Bitcoin unter 20.000 USD, Gold unter 1.700 USD

Versagt der Inflationsschutz der sicheren Häfen?

GoldGeldWelt Redaktion - 22.09.2022

Gold als klassischer Schutz vor Inflation, Bitcoin als das neue Gold: Die Hoffnungen der Anleger scheinen nicht aufzugehen. Sowohl der Goldpreis als auch der Kurs von Bitcoin sind zuletzt deutlich gefallen. Versagt der Inflationsschutz der vermeintlich sicheren Häfen?

Bitcoin fällt unter die Marke von 20.000 USD: Was sind die Gründe?

Die Kursentwicklung des Bitcoin (BTC) verlief zuletzt enttäuschend. Aktuell notiert die wichtigste Kryptowährung bei gut 18.500 USD. Im November 2021 zahlten Anleger noch bis 68.760 USD. Der Kursverlust seitdem: Fast 75 %. Der aktuelle Kurs liegt sogar unter einem Hoch von Ende 2017, das als psychologisch wichtige Marke gilt. Wie kam es dazu?

Fakt ist: Bitcoin galt für einen wesentlichen Teil der Marktteilnehmer eben nie wirklich als das „neue Gold“, das seine Anhänger gerne in ihm sehen wollen. Vielmehr stellen sich im Hinblick auf die Zukunft von Kryptowährungen eine ganze Reihe grundsätzlicher Fragen – die nun in einem neuen Zinsumfeld akut werden. Dies betrifft etwa die Regulierung, die Verbreitung von Bitcoin und Co. in kriminellen Milieus oder auch den hohen Stromverbrauch. Diese offenen Fragen rechtfertigen den Status als hochvolatiles Spekulationsobjekt, nicht aber als sicherer Hafen.

Das veränderte Zinsumfeld ist ein ganz wesentlicher Grund für den Kursverfall. Investitionen in BTC bringen keine sichere Verzinsung wie Staatsanleihen und werden bei steigenden Zinsniveaus deshalb relativ gesehen unattraktiver.

Gold unter 1.700 USD: Warum ist die wichtige Marke gefallen?

Der Goldpreis notiert aktuell bei 1670 USD pro Feinunze - fast 400 USD weniger als kurz nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs.

Der Hauptgrund für den aus Sicht vieler Anleger enttäuschenden Goldpreis ist die Zinswende. Die US-Notenbank Federal Reserve stemmt sich der Inflation entschieden entgegen und erhöhte am Mittwoch den Leitzins erneut um 75 Basispunkte. Zugleich wurden weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt.

Höhere Zinsen bedeuten höhere Opportunitätskosten für (unverzinstes) Gold. Deshalb gehen steigende Anleiherenditen häufig mit sinkenden Goldpreisen einher  - et vice versa. Dabei spielt es oft eine überraschend geringe Rolle, dass der Realzins (weit) negativ ist.

Die Korrelation zwischen Renditen und Goldpreis muss dabei nicht simultan verlaufen. Oft (aber längst nicht immer) lässt sich eine gewisse Zeitverzögerung beobachten. Der Goldpreis neigt dazu, in Phasen ausgeprägter Inflationsängste zu steigen, dann aber beim tatsächlichen Auftreten stärkerer Inflation zu fallen.

Auch die Charttechnik spielt eine Rolle. Im Bereich von 1.700 USD befindet sich eine charttechnisch ausgesprochen wichtige Unterstützung. Hier drehte der Kurs in der Vergangenheit bereits mehrfach nach oben. Ein nachhaltiger Durchbruch unter diese Unterstützung eröffnet womöglich das Potenzial für weitere Kursverluste.

Es sieht derzeit so aus, als wollte der Markt diese Unterstützung in Zeitlupe nach durchbrechen. Natürlich könnte es sich dabei um eine Bärenfalle bzw. einen Fehlausbruch handeln – dann sollte in den nächsten Handelstagen jedoch ein Aufwärtsimpuls folgen.

Viele Anleger unterschätzen Auswirkungen der Zinswende

Nicht zuletzt der starke US-Dollar spielt für die relativ schwache Entwicklung des Goldpreises eine Rolle. Gold wird in USD gehandelt – ein starker Greenback verteuert das Edelmetall für Käufer aus Europa, Asien und Co. und dämpft dadurch die Nachfrage.

Gegenüber dem Euro hat der Dollar zuletzt deutlich aufgewertet. Wurden am Devisenmarkt vor einem Jahr noch ca. 1,17 USD pro EUR gezahlt, gibt es für einen USD aktuell weniger als 0,99 US-Cent. Die jüngsten Tendenzen sprechen für eine Fortsetzung dieses Trends.

Die Aufwertung des USD steht mit der Zinswende – die in den USA entschiedener vorgetragen wird als in anderen Ländern – im Zusammenhang. Das Ausmaß der Zinswende wird durch viele Marktteilnehmer womöglich unterschätzt. Nachdem die US Notenbank am Mittwoch den Leitzins erhöhte, gaben Aktien- und Bondkurse deutlich nach. Dies spricht dafür, dass viele Akteure auf einen geringeren Zinsanstieg und einen defensiveren Ausblick gehofft hatten. 

Charts: Tradingview.com

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