US-Dollar steigt – Goldpreis korrigiert

- 25.05.2023

Anfang März fürchteten die Märkte eine neue Bankenkrise, worauf der Goldpreis von 1.800$ auf ein neues Allzeithoch bei 2.080$ ansteigen konnte. Diese Sorgen schwinden jedoch zunehmend und die Aktienmärkte haussieren wieder, worauf der Goldpreis in der letzten Handelswoche auf ein vorläufiges Tief bei 1.954$ fiel. Auch der Silberpreis brach von seinem Hoch bei über 26$ auf 23,30$ ein. Saisonale Faktoren, wie eine schwächere Herstellernachfrage während der Sommermonate, dürften dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Rallye des Goldpreises um 480$ (+30%) seit Anfang November bei 1.600$, wurde zum einen von der Spekulation auf Leitzinssenkungen der US-Notenbank getrieben und zum anderen von der Spekulation auf neue QE-Programme, mit denen die US-Notenbank auf eine neue Finanzkrise reagieren würde.

Jetzt wird jedoch zunehmend offensichtlich, dass die US-Wirtschaft noch relativ robust ist und die US-Notenbank nicht beabsichtigt ihren Leitzins in diesem Jahr wieder zu senken. Dazu schwinden die Ängste vor einer Bankenkrise und anstatt neuer QE-Programme schrumpfen die Geldmengen in den USA und Europa aufgrund der fortgesetzten QT-Programme weiter, was dem Markt Liquidität entzieht. Die Ereignisse und Erwartungen, die die Rallye am Goldmarkt getrieben hatten, fallen nun in sich zusammen und mit ihnen der Gold- und Silberpreis.

Die kurzzeitige Geldmengenausweitung, hervorgerufen durch die teuren Kreditlinien der FED für Banken in Bedrängnis im Rahmen des BTFP, wurde bereits fast wieder neutralisiert. Die Bilanz der US-Notenbank schrumpfte allein in der letzten Woche um 46 Mrd. US-Dollar, während die Geldmenge M2 aktuell um 4,1% zum Vorjahr schrumpft, was noch nie zuvor seit Auflösung des Goldstandards zu beobachten war. Diese deflationäre Entwicklung wirkt grundsätzlich belastend für den Goldpreis, dessen Anstieg in Erwartung einer inflationären Entwicklung erfolgte.

Das Conference Board hatte kürzlich eine Studie veröffentlicht, die die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA innerhalb der nächsten 12 Monate auf 99 % schätzt. Sollte sich die US-Notenbank in den nächsten Monaten infolge einer Rezession gezwungen sehen, die Geldmenge erneut auszuweiten, dann wäre der bisherige Anstieg des Goldpreises gerechtfertigt und vorausschauend. Werden eine Rezession und neue QE-Programme jedoch erst im nächsten Jahr relevant, dann würde das bis dahin deflationäre Umfeld den Goldpreis eher tendenziell belasten.

Die Bilanz der US-Notenbank schrumpfte zur Vorwoche um 46 Mrd. US-Dollar.

Die Geldmenge M2 sank im März um 4,1% zum Vorjahr.

Entgegengesetzt zur Entwicklung des Goldpreises konnte der US-Dollar in der letzten Woche weiter ansteigen, während der Euro auf ein Tief bei 1,076$ abrutschte. Bereits in der Vorwoche wurden zwei wichtige Aufwärtstrends durchbrochen. Das bullische Sentiment für den Euro hat historische Extremniveaus erreicht, wie die COT-Daten der US-Terminmarktaufsicht belegen. Als ich zuletzt ein derart bullisches Sentiment erlebte, stand der Euro bei 1,22$ Anfang 2021 kurz vor einem Einbruch um 26 US-Cent auf 0,96$. Ich hatte damals Anfang 2021 diesen Einbruch korrekt prognostiziert und vor der übertriebenen Euphorie für den Euro gewarnt.

In der vorletzten Woche war es bemerkenswert, dass niemand mehr einen erneuten Anstieg des US-Dollars für möglich hielt. Egal wo man las oder wen man im Internet hörte, schien jeder überzeugt zu sein, dass der US-Dollar weiter fallen und dementsprechend der Goldpreis weiter steigen würde. Meiner Erfahrung an den Märkten nach ist das in der Regel ein großes Warnsignal, auf das man nach einem spekulativen Einstieg diametral gegensätzlich der Massenmeinung Ausschau halten sollte.

Nachdem der Euro ein Doppeltop ausgebildet hatte, der US-Dollar einen doppelten Boden mit einem False Break, stieg der USD-Index auf 103,50 in einem Short-Squeeze an. Dass der Goldpreis bei dieser Entwicklung korrigieren sollte, beschrieb ich bereits in den Marktkommentaren der Vorwochen. Sollte sich die Erholung des US-Dollars in den kommenden Wochen fortsetzen, so wäre eine weitere Korrektur des Goldpreises bis 1.800$ sehr wahrscheinlich.

Die Goldminenaktien im HUI-Goldminenindex fielen mit dem Rückgang des Goldpreises in der letzten Handelswoche auf ein Tief bei 247 Punkte, nachdem vor zwei Wochen noch ein Hoch bei 284 Punkten erreicht wurde. Solange der Goldpreis unterhalb der Marke von 2.000$ handelt, warten wir ab da die Möglichkeit besteht, dass der Goldpreis den Sommer über weiter korrigieren und es bessere Kaufniveaus geben wird. Die Minen sollten dieser Tendenz folgen und so findet man in den nächsten Monaten womöglich deutlich bessere Kaufchancen. Sollten neue exogene Faktoren den Goldpreis wieder über 2.000$ drücken, müssten wir unsere Einschätzung überdenken. Stop-Loss-Orders sichern unsere sich bereits deutlich im Plus befindenden Short-Positionen im Swing-Trading ab.

Gold, Silber und Minenaktien gehörten in der letzten Woche zu den Verlierern.

Was würde mit dem Goldpreis bei einem Zahlungsausfall der US-Regierung geschehen?

In Zeiten wirtschaftlicher oder politischen Krisen steigt der Goldpreis tendenziell an. Investoren spekulieren frühzeitig auf geldpolitische Interventionen seitens der Notenbanken und Regierungen als Reaktion auf eine Krise, was die heimische Währung mittel- bis langfristig abwerten würde.

US-Staatsanleihen konkurrieren direkt mit Gold, denn hinter ihnen steht die größte Volkswirtschaft und das mächtigste Militär der Welt. Sie gelten daher als eine sichere Wette, denn die USA würde ihren finanziellen Verpflichtungen immer nachkommen können.

Sollte dieser Status amerikanischer Staatsanleihen jedoch angezweifelt werden, wenn es zu einem temporären Zahlungsausfall kommt, da sich Republikaner und Demokraten nicht eine Anhebung der Schuldengrenze einigen können, so würde der Goldpreis kurzzeitig von neuer Investmentnachfrage profitieren.

Die Schuldenobergrenze der US-Regierung wurde seit ihrer Einführung im Jahr 1917 bereits mehr als 100 Mal erhöht. Dies erfolgt regelmäßig damit die Regierung ihre finanziellen Verpflichtungen erfüllen und die laufenden Ausgaben decken kann.

Noch haben sich Demokraten und Republikaner nicht auf eine Anhebung der Schuldengrenze geeinigt. Es ist ein peinliches Schauspiel, das letztlich nur dem Ansehen der USA schadet. Am Ende ist klar, dass die Schuldengrenze weiter angehoben wird und die Notenbanken als Käufer der letzten Instanz die neuen Schulden finanzieren wird. Die weitere Schuldenaufnahme der US-Regierung ist die primäre Ursache für Inflation, sowie die sukzessive Entwertung des US-Dollars, was zu einem kontinuierlichen Anstieg des Goldpreises führt. Wir erwarten nicht, dass das Theater um die Schuldenobergrenze nennenswerte Auswirkungen auf den Goldpreis haben wird in den nächsten Wochen.

Kurz- bis mittelfristiger Ausblick

Solange eine Rezession nicht offen zutage tritt und dadurch neue geldpolitische Eingriffe der US-Notenbank durch Zinssenkungen und QE-Programme neu eingepreist werden, dürfte der Goldpreis bestenfalls trendlos seitwärts handeln um die Marke von 2.000$. Da jedoch viele Faktoren, die den Goldpreis zuvor haben ansteigen lassen, nun wegfallen, die Geldmenge gleichzeitig schrumpft und die US-Aktienmärkte womöglich vor einer Erholung stehen, muss man eine Korrektur des starken Preisanstiegs in den letzten 6 Monaten einkalkulieren.

Ein Rücksetzer auf 1.800$ würde eine neue Kaufgelegenheit bieten, denn es ist absehbar, dass die Notenbanken in der nächsten Rezession die Rekapitalisierung des Bankensystems durch das Drucken von Geld fortsetzen werden. Spätestens im nächsten Jahr dürfte die Rezession die Volkswirtschaften treffen und der Goldpreis seine Allzeithochs weiter hinter sich lassen. Doch kurzfristig sollte man sich der starken Euphorie am Goldmarkt bewusst sein und einen Preisrücksetzer in den nächsten Monaten einkalkulieren.

Technische Analyse zu Gold: Aufwärtstrend nach Ausbildung eines Dreifach-Tops gebrochen

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Platin vom 19. Mai:

Der Goldpreis fiel zur Vorwoche um 48$, wobei die Spekulanten gerade einmal mit 11 Tsd. Kontrakten netto Short gingen. Das ist sehr wenig und zeigt extreme Schwäche am Markt. Scheinbar wurden physische Bestände verkauft oder die physische Nachfrage hat plötzlich nachgelassen. Dieser Wochenreport zeigt extreme Schwäche und ist daher als bärisch einzustufen. Der COT-Index zum Open Interest stieg von 34 auf 39 Punkte an, doch gibt es noch genügend Potenzial für einen Long-Drop am Terminmarkt. Die mutmaßliche Manipulation durch die BIG4 blieb unverändert hoch mit 48 Tagen der Weltproduktion, was bärisch ist. Wann immer in der Vergangenheit die Shortposition der BIG4 an der COMEX so hoch war, folgte mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Korrektur des Goldpreises. Insgesamt sahen wir einen schlechten Wochenreport, der unsere Trendrichtung und unsere Prognose einer weiteren Preiskorrektur in den nächsten Monaten bestätigt.

Der COT-Index stieg in den letzten Wochen auf 39 an, doch ist dieser eher noch im überkauften Bereich.

Die vier größten Händler an der COMEX halten eine rekordhohe Shortposition, was in der Vergangenheit ein Warnsignal mit einer hohen Treffergenauigkeit war.

Der Goldpreis hat einen wichtigen Aufwärtstrend gebrochen, nachdem dieser ein Dreifach-Top ausgebildet hat und die Bullen in dem Short-Squeeze im dünnen nachbörslichen Handel womöglich abgefischt wurden. Das Chartbild hat sich damit extrem verschlechtert. In der letzten Analyse vor drei Wochen schrieb ich:

Charttechnisch war der Goldpreis vor einem Monat mit dem JOLTS-Bericht aus einem Dreieck nach oben ausgebrochen, doch kam es zu keinen deutlichen Anschlusskäufen, die den Goldpreis weiter nach oben hätten schieben können. Stattdessen fiel der Goldpreis zurück auf das Ausbruchsniveau und testet nun seit Wochen unablässig seinen seichten Aufwärtstrend.

Der USD-Index probt gerade einen Ausbruch aus einem Abwärtstrend. … Die Folge wäre wahrscheinlich ein Einbruch des Goldpreises aus seinem Aufwärtstrend, was erst einmal Korrekturpotenzial bis 1.900$ und später womöglich bis 1.800$ freigeben würde. …

Es steht aktuell Spitz auf Knopf am Goldmarkt. Die trendlose Seitwärtsbewegung und die Stärke des US-Dollars bieten Anlass zur Sorge für die Goldbugs, denn eine neuerliche Korrektur scheint womöglich unmittelbar bevorzustehen. Noch ist der Aufwärtstrend intakt, doch sobald dieser bricht, ist das kurzfristige Signal am Goldmarkt Short, solange der Aufwärtstrend nicht zurückerobert wird.

Unsere Erwartung ist voll eingetroffen und der Aufwärtstrend brach. Damit hat der Goldpreis ein Verkaufssignal erzeugt mit dem ersten Ziel bei 1.900$ und einem zweiten Ziel bei 1.800$. Dieses Signal bleibt intakt, solange der Goldpreis unter 2.005$ handelt. Darüber müsste man Shortpositionen glattstellen, abwarten und neu analysieren.

Der Aufwärtstrend wurde gebrochen, weshalb nun ein weiterer Preisrückgang in den kommenden Monaten droht.

Im Tageschart sieht man, dass der Goldpreis in US-Dollar mit einer Dollarschwäche bzw. einer Eurostärke haussierte und nun mit der Euroschwäche bzw. der neuerlichen Dollarstärke korrigiert. Wir sind sehr pessimistisch für den Euro und eine Korrektur des bisherigen Anstiegs bis auf 1.800$ scheint eine konservative Erwartung zu sein, die mit guter Wahrscheinlichkeit eintreffen kann.

Tritt die Rezession langsam zutage, während die Kreditausfälle zunehmen und die Geldmenge weiter schrumpft, dann könnte dies auch zu einer kurzzeitigen Liquidierung von Goldbeständen führen, was Verkaufsdruck auf den Goldpreis gegen Ende des Jahres ausüben würde. Bleiben die Leitzinsen währenddessen auf dem aktuellen Niveau und werden nicht gesenkt, würde dies den Goldpreis ebenso belasten.

Erst dann, wenn absehbar wird, dass die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf eine Rezession reagieren werden, dürfte der Goldpreis wieder durchstarten und das bisherige Allzeithoch hinter sich lassen. Kurzfristig ist der Markt eher für Trader, doch mittelfristig agierende Investoren sollten eine Korrektur in den nächsten Monaten auf 1.800$ für neuerliche Käufe nutzen mit Aussicht auf eine Rezession und neue QE-Programme zum Jahresende oder Anfang 2024, was einen steigenden Goldpreis nach sich ziehen würde. 

Mit der Dollarstärke und der Euroschwäche korrigiert der Goldpreis in US-Dollar. 

Gold in Euro hatte das Allzeithoch nur um 15€ verfehlt und gerade in Euro sieht es sehr gut aus für den Goldpreis. Die europäische Wirtschaft steht denkbar schlecht da und es ist nur eine Frage von Monaten bis die europäische Gemeinschaftswährung wieder abwerten und der Goldpreis in Euro weiter ansteigen sollte. Gerade für uns Europäer gibt es keine Alternative zu einer Absicherung von Vermögen mit einer entsprechenden Position auf einen steigenden Goldpreis!

Seit unseren Gewinnmitnahmen fiel der Goldpreis in Euro bereits um über 40€ und zeitweise um fast 100€. Eine Korrektur bis auf 1.740 Euro wäre denkbar in den nächsten Wochen und Monaten. Da der Euro jedoch auch abwerten dürfte, sollte man diesen Rücksetzer in den Bereich zwischen 1.700€ und 1.740€ für neuerliche Käufe auf jeden Fall nutzen!

Der Goldpreis in Euro sollte von einer erneuten Euroschwäche profitieren. Ein Rücksetzer auf die 200-Tagelinie wäre eine geschenkte Kaufgelegenheit vor einem erneuten Anstieg auf das Allzeithoch.

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GoldGeldWelt Gastautor

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..

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