Sprung der US-Inflation steht bevor – Entscheidung bei Gold und Silber

- 12.09.2023

Wichtige Termine und Wirtschaftszahlen werden in dieser Woche Bewegung in den Edelmetallmarkt bringen, nachdem die Vorwoche ruhig war. Das Highlight werden die am Mittwoch erscheinenden US-Verbraucherpreiszahlen für den August sein, gefolgt von den Produzentenpreisen und den Einzelhandelsumsätzen am Folgetag. Am Donnerstagnachmittag gibt es zudem einen Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB), wobei die Märkte eine Wahrscheinlichkeit von 38 % für eine erneute Zinserhöhung um 25 Basispunkte sehen.

Da der Gaspreis im August um fast 7 % gestiegen war, erwartet der Markt einen Anstieg des US-Verbraucherpreisindex von 0,6 %, was der stärkste monatliche Anstieg seit Juni 2022 sein wird. Die Jahresrate dürfte daher um 0,4 % auf 3,7 % ansteigen, dem höchsten Stand seit drei Monaten. Die Kernrate ex Energie und Lebensmittel soll mit 0,22 % hingegen nur leicht über dem Vormonat bei 0,16 % liegen. Da Basiseffekte ausgelaufen sind und statistische Anpassungen der Krankenhauskomponente die Inflationsrate in den nächsten sechs Monaten treiben werden und auch der Rohölpreis weiter ansteigt, könnten die Verbraucherpreise ihr vorläufiges Tief gefunden haben. Sollten die Inflationszahlen die hohen Markterwartungen treffen oder gar übertreffen, so dürfte das den Goldpreis in dieser Woche belasten. Ein dritter Test der wichtigen Unterstützung bei 1.900 US-Dollar könnte zu einem Bruch dieser führen, was einen Abverkauf nach sich ziehen könnte, worauf Trader achten sollten.

Noch immer gehen viele Marktteilnehmer davon aus, die US-Notenbank würde im nächsten Jahr die Zinsen wieder senken, entsprechend der Konditionierung der letzten 40 Jahre. Dieses Narrativ wird von der Fed gefüttert, indem sie den Sieg im Kampf gegen die Inflation proklamiert und vermeintlich zunehmend besorgt sei, die Zinsen könnten angesichts des raschen Rückgangs der Verbraucherpreise zu hoch sein, wie der als Fed-Flüsterer bekannte Nikileaks Wall Street Journal-Reporter auf Twitter zuletzt kommentierte.

Die Wahrheit ist jedoch, dass die US-Notenbank mit dem Rücken an der Wand steht und ihr die Optionen längst ausgegangen sind. Sie kann nur noch bluffen und vortäuschen, die Inflation und den Zinsmarkt im Griff zu haben, denn sie hat die Kontrolle längst verloren. Die Zinsen müssen daher dauerhaft hoch bleiben und sollte die Fed es wagen auf eine Rezession oder einen schwarzen Schwan mit dem erneuten Anwerfen der Druckerpresse zu reagieren, dann werden die Zinsen in einer zweiten Welle durch die Decke gehen. Nur diesmal würde auch der Goldpreis mit den Zinsen ansteigen, ebenso wie in der Stagflation der siebziger Jahre.

Noch reagiert der Goldpreis mit Schwäche auf einen Anstieg der Inflations- und Zinserwartungen, da die Märkte Zinssenkungen und einen neuen Konjunkturaufschwung bereits eingepreist hatten. Gerade die Erwartung von Zinssenkungen in diesem Jahr war einer der großen Katalysatoren für die Rallye des Goldpreises von 1.600 US-Dollar auf über 2.000 US-Dollar. Investoren, die auf eine Bankenkrise, QE-Programme, Zinssenkungen und eine BRICS-Goldwährung gesetzt hatten, wurden in diesem Jahr mehrmals enttäuscht, sodass es noch mehr Korrekturpotenzial am Goldmarkt geben könnte.

Gold eingekeilt – Entscheidung steht bevor

Der Goldpreis fiel in der letzten Handelswoche um ein Prozent, während der Silberpreis mit einem Minus von 4,1 % deutlich stärker Federn lassen musste. Der Terminmarkt zeigt in beiden Märkten Schwäche, da hohe Zinsen, Deflation und eine sich abschwächende Wirtschaftsentwicklung die Nachfrage nach Gold abschwächen. Aufgrund der gleichen Faktoren und weil alle anderen Währungsräume noch schlechter dastehen, konnte der USD-Index mittlerweile auf über 105 Punkte ansteigen. Trotz der bisherigen Rallye setzen Spekulanten am Terminmarkt weiterhin auf einen fallenden US-Dollar und erhöhen ihren Wetteinsatz, wie die Terminmarktdaten zeigen. Diametral gegensätzlich sind die Marktteilnehmer noch immer optimistisch für den Euro, der mittlerweile auf 1,07 US-Dollar gefallen ist. Ich war mit meinen Kunden über 1,12 US-Dollar Short gegangen für den Euro und wie es aussieht haben Dollar und Euro noch eine weite Strecke vor sich.

Der Goldpreis und den Goldminenaktien konnten sich in der letzten Handelswoche weiter erholen.

Bleibt der US-Dollar stark und kann dieser in den nächsten 6-12 Monaten weiter deutlich zulegen, was meine Erwartung ist, dann dürfte dies den Goldpreis in US-Dollar tendenziell belasten. Aktuell hat sich der Goldpreis zwischen einem mittelfristigen Abwärtstrend, der aktuell bei 1.930 US-Dollar verläuft und der Unterstützung bei 1.900 US-Dollar eingekeilt. Die Inflationszahlen in dieser Woche und der Zinsentscheid sollten für einen Ausbruch sorgen, entweder über den Abwärtstrend oder unter die Unterstützung bei 1.900 US-Dollar. Im letzteren Fall müsste man von einer Ausweitung der Korrektur bis 1.840 US-Dollar oder gar 1.800 US-Dollar ausgehen.

Der Silberpreis, der in Rezessionen immer unter die Räder kam, dürfte bei einem weiteren Goldpreisrückgang mit nach unten gezogen werden. Fällt dieser unter 23 US-Dollar, so wird ein mittelfristiger Aufwärtstrend gebrochen, den Spekulanten und Investoren bisher gekauft hatten. Bei 22 US-Dollar liegt die nächste wichtige Unterstützung unter der weiteres Korrekturpotenzial freigegeben würde.

Die Minenaktien sind hingegen schon sehr günstig, was nicht bedeutet, dass diese nicht noch weiter fallen könnten, bevor der Boden drinnen ist. In der letzten Handelswoche korrigierten die Goldminenaktien des HUI Goldminenindex um 3 % auf 219 Punkte. Die Minenaktien sind hingegen schon sehr günstig, was nicht bedeutet, dass diese nicht noch weiter fallen könnten, bevor der Boden drinnen ist. In der letzten Handelswoche korrigierten die Goldminenaktien des HUI Goldminenindex um 3 % auf 219 Punkte. Ein letzter Rücksetzer bis in den Bereich um die 180-200 Punkte scheint hingegen bereits eine gutes antizyklisches Kaufsetup zu sein, das man mit einem Tief beim Goldpreis im Bereich um die 1.800 US-Dollar abstimmen sollte.

Technische Analyse zu Silber: Eingekeilter Silberpreis steht vor Entscheidung

Terminmarkt: CoT-Report

Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die CoT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

CoT-Daten für Silber vom 9. September:

Die neuesten Terminmarktdaten zeigen, dass die BIG4 mit 2 Tagen der Weltproduktion gegen hielten. Wie am Goldmarkt sehen wir in der letzten Woche eine deutliche Schwäche beim Silberpreis. Der Preis fiel um 90 Cent, wobei die Spekulanten mit 2 Tsd. Kontrakten Long gingen. Auch hier bestätigen die neuen CoT-Daten die Erwartung, dass es zu einem Bruch des Aufwärtstrends kommen wird mit einem folgenden Abverkauf, was das wahrscheinlichste Szenario bleibt. Der CoT-Index OI fiel dabei in dieser Woche auf 32, was viel zu schlecht ist für einen Boden bei Silber.

Die Spekulanten am Terminmarkt für Silber sind mit einem CoT-Index OI von 32 schon wieder ziemlich bullisch.

Die Silberbullen scheiterten exakt am Abwärtstrend bei 25 US-Dollar. Der Silberpreis hat sich eingekeilt und eine Entscheidung steht unmittelbar bevor. Die Inflationszahlen, die am Mittwoch und am Donnerstag veröffentlicht werden, sowie der Zinsentscheid der EZB haben das Potenzial eine Entscheidung herbeizuführen. Da die CPI-Daten höher ausfallen werden, besteht die Gefahr, dass der Gold- und Silberpreis mit Abgaben reagieren werden.

Positiv ist, dass ein Aufwärtstrend am Silbermarkt noch immer intakt ist, doch droht dieser unter 23 US-Dollar zu brechen! Risiken sind einerseits das sehr bullische Sentiment und andererseits die aufziehende Rezession, die die Nachfrage nach Silber abschwächen sollte, sowie ein unvermindert starker US-Dollar. Weiterhin ist das spekulative Interesse an Silber drastisch eingebrochen, da andere Märkte in den letzten Monaten bessere Chancen für Spekulanten boten.

Bei 22 US-Dollar liegt eine letzte Unterstützung. Sollte diese nach unten durchbrochen werden, wären sogar noch einmal 20 US-Dollar oder gar 18 US-Dollar denkbar. Mit einer Rezession kommen zusätzliche Risiken auf Spekulanten zu. Die Risiken überwiegen kurzfristig die Chancen. Im besten Fall ist eine trendlose Seitwärtsbewegung zu erwarten. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rallye erscheint gegenwärtig eher gering zu sein. Erst wenn die Notenbanken mit QE-Programmen auf eine Rezession oder einen exogenen Schock reagieren bzw. sich ein Eingreifen abzeichnet, wird der Silberpreis zusammen mit dem Goldpreis abheben.

Der Aufwärtstrend wird wieder angelaufen. Bricht dieser, so wäre das charttechnisch bärisch.

Vor drei Wochen schrieb ich:

Bei 25,50 US-Dollar bildete sich jedoch ein tieferes Hoch aus und mittlerweile fiel der Silberpreis zurück unter die 24,50 US-Dollar Marke. Ein kurzfristiger Aufwärtstrend verläuft unmittelbar unterhalb der aktuellen Notierung bei 24,25 US-Dollar. Bricht dieser, so wäre die Falltür erst bis auf 23,15 US-Dollar und dann auf 22 US-Dollar auf. Oberhalb von 24,50 US-Dollar ist Silber neutral und darunter ist es Short.

Nach einem kurzen Abfischen über 24,50 US-Dollar kehrte der Silberpreis schnell wieder darunter zurück und gab im kurzfristigen Trading ein erneuten Short-Signal. Seit Jahresanfang handelt der Silberpreis auf dem gleichen Niveau und hat Swing-Trader mehrmals ausgestoppt. Dies ist historisch sehr selten und in den letzten 10 Jahren nur zweimal geschehen. Normalerweise sind starke Übertreibungen, saubere Trendbrüche und dann deutliche Abwärtstrends üblich am Silbermarkt. Eine trendlose Handelsspanne unter relativ niedriger Vola ist hingegen äußerst selten. Dennoch konnte ich diese kurzfristigen Bewegungen mit Kunden im kurzfristigen Trading sehr gut handhaben, während Swing-Trader, die eher mittelfristig agieren, diesmal das Nachsehen hatten und ständig ausgestoppt wurden.

Seitens der CoT-Daten wäre noch Luft nach unten vorhanden. Sollte die Unterstützung bei 22 US-Dollar in den nächsten Wochen fallen, infolge eines Bruchs des Aufwärtstrends, so wäre ein Abverkauf auf 18-20 US-Dollar wahrscheinlich, was womöglich eine ideale antizyklische Kaufchance bieten wird. Der Stop-Loss für Swing Trader liegt beim Entry bei 24,50 US-Dollar.

Erneuter erfolgreicher Test der Unterstützung bei 22 US-Dollar steht bevor. 

Langfristige Analyse

Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14 US-Dollar auf der Unterseite und 19 US-Dollar auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild grundsätzlich bullisch.

Charttechnisch war der Preisrückgang auf 18 US-Dollar im letzten Sommer im Langfristchart ein idealtypischer Rücksetzer an den vorherigen langjährigen Abwärtstrend, von dem der Silberpreis wieder abgeprallt und folgend wieder angestiegen war. Silber konnte bereits aufgrund der Hoffnung auf neue quantitative Lockerungen und Zinssenkungen in 2023 wieder ansteigen und so in die Handelsspanne zwischen 22 US-Dollar und 28 US-Dollar zurückkehren.

Im nächsten Jahr ist ein Ausbruch über 28 US-Dollar wahrscheinlich, worauf ein Anstieg auf 36 US-Dollar folgen sollte, sobald die Notenbanken wieder mit neuen QE-Programmen auf eine wirtschaftliche Kontraktion reagieren.

Sobald die Rezession offen zutage tritt, wäre ein nochmaliger Preisrückgang möglich. Bricht der Aufwärtstrend, wäre ein Test der Unterstützung bei 18 US-Dollar wahrscheinlich. Sobald die Notenbanken jedoch wieder Geld drucken, werden erst Gold und danach Silber neue Allzeithochs in den nächsten Jahren erreichen. Dann wird die Nachfrage nach Gold und auch Silber als sicherer Hafen vor Inflation stark ansteigen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, welches den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird.

Im Langfristchart sieht man noch deutlicher, wie wichtig der aktuelle mittelfristige Aufwärtstrend ist, der aktuell getestet wird. Würde dieser brechen, so wäre ein Test des letztjährigen Tiefs bei 18 US-Dollar durchaus möglich!

Das langfristige Chartbild ist immer noch bullisch.

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GoldGeldWelt Gastautor

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..

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