VARTA Aktie: Lohnt der Einstieg nach dem Absturz?

85 % Verlust seit dem Allzeithoch sprechen Bände. Ist die VARTA Aktie nach der Kapitalerhöhung und der Einigung mit den Banken wieder ein Kauf?

Die VARTA Aktie (WKN: A0TGJ5, ISIN: DE000A0TGJ55) hat ihren Eigentümern zuletzt wenig Freude bereitet. Dabei war das Papier lange Zeit ein regelrechter Anlegerliebling. Wer im April 2018 kaufte, zahlte weniger als 18 EUR pro Aktie. Danach ging es für den damaligen Hoffnungsträger der Batterieherstellung konstant nach oben.

Nahezu ohne Korrektur schnellte der Kurs bis Dezember 2019 auf fast 125 EUR hoch. Es folgte ein Rücksetzer, an den sich ein erneuter Aufwärtstrend anschloss, der die VARTA Aktie bis auf ihr bisheriges Allzeithoch bei 161,50 EUR trieb. Das war am 16. August 2021.

Danach  ging es ziemlich genau ein Jahr lang steil abwärts, bis Ende August 2022 der freie Fall von 75 EUR auf unter 30 EUR einsetzte. Bis auf 21,60 EUR sank der Kurs. Aktuell notiert die VARTA Aktie bei knapp 25 EUR.

VARTA Aktie litt unter Gewinnwarnungen und Kostenexplosion

2022 war für VARTA ein beispiellos schlechtes Jahr. Das Unternehmen musste mehrere Gewinnwarnungen herausgeben und litt unter gestörten Lieferketten, verzögerter Auftragsabwicklung, einer schwachen Nachfrage und rasant steigenden Kosten. Der ursprünglich angepeilte Umsatz von 950 Mio. EUR war nicht mehr zu erreichen.

Im dritten Quartal rutschte das 1887 gegründete Traditionsunternehmen in die Verlustzone. Im September wurde die Prognose für das Geschäftsjahr und für das dritte Quartal komplett zurückgezogen. In den ersten drei Quartalen belief sich der Verlust auf 20,13 Mio. EUR – nach einem Gewinn von 75,9 Mio. im Vorjahreszeitraum.

Auch für das Gesamtjahr - die Zahlen werden im April veröffentlicht – rechnen Analysten mit einem Verlust. VARTA selbst wollte unter Verweis auf die hohen Energiepreise keinen neuen Ausblick wagen.

Die operative Lage ist weiterhin sehr angespannt. Das Werk in Nördlingen hat zu 100 % Kurzarbeit angemeldet. Hier werden Lithium-Ionen-Zellen produziert, die etwa in kabellosen Kopfhörern zum Einsatz kommen. Die Nachfrage nach solchen Produkten leidet jedoch unter der Inflation und großen Mengen während der Pandemie angeschaffter Unterhaltungselektronik. Die Zurückhaltung der Käufer macht es schwer, steigende Energie- und Rohstoffpreise an die Kunden weiterzureichen.

Apple Zulieferer und deutsche Batteriehoffnung – das war einmal

Was die VARTA Aktie einst beflügelt hatte, sorgte alsbald für Enttäuschung. Für das dritte Quartal meldete das Unternehmen Verzögerungen bei Projekten mit Kunden – gemeint war offenbar vor allem Apple. Dass VARTA die Batterien für Apple Airpods herstellen könnte, hatte unter Anlegern zeitweise Phantasien geweckt. Apple aber will nicht abhängig von einzelnen Lieferanten sein und tritt auf die Bremse.

Es ist nicht das einzige Großprojekt, aus dem (bis jetzt zumindest) nichts wurde. Vor gar nicht allzu langer Zeit galt die VARTA Aktie auch als potenzielles Papier für deutsche Batterietechnik. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier besuchte das Unternehmen und versprach 300 Mio. EUR an staatlicher Förderung für den Aufbau einer Batteriezellfertigung, um die Elektromobilität in Deutschland auszubauen. Doch dazu kam es nicht.

Kapitalerhöhung durch Großaktionär

Im März musste sich VARTA mit Banken und Großaktionären auf ein Restrukturierungsprogramm einigen. Dazu gehörte im ersten Schritt eine Kapitalerhöhung um 51 Mio. EUR. Dazu wurden 2,22 Millionen neue Aktien zu einem Preis von 22,85 EUR pro Aktie ausgegeben.

Die Zeichnung der neuen Aktien erfolgte ausschließlich durch die VGG Beteiligungen SE, eine 100%ige Tochtergesellschaft des Hauptaktionärs Montana Tech Components.

Mit dem Erlös soll „das bestehende und sich sehr gut entwickelnde Geschäft mit Energiespeichern“ ausgebaut und das „Wachstum bei den großformatigen Lithium-Ionen-Zellen, die bereits an einen Kunden geliefert werden“ abgesichert werden.

CEO Dr. Markus Hackstein kommentierte: „Mit den umfassenden Maßnahmen können wir das Unternehmen zurück auf den Erfolgskurs bringen und wieder profitabel werden. Uns ist bewusst, dass die Restrukturierung leider mit harten Einschnitten verbunden sein wird.“

Mit Finanzchef Hundsdorf zurück auf den alten Wachstumskurs?

Am Donnerstag dann die nächste Meldung, die der VARTA Aktie zumindest etwas Auftrieb verlieh: Marc Hundsdorf wird neuer CFO. Das Unternehmen hebt bereits in der Überschrift zur Pressemitteilung dessen „intensive Restrukturierungserfahrung“ hervor.

Überraschend kam der Schritt trotzdem: Eigentlich hätte der erst im Januar ins Unternehmen gewechselte Thomas Obendrauf den Posten übernehmen sollen. Dieser verlässt das Unternehmen jedoch nun aus „persönlichen Gründen“.

Fazit: Ist die VARTA Aktie ein Kauf?

Das Potenzial der VARTA Aktie wird im Rückblick deutlich. Gelingt eine Rückkehr zu Gewinnen früherer Jahre, erscheint die aktuelle Bewertung von gut 1,0 Mrd. EUR günstig. Es gibt jedoch viele Fragezeichen.

So ist unklar, wann und wie weitreichend sich das Unternehmen in einem neuen Rohstoff- und Energiepreisumfeld profitabel positionieren kann. Ebenso unklar ist, wie lange das neu eingeschossene Geld reicht und ob nicht bald eine neue Kapitalerhöhung notwendig ist – die der VARTA Aktie sicher arg zusetzen müsste.