GoldGeldWelt Redaktion
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11.02.2021
Es gibt Menschen, die haben ein besonderes Gespür für Geld. Stanley Druckenmiller gehört dazu: Der US-amerikanische Investor und Hedge-Fonds-Manager wurde in bürgerlichen Verhältnissen geboren, begann nach einem Volkswirtschaftsstudium eine Laufbahn im Bankwesen und gründete später unter anderem die Vermögensverwaltungsgesellschaft Duquesne Capital. Druckenmiller ist heute Milliardär und ein exzellenter Kenner des Börsenparketts. Das Online-Finanzmagazin Investing.com skizzierte jüngst in einem Artikel seine Einschätzung der Lage von Rohstoffen, Cloud- und Megacap-Aktien.
Nach den ersten Schockwellen, die die Corona-Krise im vergangenen Jahr ausgesandt hatte, hatten Anleger wieder vermehrt Geld in Aktien investiert. Das war gut für die Kurse: Tatsächlich befinden sich Indizes wie Nasdaq, Dow Jones und S&P 500 aktuell auf Allzeithochs. Trotzdem bleiben viele Anleger misstrauisch, denn: Gibt es kein nennenswertes Kurssteigerungspotenzial mehr, könnten schon kleine negative Impulse zu Abverkäufen führen und die positive Stimmung kippen. Investoren sollten also auch angesichts der Hochstimmung auf sichere Werte setzen und sich dabei an den Einschätzungen echter Profis orientieren.
Zu jenen gehört ohne Zweifel Stanley Druckenmiller. Im Rahmen eines Videobeitrags von Goldman Sachs hatte der Milliardär sich kürzlich zu einigen Börsenthemen geäußert. Diese Einschätzungen in Kontext der besonderen Rahmenbedingungen, die aktuell auf den speziell amerikanischen Finanzmärkten herrschen, sollten Anleger aufhorchen lassen. US-Investoren rät der Experte unter anderen, Firmen aus Fernost im Auge zu behalten. Auch Rohstoffe erweisen sich in turbulenten Marktumfeldern als attraktive Werte.
Zentralbanken und Politik als Stimmungsmacher
Laut Druckenmiller handelt es sich bei dem, was sich aktuell in der amerikanischen Wirtschaft tut, um ein beispielloses Marktumfeld, das maßgeblich durch Aktionen der Zentralbank und Stimulusmaßnahmen der US-Regierung geprägt wird. So sollen die Vereinigten Staaten bald ein Konjunkturpaket von mehr als 1,9 Billionen Dollar erhalten. Die sinkenden Corona-Zahlen, positive Konjunkturdaten und Firmenbilanzen setzen aufbauende Impulse und sorgen für neuerliche Risikofreude an den Finanzmärkten.
Die Rezession, die im vergangenen Jahr durch die Pandemie ausgelöst worden war, sei fünfmal schlimmer gewesen als der gemittelte Wirtschaftsabschwung während des Zweiten Weltkrieges, erklärte Druckenmiller. Binnen dreier Monate habe sich das Defizit stärker erhöht als in den vergangenen fünf Rezessionsphasen. Dennoch waren die persönlichen Einkommen stärker gestiegen als in den vergangenen zwei Jahrzehnten, und das, obwohl in der Pandemie mehr als elf Millionen Amerikaner arbeitslos waren. Möglich wurde das durch die entschlossene politische Reaktion auf die Krise.
Druckenmiller hat, eigenen Angaben zufolge, größere Anteile von Rohstoffwerte in seinem Portfolio. Ein gutes Investment, denn insgesamt war 2020 ein gutes Rohstoff-Jahr. Sowohl Edelmetalle wie Gold und Silber als auch Kupfer verzeichneten beispielsweise Kursanstiege von mindestens zwanzig Prozent.
Dabei besteht ein Zusammenhang mit den Marktregulierungen der Federal Reserve: Solange diese versucht, mit niedrigen Zinsen die Konjunktur anzukurbeln, würden die Rohstoffe Gewinne machen. Metalle dürften demnach noch eine ganze Weile sichere Positionen sein: Bis mindestens 2023 sollte sich an der Zinsentwicklung nicht allzu viel ändern.
Tatsächlich hatte Jerome Powell, der Vorsitzende der Notenbank, erst kürzlich verkündet, dass es so bald keine Reduzierung der monatlichen Anleihenkäufe geben werde, zumal derzeit keine Inflation herrsche und auch die Arbeitsmarktzahlen noch nicht auf dem gewünschten Niveau angekommen seien. Dem am vergangenen Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktbericht zufolge sind weniger als die angestrebten neuen 50.000 Stellen geschaffen worden sind.
Umsichtige Finanzpolitik stärkt Asien
Druckenmiller analysierte in seinem Statement auch die Marktlage in Asien, wo derzeit ein sehr positives Makroumfeld gegeben sei. In Fernost sei die Pandemie vielerorts bereits unter Kontrolle, ohne dass es zu dramatischen wirtschaftlichen Defiziten gekommen wäre. Vor allem Wirtschaftsnationen wie China, Hongkong oder Taiwan waren zur Stützung ihrer Wirtschaft praktisch ohne Anleihen ausgekommen. Zusammen mit dem Umstand, dass Asien gegenüber den USA ohnehin einen wesentlichen Vorsprung auf Sektoren wie Technologie (speziell Speicher und Robotik) habe, werde offensichtlich, dass die asiatischen Märkte die Krise weit besser gemeistert haben als westliche Länder.
Entsprechend sieht Druckenmiller auch Investmentchancen bei Firmen aus dem asiatischen Tech- und Digitalsektor. Als Beispiel nannte er die in Singapur ansässige digitale Zahlungsplattform Sea Limited.
Die Zukunft kommt: Tech- und Digitalwerte im Aufwind
Auch Cloud-Unternehmen und Megacap-Aktien konnten in den vergangenen zwölf Monaten nennenswerte Zuwächse verzeichnen. Kein Wunder, denn immer mehr Unternehmen müssen sich, um am Markt nicht unterzugehen, der Digitalisierung öffnen. Das äußert sich unter anderem in entsprechenden Fonds. So legte der Global X Cloud Computing Fund um mehr als 77 Prozent zu, der Vanguard Mega Cap Growth Index Fund, in dem Unternehmen wie Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Tesla enthalten sind, immerhin um 40 Prozent.
Die Aktien von Facebook, Amazon, Netflix und Google (im Börsenjargon kurz „FANG-Aktien“) konnten ebenfalls im Pandemieumfeld gute Zuwächse erreichen. Laut Druckenmiller haben all diese Aktien aber durchaus noch Potenzial für weitere Kurssteigerungen, vor allem dann, wenn die Fed sich weiterhin marktfreundlich zeige.
Druckenmillers „wildester Cocktail in 40 Jahren Investment-Geschichte“
Hier ist ein Ausschnitt von drei seiner Kernstrategien im aktuellen Marktumfeld. Seine Positionierung in Tech-Aktien, so Druckenmiller, sei jedoch seine Kernstrategie für Risikomanagement und langfristigen Investmenterfolg.
1) Short langfristige US-Staatsanleihen
"I have a short treasury position, primarily as the long end."
Druckenmiller hält die Preise von langfristigen US-Staatsanleihen für zu hoch und die Renditen für zu gering.
2) Long Rohstoffe
"Because the Fed could drive me crazy... I also have a large position in commodities. The longer the Fed tries and keep rates suppressed so they'll have stimulus in the pipeline, the more I win on my commodities."
3) Short US-Dollar
"The quicker they respond, the quicker, I might have a problem with my commodities. And then because of the juxtaposition of our policy response versus Asia, I have a very, very short dollar position."