Der Goldpreis sprang am Montagmorgen zur Handelseröffnung kurz nach Mitternacht über sein bisheriges Allzeithoch bei 2.080 US-Dollar, worauf ein Short-Squeeze auf 2.145 US-Dollar im dünnen Handel folgte. Hintergrund war die Bestätigung des Pentagons über einen Angriff auf ein US-Kriegsschiff und Handelsschiffe im Roten Meer. Diese Meldung schob den Goldpreis über einen wichtigen Widerstand, worauf eine große Menge Stop-Loss-Orders im frühen liquiditätsarmen Handel ausgelöst wurden, während potenzielle Verkäufer im Rest der Welt schliefen. Dieser perfekte Sturm führte zu einem Sprung des Goldpreises um 75 US-Dollar binnen einer halben Stunde, nur um von da an wieder um 125 US-Dollar auf 2.020 US-Dollar zum Tagesende hin zu fallen. Dies war der sechsgrößte absolute Intraday-Preisrückgang in US-Dollar in der Geschichte des Spot-Goldhandels.
Dieser sehr seltene Ausreißer bot schnellen Tradern mit einem kühlen Kopf die seltene Chance, um fast risikolos Gewinne mit einer Wette auf einen wieder fallenden Preis zu machen. Der Goldpreis konnte sich von diesem Intraday-Reversal bisher nicht wieder erholen, doch handelt dieser noch immer über der wichtigen Marke von 2.000 US-Dollar. Sollte auch diese Unterstützung fallen, dann würde sich das charttechnische Bild sehr eintrüben, denn nach dem Bruch eines Aufwärtstrends und einer wichtigen Unterstützung wäre eine Fortsetzung der Korrektur auf 1.900 US-Dollar wahrscheinlich. All jene Bullen, die über 2.000 US-Dollar kauften, müssten ihre Positionen schließen, während die Bären das Ruder übernehmen würden.
Auf ein neues Allzeithoch folgte der sechsgrößte Tagesrückgang beim Goldpreis.
Wenn der letzte Spekulant gekauft hat, gibt es keine neuen Käufer mehr und es geht durch das Gewicht der Spekulanten bergab.
Der Silberpreis stieg mit 25,90 US-Dollar am gestrigen Tag auf ein 7-Monatshoch an. Nachdem der Goldpreis durch die Decke ging, sprangen Spekulanten auch am Silbermarkt auf. Der neueste Terminmarktreport der CFTC wird am kommenden Freitag enthüllen, ob sich die Spekulanten bereits verausgabten und ein Überangebot am Silbermarkt herrscht. Mittlerweile fiel der Silberpreis mit dem Reversal am Goldmarkt zurück auf 24,30 US-Dollar, womit dieser nur knapp oberhalb der wichtigen Unterstützung bei 24 US-Dollar handelt. Ein erneuter Rücksetzer unterhalb von 24 US-Dollar würde Anschlussverkäufe nach sich ziehen, was die Hoffnung vieler Investoren auf einen neuerlichen Anstieg zunichtemachen würde. Solange Silber oberhalb von 24 US-Dollar handelt bleibt die Hoffnung, dass die Bullen noch einmal das Ruder übernehmen können und somit die Chance auf 26 US-Dollar oder gar 28 US-Dollar besteht, bevor Deflation und Rezession den Silberpreis erneut unter Druck bringen dürften.
Der Palladiummarkt zeigt unterdessen unvermindert Schwäche und handelt wieder dreistellig bei 970 US-Dollar je Feinunze. Das persistente Überangebot in diesem Markt lässt nicht viel Hoffnung im Vorfeld einer Rezession, in der die industrielle Nachfrage zusätzlich stark einbrechen könnte. Der Terminmarkt ist zwar weiterhin überverkauft, doch solange der Abwärtstrend intakt ist, gibt es auch für kurzfristig agierende Trader keinen Grund hier auf eine kurzfristige Erholung zu wetten.
Der Abwärtstrend am Palladiummarkt ist weiterhin intakt.
Der Platinmarkt zeigte sich in den letzten Wochen neutral, wobei man auch hier im Vorfeld einer Rezession sehr vorsichtig sein sollte. Wie Palladium fiel auch der Platinpreis in jeder Rezession der Geschichte sehr stark, weshalb dunkle Wolken über dem Platinmarkt schweben.
Die Goldminenaktien im HUI-Goldminenindex konnten mit dem Anstieg des Goldpreises über 2.000 US-Dollar auch den Widerstand bei 230 Punkten rausnehmen und am Freitag auf 245 Punkte ansteigen. Nach dem Reversal am Goldmarkt ist eine Fortsetzung des Preisanstiegs kurzfristig jedoch fraglich. Wir hatten unterhalb von 200 Punkten im HUI erneut eine strategische Position gekauft, die wir auch in einem deflationären Crash halten wollen. Long-Positionen über diese strategische Position hinaus, die über 200 Punkte im HUI aufgebaut wurden, haben wir mit Stop-Loss-Orders auf Break Even abgesichert bzw. sollte man Gewinne kurzzeitig mitnehmen, spätestens dann, wenn der Goldpreis erneut unter 2.000 US-Dollar fallen sollte.
Die große Frage für Goldinvestoren ist, wie lange die Notenbanken in einer Rezession die Füße stillhalten werden, bevor sie „stimulierend“ eingreifen. Deflation ist nicht gerade das beste Umfeld für den Goldpreis, wogegen neue QE-Programme eine weitere Abwertung des US-Dollars mit sich bringen würde, worauf der Goldpreis sein bisheriges Allzeithoch weit hinter sich lassen dürfte.
Früher oder später müssen die Notenbanken auf die Kreditausfälle mit dem erneuten Drucken von Geld reagieren, wenn ihnen das Banken- und Kreditgeldsystem nicht um die Ohren fliegen soll. Dies wird letztlich zu einer stark ausgeprägten Stagflation führen, in der der Standardaktienmarkt und Anleihen für Investoren uninteressant werden. Die dann stark weiter steigenden Zinsen werden viele Investoren auf dem falschen Fuß erwischen.
Es wird nur noch wenige sichere Häfen geben, wie Gold, Silber und Minenaktien, die von jedem Investor gesucht werden und deren Notierungen stark ansteigen.
Technische Analyse zu Silber: Silber hält sich über wichtiger Unterstützung
Terminmarkt: CoT-Report
Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die CoT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
CoT-Daten für Silber vom 01. Dezember:
Ein Plus von 1,25 US-Dollar bei einem Einsatz von nur 7 Tsd. Kontrakten zeigt eine Stärke am Silbermarkt in der letzten Handelswoche. Dies kann mit dem Ausbruch über den Abwärtstrend zusammenhängen, der auch physische Kauforders getriggert hat.
Der CoT-Index OI liegt nur noch bei 22 Punkten und ist schon ziemlich bärisch. Sollte Silber noch einmal mit Gold Gas geben und bis 28 US-Dollar laufen, dann wäre dort der Zeitpunkt gekommen, um Gewinne mitzunehmen. Womöglich wäre das das perfekte Short-Setup im Vorfeld einer Rezession, die am Silbermarkt starken Verkaufsdruck mitbringen wird. In der letzten Woche war scheinbar keine Manipulation nötig am Silbermarkt. Insgesamt überzeugen die CoT-Daten für Silber nicht und sprechen eher für eine Schwäche des Silberpreises. Kommt dann auch noch eine Rezession hinzu, kann es im ersten Quartal des nächsten Jahres düster aussehen für den Silberpreis.
Der Terminmarkt war zuletzt mit einem CoT-Index von 35 Punkten weit davon entfernt, einen Boden zu signalisieren.
Die Positionierung der BIG4 ist noch immer sehr hoch, was untypisch für eine bevorstehenden Anstieg des Preises wäre.
Mit dem Anstieg des Goldpreises über 2.000 US-Dollar konnte auch der Silberpreis seinen Abwärtstrend mit einem Sprung über 24 US-Dollar überwinden. Mit dem Short-Squeeze am Montagmorgen am Goldmarkt erreichte der Silberpreis kurzzeitig ein Hoch bei 26 US-Dollar und fiel mit dem Einbruch des Goldpreises seither zurück auf 24,40 US-Dollar.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Preisanstieg auf tönernen Füßen steht und die Bullen vorsichtig sein müssen. Der Terminmarkt ist überkauft und eine Rezession steht vor der Türe. Dies ist eine gefährliche Kombination für den Silberpreis. Sollten die Bullen es irgendwie schaffen, den Silberpreis noch bis an den Widerstand bei 28 US-Dollar zu treiben, sollte man dort alle Gewinne mitnehmen und einen Short-Trade anvisieren. Es könnte sein, dass dem Anstieg schon mit dem Hoch am Widerstand bei 26 US-Dollar die Luft ausging und mehr kurzfristig nicht mehr zu erwarten ist.
Charttechnisch negiert sich das technische kurzfristige Kaufsignal, wenn Silber zurück in den vorherigen Abwärtstrend mit einem Preis unter 24 US-Dollar fällt. Dann dürften viele Bullen die Reißleine ziehen und ein erneuter Test der nächsten Unterstützung bei 22 US-Dollar wäre sehr wahrscheinlich.
Eine Rezession gepaart mit Deflation im nächsten Jahr würde den Silberpreis wahrscheinlich stark unter Druck bringen und auch 18 US-Dollar wären dann durchaus denkbar. Wichtig für Trader ist es daher, dass man keine Long-Positionen mehr halten sollte, wenn der Silberpreis wieder unter 24 US-Dollar fällt. Eine Rallye des Silberpreises, die zu verpassen einige fürchten, ist aktuell sehr unwahrscheinlich.
Erst dann, wenn die Notenbanken mit QE-Programmen auf eine Rezession oder auf einen exogenen Schock, wie beispielsweise einen Krieg, reagieren bzw. sich ein Eingreifen abzeichnet, wird der Silberpreis zusammen mit dem Goldpreis abheben. Bis dahin sollte man sehr vorsichtig sein, Stopps im Markt setzen und wahrscheinlich besser abseitsstehen, denn eine neuerliche Korrektur ist wahrscheinlich.
Der ehemalige Aufwärtstrend wurde zurückerobert.
Langfristige Analyse
Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14 US-Dollar auf der Unterseite und 19 US-Dollar auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild grundsätzlich bullisch, solange der Silberpreis über 18 US-Dollar handelt.
Charttechnisch war der Preisrückgang auf 18 US-Dollar im Sommer 2022 im Langfristchart ein idealtypischer Rücksetzer an den vorherigen langjährigen Abwärtstrend, von dem der Silberpreis wieder abgeprallt und folgend wieder angestiegen war. Silber konnte bereits aufgrund der Hoffnung auf neue quantitative Lockerungen und Zinssenkungen in 2023 wieder ansteigen und so in die Handelsspanne zwischen 22 US-Dollar und 28 US-Dollar zurückkehren.
Im Langfristchart sieht man wie wichtig die Unterstützung bei 22 US-Dollar ist. Fällt der Preis erneut unter 24 US-Dollar, dann dreht das charttechnische Bild von mittelfristig bullisch auf bärisch und ein erneuter Test des letztjährigen Tiefs bei 18 US-Dollar oder gar 17 US-Dollar wäre durchaus möglich!
Im nächsten Jahr ist ein Ausbruch über 28 US-Dollar wahrscheinlich, wenn die Notenbanken wieder neues Geld als Antwort auf eine Rezession drucken werden, worauf ein Anstieg auf 36 US-Dollar folgen sollte.
Sobald die Notenbanken wieder Geld drucken und die Inflation erneut durch die Decke geht, dürfte die Nachfrage nach Gold und auch Silber als sicherer Hafen vor Inflation stark ansteigen. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, welches den Silberpreis weit über sein nominales Allzeithoch bei 50 US-Dollar tragen wird. Abhängig bleiben der Gold- und der Silberpreis also von einer wieder lockeren Geldpolitik, die durch einen Krieg oder eine Rezession wieder eingeführt werden könnte.
Das langfristige Chartbild ist bullisch, wobei ein Abverkauf auf 18 US-Dollar denkbar wäre, wenn es zu einer Rezession und einer Kreditkrise käme.
Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist Autor eines bekannten Finanzmarktkommentars mit dem Schwerpunkt auf Gold und Rohstoffe sowie eines Premium-Informationsdienstes für Händler und Investoren. Seit 2015 ist er zudem Chefanalyst bei der GoldSilberShop.de GmbH. Der frühe Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der bereits 2007 seine Diplomarbeit über diese ökonomische Denkrichtung schrieb, verfolgt einen ganzheitlichen Analyseansatz..
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