Devisenmärkte

USD/JPY knackt Marke von 140

GoldGeldWelt Redaktion - 05.09.2022

Der Japanische Yen ist in dieser Woche im Devisenhandel auf ein Langzeittief gefallen und hat die psychologisch wichtige Marke von 140 JPY pro Dollar überschritten. Vieles spricht für eine Fortsetzung des Trends.

Der Japanische Yen notiert gegenüber dem US-Dollar so niedrig wie seit 24 Jahren nicht mehr. Nachdem der Kurs am Donnerstag erstmals seit den 1990er Jahren die Marke von 140 JPY pro Dollar überschritten hatte, wurden am Freitag zeitweise bis zu 140,8 JPY pro USD gezahlt.

Charttechnisch wurde das letzte Hoch aus dem Juli damit nachhaltig überwunden – was nur eines von mehreren Indizien für einen weiter abwertenden Yen ist. Ein Blick auf den Wochenchart zeigt, dass die Aufwärtsbewegung ausgesprochen dynamisch abläuft.

Nächster Widerstand: Hoch aus August 1998

Vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine lag der Kurs noch um 115. Von diesem Niveau aus kam es dann binnen weniger Monate zu einem ungewöhnlich starken Trend, der nur sehr kurzzeitig und geringfügig korrigierte.

Der nächste signifikante Widerstand findet sich beim Hoch aus dem August 1998. Damals wurden 147,7 Yen pro US-Dollar gezahlt.

Einen konkreten Auslöser für das Überschreiten der psychologisch wichtigen Marke gab es nicht. Zwar wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ein Anstieg der japanischen Geldbasis im August um 0,4 % gegenüber dem Vorjahr gemeldet. Analysten hatten jedoch mit einem deutlich stärkeren Anstieg gerechnet.

Japanische Notenbank bleibt hartnäckig

Die japanische Notenbank hat den Leitzins anders als viele andere Zentralbanken in den vergangenen Monaten nicht erhöht. Mit -0,1 % liegt der Leitzins (es handelt sich um den Zins für Einlagen von Geschäftsbanken) seit Februar 2016 auf einem sehr niedrigen Niveau.

Japan kämpft traditionell mit niedrigen Inflationsraten bis hin zur Deflation. So lag die Inflationsrate 2021 noch bei -0,26 %. In den letzten Monaten änderte sich die Situation jedoch. Für Juli wurde ein Anstieg der Verbraucherpreise um 2,6 % zum Vorjahr gemeldet. Steigende Rohstoffpreise tragen dazu ebenso bei wie der fallende Yen, der Importe aus japanischer Sicht verteuert.

Neben dem unverändert niedrigen Leitzins spielt auch ein weiteres Instrument der BoJ eine wichtige Rolle. Mit der sogenannten Zinskurvensteuerung versucht die japanische Notenbank, die Rendite für 10-jährige japanische Staatsanleihen bei 0 % zu halten. Toleriert wird lediglich eine Abweichung von bis zu 25 Basispunkten. Nähert sich die Rendite der 0,25 % Marke, kauft die BoJ Staatsanleihen und drückt somit die Rendite.

Die Strategie funktioniert: Am Freitag notierte die zehnjährige japanische Anleihe mit einer Rendite von 0,242 %. Zum Vergleich: Die Zehnjährige Rendite in den USA lag bei 3,22 %. In Deutschland wurden 1,52 %, in Großbritannien 2,92 % und in Australien sogar 3,66 % gezahlt.

Die Märkte verlangen höhere Renditen. Die Zinskurvensteuerung der Bank of Japan führt deshalb unweigerlich zu Ungleichgewichten, die sich nun über den Wechselkurs abbauen.

Yen auch gegen andere Währungen schwach

Der Yen entwickelt sich auch gegenüber anderen Währungen schwach. So werden aktuell knapp 140 JPY für einen Euro gezahlt. Anfang März waren es noch 125 JPY. Für ein britisches Pfund gibt es am Markt sogar fast 162 JPY (zwischenzeitlich sogar noch etwas mehr).

Der Devisenhändler FXCM berechnet den JPY Basket bzw. Yen Index. Dieser misst die Entwicklung der japanischen Währung gegen US-Dollar, Australischen Dollar, Britisches Pfund, Kanadischen Dollar und Euro – mit jeweils gleichen Gewichten. Der Index notierte am Freitagnachmittag bei 7.645 Punkten. Vor einem Jahr waren es noch rund 10.000.

Mit einer veränderten Strategie der Notenbank rechnen die Märkte nicht. Die Marktdynamik spricht für eine weitere Schwächung des Yen. Es gibt allerdings auch andere Sichtweisen. So verweisen manche Analysten darauf, dass der Realzins in Japan derzeit höher ist als in den USA, in der Eurozone oder in Großbritannien.

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