auf 277 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr zu, doch zum Vorquartal fiel sie um 8,9 %. Die Technologiebranche zeigte eine sehr schwache Nachfrage von nur 70 Tonnen wie schon im Vorquartal, aufgrund der anhaltenden Schwäche der Unterhaltungselektronik.
Die Goldkäufe der Zentralbanken waren schwach und fielen zum Vorjahresquartal um 35 % und zum Vorquartal um 63 % auf nur noch 103 Tonnen. Die Käufe verteilen sich sowohl auf die Schwellen- als auch auf die Industrieländer.
Die Minenproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,6 % auf 933 Tonnen an und erreichte im ersten Halbjahr ein Rekordniveau, während das Recycling zum Vorjahr um 13 % auf 322 Tonnen zunahm. Damit lag das Goldangebot im zweiten Quartal bei 1.255 Tonnen.
Insgesamt nahm die Nachfrage deutlich ab, wogegen das Angebot aus der Minenproduktion und dem Recycling zulegte. Aggregiert stiegen die Käufe der Zentralbanken im ersten Halbjahr auf ein neues Rekordhoch, wenn man nur jeweils die ersten Halbjahre miteinander vergleicht. Im Vergleich zum starken zweiten Halbjahr 2022 haben sich die Käufe der Zentralbanken dennoch mehr als halbiert.
Technische Analyse zu Platin: Mehr Schatten als Licht im Vorfeld einer Rezession
Terminmarkt: CoT-Report
Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
CoT-Daten für Platin vom 4. August:
Bei Platin sehen wir Schwäche zur Vorwoche, nach der Gegenbewegung an den Widerstand bei 1.000 US-Dollar. Immerhin stieg der CoT-Index um 10 Punkte und ist nun neutral mit 55 Punkten. Platin sollte sich mit dem Goldpreis auf- und abwärts bewegen in den nächsten Wochen. Potenzial für einen Anstieg ergeben sich aus diesen Daten nicht.
Mit einem CoT-Index von 54 Punkten ist Platin nun neutral und sollte mit dem Goldpreis laufen.
Aktuelle Chartanalyse
Vor zwölf Wochen schrieb ich bei einem Platinpreis von 1.120 US-Dollar:
„Der Platinpreis hat ein kurzfristiges Doppel-Top ausgebildet und droht nun den neuen mittelfristigen Aufwärtstrend zu brechen. Zieht der Dollar weiter an und gehen Gold und Silber in die Korrektur über, während die rezessiven Kräfte in der Volkswirtschaft zunehmen, dann sollte der Platinpreis in Bälde seinen Aufwärtstrend brechen und auf 1.000 US-Dollar fallen. Infolgedessen wäre ein Preisrückgang auf 900 US-Dollar sehr wahrscheinlich. Mit dem Trendbruch würde es für kurzfristig agierende Trader ein Verkaufssignal geben.“
Vor sechs Wochen wurde das Ziel bei 900 US-Dollar erreicht und ich schrieb:
„Tradern empfahl ich ihre Gewinne aus einem Short-Trade bei 900 US-Dollar einzudecken. Der neueste CoT-Report zeigt jedoch, dass noch mehr Luft nach unten vorhanden ist. Nach einer technischen Gegenbewegung, die wieder nahe an 1.000 US-Dollar laufen könnte, erwarte ich eine neuerliche Schwäche des Platinpreises. In den nächsten Wochen und Monaten wären sogar 800 US-Dollar denkbar. Die neuesten CoT-Daten geben keinen Anlass für Optimismus und ein Kaufsetup scheint noch weit entfernt zu sein. Bullen müssen sich daher gedulden, während die Bären eine technische Preiserholung für einen neuen Short-Trade nutzen können.“
Vor drei Wochen wurde der Widerstand bei fast 1.000 US-Dollar erreicht und ich schrieb:
Auch diese Erwartung traf voll ein und der Platinpreis stieg von der Unterstützung bei 900 US-Dollar bis auf 991 US-Dollar fast bis an den Widerstand bei 1.000 US-Dollar an. Es ist aktuell wahrscheinlich, dass es zu einem erneuten Test der Unterstützung bei 900 US-Dollar kommen wird in den nächsten Wochen.
Aktuelle Technische Analyse
Der Preis fiel mittlerweile zurück an die Unterstützung bei 900 US-Dollar mit aktuell 916 US-Dollar. Die Preisentwicklung der letzten 4 Monate wurde nahezu perfekt prognostiziert. Die vergangenen Handelsempfehlungen und Prognosen sehen Sie im Chart eingezeichnet, die insbesondere mit den Premium-Abonnenten umgesetzt wurden.
Die CoT-Daten haben sich nicht deutlich verbessert und das wirtschaftliche Umfeld trübt sich zusehends ein. Da die Terminmarktdaten neutral sind, dürfte der Goldpreis dem Platinpreis in den nächsten Wochen den Takt vorgeben. Fällt Gold auf 1.900 US--Dollar und darunter, dann sollte auch der Platinpreis noch einmal abgeben auf 800 US-Dollar. Ein gutes Setup für einen Trade mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis findet man aktuell nicht bis der Platinmarkt wieder überverkauft ist. Da die CoT-Daten neutral sind, wäre noch etwas Luft nach unten vorhanden.
Im Bereich um die 800 US-Dollar könnte sich ein gutes Kaufsetup auftun, wenn sich die CoT-Daten bis dahin bereinigen. Im Falle einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten, wäre es möglich, dass die Tiefs aus dem Crash in 2020 noch einmal angelaufen werden. Wenn das Blut auf den Straßen fließt, sollte man mutig sein, die Hände aufhalten und in einem Crash Platin kaufen.
Ziel wieder erreicht! Platin ist zurück an der Unterstützung bei 900 US-Dollar.
Langfristige Analyse
Mittel- bis langfristig hat Platin ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen an Fahrt aufnehmen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen. Dazu kommt, dass mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge Katalysatoren überflüssig werden.
Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.
Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500 US-Dollar wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar in diesem Jahr.
Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund der Stromknappheit in Südafrika. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.
Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor hin reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out von SVB und der Credit Suisse hindeuten, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen.
Wie in der Vergangenheit ist bei einer Rezession ein nochmaliger starker Preiseinbruch möglich, es sei denn, es kommt davor schon ein neues QE-Programm.
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..
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