Goldpreisrückgang widersprüchlich

Alle Jahre wieder

- 22.12.2016

Sollten Sie einen Kamin besitzen und diesen in den nächsten Tagen auch benutzen wollen, seien Sie doch bitte so freundlich und überprüfen Sie vorab noch einmal, ob der Schacht auch wirklich frei ist. Der Weihnachtsmann hat nämlich dieses Jahr einige Geschenke schon verfrüht verteilt und es ist gut möglich, dass er es auch schon bei ihnen versucht hat, dabei aber stecken geblieben ist, weil der Sack mit den Geschenken einfach zu voll war. Sollten Sie ihn also finden, seien Sie doch bitte so freundlich und befreien Sie den alten Herrn aus seiner misslichen Lage, indem Sie ihn um das Geschenk mit der goldenen Schleife erleichtern. Es ist für Sie.

Wie bereits in den vergangenen drei Jahren dürfen wir Anleger uns auch 2016 wieder über deutliche Preisrücksetzer bei den Edelmetallen in den Vorweihnachtsmonaten freuen. Natürlich bedeutet das für all diejenigen, die bereits Investiert sind, dass sie einige der theoretischen Gewinne vorerst wieder abschreiben müssen, aber die übrig gebliebenen 12 % Kurszuwachs in Euro seit Jahresbeginn dürften als Trostpflaster reichen. Alle anderen, die noch gar nicht oder nicht ausreichend im Edelmetall investiert sind, sollten den starken Kursanstieg in der ersten Jahreshälfte als Warnschuss verstehen und sich glücklich schätzen, dass die Preise noch einmal in tiefere Regionen zurückgekehrt sind, obwohl uns im zweiten Halbjahr eine Hiobsbotschaft nach der anderen ereilt hat.

Vom Brexit über Trump bis hin zur italienischen Bankenkrise sind beträchtliche schwebende Risiken in den vergangenen 7 Monaten hinzugekommen bzw. haben sich verschärft. Nur weil die Medien sich immer relativ schnell wieder beruhigen und die Märkte den Faktor Risiko im Vertrauen auf die ewige Zentralbankstützung bis dato erfolgreich ignorieren, heißt das nicht, dass die Gefahren für Anleger nicht dennoch größer geworden sind.

Auch wenn Gold seit Anfang 2014 mit knapp 24 Prozent Zugewinn eine beachtliche Rendite für seine Besitzer erzielen konnte, so ist es von seinem Wesen her weiterhin vor allem als eine Versicherung für das Vermögen zu verstehen. Privatanleger sichern sich auf einen Schlag gegen diverse Szenarien wie Inflation, Bankenkrisen und Kursverluste bei Aktien und Anleihen ab. Hinzu kommt ein Schutz vor staatlichen Vermögensübergriffen und Währungskrisen, was in der Summe ein Versicherungspaket darstellt, das sich mit keiner andern Anlage (außer Silber) abbilden lässt.

Aus Sicht der Privatanleger ist der jüngste Goldpreisrückgang daher widersprüchlich. Die Risiken steigen, aber die „Versicherungsprämie“ geht zurück. Der 12 prozentige Preisrutsch seit der Wahl Trumps ist ähnlich logisch wie ein Absinken der Feuerversicherungsprämie, nachdem Sie ein Pyrotechniklabor im Keller angemeldet haben. So sehr über die Trumponomics gestritten werden mag, über die inflationäre Wirkung seiner angekündigten schuldfinanzierten Steuergeschenke und Konjunkturprogramme scheinen sich fast alle einig zu sein. Das, in Kombination mit einer potentiell „trumpelhaften“ US Handels- und Außenpolitik, sollte dem Goldpreis eigentlich Rückenwind verleihen.

Aber der Goldpreis wird eben nicht nur durch die Privatanleger bestimmt. Für die institutionellen Anleger und vor allem die Spekulanten stand die Aussicht auf höhere Aktienkurse und Zinsen anscheinend im Vordergrund. Die zinslose Goldanlage wird unattraktiver und ihr Wert fällt. Ich wage diese Logik in Frage zu stellen, da zum einen Aktien und Gold als Sachwerte gleichzeitig im Wert steigen können, wenn das Geld in dem sie bewertet werden an Kaufkraft verliert. Zum anderen gingen die letzten drei signifikanten Zinsanhebungsphasen sogar mit extremen Goldpreisanstiegen einher, eben weil mit ihnen eine ausufernde Inflation bekämpft wurde.

Aus einer normalen Korrektur nach der Euphorie in der ersten Jahreshälfte wurde ein sich selbst beschleunigender Abverkauf. Auslöser waren zumeist plötzliche Buchgoldverkäufe im Gegenwert dutzender Milliarden US-Dollar an den Terminmärkten durch die Spekulanten, teils ohne erkennbaren Grund und zu auffällig volumenschwachen Zeiten. Diesen Richtungsvorgaben folgten dann in einer Art Herdentrieb zeitverzögert größere Abflüsse aus den börsengehandelten Goldprodukten. Die jüngst veröffentlichten Chat-Protokolle zwischen den im Gold- und Silberfixingskandal angeklagten Investmentbanken aus 2012 und 2013 unterstützen die Vermutungen vieler Goldbugs, dass es sich auch bei diesen spekulativen Attacken an den Terminmärkten um aktive, koordinierte und erfolgreiche Manipulation handeln könnte.

Unabhängig davon scheint eines sicher. Die Spekulanten und institutionellen Investoren schätzen die systemischen Risiken viel geringer ein, als die langfristig orientierten deutschen Privatinvestoren, die niedrigere Kurse als Kaufgelegenheit wahrnehmen. Daher beobachten wir im Edelmetallhandel auch mit fast jedem signifikanten Preisrücksetzer einen enormen Nachfrageschub, der phasenweise sogar zu kurzfristigen Lieferengpässen führen kann. Ich halte hier die kollektive Erinnerung der Deutschen an die Währungskatastrophen ihrer Vergangenheit für eine bessere Entscheidungsgrundlage als die kurzfristige Gewinnorientierung im Vertrauen auf die langfristige Allmacht der Zentralbanken.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Geschenkeauspacken und vor allem ein frohes Fest!

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GoldGeldWelt Gastautor

ist Diplom-Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Filialleiter eines Edelmetallhändlers in Hamburg. Seine Spezialgebiete sind physische Edelmetallinvestments, sowie Blockchain und Kryptowährungen. In seinen Marktanalysen beleuchtet er das wirtschaftspolitische Big Picture.

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