Gewinnrückgang erwartet

Stoppt die Berichtssaison die Rallye am Aktienmarkt?

GoldGeldWelt Redaktion - 30.11.2022

Noch im Sommer rechneten Analysten damit, dass die Gewinne der Unternehmen im S&P500 im vierten Quartal steigen würden. Jetzt stehen die Zeichen auf Gewinnrückgang. Dies könnte die Rallye an den Aktienmärkten stoppen.

Die Aktienmärkte haben in den vergangenen Wochen deutlich zugelegt. In der Hoffnung, dass der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Federal Reserve bereits im Dezember in eine verlangsamte Phase treten könnte, stiegen die Notierungen nach starken Kursverlusten in der ersten Jahreshälfte deutlich. So gab der S&P500 seit Jahresbeginn um 16 % nach. Das bisherige Tief in diesem Kalenderjahr wurde am 12. Oktober erreicht. Seitdem legte der Index um 13 % zu.

Analysten: Optimismus an den Aktienmärkten könnte verfliegen

Nun fürchten Analysten, dass der neue Optimismus an den Aktienmärkten bald verfliegen könnte, sollten die Unternehmensgewinne sinken. Die Stimmung sei grundsätzlich weiter gut, sagte Sandi Bragar, Chief Client Officer des Vermögensverwalters Aspiriant unlängst gegenüber dem Wall Street Journal. Die Grundlagen für weiter steigende Kurse schienen jedoch „einfach nicht vorhanden zu sein“.

Im dritten Quartal erreichen die Unternehmen im S&P500 ein Gewinnwachstum von rund 2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum – das langsamste Gewinnwachstum seit dem coronabedingt sehr schlechten dritten Quartal 2020.

Für das vierte Quartal sehen Analysten nun noch eine weitere Verschlechterung. Demnach sollen die Quartalsgewinne zum ersten Mal seit 2020 rückläufig sein – und zwar um 2 %. Ende Juni gingen die Beobachter noch von einem Gewinnwachstum von 9 % aus. Für 2023 wird noch ein Gewinnwachstum von 5 % erwartet – offenbar allerdings mit viel Luft nach unten.

Benjamin Kirby, Co-Leiter Investments und Portfoliomanager bei Thornburg Investment Management stufte die Schätzungen gegenüber dem WSJ als deutlich zu hoch ein. Die straffe Geldpolitik der Notenbank treffe die Unternehmensgewinne mit einer gewissen Verzögerung. Kirby zufolge wird US Wirtschaft im nächsten Jahr in eine Rezession eintreten.

S&P500: KGV leicht über dem 10-Jahres-Durchschnitt

Aktuell werden die Unternehmen im S&P500 mit dem gut 17-fachen ihrer Gewinne in den kommenden zwölf Monaten bewertet. Zum Jahresbeginn lag das KGV noch bei gut 21, zum Zeitpunkt der tiefsten Bewertungen im Frühherbst bei etwa 15. Aktuell liegen die Bewertungen knapp über dem zehnjährigen Durchschnitt.

Eine deutliche Korrektur der Gewinne nach unten würde deshalb Potenzial für Kursverluste eröffnen. Anna Rathbun, Chief Investment Officer bei CBIZ Investment Advisory Services, hält die Gewinnschätzungen für 2023 für zu hoch und erwartet bei Korrekturen eine Abwärtsbewegung des S&P500.

Wie immer an der Wall Street sind sich die Analysten jedoch nicht einig. David Waddell, Chief Executive und Chief Investment Strategist bei Waddell & Associates etwa geht von  einem Gewinnrückgang in der ersten Jahreshälfte 2023 aus. In der zweiten Jahreshälfte könnten die Gewinne jedoch wieder steigen. Der Grund: Unternehmen würden ihre Kosten senken.

Mehr Klarheit könne schließlich das Weihnachtsgeschäft bringen. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die stark vom privaten Konsum abhängen. Aktuell rechnen die Einzelhandelsverbände mit wachsenden Umsätzen. Das Wachstum soll jedoch langsamer ausfallen als im Vorjahr. Einzelhandelsunternehmen wie Trabet Corp etwa warnen vor einer schwachen Weihnachtszeit und haben die Prognosen für das vierte Quartal bereits gesenkt.

US Zinskurve so invers wie seit Jahrzehnten nicht

Der grundsätzliche Optimismus der Anleger zeigt sich derzeit auch an der Zinskurve am US Spotmarkt. Die Renditen der längerfristigen Anleihen liegen so weit unter denen kurzfristiger Schuldtitel wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Dies legt nahe, dass Anleger davon ausgehen, dass die US-Notenbank den Kampf gegen die Inflation relativ bald gewinnen wird. Eine solche Zinsstrukturkurve spricht allerdings auch für eine bevorstehende Rezession. Der Markt will die Situation am Anleihemarkt Analysten zufolge derzeit jedoch beharrlich als gutes Zeichen interpretieren.

 

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