Galopp der Strompreise

Strompreis Richtung 1 EUR pro kWh: Zink und Aluminium sind besonders betroffen

GoldGeldWelt Redaktion - 30.08.2022

Strom für den gestrigen Montag kostete für den deutschen Markt teilweise mehr als 87 Cent pro Kilowattstunde. Der Galopp der Strompreise gefährdet akut die Produktion verschiedener Rohstoffe. Metalle sind besonders betroffen - und die Entwicklung betrifft nicht nur Deutschland und Europa.

Der Strom, der am gestrigen Montag in Deutschland verbraucht wird, wurde gestern – zumindest teilweise – an der Strombörse EEX (European Energy Exchange) bzw. deren Tochter EPEX Spot gehandelt. Pro Megawattstunde wurden dabei je nach Tageszeit bis zu 871 EUR gezahlt.

Das entspricht - umgerechnet auf das unter Privathaushalten geläufigere Maß – 1.000 Kilowattstunden zu einem Preis von jeweils 87,1 Cent – ohne Steuern, Kosten für den Netzbetrieb und Gas-Umlage versteht sich. Der Strom ist damit rund zehnmal so teuer wie vor einem Jahr.

„Die Katastrophe ist bereits da“

Natürlich besteht der Strompreis nicht nur aus den „Day Ahead“ Auktionen am Spotmarkt, die derzeit häufig in den Medien zitiert werden. Es gibt teils langfristige Lieferverträge, Unternehmen mit (teilweiser) Eigenproduktion etc. Und doch ist klar: Die Stromkrise ist da und wird auch manche (Rohstoff-) Industrien hart treffen. Zumal Energie nicht nur in Europa knapp und teuer ist.

Thierry Bros, Professor für internationale Energie in Paris brachte es unlängst gegenüber dem Nachrichtendienst Bloomberg auf den Punkt: „Die Katastrophe ist bereits da“. Die Hauptfrage sei, wann die Staats- und Regierungschefs der EU aufwachen würden. Doch was bedeutet die Katastrophe konkret für verschiedene Metalle und andere Rohstoffe?

Zink- und Aluminiumproduktion unter Druck

Bloomberg berichtete kürzlich, dass Europa bereits im letzten Jahr rund die Hälfte seiner Zink- Aluminiumschmelzkapazitäten verloren habe. Dieser Trend setzt sich fort. Mitte August gab etwa Norsk Hydro (WKN: 851908 , ISIN: NO0005052605) die Schließung seines Aluminiumwerkes in der Slowakei Ende September bekannt. Die Hütte produziert 175.000 t pro Jahr.

Hydro ist Mehrheitseigentümer des Werkbetreibers Slovalco und begründete den Schritt mit „hohen Strompreisen, die kurzfristig keine Anzeichen einer Verbesserung zeigen“. Schon zuvor lief die Schmelzanlage bei lediglich 70 % der Kapazität. Die norwegischen Eigentümer sahen Verluste kommen – und zogen die Reißleine. In einem anderen Werk des Konzerns wird die Produktion durch Streiks beeinträchtigt.

Energieknappheit auch in China und den USA

Der Aluminiummarkt wird zusätzlich durch Probleme in der chinesischen Provinz Sichuan angebotsseitig unter Druck gesetzt. Durch eine Dürre mangelt es an Strom aus Wasserkraftproduktion. Die Schmelzhütte Henan Zhongfu Industry Co. musste deshalb ihren Betrieb bereits für eine Woche einstellen.

Hohe Energiekosten belasten die Produktion auch in den USA. Der Aluminiumproduzent Century Aluminium Co. (WKN: 899867, ISIN: US1564311082) hatte bereits Anfang des Jahres die Stilllegung des Werks in Kentucky bekannt gegeben. Der Grund auch hier: Hohe Energiekosten.

Nicht nur die Aluminiumproduktion ist energieintensiv. Auch Zink ist von der Energiekrise betroffen. Nyrstar (WKN: A2AKN7, ISIN: BE0974294267) etwa hatte vor rund zwei Wochen einen Stopp der Produktion im niederländischen Budel angekündigt.

Für Zink lässt sich an der London Metal Exchange (LME) mittlerweile wieder eine ausgeprägte  Backwardation Situation feststellen. Der Cash Kontrakt notiert aktuell bei 3.676 USD pro Tonne. Für den im Dezember 2025 auslaufenden Kontrakt werden lediglich 2600 USD gezahlt. Die Terminpreiskurve fällt hier über alle verfügbaren Laufzeiten. Backwardation lässt sich auch für Kupfer und (weniger ausgeprägt und für einen kürzeren Zeitraum)  Aluminium feststellen.

Auch „Energiewendemetalle“ wie Lithium und Polysilizium werden teurer

Auch sogenannte grüne Metalle, die für die beabsichtigte Energiewende benötigt werden, sind durch die Energiekrise betroffen. So entfällt etwa ein wesentlicher Teil der chinesischen Lithiumproduktion auf die Provinz Sichuan. Aufgrund der Energieknappheit erwarten Analysten steigende Preise. Diese steigenden Preise werden auch alternative Standorte betreffen und könnten Lithium noch teurer machen, als es ohnehin schon ist.

Sichuan spielt auch eine bedeutende Rolle bei der Produktion von Polysilizium, das etwa für Photovoltaikanlagen benötigt wird. Auch dort kam es zu deutlichen Preissprüngen nach oben. Aktuell kostet ein Kilo Polysilizium knapp 39 USD – nach 31 USD zum Jahresbeginn.

Metallpreise deutlich gefallen – LME Lager leeren sich

Die Preise für Industriemetalle sind zuletzt nach einer Korrektur wieder merklich angestiegen. Der Bloomberg Industrial Metals Subindex notiert aktuell bei rund 160 Punkten – nachdem Mitte Juli bei 140 Punkten die Korrektur geendet hatte. Diese hatte vom Hoch bei 230 Punkten aus begonnen. Zum Vergleich: Anfang 2020 notierte der Index noch bei gut 90 Punkten.

Dennoch passt der deutliche Preisrückgang bei vielen Metallen nicht zu den bereits bestehenden oder sich andeutenden Angebotsverknappungen. Schließlich sorgen sich Händler auch zunehmend über die fallenden Lagerbestände an der London Metal Exchange. Allerdings befürchten auch viele Marktteilnehmer eine Rezession – die die Nachfrage nach Aluminium, Kupfer und Co. dämpfen könnte.

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