GoldGeldWelt Redaktion
-
16.02.2023
US-Regulatoren gehen gegen Staking, Stablecoins und interne Token vor. Damit erklären die Behörden den besonders margenträchtigen Geschäftsfeldern von Kryptobörsen wie Binance, Coinbase oder Kraken den Krieg.
Letzte Woche stimmte die Kraken-Plattform von Payward Inc. zu, das Angebot sogenannter Krypto-Staking-Dienste in den USA einzustellen. Zugleich akzeptierte das Unternehmen eine an die SEC zu zahlende Strafe in Höhe von 30 Millionen USD.
Kraken muss Staking in den USA einstellen
Dieser Fall war zwar der erste seiner Art, aber nicht überraschend. Der SEC Vorsitzende Gary Gensler sieht in vielen Aktivitäten von Krypto Plattformen einen Verstoß gegen die US-Wertpapiergesetze. Seiner Auffassung nach ermöglichen Kryptobörsen Anleger den Kauf und Verkauf von Vermögenswerten, die eine SEC Registrierung erfordern würden, die es jedoch nicht gibt.
„Die heutige Aktion sollte dem Markt klar machen, dass Staking-as-a-Service-Anbieter sich registrieren und eine vollständige, faire und wahrheitsgemäße Offenlegung und Anlegerschutz bieten müssen“ teilte Gensler mit.
Staking gilt als einer der wenigen verbliebenen Wachstumsbereiche der Krypto Branche. Der Kryptomarkt befindet sich seit längerer Zeit in einem breit angelegten Abschwung. Die Umsätze im klassischen Handel mit Bitcoin, Ethereum und Co. gehen deshalb drastisch zurück. Dies geht zum einen auf die gesunkenen Werte insgesamt, zum anderen auf das abnehmende Interesse der Anleger zurück.
Kryptowinter: Coinbase Aktie verliert seit Emission 80 %
Deutlich wird die Krise der Branche an zwei Zahlen. Zum einen an der Gesamtmarktkapitalisierung von Kryptowährungen, die durch Branchendienste wie zum Beispiel Coinmarketcap ermittelt wird. Ende 2021 erreichte der Wert mit knapp 3 Billionen USD seinen bisherigen Höhepunkt. Aktuell liegt die Gesamtmarktkapitalisierung aller bekannten Kryptowährungen bei gut 1 Billion USD.
Ein weiterer Beleg für den Crypto Winter ist die Coinbase Aktie (WKN: A2QP7J, ISIN: US19260Q1076). Diese hat seit der Emission im Frühjahr 2021 rund 80 % an Wert verloren. Das Unternehmen musste drei Quartale in Folge Verluste melden.
Der Anteil von sogenannten Blockchain Rewards am Umsatz stieg jedoch in den ersten neun Monaten 2022 auf 8,3 % nach 2,3 % im Vorjahr.
Auch für andere Kryptobörsen ist Staking ein lohnendes Geschäft. Bis April 2022 hatten Anleger in den USA umgerechnet 2,7 Mrd. USD in Krakens Staking Programm investiert. Die daraus resultierenden Gewinne trugen 147 Millionen USD zu den Nettoeinnahmen der Börse bei. Dies geht aus SEC Dokumenten hervor.
Wohin die Reise geht, scheinen Coinbase und Co. bereits zu erahnen: „Wir hören Gerüchte, dass die SEC das Krypto-Staking in den USA für Privatkunden abschaffen möchte“, sagte Brian Armstrong, Chief Executive von Coinbase, am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Coinbase will jedoch zunächst an seinem Programm festhalten. Das gilt auch für Kraken – jedenfalls außerhalb der USA.
SEC: Staking ist intransparent und riskant
Staking wird von manchen Kryptonetzwerken verwendet, um Transaktionen zu verifizieren. Zum Einsatz kommt dann ein Proof-of-Stake-Verfahren – das sich von dem Proof-of-Work Verfahren, wie es bei Bitcoin zum Einsatz kommt, unterscheidet.
Wer direkt bei einem Netzwerk wie Ethereum mit Staking Geld verdienen möchte, muss rund 50.000 USD seiner Guthaben sperren. Plattformen wie Coinbase und Kraken ermöglichen Anlegern die Teilnahme mit sehr viel kleinerem Einsatz. Möglich sind in Renditen von bis zu 21 % – jedenfalls laut den Versprechungen der Anbieter.
Die SEC sieht die Vorgänge jedoch sehr kritisch: „Kraken bot den Anlegern nicht nur übergroße Renditen, die nicht an wirtschaftliche Realitäten gebunden waren, sondern behielt sich auch das Recht vor, ihnen überhaupt keine Renditen zu zahlen“.
Investoren hätten derzeit keine Möglichkeit, Antworten auf entscheidende Fragen zu erhalten. So sei etwa nicht klar, ob die Plattformen die Gelder der Anleger ausleihen oder damit handelten. Zudem müssten Anleger auf den Kauf nehmen, dass ihr Eigentum an Token an Vermittler übertragen würde.
Auch hauseigene Tokens und Stablecoins im Visier
Neben dem Staking gibt es zwei weitere wichtige Einnahmequellen von Kryptobörsen: Hauseigene Tokens und Stablecoins. Am Montag stoppten New Yorker Aufsichtsbehörden die Neuausgabe des Stablecoins Binance USD (BUSD). Dies ist der drittgrößte Stablecoin der Welt.
Es folgten erhebliche Mittelabflüsse im Wert von 2,7 Milliarden USD. Binance arbeitet bei der Emission der Coins mit Paxos Trust zusammen. Das Unternehmen sieht sich dem Vorwurf der SEC ausgesetzt, die Wertpapiergesetze bei der Emission von BUSD nicht einzuhalten. Paxos vertritt den Standpunkt, dass die Einhaltung dieser Gesetze nicht erforderlich sei.
Auch der interne Token von Binance – BNB – gab allein am Montag um 8 % ab. Dies ist kein Zufall. Neben Stablecoins geraten auch die internen Token von Kryptobörsen immer stärker ins Visier der Behörden. Die insolvente Kryptobörse FTX nutzte ihre eigenen Token: FTT. Die Token wurden als Sicherheit für Kredite hinterlegt und haben damit nach Ansicht der Behörden zur Pleite der Börse beigetragen.
Das mit FTX verbundene Unternehmen Alameda Research setzte FTT Token als Sicherheiten ein. Die SEC glaubt, das Unternehmen habe mit automatisierten Käufen auf verschiedenen Plattformen den Kurswert der Token gestützt und damit den Wert der Sicherheiten erhöht, um noch mehr Geld leihen zu können.
Insiderhandel mit Token?
FTX und Alameda „planten, den Preis der FTT zu manipulieren … um den Wert ihres Kartenhauses zu stützen“, sagte der SEC-Vorsitzende Gary Gensler im Rahmen der Ankündigung einer Klage gegen zwei frühere Mitarbeiter des FTX Skandalgründers Sam Bankman-Fried.
So wirft etwa der Senator Sherrod Brown (Demokraten, Ohio), Vorsitzender des Bankenausschusses des Senats der Börse vor, durch die Verwendung des eigenen Tokens „das Eingehen unverantwortlicher Risiken weiter angeheizt“ zu haben. Die internen Token dienen häufig als Gradmesser für das Vertrauen von Anlegern in die dahinter stehende Kryptobörse.
Zahlreiche Fragen sind jedoch offen – etwa im Zusammenhang Interessenkonflikten. Austin Campbell, außerordentlicher Professor der Columbia Business School etwa konstatiert, dass „wenn jemand seinen eigenen Token hat, per definitionem auch Insiderinformationen über den Token bestehen“. Handle diese Partei dann aktiv mit diesem Token, werfe dies Fragen zum Insiderhandel auf.