Platzen der US-Immobilienblase und die Finanzkrise

10 Jahre Lehman-Pleite

- 30.09.2018

Am Abend des 14. September 2008, kurz vor seiner Teilnahme am Krisentreffen zur Rettung der angeschlagenen Investmentbank Lehman Brothers, rief US-Finanzminister Henry Paulsen seine Frau Wendy an: „Ich bat sie, für mich und unser Land zu beten“, so Paulsen in seinen Memoiren. Am nächsten Tag war klar, dass diese Gebete nicht geholfen hatten. Lehman Brothers musste Insolvenz anmelden.

Die Pleite schickte Schockwellen um den Globus und löste die größte Wirtschaftskrise seit 1929 aus. Zwar kamen auch die Aktienkurse ins Rutschen. Die Ursache der Krise lag jedoch nicht an der Börse, sondern in einer Anlageklasse, die viele Deutsche heute, 10 Jahre nach der Lehman-Pleite, noch immer für sicher halten: Immobilien. Deren Preise waren in den Jahren vor 2008 aufgrund niedriger Zinsen in den USA immer weiter gestiegen. Daran wollten alle mitverdienen: US-Banken, indem sie leichtfertig Hypothekenkredite vergaben. Und der Rest der Welt, allen voran deutsche Landesbanken, indem sie den US-Banken die Hypotheken gleich paketweise abkauften.

Doch nicht nur in den USA hatte sich eine Immobilienblase aufgebläht, deren Platzen den Banken massenweise faule Kredite bescherte. Auch in Südeuropa waren die Immobilienpreise in den Jahren vor 2008 stark gestiegen und kamen jetzt ins Rutschen. Lediglich in Deutschland, wo die Immobilienpreise zwischen 1993 und 2008 kaum zugelegt hatten, kam es zu keinem Crash beim Betongold. Trotzdem mussten die Banken auch hierzulande mit Milliarden an Steuergeldern gerettet werden, weil sie im Ausland beim Hypotheken-Roulette mitgezockt hatten.

Auch wenn die Lehman-Pleite mittlerweile 10 Jahre zurückliegt, zeigen sich die Folgen noch heute: Einerseits in Millionen überschuldeter Privathaushalte in den USA und Südeuropa, die ihre kreditfinanzierte Jagd nach dem Traum vom Eigenheim noch immer teuer abbezahlen. Und andererseits in überschuldeten Staaten sowie der zur Abwendung von Staatspleiten notwendigen Niedrigzins-Politik der Notenbanken. Gerade die trifft deutsche Sparer überproportional, da hierzulande der Großteil der Ersparnisse in Zinsanlagen wie Sparkonten und Lebensversicherungen gehortet wird.

War der Nullzins bei der Ersparnisbildung bereits in den Vorjahren ärgerlich, aufgrund der niedrigen Inflation aber noch verkraftbar, wird es bei ansteigender Inflation langsam aber sicher fatal. Die im laufenden Jahr auf 2% angestiegene Inflation kommt deutsche Sparer daher teuer zu stehen. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht. Demnach sank das Finanzvermögen der Deutschen im ersten Quartal 2018 preisbereinigt um 0,8%. Deutschland spart sich also arm - höchst offiziell.

Dass ausgerechnet die deutschen Anleger am stärksten unter den Folgen der Lehman-Pleite leiden, scheint dabei Ironie des Schicksals. Schließlich waren es 2008 ja nicht deutsche Anleger, die durch ausufernde kreditfinanzierte Immobilienkäufe die Ursache für die Krise legten, sondern Südeuropäer und allen voran die Amerikaner. Da gerade US-Anleger beim Vermögensaufbau jedoch weniger auf Zinsanlagen und mehr auf Aktien setzen, stehen ausgerechnet die Hauptverursacher der Krise heute blendend da.

Zwar brachen die Börsen als Seismographen des durch Immobilienkredite verursachten globalen Finanz- und Wirtschaftsbebens nach der Lehman-Pleite kurzfristig ein. Vom Stand des Dow-Jones Index am Vorabend der Lehman-Pleite bei rund 11.400 Punkten ist das US-Börsenbarometer aber nach einem kurzen Einbruch auf 6.600 Punkte bis heute auf rund 26.000 Punkte gestiegen. Während deutsche Sparer seit der Lehman-Pleite vor 10 Jahren und der folgenden Nullzins-Politik beim Vermögensaufbau kaum vorankamen, haben US-Anleger ihr Vermögen also trotz der Krise weit mehr als verdoppelt. Insofern haben die Gebete der Frau von ex US-Finanzminister Henry Paulsen also doch geholfen – zumindest den aktienbegeisterten Amerikanern.

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GoldGeldWelt Gastautor

ist Geschäftsführer der TOP Vermögensverwaltung und des Itzehoer Aktien Clubs (IAC). Sein Spezialgebiet sind internationale Qualitätsaktien. Durch jahrzehntelange Erfahrung als institutioneller und privater Investor hat Jörg Wiechmann eine herausragende Kapitalmarktexpertise aufgebaut, die er in seinem IAC Monatsbericht und auf GoldGeldWelt regelmäßig teilt.

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