GoldGeldWelt Redaktion
-
19.10.2023
Gewinne von mehreren tausend Prozent? Manche Rohstoffaktien können das vorweisen. Wer in aktuelle oder künftige Rohstoffproduzenten investiert, sollte allerdings einige Grundregeln kennen.
Die Aktie des Lithiumproduzenten Pilbara Minerals (WKN: A0YGCV, ISIN: AU000000PLS0) kostete im März 2020 noch weniger als 0,075 EUR. Heute notiert das Papier bei mehr als 2,50 EUR. Wer im März 2020 exakt 1.000 EUR in das australische Unternehmen investierte, erhielt dafür 13.333 Aktien. Dieses Paket ist heute knapp 33.500 EUR wert. Die Rohstoffaktie hat also innerhalb von gut drei Jahren um den Faktor 33 aufgewertet.
Kriterien für Rohstoffaktien: Standort, Portfolio, Kosten und Reserven
Rohstoffaktien lassen sich anhand einer Reihe von Kriterien bewerten. Eines dieser Kriterien ist das Portfolio. Wie viele Projekte bzw. Minen gibt es? Wird überall derselbe Rohstoff abgebaut oder gibt es eine diversifizierte Strategie?
Der Standort ist ein weiteres Bewertungskriterium. Minenbetreiber sind naturgemäß an ihren Standort gebunden. Bewertungsabschläge gibt es deshalb für politische Risiken wie mögliche Enteignungen, Steuererhöhungen oder Rechtsunsicherheit. Auch natürliche Risiken wie Erdbeben oder Überschwemmungen sind zu berücksichtigen.
Die wichtigsten Kriterien sind jedoch die Reserven und ihre Beschaffenheit. Welche Reserven wurden bereits erschlossen? Wie hoch ist der Gehalt? Produziert eine Goldmine z.B. mit aktuell 2 g/t Gold und liegt der Gehalt der Reserven bei 3 g/t, könnten die Gewinne in Zukunft zulegen.
Doch auch in diesem Punkt gibt es Unterschiede. Minen im Tagebau verfügen typischerweise über größere Reserven als Untertageminen, die aus Kostengründen weniger Ressourcen erschließen.
Sehr wichtig sind die Kosten. Metalle, die tief unter hartem Gestein in einer abgelegenen und unerschlossenen Gegen liegen, sind in der Produktion teuer. Goldminen geben ihre Kosten in Form der AISC (All-In-Sustaining-Costs) pro Feinunze an. Je niedriger dieser Wert (der Durchschnitt lag laut World Gold Council bei 1358 USD), desto größer die Marge des Minenbetreibers.
Von der Exploration zur Produktion: Rohstoffaktien in unterschiedlichen Phasen
Rohstoffaktien lassen sich nach dem Stadium unterteilen, in dem sich ein Projekt befindet. Am Anfang steht die Exploration von Gebieten. Hier wird nach Vorkommen gesucht – etwa durch Drohnenüberflüge, Magnetresonanzmessungen, Grabenproben und Bohrungen.
Im Laufe der Zeit entsteht ein immer genaueres Bild über die Lagerstätte, bis schließlich Machbarkeitsstudien vorliegen. Nun geht ein Projekt in die Entwicklungs- und anschließend in die Produktionsphase über. Es gilt: Je früher das Stadium, desto riskanter sind Rohstoffaktien. In früheren Stadien gelten auch etwas andere Bewertungskriterien, weil es noch keine laufende Produktion gibt.
Explorer Aktien: Machbarkeitsstudie richtig lesen
Machbarkeitsstudien beschäftigen sich im wahrsten Sinne des Wortes mit der Machbarkeit eines Minenprojekts. Minengesellschaften engagieren Spezialisten, die Projekte im Hinblick auf ihre (umwelt-)rechtliche, technische und ökonomische Eignung hin prüfen.
Es lassen sich verschiedene Studien unterscheiden, die in unterschiedlichen Explorationsphasen zum Einsatz kommen. Relativ früh werden Scoping Studies (auch als Conceptual Studies bekannt) angefertigt. Diese basieren noch nicht auf Bohrungen. Ressourcen können implizit, angezeigt oder gemessen dargestellt werden – die Unsicherheiten sind entsprechend groß. Letztlich entscheidet eine Scoping-Studie lediglich darüber, ob weitere Studien durchgeführt werden oder nicht.
Es folgen sogenannte Vor-Machbarkeitsstudien (Pre-Feasibility Studies, PFS). Hier fließen u.a. die Ergebnisse von metallurgischen Testarbeiten ein. Auch Schätzungen zu Kosten und Produktion sowie zu Sicherheitsrisiken und möglichen Problemstellungen sind Gegenstand der PFS.
Daran schließt sich die eigentliche Machbarkeitsstudie (Definitive Fesibility Studies) an. Diese gibt Aufschluss darüber, ob sich die Errichtung einer Mine lohnt und ist deshalb die wichtigste Studie.
Außerdem gibt es noch Bankable Feasibility Studies (BFS) richtet sich an Investoren und liefert diesen Anhaltspunkte zu den Konditionen, zu denen dem Unternehmen Kapital bereitgestellt werden sollte.
Sieben Kennzahlen sind in Machbarkeitsstudien (DFS) für Investoren besonders wichtig (und werden typischerweise auch prominent hervorgehoben). Dies sind die Produktionsmenge, die Minenlaufzeit, die Investitionskosten, die Betriebskosten, der Nettogegenwartswert des Projekts, die interne Rendite und die Amortisationszeit. Für einige dieser Kennzahlen müssen Annahmen zum Preis der geförderten Rohstoffe getroffen werden.
Die Machbarkeitsstudien können durchaus mehrere hundert Seiten lang sein. Auf die wichtigsten Kennzahlen weisen die Unternehmen – die in dieser Phase häufig auf der Suche nach Kapitalgebern sind – jedoch recht prominent hin.
Das kanadische Unternehmen Pasofino Gold – das in Liberia ein Goldprojekt exploriert – etwa informierte im Juni 2022 über die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für das Projekt. Diese Kennzahlen wurden genannt:
· NPV 5 % vor Steuern von 690 Mio. USD (530 Mio. USD nach Steuern), 26,35 % IRR (23,6 % nach Steuern) bei einem Basisgoldpreis von 1.700 USD/Unze.
· Kapitalrückzahlung innerhalb von ca. 3,5 Jahren ab Produktionsbeginn
· Gesamtkosten (AISC) für die von 1.005 USD pro Feinunze über die Minenlebensdauer und Cash-Kosten von 29 USD/Tonne Gestein
· Kapitalbedarf (CAPEX): 397 Mio. USD (ohne Kosten für Verarbeitungsanlage)
· Mineralreserve: 2,27 Mio. oz Gold innerhalb von 14 Jahren
· Durchschnittliche Jahresproduktion von 200.000 Unzen in den ersten 5 Jahren
· 2,76 Mio. Unzen Mineralreserven
Bei den vorgenannten Kennzahlen handelt es sich um einen Auszug. In den Machbarkeitsstudien finden sich noch viele weitere interessante Hinweise etwa zur Strip Ratio und zu den Energiekosten.