Deutsche Cannabis Aktien: Kommt nach Legalisierung der Boom?

Die Bundesregierung legalisiert Cannabis. Trotzdem gehen deutsche Cannabis Aktien nicht durch die Decke. Das liegt auch an den Details der geplanten Regulierung.

Die Enttäuschung bei vielen Unternehmen dürfte groß sein. Zumindest vorerst gibt es keinen größeren Markt für kommerzielles Cannabis in Deutschland. Nur in einzelnen Modellregionen können Produzenten möglicherweise irgendwann Umsätze erzielen.

Philip Schetter, CEO des Berliner Cannabis-Start-Ups Cantourage (WKN: A3DSV0, ISIN: DE000A3DSV01), verweist jedoch auf die bereits jetzt erfolgreiche Geschäftsentwicklung des Unternehmens. Auf mögliche Verzögerungen bei der vollständigen Legalisierung blicke Cantourage deshalb gelassen.

Vorerst kein flächendeckender Markt für kommerzielles Cannabis

Schließlich gibt es schon jetzt einen gewissen Markt für Cannabisprodukte. Zu medizinischen Zwecken ist die Abgabe in Deutschlands seit 2017 zulässig. Cantourage stellt dafür Produkte wie zum Beispiel THC-Präparate mit importierten Cannabis Blüten her. 2022 lag der Umsatz bei rund 14 Millionen EUR und damit dreimal so hoch wie ein Jahr zuvor. Im ersten Quartal 2023 konnte das Unternehmen seine Umsätze verdoppeln.

Natürlich schielt auch Cantourage auf eine weitergehende Legalisierung und erhofft sich weiteres Wachstum. Zunächst ist dies jedoch angesichts der jüngsten politischen Entscheidungen vom Tisch. „Konkret werden wir uns zu diesem Thema positionieren, wenn absehbar ist, wann und in welcher Form eine Legalisierung tatsächlich kommen wird“, wird Schetter in der „Börsen-Zeitung“ zitiert.

Cannabis Aktien: Wie haben sich die Kurse entwickelt?

Der Aktienkurs von Cantourage hat unter der Entscheidung der Bundesregierung nur geringfügig gelitten. Die dünn gehandelte Aktie hat allerdings seit dem IPO im November 2022 eine durchwachsene Entwicklung hingelegt. Der erste Kurs am IPO-Tag lag bei 6,48 EUR, danach stieg das Papier auf bis zu 24,70 EUR an. Aktuell kostet eine Akte 10,32 EUR – nach 11,30 EUR vor der Veröffentlichung der Gesetzespläne.

Damit steht Cantourage vergleichsweise gut dar. Der Konkurrent Synbiotic (WKN: A3E5A5, ISIN: DE000A3E5A59) aus München ist bereits seit 2019 der Börse notiert. 2021 wurden weitere Aktien ausgegeben. In der Spitze wurden für das Papier 40,80 EUR bezahlt. Aktuell notiert die Aktie bei 5,88 EUR. Zu dem Unternehmen gehört mit Hempamed eine der bekannteren CBD-Marken in Deutschland. Nach dem Bekanntwerden der Pläne zur Legalisierung gab der Kurs um mehr als ein Drittel ab.

Das ebenfalls in Berlin ansässige Unternehmen Cannovum (WKN: A2LQU2, ISIN: DE000A2LQU21) - seit 2021 mit Direct Listing an der Börse Düsseldorf vertreten – hat zuletzt ebenfalls deutlich an Wert verloren. In der Spitze wurden für die Aktie fast 9 EUR bezahlt - aktuell notiert der Kurs bei 3,54 EUR. Vor allem nach der Bekanntgabe der Pläne der Bundesregierung geriet das Papier unter erheblichen Abgabedruck und verlor allein seit Mitte April rund 40 % an Wert. Das Unternehmen beschreibt sich auf seiner Homepage als „optimal vorbereitet“ auf die Cannabis Legalisierung und wittert ein Marktpotenzial von 8 Mrd. EUR.

Cannabis Legalisierung: Bundesregierung einigt sich auf Eckpunkte

Die Bundesregierung hatte sich kürzlich auf Eckpunkte zur teilweisen Legalisierung von Cannabis verständigt. Erwachsene Konsumenten sollen Cannabis künftig „in bestimmten Mengen privat oder in nicht-gewinnorientierten Vereinigungen anbauen dürfen sowie im Rahmen eines regionalen Modellvorhabens in lizenzierten Fachgeschäften erhalten können“.

In einem ersten Schritt sollen nicht-gewinnorientierten Vereinigungen sowie private Konsumenten Cannabis selbst anbauen dürfen. Dies gilt bundesweit. In regional begrenzten und befristeten Modellvorhaben soll zudem die Abgabe in Fachgeschäften erlaubt werden. Die Modellregionen sollen zu Erforschung der Auswirkungen einer kommerziellen Lieferkette auf den Gesundheits- und Jugendschutz sowie den Schwarzmarkt dienen.

Das bedeutet auch: Das früher im Raum stehende Vorhaben, auch den kommerziellen Anbau und den Verkauf von Cannabis vollständig und bundesweit zu legalisieren, ist zunächst vom Tisch. Die weitere Wicklung dürfte auch von den Erkenntnissen in den Modellregionen abhängen - und vom Ausgang künftiger Wahlen.