Größter deutscher Lebensversicherer

Allianz Lebensversicherung: Erste Zinserhöhung seit 15 Jahren

GoldGeldWelt Redaktion - 07.12.2022

Die Allianz Lebensversicherung hat die Zinsen erhöht – zum ersten Mal seit 2008. Das Unternehmen spricht von einem deutlichen Signal. Eine echte Trendwende für die klassische Lebensversicherung ist dies jedoch noch nicht – aus mehreren Gründen.

Der größte deutsche Lebensversicherer, die Allianz Lebensversicherung AG, hat die laufende Verzinsung für 2023 bekannt gegeben. Wie das Unternehmen mitteilte, steigt im kommenden Jahr die Überschussbeteiligung bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen von 2,3 % auf 2,5 %. Die Gesamtverzinsung inklusive Überschussbeteiligung und Bewertungsreserven steigt dadurch bei klassischen Policen von 2,9 % auf 3,2 %.

Klassische Policen stehen für weniger als 50 % des Bestands

Von den rund 12 Millionen bestehenden Policen entfallen allerdings weniger als 6 Millionen auf klassische Lebens- und Rentenversicherungen.

Seit einigen Jahren gibt es mit „Allianz Perspektive“ ein neueres Modell mit einer verringerten Garantie, aber – so der Versicherer – mehr Renditechancen in Zeiten niedriger Zinsen. Hier steigt die laufende Verzinsung 2023 von 2,4 % auf 2,6 %. Die Gesamtverzinsung erhöht sich von 3,2 % auf 3,5 %.

Für die Vorsorgekonzepte KomfortDynamik und InvestFlex hat die Allianz eine Gesamtverzinsung von 3,5 % (bislang: 3,2 %) in Aussicht gestellt.

Bereits im Oktober hatte der Münchner Versicherer die Zinsen für Lebens- und Rentenversicherungen mit Einmalbeiträgen erhöht. So wurde die Verzinsung für einen Schatzbrief im Vorsorgekonzept Perspektive bei zehn Jahren Laufzeit auf 3,5 % angehoben. Schon die Zinserhöhung im Oktober hatte die Allianz mit dem geldpolitischen Schwenk der Europäischen Zentralbank (EZB) begründet.

Katja de la Viña, Vorstandsvorsitzende der Allianz Lebensversicherung, sieht in der Anhebung der Verzinsung ein „deutliches Signal in einer Zeit, in der viele Menschen ihre Zukunftsvorsorge grundsätzlich verbessern wollen“.

Lebensversicherung: Keine Zinswende auf breiter Front

Eine Zinswende auf breiter Front bleibt allerdings noch aus. Branchendiensten zufolge haben bislang nur einige wenige Lebensversicherer eine höhere Verzinsung für 2023 angekündigt. Dazu gehört etwa Die Bayerische, die die laufende Verzinsung von 2,5 % auf 2,7 % anhebt.

Viele andere Assekuranzen – darunter AXA (2,6 % laufende Verzinsung), Swiss Life (2,25 %) und Alte Leipziger (2,1 %) halten die Zinsen stabil. Die Produkte der Allianz liegen unter Berücksichtigung der Überschussbeteiligung im kommenden Jahr im Mittelfeld.

Die neue geldpolitische Situation ist tendenziell gut für Lebensversicherer. Steigende Zinsen insbesondere am Anleihemarkt ermöglichen Unternehmen höhere Renditen. Außerdem müssen die Versicherer in einem Umfeld höherer Zinsen geringere Sicherheiten für zukünftige Auszahlungen an Kunden vorhalten und können somit mehr investieren.

Letzteres macht sich etwa an den deutlich steigen Solvenzquoten bemerkbar. Diese Quote gibt die Widerstandsfähigkeit eines Versicherers für Extremszenarien wieder. Je höher die Quote, desto besser. Lagen die Solvenzquoten der Lebensversicherer Ende 2021 noch bei durchschnittlich 250 %., werden es zum Ende dieses Jahres rund 300 % sein.

Kunden müssen noch auf höhere Renditen warten

Bis das steigenden Zinsniveau sich deutlicher in den Ergebnissen der Versicherungsnehmer widerspiegelt, könnte es jedoch noch einige Zeit dauern. Der Deckungsstock eines großen Lebensversicherer ist vergleichbar mit einem Tanker, der seinen Kurs nicht allzu schnell ändert.

Ein Großteil der Kapitalanlagen der Unternehmen ist in langfristigen Wertpapieren investiert – und zwar zu niedrigen Renditen. Mehr als 75 % des typischen Deckungsstocks sind in niedrigverzinsten, teils jahrzehntelang laufenden Anleihen investiert. Das niedrige Zinsniveau wird dementsprechend noch lange nachwirken.

Nur Mittel, die frei oder neu eingezahlt werden, können zum neuen Zinsniveau angelegt werden. Die im Bestand befindlichen Anleihen verlieren durch das steigende Renditeniveau deutlich an Wert. Versicherer könnten sich deshalb nur mit einem erheblichen Buchverlust davon trennen.

Zinsänderungen bei Lebensversicherungen sind für deutsche Anleger dennoch ausgesprochen relevant. Im Jahr 2021 gab es immer noch 82,7 Millionen bestehende Verträge. 2004 waren es allerdings noch 94,9 Millionen.

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