Sanktionen und neues Huawei Smartphone

Aktie unter Druck: Wird China für Apple zum Risiko?

GoldGeldWelt Redaktion - 07.09.2023

Peking verbietet einigen Behörden die Nutzung von Apple iPhones. Gleichzeitig bringt Huawei ein 5G-fähiges Smartphone auf den Markt, das nach Stunden vergriffen ist. 2024 könnte Apple 10 Mio. Smartphones weniger verkaufen. Wird China zum Risiko für den Giganten? Die Aktie jedenfalls steht unter Druck.

Die Apple Aktie (WKN: 865985, ISIN: US0378331005) hat seit Jahresbeginn um rund 34 % zugelegt. Seit Mittwoch aber steht das Papier unter Druck: Von 176 EUR ging es bis auf 165 EUR hinab. Auslöser war ein Bericht des Wall Street Journal, demzufolge China Beamten zentraler Regierungsbehörden untersagt habe, Apples iPhones zu benutzen oder ins Büro mitzubringen.

Apple dominiert Chinas iPhone-Markt

Apple dominiert den hochpreisigen Teil des chinesischen Smartphonemarktes – und zwar mit deutlichem Abstand. Im ersten Halbjahr lag der Marktanteil bei Smartphones im Wert von mehr als 600 USD bei 67 %. Weit abgeschlagen folgte der chinesische Konkurrent Huawei mit 14 %.

Dazu haben auch US-Sanktionen beigetragen, die Chiplieferungen nach China einschränkten. Nicht zuletzt deshalb hatte Huawei sich zwischenzeitlich von denen Plänen für ein 5G-fähiges Smartphone verabschiedet.

Doch nun hat Huawei mit dem „Mate 60 Pro“ ein Telefon mit 5G-ähnlichen Geschwindigkeiten und Funktionen auf den Markt gebracht. 5G-ähnlich? Laut Tests chinesischer Verbraucher und Testagenturen erreicht das Gerät eine maximale Download-Geschwindigkeit von 500 bis 800 Megabit pro Sekunde – genug, um einen Film in HD innerhalb einer Minute herunterzuladen.

„Die erste Charge des Telefons – das Mate 60 Pro, dessen Vorverkaufspreis 960 US-Dollar betrug – war innerhalb weniger Stunden ausverkauft und sorgte in den chinesischen sozialen Medien für Aufsehen“, berichtete das Wall Street Journal. Zahlreiche weitere Bestellungen mit späteren Lieferterminen seien aufgegeben worden. Huawei könnte also Kunden von Apple zurückgewinnen.

Für die neueste iPhone-Version, die Apple in der kommenden Woche vorstellen wird, werden das staatliche Verbot und das neue Huawei-Telefon „wesentliche Ereignisse“ sein. Das jedenfalls glaubt Oppenheimer-Analyst Martin Yang. „Die Kombination aus beidem wird dazu führen, dass mehr Android-Nutzer auf Huawei umsteigen oder iPhone-Nutzer wieder zu Huawei zurückkehren.“

10 Millionen iPhones weniger in 2024?

 Yang schätzt, dass durch die Entwicklungen in  China im kommenden Jahr zehn Millionen iPhones weniger verkauft werden könnten. Dies entspräche 4,5 % der im vergangenen Jahr ausgelieferten Geräte.

Problematisch könnte für den Konzern der Reputationsverlust werden. Bislang wurde das iPhone-Verbot in den Behörden nicht öffentlich angeordnet. Auch der konkrete Anlass ist unklar – vermutet wird, dass Peking sich ein Vorbild an einer ähnlichen Aktion in Russland genommen haben könnte.

Xiaomeng Lu, Direktor der Risikoberatungsfirma Eurasia Group glaubt, dass „Benutzer über Mitarbeiter der Zentralregierung hinaus, etwa lokale Regierungsbeamte oder solche, die mit der Regierung in China zusammenarbeiten“ Apple-Produkte fortan meiden könnten.

China ist seit dem zweiten Quartal der weltweit größte iPhone Markt und liegt mittlerweile vor den USA bzw. Nordamerika. Nach Schätzungen von TechInsights entfielen im Zeitraum von April bis Juni 24 % aller iPhone-Lieferungen auf das chinesische Festland, verglichen mit 21 % in den USA.

China trotz US-Sanktionen und macht Fortschritte bei Chips

Die Technologie in dem neuen chinesischen Smartphone dürfte Experten in nächster Zeit noch beschäftigen. Offen ist derzeit, wie der chinesische Konzern es angesichts der US-Sanktionen geschafft hat, die Technologie zu entwickeln.

Über den Kernprozessor des Telefons und andere wichtige Chips ist wenig bekannt. Die kanadische Halbleiter Informationsplattform TechInsights und Bloomberg berichten, dass der größte chinesische Auftragshersteller für Chips für die Entwicklung verantwortlich ist.

So wie es derzeit aussieht, sind China technologische Durchbrüche ohne die Chip-Herstellungswerkzeuge der USA gelungen. Möglicherweise folgen daraus noch schärfere US-Sanktionen. Auf diese aber könnte auch China mit Sanktionen gegen Apple reagieren. Der Konzern ist in dieser Hinsicht besonders anfällig, weil die meisten Produkte auch in China montiert werden.

 

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