So haben Notenbanken weltweit auf die Inflation reagiert
GoldGeldWelt Redaktion
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28.12.2021
Die Inflation wird zum weltweiten Topthema – auch für Notenbanken. Wie haben die Zentralbanken weltweit auf die anziehenden Teuerungsraten reagiert? Wir geben einen Überblick.
USA: Schnelleres Tapering und drei Zinserhöhungen 2022
Die US-Notenbank Federal Reserve hat im Herbst einen rascheren Ausstieg aus ihrem Anleihekaufprogramm angekündigt. Die Käufe sollen demnach bereits im März 2022 beendet werden. Zudem würden Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Die Märkte rechnen derzeit mit insgesamt drei Zinserhöhungen in Gesamtjahr 2022. Am Ende des Jahres soll der Leitzins dann bei 0,75 % liegen.
Eurozone: Bislang keine Reaktion
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bislang eher verhalten auf die steigenden Inflationsraten reagiert. Die Anleihekäufe wurden über alle Programme hinweg gesehen nicht eingestellt. Dies dürfte erst im fortgeschrittenen Verlauf des Jahres 2022 der Fall sein – wenn überhaupt. Eine Leitzinserhöhung für 2022 will die EZB ebenfalls nicht in Aussicht stellen.
Reserve Bank of Australia stellt Zinskurvensteuerung ein
Die Reserve Bank of Australia (RBA) hat die sogenannte Zinskurvensteuerung eingestellt. Mit diesem Programm hatte die Notenbank im März 2020 begonnen und dabei ein Renditeziel von 0,1 % für die dreijährige Staatsanleihe ausgerufen. Dies wurde durch Operationen am Anleihemarkt erreicht. Die RBA hat das Programm im Herbst 2021 beendet. Bereits im Juni wurde ein Programm eingestellt, mit dem die RBA Banken Liquidität im Rahmen dreijährige Refinanzierungsgeschäfte bereitgestellt hatte.
Der Leitzins verharrt jedoch bis auf weiteres bei 0,1 %. Daran will die RBA festhalten, bis sich Vollbeschäftigung eingestellt hat und Inflationsrate dauerhaft im Zielkorridor von 2-3 % liegt. Die Notenbank rechnet nicht damit, dass dies noch 2022 der Fall sein wird. Ein im September gestartetes Anleihekaufprogramm über 100 Milliarden AUD läuft zunächst bis Mitte Februar 2022. Dann wird das Programm überprüft.
Neuseeländische Notenbank erhöht Leitzins zweimal
Die Neuseeländische Notenbank hat den Leitzins im November zum zweiten Mal um 0,25 % Punkte auf fortan 0,75 % erhöht. Weitere Anhebungen des Leitzinses in kurzen Abständen wurden in Aussicht gestellt. Gleichwohl will die Zentralbank Rücksicht auf die hohe Verschuldung vieler Haushalte nehmen. Grund für die insgesamt auf Straffung ausgerichtete geldpolitische Strategie sind die gute Situation am Arbeitsmarkt sowie die hohe Inflation von knapp 5 % (der neuseeländische Zielkorridor liegt bei 1-3 %).
Brasilien erhöht Leitzins auf 9,25 %
Die Die Banco Central do Brasil (BCB) hat den Leitzins Anfang Dezember um 150 Basispunkte auf 9,25 % angehoben. Es ist die vorerst letzte Zinserhöhung in einer Kaskade aufeinanderfolgender geldpolitischer Straffungen. Anfang 2020 senkte die Notenbank den Leitzins von 4,5 % auf 2,0 %, um der Coronakrise zu entgegnen. Aufgrund der hohen Inflation von derzeit fast 11 % wurde eine geldpolitische Kehrtwende eingeleitet.
Indien belässt Leitzins bei 4,0 %
Die Reserve Bank of India hat den wichtigsten Leitzins Anfang 2020 in zwei Schritten auf 4,0 % gesenkt und seither nicht verändert.
Russland erhöht Leitzins auf 8,5 %
Die russische Notenbank hatte den Leitzins angesichts der hohen Inflation im Land zuletzt Mitte Dezember angehoben. Damals erfolgte eine Erhöhung um 1,0 Prozentpunkte auf nunmehr 8,5 %. Weitere Zinserhöhungen bereits bei der nächsten Notenbanksitzung wurden in Aussicht gestellt. Es handelte sich bereits um die siebte Zinserhöhung in diesem Jahr. Ende 2020 belief sich der Leitzins in Russland noch auf 4,25 %. Die Inflationsrate lag im November bei 8,4 % – und damit mehr als doppelt so hoch wie der angestrebte Zielwert von 4,0 %.
Japan: Keine Zinserhöhung, aber Drosselung von QE
Die Bank of Japan hat Mitte Dezember bekannt gegeben, verschiedene Coronavirus Programme auslaufen zu lassen. Die Anleihekäufe (vor allem Unternehmensanleihen und Commercial Papers) werden wie bereits zuvor geplant Ende März eingestellt. Auch die zinslosen Kredite an Geschäftsbanken mit einjähriger Laufzeit werden eingestellt, soweit es die Ausreichung der Kredite an Großunternehmen betrifft. Für Kleinunternehmen besteht diese Möglichkeit für weitere sechs Monate.
Die Renditesteuerung am Anleihemarkt bleibt unverändert. Die Renditen kurzfristiger Anleihen sollen im negativen Bereich, die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen bei 0 % notieren. Der Leitzins verbleibt bei -0,1 %.
Südafrika: Erste Zinserhöhung
Die südafrikanische Notenbank SARB erhöhte im November erstmals seit dem Ausbruch der Corona Pandemie wieder den Leitzins. Aktuell beläuft sich der wichtigste Leitzins auf 3,75 %; weitere Anhebung wurden in Aussicht gestellt. Grund dafür ist die recht hohe Inflation von zuletzt 4,5 %.
Kanada: Zinserhöhungen ab Q2 2022
Die kanadische Notenbank (Bank of Canada) hatte bereits im Oktober mitgeteilt, ihr Anleihekaufprogramm zu beenden. Das Anleihekaufprogramm war bereits im April deutlich eingeschränkt worden. Aktuell beläuft sich der Leitzins auf 0,25 %. Leitzinserhöhungen wurden für 2022 in Aussicht gestellt. Die Märkte rechnen damit im zweiten oder dritten Quartal. Die Inflation in Kanada lag zuletzt bei 4,7 %.
Großbritannien: Zinserhöhung auf 0,25 %
Die Bank of England hat Mitte Dezember den Leitzins von 0,10 % auf 0,25 % erhöht. Die Märkte zeigten sich von der Entscheidung überwiegend überrascht. Es handelte sich um die erste Zinsanhebung unter den G7 Staaten seit dem Ausbruch der globalen Pandemie. Die Inflation im Vereinigten Königreich hatte im November die 5 % Marke überschritten. Mit weiteren Zinsschritten ist Analysten zufolge durchaus zu rechnen, da die Inflationsrate erst im Frühjahr ihren Höhepunkt erreichen könnte.
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