Fintechs

Solarisbank will noch in diesem Jahr in die Gewinnzone

GoldGeldWelt Redaktion - 03.09.2022

Die Berliner Solaris Bank sieht sich wie viele FinTechs plötzlich ganz neuen Rahmenbedingungen gegenüber. Der Banking-as-a-Service Spezialist will deshalb nach Jahren üppig fließender Investorengelder nun profitabel werden – und zwar noch in diesem Jahr.

Die Solaris Bank – die sich neuerdings nur noch Solaris nennt – hat wie viele andere FinTechs in den letzten Jahren vor allem auf schnelles Wachstum gesetzt und damit auch lange Zeit die Investoren überzeugen können.

Doch das Umfeld ändert sich auch für diese Branche. Solaris will deshalb so schnell wie möglich in die Gewinnzone – wohl wissend, dass dieses Kriterium für Popularität unter Investoren fortan entscheidend sein könnte.

Weniger Wachstum für mehr Profitabilität

CEO Roland Folz will laut dem Bericht eines Finanzmagazins die Widerstandsfähigkeit der FinTech Bank erhöhen und die Abhängigkeit von den Kapitalmärkten verringern. Dazu wird “ein positives Vorsteuerergebnis auf Monatsbasis zum Jahresende 2022” angestrebt.

2021 fuhr Solaris noch einen Verlust von 42 Millionen EUR ein. Um die Wende in Rekordzeit zu schaffen, setzt das FinTech auf für diese Entwicklungsphase nicht untypische Schritte. So soll der Fokus nicht mehr so stark auf Wachstum gelegt werden. In den Sphären der Berliner bedeutet dies fortan 20-50 % pro Jahr.

Das Wachstum soll zudem nicht nur moderater, sondern auch konzentrierter ausfallen. Solaris will sich auf Kernmärkte konzentrieren: Neben Deutschland zählt dazu auch das Vereinigte Königreich.

Das Unternehmen will die Kosten bei steigenden Umsätzen stabil halten und dazu auch Aufwendungen auf den Prüfstand stellen. Auch Synergieeffekte sollen zur Kostenoptimierung beitragen. Hier hofft das FinTech auf Effekte aus der Übernahme des britischen Konkurrenten Contis. Ein Stellenabbau ist bislang nicht geplant.

Ein weiterer Baustein auf dem Weg zu Profitabilität ist eine Neufokussierung der einzelnen Geschäftsbereiche. Solaris führt Konten für viele B2B Kunden und verfügt deshalb über einen großen Bestand an Bankeinlagen.

Weniger Einlagen, mehr Transaktionen

Diese waren aufgrund der Niedrigzinspolitik lange Zeit nicht profitabel. Auch wenn die Zinswende eingetreten ist will sich Solaris künftig stärker auf Erträge durch Transaktionen und im Zahlungsverkehrsgeschäft konzentrieren.

Große Kunden erhalten den Vorzug vor FinTechs, die die Solaris Infrastruktur nutzen wie etwa Tomorrow. Bestehende Kooperationen in diesem Bereich werden jedoch wohl fortgeführt. Künftig liegt der Fokus stärker auf dem Geschäft mit Kreditkarten und Konsumentenkrediten.

Die Solaris Bank wurde 2016 gegründet und hatte danach einen rasanten Aufstieg hingelegt. Zwischenzeitlich war sogar ein Börsengang in Betracht gekommen. Dies hat sich durch die Veränderung des Marktumfelds jedoch zunächst erledigt.

Im Jahr 2021 erhielt das Berliner FinTech in einer Finanzierungsrunde 190 Millionen EUR und stieg damit zum sogenannten Einhorn (Bewertung ab 1 Milliarde EUR) auf. Zuletzt gab es im Juni weitere 40 Millionen EUR von Investoren, wodurch sich die Bewertung auf 1,6 Milliarden EUR erhöhte.

Zu den Investoren gehören unter neben dem Gründer-FinTech FinLeap auch ABN AMRO, Visa, HV, Global Brain, Yabeo und CNP. Das Unternehmen verfügt über eine Vollbanklizenz und stellt anderen Unternehmen Plattformen für Finanzdienstleistungen zur Verfügung. So gibt es eine Reihe von FinTechs, die zum Beispiel innovative Girokontomodelle auf Basis der Banking-as-a-Service Plattform von Solaris anbieten.

FinTechs stellen sich auf neues Marktumfeld ein

FinTechs wie Solaris stimmen sich zunehmend auf ein neues Marktumfeld ein. Zum einen sind IPOs sehr viel schwieriger als noch vor einem Jahr zu realisieren. Zum anderen führen steigende Zinsen dazu, dass institutionelle Investoren Mittel umschichten und risikoaverser werden.

Auch die Inflation und der Ukrainekrieg und die damit gewachsenen Unsicherheiten engen die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen des Segments ein. Im zweiten Quartal investierten Venture Capital Investoren knapp 1,4 Milliarden EUR in deutsche FinTechs. Dies entspricht einem Rückgang um rund 20 % im Vergleich zum Vorjahresquartal – in dem allerdings auch ein Rekordwert erzielt wurde.

Allerdings fürchtet die Branche, dass die Investitionen mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auf die Zinswende reagieren und künftig deutlich schmaler ausfallen könnten.

 

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