Shorteindeckungen am Goldmarkt wegen Nahost-Konflikt

- 10.10.2023

Gold wurde als sicherer Hafen zu Wochenbeginn gesucht und eröffnete am Montagmorgen mit einer Kurslücke von 23$ bei 1.856$, nachdem am Wochenende ein Konflikt im Nahen Osten ausgebrochen war. Die Märkte fürchten Auswirkungen auf die Weltwirtschaft im Falle einer Ausweitung des Konflikts auf den Iran, was zu einer neuen Ölkrise führen könnte. Spekulanten wurden daher zur Eindeckung von Shortpositionen am Goldmarkt gezwungen, während gleichzeitig neue Käufer in den Markt kamen.

Der Goldpreis war in den letzten beiden Wochen um mehr als 130$ eingebrochen und auf eine starke und wichtige Unterstützung bei 1.800$ gefallen, nachdem die US-Notenbank höhere Zinsen für längere Zeit signalisierte und der US-Dollar stark angestiegen war, während bullische Katalysatoren für den Goldmarkt fehlten.

An diesem Punkt hatten wir nun etwas Glück, denn in der letzten Woche hatte ich mit meinen Abonnenten die Gewinne aus unserem Short-Trade am Goldmarkt mitgenommen, nachdem unser Korrekturziel bei Gold und den Goldminenaktien erreicht wurde, worauf wir auf eine technische Erholung des Goldpreises gewettet haben.

Der Goldpreis war kurzfristig zwar überverkauft doch zeigt der neueste COT-Report der US-Terminmarktaufsicht vom Freitag, dass der Preiseinbruch am Gold- und Silbermarkt unter erheblicher Schwäche und einem physischen Überangebot erfolgte.

Die Terminmarktdaten für Silber zeigten sich noch schwächer als die Daten für Gold und sind mit einem COT-Index von 43 Punkten bestenfalls neutral, weshalb kurzfristige Erholungen eher vorübergehender Natur sein dürften. Anders als der Goldpreis konnte der Silberpreis keinen nennenswerten Anstieg der Nachfrage verzeichnen und handelt nahezu auf dem gleichen Niveau wie zum Schluss der letzten Handelswoche. Die physische Nachfrage dürfte sich aufgrund der aufziehenden Rezession kurzfristig weiterhin tendenziell abschwächen.

Der HUI-Goldminenindex fiel in der letzten Woche in unsere Kaufzone unterhalb von 200 Punkten mit 197 Punkten im Tief. Mittlerweile stieg der Index wieder auf 210 Punkte an, nachdem der Goldpreis zum Wochenbeginn mit einem Sprung auf den Konflikt reagierte. Der Krieg in der Ukraine hatte bereits gezeigt, dass politische Börsen kurze Beine haben und die Märkte ihre vorherigen Trends nach einem kurzfristigen Ausreißer wieder fortsetzten. Sollte sich der Konflikt im mittleren Osten nicht ausweiten, dürften dem Goldpreis und den Goldminenaktien erst einmal eine Streckfolter oberhalb der Unterstützung bei 1.800$ bevorstehen.  

Gold, Silber und die Minenaktien konnten sich zum Wochenschluss wieder etwas erholen. 

Gold zeigt Stärke angesichts starker US-Arbeitsmarktzahlen

Die neuesten US-Arbeitsmarktdaten fielen am Freitag überraschend stark aus und lagen mit 336 Tsd. neuer Stellen außerhalb der Landwirtschaft deutlich über dem Marktkonsens von 170 Tsd. neuer Jobs. Weiterhin wurden die beiden Vormonate stark nach oben revidiert von 157 Tsd. auf 236 Tsd. im Juli und von 187 Tsd. auf 227 Tsd. im August. Die Arbeitslosenquote lag mit 3,8% leicht über der Erwartung von 3,7%, doch stiegen die Stundenlöhne mit 0,2% weniger stark an als die erwarteten 0,3%.

Die Zinsen und auch der US-Dollar legten daraufhin kurzzeitig auf hohem Niveau zu, während der Goldpreis noch einmal auf 1.810$ abrutschte. Bemerkenswert war aber die Stärke, die sich folgend zeigte mit einem Anstieg des Goldpreises auf 1.833$ zum Wochenschluss. Der Goldpreis reagierte mit Stärke auf Daten, die ihn sonst eher belastet hätten, was ein bullisches Indiz war und kurzfristig agierende Trader in den Markt zog, die auf eine Gegenbewegung des Goldpreises spekulieren.

Der Arbeitsmarkt zeigt sich am Vorabend einer Rezession noch immer stark.

Der USD-Index befindet sich womöglich mitten in einer ersten Korrektur seiner starken Rallye der letzten drei Monate, nachdem der Euro bei 1,05$ und das britische Pfund bei 1,21$ wichtige Unterstützungen erreicht haben. Der USDX fiel in der letzten Woche bereits von 107 auf 106 Punkte, trotz der guten Arbeitsmarktdaten und weiter steigenden Zinsen. Diese temporäre Dollarschwäche dürfte dem Goldpreis in US-Dollar kurzfristig unter die Arme greifen.

Nach der starken Rallye wäre eine Konsolidierung oder Korrektur überfällig. 

Es bleibt abzuwarten, ob sich der Konflikt im mittleren Osten ausweitet und ob dies einen nachhaltigen Einfluss auf den US-Dollar und den Goldpreis haben wird. Nachdem wir unsere Shorts in der letzten Woche eingedeckt und die Gewinne mitgenommen haben, sind wir kurzfristig Long, wobei der Anstieg des Goldpreises unterhalb des Widerstands bei 1.900$ sein Ende finden dürfte und eine Einladung für Spekulanten wäre, erneut auf die Shortseite zu wechseln, sofern die Ereignisse im mittleren Osten nicht weiter eskalieren. Abgesehen davon fehlen die Katalysatoren und mit dem starken US-Dollar, hohen und weiter steigenden Zinsen, QT und Kreditverknappung sowie der aufziehenden Rezession, gibt es viele Faktoren, die den Goldpreis mittelfristig weiterhin belasten dürften. Wir nutzen daher den aktuellen Preisanstieg, um auf einen erneuten Test der Unterstützung bei 1.800$ zu spekulieren, wenn die temporäre Dollarschwäche ihr Ende gefunden hat und der Goldpreis einen signifikanten Widerstand erreicht hat.

Technische Analyse zu Platin: Bricht nun der Abwärtstrend?

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Platin vom 6. Oktober:

Zur Vorwoche sehen wir eine leichte Schwäche am Platinmarkt und ebenso zum Vormonat. Der COT-Index verbesserte sich von 67 auf 79 Punkte. Auch hier scheint ein Test der 800$ noch gut möglich zu sein, sobald der Goldpreis wieder zur Schwäche neigt. Auch wenn der Terminmarkt aktuell neutral bis leicht bullisch ist, zeigte sich in den vergangenen Monaten eine Schwäche, die auf ein Überangebot am physischen Markt hindeutet.

Mit einem COT-Index von 79 Punkten ist Platin nun neutral bis leicht bullisch.

Technische Chartanalyse

Die COT-Daten haben sich in den letzten drei Wochen verbessert, wobei sich jedoch Schwäche in den Daten zeigte und die Unterstützung bei 900$ durchbrochen wurde mit einem Tief bei 853$. Die COT-Daten sind neutral bis bullisch, doch ein Setup für einen Trade mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis findet man aktuell noch nicht. Zuletzt hatten wir erwartet, dass Platin wieder auf 900$ und darunter gen 800$ fallen würde, was eintraf.

Die kurzfristige Entwicklung des Platinpreises hängt weiterhin von der Entwicklung des Goldpreises ab. Die Erholung des Goldpreises hat eine Fortsetzung des Preiseinbruchs am Platinmarkt bis auf 800$ vorerst verhindert. Womöglich springen die Spekulanten nun wieder auf und treiben den Preis am Platinmarkt wieder nach oben. Bei 915$ verläuft ein Abwärtstrend und sollte dieser überwunden werden, wäre ein Preisanstieg auf 1.000$ denkbar. Dort würde die Luft kurzfristig wieder dünn werden und der Platinpreis könnte mit einer erneuten Schwäche am Goldmarkt dann die 800$ letztlich noch anlaufen.

Da der Terminmarkt weder für Platin noch für Gold oder Silber bereinigt ist und das fundamentale Umfeld wenig Fantasie lässt, gibt es mehr Risiken als Chancen und wer kein Daytrader ist, sollte in diesem Markt vorerst abseitsstehen. Einzig der Konflikt im mittleren Osten hätte das Potenzial Gold und Silber nach oben zu bringen, wenn sich der Konflikt ausweitet.

Da sich das wirtschaftliche Umfeld eintrübt, sollte man erst eine Bereinigung am gesamten Edelmetallmarkt abwarten, bevor man bedenkenlos im Swing-Trading auf Sicht mehrerer Wochen oder Monate mit einem guten CRV erneut auf einen Anstieg des Platinpreises wetten kann. Der Goldmarkt ist jedoch noch nicht bereinigt, was ein Risikofaktor für den Platinmarkt ist, ebenso wie die aufziehende Rezession. Aktuell ist der Platinmarkt eher was für charttechnisch orientierte Daytrader. Ein Kaufsignal für Swing-Trader gibt es noch nicht.

Im Falle einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten, wäre es jedoch möglich, dass die Tiefs aus dem Crash in 2020 noch einmal angelaufen würden, was man auf dem Radar haben sollte.

Bricht der Abwärtstrend, so wäre eine technische Erholung bis 1.000$ denkbar, wenn Gold stark bleibt.

Langfristige Analyse

Mittel- bis langfristig hat Platin weiterhin ein Problem, da mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren Verwendung findet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen an Fahrt aufnehmen, sowie die hohen Zinsen die Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen. Dazu kommt, dass mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge der Bedarf an Katalysatoren abnimmt, was ein langfristig belastender Faktor sein dürfte.

Dennoch dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis.

Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stop-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500$ wäre in einer Rezession oder einer neuen Krise mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar.

Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund einer zunehmenden Stromknappheit in Südafrika, sowie einer politischen Krise in dem zunehmend instabilen Land. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.

Sollte sich der Konflikt im Mittleren Osten auf Nachbarländer ausweiten, dann wären neue QE-Programme vorzeitig denkbar, wovon der gesamte Edelmetallsektor profitieren sollte.

Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor hin reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out von SVB und der Credit Suisse zu Jahresbeginn hindeuten, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen.

Wie in der Vergangenheit ist bei einer Rezession ein nochmaliger starker Preiseinbruch möglich, es sei denn, es gibt davor schon ein neues QE-Programm.

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GoldGeldWelt Gastautor

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..

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