Allianz, Münchner Rück und Co.

So wirken sich Inflation und Zinswende auf Versicherer aus

GoldGeldWelt Redaktion - 03.11.2022

Inflation und Zinswende betreffen auch die Versicherer. Die Bafin mahnt die Branche, auf genügend Kapital und Liquidität zu achten.

BaFin-Exekutivdirektor Dr. Frank Grund hat in dieser Woche anlässlich seiner Eröffnungsrede zur Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht gewarnt, Versicherungsnehmer bräuchten „ausreichende Puffer bei Kapital und Liquidität“.

Höhere Rückstellungen in der Schaden- und Unfallversicherung aufgrund der Inflation

Grund konstatierte zwar, dass es der Versicherungsbranche derzeit noch gut gehe. Das Umfeld sei jedoch nicht ermutigend. 2023 werde ein schwieriges Jahr. Dabei dürften den Versicherungsgesellschaften die Faktoren Schwierigkeiten bereiten, die auch für die Gesamtwirtschaft derzeit belastend sind: Inflation und Zinswende.

Grund etwa erläuterte, dass Versicherer aufgrund der Inflation ihre Rückstellungen im Schaden- und Unfallbereich bereits in diesem Jahr erhöhen müssten. Die Unternehmen müssten zudem bei der Kalkulation künftiger Schadenerwartungen die Preisentwicklung berücksichtigen und auch ihre Beiträge anheben. In der Schaden- und Unfallversicherung wird es Grund zufolge 2023 deshalb „zwingend“ höhere Beiträge geben müssen.

Zinswende verteuert eigene Absicherung

Zum Versicherungsgeschäft gehört die Absicherung der Versicherer gegen eigene Risiken bei Rückversicherern. Diese Absicherung wird durch die steigenden Zinsen deutlich teurer und knapper. Dies erwartet jedenfalls die Münchner Rück.

Vor dem Beginn der Verhandlungen über Preise und Konditionen in der Rückversicherung zwischen Erst- und Rückversicherern Ende Oktober betonte das Münchner Unternehmen, das die hohe Inflation die Schadenssummen in die Höhe treibe.

Durch die steigenden Zinsen stehen Rückversicherungsgesellschaften gleichzeitig weniger Mittel zur Übernahme von Erstversicherungsrisiken zur Verfügung. Dies liegt daran, dass festverzinsliche Wertpapiere – die den wesentlichen Teil der Rückversicherer Portfolios ausmachen – bei steigenden Zinsen an Kurswert verlieren.

Inflation treibt also die Schadenssummen und damit die Nachfrage der Erstversicherer nach Rückversicherung nach oben. Gleichzeitig sinkt das Angebot an Deckung durch die Rückversicherer, weil diese unter den Kursrückgängen am Anleihemarkt leiden. Wollen Erstversicherer nicht sehr viel mehr für die Rückversicherung bezahlen, müssen sie entsprechend mehr Risiken in die eigenen Bücher übernehmen.

Risikopuffer können abgebaut werden

Die Zinswende wirkt allerdings auf die Versicherungsbranche nicht nur negativ. Durch die steigenden Zinsen können insbesondere Lebensversicherer Kapitalpuffer auflösen, mit denen Garantien für ältere Verträge gewährleistet werden sollten. Der Branchenverband GDV rechnet damit, dass bereits in diesem Jahr mit dem Abbau der Zinszusatzreserve (ZRR) begonnen werden kann.

Die freiwerdenden Mittel stehen den Kunden zu und dürften diesen über höhere Überschussbeteiligungen zufließen. Die Zinszusatzreserve wurde durch die Regulatoren 2011 eingeführt und erreichte Ende 2021 mit 96 Milliarden EUR ihren bisherigen Höchststand. Für Ende  2022 wird das Volumen auf 93 Milliarden EUR geschätzt.

Allianz Leben erhöht Zinsen

Im Neugeschäft können die Lebensversicherer durch die Zinswende ebenfalls eine höhere Verzinsung bieten. Die Allianz Leben erhöhte unlängst die Zinssätze einiger Vorsorgeprodukte. So gibt es etwa für einen Schatzbrief mit zehn Jahren Laufzeit mittlerweile 3,5 %, bei fünf Jahren Laufzeit 2,8 % Zinsen.

Die Aktien großer (Rück-)Versicherungsunternehmen haben sich in den letzten Jahren sehr unterschiedlich entwickelt.

Die Aktie der Swiss Re (ISIN: CH0126881561) etwa gab in den letzten drei Jahren um 28,5 % nach.  Die Allianz Aktie (WKN: 840400, ISIN: DE0008404005, Ticker: ALIZF) verlor in dieser Zeit 16,6 % ihres Wertes.

Versicherungsaktien: Hohe Dividenden im Angebot

Besser sah es bei Hannover Rück (WKN: 840221, ISIN: DE0008402215, Ticker: HVRRF) mit einem Plus von 3 % und bei der Münchner Rück (WKN: 843002, ISIN: DE0008430026, Ticker: MURGF) mit einem Zuwachs von 8,4 % in den letzten drei Jahren aus. Der Deutsche Aktienindex DAX hat in den letzten drei Jahren knapp 1 % an Wert verloren.

Viele Anleger interessieren sich für die hohen Dividendenrenditen. Die Allianz bietet aktuell eine Dividendenrendite von 5,2 %, die Münchner Rück von 4,23 % und die Swiss Re von 6,7 %. Die Hannover Rück liegt mit einer Dividendenrendite von 3,4 % ein Stück weit dahinter.

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